10- Willst du wetten?

Dienstag|1

Zum vierten Mal laß die Brünette jetzt schon die Schulregeln, worin stand, dass das Tor rund um die Schule und Internate um 22 Uhr geschlossen wird, aber nicht wann es wieder geöffnet wird. Die letzten zwei Tage ist sie in der Früh faul rumgelegen, weil sie starke Unterleibschmerzen hatte, nun wollte sie wieder in ihren täglichen Rhythmus hineinkommen. Seufzend warf sie die Hausordnung von sich weg.

"Was ist los?", quengelte Temari unter ihrer Bettdecke von der anderen Seite des Zimmers.
"Weißt du wann das Schultor geöffnet wird?", flüsterte Tenten leise. Sie wollte ihre Mitbewohnerin nicht wecken, wenn sie noch nicht ganz wach war.
"Um halb 8, damit die Schüler von außerhalb zur Schule kommen können."
"Was soll ich dann jetzt machen?", fragte Tenten mehr sich als Temari und zog traurig die Knie an sich.
"Was willst du den machen?", fragte die Blondie interessiert und deckte sich ein Teil des Gesichts ab.
"Ich wollte eigentlich joggen gehen, aber das Tor ist ja geschlossen." Prüfend wurde die Brünette von der Zimmermitbewohnerin gemustert.
"Wie spät ist es?"
Mit einem schnellen Blick auf ihr Handy antwortete Tenten: "Halb 7."
"Warum stehst du so früh auf?", fragte Temari total neben der Spur.
"Ich bin seit 6 Uhr wach. Ich stehe immer früh auf."
"Warum?", hauchte die Blondine fassungslos ins Zimmer.

Dass die junge Sportskanone Albträume quälten, schlechte Gefühle plagten und sie sich grundlos schuldig fühlte, wollte sie ihrer Mitbewohnerin nicht anvertrauen. Sie kannte sie kaum. Gerade wo sie zu der Antwort ansetzten wollte, dass es aufgrund des Sportes sei, den sie mit Leib und Seele genießt, wurde sie unterbrochen.

"Naja, auf jeden Fall ist das Schultor bis mindestens 7 Uhr immer zu. Ab und zu machen sie vor halb 8 auf."
Prüfend sah die Brünette zur Halbschlafenden. "Kann man nichts machen."
"Was willst du jetzt machen, Panda?"
"Ich will dich hier nicht stören, also mache ich lieber im Aufenthaltsraum der Mädchen ein Workout oder so."
"Geh doch einfach zum Sportplatz.", gähnte Temari und drehte sich seitlich zu ihr um.
"Sportplatz?", wiederholte Tenten fragend. Die Schule hatte einen Sportplatz? Einerseits war es ja von einer Elite-Schule zu erwarten, aber andererseits warum wusste sie nichts davon.
"Ja, klar. Hinter der Schule. Riesengroße Sportfläche mit allen möglichen Spielplätzen und gigantischen Tribünen." Warum wusste Tenten nichts davon? Darüber würde sie auf jeden Fall noch einmal mit Kakashi sprechen.

"Und da darf man hin, Temari? Auch um die Uhrzeit?"
"Sensei Guy ist auch so ein Morgenmensch wie du. Ich wette er ist schon dort, aber ansonsten hat meistens ein Lehrer dort Aufsicht, falls was passiert. Nur nachts halt nicht."
"Okay. Danke." Bedankte sich die Brünette und ging auf die Tür zu.
"Warte." Ruckartig setzte sich Temari auf und stand in ihrer Decke eingewickelt auf. Watschelnd ging sie durch das Zimmer. "Durch das Fenster bist du schneller da. Es ist näher von hier.", berichtete sie mit einem Blick durchs Fenster und öffnete jenes.

Unsicher näherte sich Tenten ihr.
"Komm näher. Ich zeig dir wo es ist.", meinte die Blondine händefuchtelnd.
"Okay, danke."
"Da hinten. Siehst du den Baum der so schief wächst?", fragte Temari und zeigte auf jenen Baum. Hinter der Schule befand sich eine weite und gepflegte Baumreihe, die Tenten anfangs für einen Wald gehalten hat.
"An dem Baum geht ein Weg vorbei direkt zum Sportplatz."
"Wow, danke wirklich."

Skeptisch sah Temari an Tenten hinab.
"Du gehst dort laufen, oder?"
"Ja, warum?" Misstrauisch sah die Brünette auf ihr Outfit. Es war eine schwarze, dünne Jogginghose und ein kurzärmliges beiges T-Shirt, dass sehr luftdurchlässig war. Könnten es die grauen Sportschuhe sein?
"Wie viel circa?" Einen Moment musste sie nachdenken, bis sie verstand, dass Temari die Strecke meinte.
"Zwei bis drei Kilometer.", antwortete Tenten schulterzuckend.
"Das ist mir zu viel.", meinte Temari schnell und träge und watschte zu ihrem Bett zurück.
"Warum? Wärst du etwa mitgekommen?", schmunzelte die Sportskanone.
"Morgen vielleicht.", kam es gedämpft vom Bett. Dem folgte ein lautes Gähnen. "Mach das Fenster zu, aber so dass du es später wieder aufstoßen kannst."
"Okay." Schon schwang sie sich auf das Fensterbrett und war schon halb draußen als Temari ihr etwas nachrief.
"Pass auf dich auf! Jetzt sind wahrscheinlich nur Jungs dort. Lass dich einfach nicht unterkriegen!"

Schmunzelnd ging die Brünette den, von Temari beschriebenen, Weg entlang und rieb sich über die Arme. Morgens war es immer frisch, aber Tenten wollte keine Jacke mitnehmen, ihr würde durch das Laufen sowieso warm werden. Gerade wo sie durch den Weg die Baumreihe spazierte, schoss ihr durch den Kopf, dass Temari sie auch hätte anlügen können. Über ihre eigene Dummheit und Verantwortungslosigkeit blieb sie stehen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und das Mädchen wäre ein leichtes Fressen für alles, was ihr jetzt entgegenkommen könnte. Sie wollte wutentbrannt und panisch umdrehen und zurücklaufen, als sie jemanden etwas rufen hörte.
Gegen jedes schlechte Bauchgefühl traute sie sich näher heran und sah wirklich einen riesig großen Sportplatz vor sich.
Temari hatte nicht gelogen.

An einer Seite, die genau zu der Baumreihe schaute waren überdimensional große Tribünen, an denen man die ganze Schule versammeln konnte. In der Mitte war eine große Grünfläche und außen herum Runden zum Laufen, genau das, was Tenten suchte. Außerhalb der Runden waren jeweils zwei Fußball-, Basketball-, Handball-, Volleyball- und sogar Beachvolleyballplätze. Das war das Paradis für jeden Sportler. Auf der Grünfläche befanden sich Stangen zum Hochstemmen, eine Bahn mit Sandfläche für den Weitsprung und ein Weichboden mit Stangen für den Hochsprung ebenso wie ein Bereich für den Weitwurf.

Am liebsten hätte sich Tenten aufgespalten und wäre überallhin gleichzeitig gegangen.
Einige Schüler waren schon da und spielten in kleinen Gruppen Basketball oder Handball, einige machten sich auch mit den Fitnessgeräten außerhalb der Grünfläche vertraut.
Zögernd ging die Brünette näher ran und rieb sich noch immer über die kalten Arme. War sie hier überhaupt erwünscht?

Es waren wirklich nur Jungs da. Aus der Menge heraus stach ein großer Mann in einem grünen Trainingsanzug, der sich Tenten schon am ersten Tag als Sensei Guy vorgestellt hatte. Er hat damals das dritte Bett im Alleingang aus dem Zimmer geschoben.
Gerade sprang er Seil, während Lee von 5 000 hinabzählte und versuchte dem ungeheur schnellen Tempo von Sensei Guy zu folgen.
Guy stoppte, als er die Rehbraunäugige erblickte und wank ihr zu.
"Kann ich dir helfen? Bist du auch auf der Suche nach der Kraft der Jugend?"
"Ehm...", find Tenten schüchtern an. "Ich habe da ein kleines Problem."
"Da kannst du dich ruhig an Sensei Guy wenden. Er kann jedes Problem lösen.", schwärmte Lee etwas außer Atem.
"Eigentlich gehe ich jeden Tag etwas laufen, aber wir dürfen ja das Internatsgelände nicht verlassen, weil das Tor abgeschlossen ist. Und da wollte ich fragen, ob ich hier laufen kann?", gegen Ende hin wurde sie immer leiser und setzte ihr bestes Lächeln auf.
"Ja natürlich!", brüllte Sensei Guy und selbst Lee wurde noch motovierter und sprang schneller Seil.
"Jeder und jede Sportlerin ist willkommen! Es ist doch viel schöner, wenn man die Kraft der Jugend gemeinsam nutzt!", brachte Guy unter Tränen hervor.
Okay, dachte sich die Ama mit einem seitlich wachsenden Animetropfen.
"Ist das hier eine Art Sportklub? Muss man sich dafür anmelden?"
"Nein, das ist alles freiwillig. Nutze was du willst, jeder wird dir vom Herzen gerne helfen.", weinte Guy und Lee gleich mit.
"Ehm... danke."
"Die Kraft der Jugend verbreitet sich!", brüllten beide, warfen die Seile weg und rannten 200 Mal die Tribünen hoch und runter.

Kichernd suchte sich Tenten eine freie Bahn und ignorierte die anzüglichen Blicke der Jungs. Sie dehnte sich ausgebig und gerade als sie starten wollte, wurde sie angesprochen.
"Hallo, Schöne. Bist du das erste Mal hier?"
Genervt wandte sich das Mädchen zu dem Jungen, der dunkle Augen und schwarze Haare hatte. Auf seinen Lippen lag ein provokantes Lächeln und unter seinen Augen Augenringe.
"Ich bin Zaku.", stellte er sich vor und richtete sich das lila Stirnband mit schwarz-weißen Musiknoten. "Und du?"
"Tenten.", antwortete sie schlicht und sah wieder auf die Strecke, die sie laufen wollte.
"Glaubst du, dass du mit mir mithalten kannst? Ich werde von meinen Freunden und Feinden auch 'zerschneidende Luftwelle' genannt."
"Aha.", sagte sie desinteressiert über diese komischen Flirtversuche. "Glaub mir ich kann schnell und lange laufen."
"Ich bin so schnell wie der Schall, meine Liebe."
"Okay. Eine Runde. Wer schneller ist gewinnt.", beschloss die Brünette ehrgeizig.
"Und was ist der Gewinn?", grinste Zaku.
"Du musst dir keine Gedanken darüber machen. Du wirst nicht gewinnen."

Zaku lachte und sah sich um. "Hey, Neji! Kannst du den Schiedsrichter machen?", brüllte er in eine Richtung. Tenten folgte seinem Blick und erblickte unter der Tribüne einen Jungen mit langen, braunen Haaren meditieren. Er hatte die Augen geschlossen und saß im Schneidersitz da. Schnaufend öffnete er die Augen und sah zu Zaku. Seine fliederfarbenen Augen gingen von Zaku zu Tenten, woraufhin er elegant aufstand und auf die beiden zuging.
"Was willst du?", richtete er sich mit seiner tiefen Stimme und einem genervten Unterton an Zaku.
"Wir wollen ein Wettlaufen machen. Machst du den Schiedsrichter?", rief er zurück. Lee tauchte vor den beiden Laufenden auf und flehte sie atemlos an mitzulaufen, obwohl er nach Nejis Aussage schon zwei Stunden Sport machte und sich eine Pause gönnen sollte.

"Okay, also ihr lauft eine Runde, das sind grob 500 Meter. Die Ziellinie ist die gerade Linie kurz hinter mir. Was springt für den Gewinner heraus?", redete Neji und gesellte sich zu den dreien.
"Ein Wunsch.", platze es aus Zaku mit einem schmierigen Blick zu Tenten.
"Meinetwegen, du wirst dir sowieso nichts wünschen können.", stimmte sie schulterzuckend mit ein. Sie neigte sehr dazu sich zu überschätzen, aber sie wäre nicht so übereilig auf das Angebot eingegangen, wenn sie nicht wüsste, dass sie sowieso die Schnellere war. Außerdem wollte sie diesem komischen Typen das Maul stopfen und ihm etwas Respekt beibringen.
Nejis Blick war noch immer auf Tenten gerichtet und er schmunzelte leicht.
"Okay, dann alle auf die Plätze."
Wenig später ertönte das Startsignal und sie rannten los. Nach nicht einmal der halben Runde, war Zaku schon viel zu weit weg hinter Tenten und Lee.

Kurz vor dem Ziel fuhr Tenten ihre Kraft hoch und vergrößerte den Abstand zu dem so schon ausgepowerten Lee, womit sie auch vor ihm im Ziel ankam. Jubelnd riss sie die Hände hoch und sprang in die Luft.
"Wow. Ich gratuliere dir. Ich sehe meine Niederlage ein und werde weiter trainieren um dich besiegen zu können. Du bist nun schon die Dritte, die mich besiegen konnte.", sprach Lee zu Tenten mit tiefen Atemzügen und verbeugte sich von ihr. "Mit der Kraft der Jugend!", brüllte er und lief die nächste Runde.
"Aber das war ja nicht einmal fair, er war schon ausgepowert während ich erst angefangen habe.", sprach sie in den Leere, wo der Junge gerade eben noch stand.
"Es ist Lee. Er würde nie einsehen, dass er energielos ist.", meinte Neji schulterzuckend.
"Was meinte er mit Dritte?", fragte Tenten ergebend.
"Kaum wer hat ihn besiegen können, außer Sensei Guy und ich.", erklärte Neji und sah zu dem dritten Teilnehmer. Schnaufend kam Zaku ins Ziel und wurde von Neji amüsiert gemustert.
"Das wars dann wohl mit der 'zerschneidenden Luftwelle'.", lachte das Mädchen.
"Zaku, du hast verloren.", sagte Neji triumphierend mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht.
"Sei leise, Neji.", zischte er genervt zurück.

"Was soll ich jetzt mit meinem Wunsch machen?", fragte die Siegerin und musterte Zaku mit einer provokant hochgezogenen Augenbraue.
"Wenn du wirklich etwas ausrichten willst.", riet ihr Neji. "Dann gib den Wunsch an deine Zimmermitbewohnerin weiter."
"Meinst du?"
"Glaub mir, du wirst es nicht bereuen."
"Okay." Sie hätte dem schönen, sportlichen Typen mit den langen, zusammengebundenen Haaren alles geglaubt. "Ich, Tenten Ama, gebe meinen Wunsch betreffend Zaku."
"Abumi.", ergänzte Neji.
"Zaku Abumi, der bei einer Wette hochhaus gegen mich verloren hat an Temari."
"Sabakuno."
"An Temari Sabakuno weiter."
Zaku riss überrascht die Augen auf und ging auf Neji los. Geschockt sprang das Mädchen zurück und wollte dann doch dazwischengehen, aber Neji schlug Zaku mit der flachen Hand in den Bauch, woraufhin dieser wie ein Baum nach hinten fiel und schmerzvoll auf den Boden liegen blieb.
Der brünette Junge hatte sich kaum angestrengt und sah kalt zu Zaku hinab.
"Wir sehen uns noch, Tenten.", verabschiedete er sich von ihr und verschwand. Total perplex wandte sich das Mädchen von Zaku ab, der dann aufgestanden und zu einem Freund gegangen war. Dann lief sie noch drei Runden.

Schlussendlich bedankte sie sich bei Sensei Guy, dass sie hier sein durfte und trainieren durfte.
"Es war mir eine Ehre. Die Jugend muss ja zusammenhalten und sich gegenseitig helfen. Du bist hier immer willkommen."
Geehrte lief Tenten zum Internat und suchte das Fenster zu ihrem Zimmer, das sie aufstieß. Leichtfüßig kletterte sie ins Zimmer und stieß auf prompt auf Temari, die müde ins Zimmer kam.
"Und wie war es?", fragte sie eigentlich desinteressiert und sie erwartete wohl auch nicht eine Antwort, aber die Geschichte sprudelte einfach aus der Brünetten heraus.
"Und am Ende hat mit Neji geraten, dass ich dir den Wunsch übergeben soll. Naja, jetzt hast du einen Wunsch gegenüber Zaku Abumi frei.", schloss sie ihren Redefluss ab.

Temari tat etwas, was Tenten nie von ihr erwartete hätte. Sie raste auf sie zu und umarmte sie stürmisch.
"Danke.", quietschte sie und lief daraufhin zu ihrem Schrank, aus dem sie ein schwarzes T-Shirt, einen roten Rock und eine dunkle Strumpfhose herausholte. Danach holte sie noch mehr Kleidung heraus.
"Heute wird ein schöner Tag!", grinste die Blondine teuflisch und machte sich für die Schule fertig.

Tenten Ama, 18.2.2021

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