Montag|2

Oh, Mann. Naruto. Was war denn das Jutsu des schnellen Abfluges? Fragend sah die Blauhaarige zu ihrer Sitznachbarin, die nur die Schultern zuckte und verwirrt zu Sakura sah, die stöhnend im Stuhl versank. Der schwarzhaarige Junge neben ihr musterte sie amüsiert und sah schließlich doch weg. Die Anspannung zwischen den beiden war luftzerreißend, sodass Hinata traurig wegsah. Sie hatte letzte Nacht mitgehört, als Ino und Sakura wild hin und herflüsterten über den Jungen mit den tiefschwarzen-lila Augen und wie attraktiv er sei. Beide Mädchen waren davon überzeugt, dass die Blauhaarige schlief, aber insgeheim war sie wach und folgte gespannt der Diskussion.

Sakura kannte also Sasuke und Naruto von früher und hat viel Zeit mit den beiden verbracht. Ob sie wohl je in einen von ihnen verliebt war?
Etwas Weißes tauchte im Sichtfeld von Hinata auf und unterbrach ihre Gedanken. Naruto reichte ihr strahlend einen Papierstapel und erwartete, dass sie ihn in die Hand nahm.
"Alle anderen haben schon einen genommen. Nur du nicht.", meinte er etwas unbeholfen.
Die Wangen des Mädchens erröteten und sie nahm mit einem minimalen Lächeln das Papier an sich. Es war ja wieder einmal klar, dass sie kaum mitbekommen hat, was um sie herum passiert ist, während sie in Gedanken war. Naruto drehte sich wieder nach vorne und packte seine Sachen ein, um in die nächste Stunde zu gehen.

Er saß vor ihr, schoss es ihr durch den Kopf und ihre Wangen wurden purpur. Sein Platz in der Klasse war genau vor ihr und diese wunderbar blonden Haare waren in ihrer Reichweite. Sie musste sich wirkich zusammenreißen nicht die Hand auszustrecken und durch seine voluminösen Locken zu fahren.

Ein Ellbogen wurde in ihre Seite gestoßen und sie schrie erschrocken auf und wäre fast vom Stuhl gefallen. Ino musterte ihre Zimmermitbewohnerin amüsiert.
"Ich wüsste nur zu gerne in welcher Fantasiewelt du versunken bist.", schmunzelte sie verträumt.
"Du wüsstest gerne alles.", mischte sich Sakura ein und deutete Hinata an ihre Sachen einzupacken. "Komm wir müssen in den nächsten Raum."
"Was haben wir jetzt, Sakura?"
"Chemie."
Mit einem schwachen Lächeln packte Hinata auf die Schnelle ihre Sachen ein und verließ mit ihren Zimmermitbewohnerinnen die Klasse. Nie hätte sie erwartet so schnell so treue Freunde zu finden, die sogar auf sie warten würden. Obwohl sie die beiden kaum kannte, hatte sie sie jetzt schon ins Herz geschlossen und war froh mit ihnen in einem Zimmer gelandet zu sein.
Sie war sich bewusst, dass es eine vorschnelle, gefährliche Tat war, aber Sakura und Ino waren einfach so nett zu ihr, dass sie gar nicht anders konnte.

Kurz vor Stundenbeginn kamen die drei vor dem Chemiesaal an. Die zwei rothaarigen Mädchen redeten miteinander. Die Jungs der Klasse hatten sich im Kreis versammelt und redeten, naja es redeten nur Kiba, Suigetsu und Naruto, aber der Rest hörte mehr oder weniger aufmerksam zu. Tenten stand neben dem Fenster und starrte gedankenverloren hinaus. Hinata wollte zu ihr gehen und mir ihr reden, weil die Brünette im Zug schon so einen netten Eindruck gemacht hat, aber dann stürmte an den Schülern ein schlanker, bleicher Mann mit langen schwarzen Haaren vorbei und öffnete die Tür zum Chemiesaal. Unsicher schauten sich die Schüler an, bis Naruro vorging und den Raum betrat. Sasuke folgte ihm stumm mit dem großen Orangehaarigen und dem Weißhaarigen. Nach und nach, aber trotzdem auf Schnelligkeit bedacht, betraten sie den Raum und setzten sich auf verschiedene Plätze.
Erleichtert stellte Hinata fest, dass Sakura und Ino beide links neben ihr saßen, während Kiba sich auf ihre andere Seite setzte.

"Guten Tag! Ich bin Sensei Orochimaru und ich unterrichte euch in Chemie, Biologie und Computerwissenschaften.", sprach der Lehrer.
"Oh, nein.", dröhnte eine tiefe Stimme aus der Klasse fassungslos. Auf das Gesicht des Senseis schlich sich ein schiefes Lächeln.
"Suigetsu Hozuki, Karin Uzumaki, Juugo und Sasuke Uchiha. Schön euch wiederzusehen." Verwirrt sah Hinata zu den Angesprochenen in der ersten Reihe. Wortlos standen Juugo und Suigetsu auf und setzten sich stumm in die letzte Reihe.
"Seid ihr noch immer sauer, dass ich euch damals in der Besenkammer eingesperrt habe?", fragte der Sensei die beiden schadenfroh. "Tja, ihr wart selbst schuld. Ihr musstet ja unbedingt mein halbes Labor auseinandernehmen.", wehrte er dann schulterzuckend ab.
Total perplex sah die ganze Klasse zwischen den beiden Seiten hin und her. Sasuke fing schließlich an zu reden und antwortete dem Sensei auf seine Frage: "Sie sind noch sauer. Suigetsu ist fast vertrocket in den zwei Stunden dort drinnen."
"Und Juugo mag es nicht so eingesperrt zu sein.", ergänzte die rothaarige Karin neben dem Schwarzhaarigen.
"Danke für eure Antworten. Der Rest der Klasse kriegt eine extra Hausübung. Ich nehme mal an, dass ihr eure Bücher schon habt.", sprach Orochimaru unbeirrt weiter.

Aus dem Augenwinkel sah Hinata, wie Sakura fast die Augen aus dem Kopf fielen. Es war der erste Schultag und schon bekamen sie Strafarbeiten.
"Warum kriegen wir eine Strafe?", fragte Kiba aufgebracht.
"Weil mir keiner geantwortet hat."
"Aber wir wussten ja nicht einmal worum es ging."
"Na und?" Dem schadenfrohen Lächeln des Helhäutigen sah man an, dass er Kiba liebend gerne auch für das Verhalten eine Strafe gegeben hätte.
"Du siehst mir nach jemanden aus, der gerne Referate hält. Ich gebe dir nach der Stunde ein Thema und du bereitest es bis zur nächsten Stunde vor." Und da war die Strafe schon. Zähneknirschend sah Kiba zum Tisch und verschränkte die Arme.

Die dunklen Augen des Senseis richteten sich zu jemanden in der Klasse. Sakura hatte aufgezeigt.
"Es tut mir leid, Sensei, aber wir haben die Bücher noch nicht erhalten."
"Mhm, verstehe. Kann man nichts machen, dann machen wir halt so Übungen und ihr lest die Theorie nach. Wie heißt du, Mädchen?"
Verunsichert erstarrte Sakura etwas, sie hatte Angst auch eine Strafe wie Kiba zu kriegen.
"Sakura Haruno."
Zu aller Überraschung riss der Sensei grinsend die Augen auf. "Du bist das Mädchen, dass sich für den Medizinunterricht bei Tsunade angemeldet hat, wenn ich mich nicht täusche."
"Genau."

Die Senju-Schule war eine Eliteschule, die in vielerlei Hinsicht auf das Niveau einer Universität ankam. Die Allgemeinbildung wird weiter ausgebildet, indem die Schüler in jedem Fach nur eine Stunde pro Woche haben und dann extra Hauptfächer wählen können. Von Ino wusste Hinata, dass sie anfangs auch Medizin nehmen wollte, aber ihr schon der Eignungstest zu viel wurde und sie sich letztendlich für Psychologie angemeldet hat. Hinata selbst hat auf den Wunsch ihres Vaters und auf ehrlich gemeinte Ratschläge von Neji Unternehmensführung genommen. Später würde sie dann wahrscheinlich - so wie er - noch ein Fach dazunehmen.
"Viel Spaß.", meinte Orochimaru abschließend mit einem aufgesetzten Lächeln zu Sakura und fing an Beispiele auf die Tafel zu schreiben. Verdattert sah Sakura ihm nach, während Sasuke unauffällig Sakura musterte, genauso wie der Rest der Klasse. Was sollte denn Orochimarus Aussage bedeuten?

"Was war denn das?", fragte Kiba seine alte Freundin leise. Ängstlich darüber zu reden, sandte sie ihm einen ahnungslosen Blick zu. War das von Orochimaru ein gutes oder schlechtes Zeichen?
Neji hat erzählt, dass die letzten Jahre anscheinend schon keiner mehr Medizin bei Tsunade genommen hat, aber er hat keinen Grund erzählt warum.

Die Stunde verging damit, dass neben Kiba auch Suigetsu, Juugo, Tenten und Ino zusätzliche Strafaufgaben bekamen. Naruto bekam gleich vier Stück auf einmal, weil er die Klasse zu sehr gestört hat. Sensei Orochimaru bewunderte Shikamarus und teilweise auch Sakuras Intelligenz, die seiner Meinung nach aber noch immer weit enfernt von Sasukes Niveau waren. Die Hausübung und anfängliche Strafarbeit - die alle außer Sasuke und Karin bekamen - zog sich über vier Zettel mit Vorder- und Rückseite. Neji hatte nicht übertrieben als er meinte, dass Hinata lieber einen Rucksack mitnehmen soll, als eine große Handtasche. Zwei Stunden waren vorbei und die Mappe, in der die Blauhaarige geplant hatte Zettel zu verstauen, war schon voll.

Irgendwie zog sie sich gemeinsam mit Sakura und Ino durch die restlichen drei Stunden. Englisch bei Sensei Kurenai war eigentlich sogar total gut. Deutsch bei Sensei Anko war aushaltbar. Nachdem Sensei Kakashi in der letzten Stunde, Physik, wieder unter irgendeinem falschen Vorwand aus der Klasse verschwand, räumten alle zusammen und gingen.

Um 15 Uhr würden in der Schule die Listen ausgehängt werden, wo und wann welches Hauptfach stattfinden würde. Hinata füllte in Anwesenheit von Sakura und Ino in ihrem Zimmer die Zettel von Sensei Kakashi aus.
"Sag einmal, Sakura.", fing Ino nach einer Weile an und legte ihren Stift zur Seite. "Was hat Naruto eigentlich heute gemeint?"
"Da musst du dich schon präzisieren. Naruto meint viel.", murmelte Sakura genervt vom Papierkram. Hinata konnte es verstehen, sie war auch kurz davor einfach alle Zettel zu verbrennen.
"Das was er in der ersten Stunde gesagt hat. Irgendetwas mit schneller Abflug." Gespannt legte auch Hinata den Stift zur Seite weg. Sie konnte sich sowieso nicht konzentieren, wenn über Naruto gesprochen wurde. Sie kannte ihn kaum und kurz, aber er brachte sie durcheinander.
"Das Jutsu des schnellen Abfluges.", seufzte Sakura und holte aus ihrer Geldbörse ihre Versicherungskarte, um die Nummer auf das Formular einzutragen.
"Was hat es damit auf sich?"
"Als Kinder haben Naruto, Sasuke und ich oft Ninja gespielt und da gab es eben das Jutsu des schnellen Abfluges. Einmal hat es wer auf Naruto angewandt und im Endeffekt wurde er nur in den Hintern gepiekst und wegkatapultiert. Er ist weich in einem kleinen See gelandet, aber seit dem ist er richtig traumatisiert von dem Jutsu.", erklärte Sakura nostalgisch.

Armer Naruto, dachte sich Hinata, während Ino lachte.
"Ich erinnere mich an die Zeit, wo ihr zu dritt immer gespielt habt. Ich war total eifersüchtig, dass du mit Sasuke spielen konntest.", gestand Ino noch immer lachend. "Ihr beide habt damals so eine gute Bindung gehabt. Ihr konntet einander verstehen, ohne zu reden."
"Ja, das ist lange her.", seufzte Sakura verträumt und lehnte sich zurück. Ihren Kopf warf sie in den Nacken und starrte die weiße Decke an.
"Sasuke hat dich oft beschützt, während du dich um ihn gekümmert hast.", redete Ino unbeirrt weiter und lächelte ihre Freundin an. Die beiden kannten sich auch schon seit Kindheitstagen, sie wohnten fast nebeneinander und ihre Mütter waren befreundet.
"Wie gesagt, das ist lange her. Der Kontankt mit Sasuke ist vor fast fünf Jahren abgebrochen, als er umzog und die Schule wechselte."
"Es wundert mich etwas, dass er mit Naruto noch so gut ist. Die beiden haben doch früher immer konkurriert.", meinte Ino und füllte weiter die Zettel aus.
"Mich nicht, etwas anderes von ihm hätte mich gewundert. Naruto steht zu seinem Wort und er hätte Sasuke nie aufgegeben. Er ist sein bester Freund, fast schon ein Bruder für ihn."
"Ja, der Arme hat ja kaum noch jemanden." Jetzt wurde Hinata aufmerksamer. Was meinte Ino damit? Sie hat doch selbst gesehen, wie viele Freunde Naruto hat.
"Naruto hat mir erzählt, dass Sasuke ihn eine Zeitlang ständig von sich weggestoßen hat, bis er ihm endlich die Augen geöffnet hat und die beiden ihre Rivalität teilweise zur Seite legten."
"Teilweise?", mischte sich endlich die Blauhaarige ein. Bitter lachte Sakura auf.
"Sie waren schon damals ständig eifersüchtig aufeinander und darüber was der eine hatte und der andere nicht. Ich bezweifle, dass sich das bis heute geändert hat, wenn dann hat es sich nur in den Blickwinkeln verändert."

Ino brach aus dem nichts in lautes Gelächter aus und wandte sich atemlos an Sakura.
"Erinnerst du dich noch daran, wie ihr auf Bäume geklettert seit? Du bist gleich beim ersten Versuch bis fast zur Spitze gekommen, während Naruto und Sasuke den ganzen Tag immer und immer wieder hinuntergefallen sind oder den Halt verloren haben."
Auch Sakura fing an zu lachen und die Hyuga stimmte ahnungslos mit ein.
"Sie haben mehrere Tage damit verbracht auf diese Bäume klettern zu können. Naruto hat mich sogar um Tipps gefragt.", lachte Sakura weiter.
"Haben sie es dann geschafft?", interessierte sich Hinata für den Ausgang der Geschichte.
"Ja. Nach einer geschlagen Woche. In der Zwischenzeit haben sie aus allem Wettbewerbe gemacht. Wer isst am schnellsten, wer geht am schnellsten, wer räumt am schnellsten auf."
"Und wer hat es zuerst auf den Baum geschafft?"
"Beide gleichzeitig.", sprudelte es lachend aus Ino.

Um kurz vor 15 Uhr verließen die Mädchen das Zimmer und trafen auf Tenten, die aus dem Zimmer am Ende des Ganges kam.
"Hey, Leute."
"Hallo, Tenten.", begrüßten sie die Brünette einstimmig.
"Gehst du jetzt auch schauen wann deine Hauptfächer anfangen?", fragte Hinata sie nett auf dem Weg zur Schule.
"Ja. Wofür habt ihr euch angemeldet?"
"Medizin."
"Psychologie."
"Unternehmensführung. Und du Tenten?"
"Theorie des Sports und der Bewegung und als zweites Hauptfach Justiz."
"Zwei Hauptfächer in einem Jahr? Wow, da hast du dir aber echt viel vorgenommen.", staunte Sakura.
"Sagt die Richtige, Medizinschülerin." Etwas beschämt sah Sakura weg, aber lachte dann auch mit dem Rest mit.

In der Schule haben sich schon die ersten Klassen und weitere Schüler vor der großen Pinnwand versammelt. Sakura und Tenten stießen freundlicherweise einige Schüler weg, sodass die Mädchen durchkonnten.
"Oh, nein. Ich muss in zehn Minuten bei Tsunade sein.", rief Sakura, nachdem sie ihren Infozettel durchgelesen hatte und rannte weg.
"Wir sehen uns später.", verabschiedete sich Ino und ging geschmeidig weg.
"Tschüss, Hinata." Schon war Tenten auch weg und sie wollte noch die Strafaufgabe von Orochimaru machen.
Unsicher machte sich die Blauhaarige alleine auf den Weg zu dem Raum, den sie brauchte. Raum 107.

Im Raum saßen zu ihrer Überraschung schon Shikamaru und Naruto. Versteinert blieb sie in der Tür stehen und hoffte, dass sie noch atmete.
"Hinata!", brüllte Naruto froh. "Du auch hier?"
Gelangweilt sah Shikamaru auf. "Wie nervig. Setz dich doch. Es ist genug Platz da." Zitternd ging sie auf einen Stuhl in der ersten Reihe zu und promt saß Natuto schon neben ihr.
"Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dass du hier bist. Shikamaru ist fad, echt jetzt!"

Ein erschöpftes Stöhnen riss die drei aus ihren Gedanken, als Sensei Kakashi von einem Mann, der Lee sehr ähnelte, in die Klasse gedrückt wurde.
"Warum seid ihr alle darauf aus, dass ich pünktlich komme?", fragte er müde. Kurz nach Kakashi betrat eine kleine Frau die Klasse. Sie hatte hochgebundene mattblaue Haare und bernsteinfarbende Augen. An sich gepresst hielt sie ein dickes Buch, ansonsten machte sie aber einen eher netten Eindruck.
"Hallo, ihr drei. Ich bin Sensei Konan. Ich unterrichte unter Sensei Kakashis Aufsicht Unternehmensführung.", stellte sie sich ernst vor. Kakashi hob den dreien lächelnd eine Hand und ging nach hinten, um sich auf einen Tisch zu setzten. Danach zog er ein Buch aus seiner Jacke.
"Nicht erschrecken.", sprach er dann. "In Unternehmensführung seid ihr mehr als nur drei. Das ist nur die Infostunde. Die Bühne gehört nun dir, Konan."

Hinata Hyuga, 14.2.2021