Verwirrung der blutigen Träume Kapitel zehn


Ich drehte mich hin und her im Krankenbett. Alles, was ich träumte, war nur noch wirr. Ich sah sehr viele verschwommene Gesichter. Dunkle Gestalten kamen auf mich zu und verschwanden wieder. Messer, an denen Blut klebte, flogen herum und über allem war so eine dreckige Lache, das mir die Haare zu Berge standen.
Ich befand mich gefühlt im Nirgendwo. Ohne Zeitgefühl, ohne überhaupt nur die Idee eines Auswegs und irrte zwischen Gestalten umher, die ich nicht kannte, aber auch gar nicht kennen wollte, um ehrlich zu sein.
Für mich war das einfach nur der pure Horror, dieses scheußliche Spiel. Das wusste ich jetzt schon. Und wenn es eine Gelegenheit gab auszusteigen - möglichst ohne viel Blut zu verlieren oder zu sterben - dann flehte ich nur noch darum, dass es mir endlich jemand verraten würde. Denn so langsam hielt ich das nicht mehr aus.

Ich wollte einfach nicht mehr spielen! Und ich kam mir selbst blöd vor mir vorzustellen, dass es Realität war. Mir war inzwischen egal, wie lange ich das schon spielte. Ich wollte mich nicht mehr quälen lassen.
Es stank mir bis zum Hals, dass es offensichtlich jemanden gab, der überhaupt nicht existieren sollte, der übernatürlich war und mich psychisch wie auch anders verletzen konnte. Und auch noch Spaß daran fand.
Ich war zwar auch keine, die zart besaitet durchs Leben ging und nichts so richtig aushielt ohne gleich zu schreien, aber auch keine, die niemals zugab, dass sie Angst hatte.

Ich zeigte durchaus meine schwachen Seiten zu viel. Zu oft sogar. Aber dennoch war ich auch nicht so, dass ich mich darauf ausruhte, wenn ich irgendwelche Dinge nicht konnte oder für Sachen, die andere konnten, zu schwach war.
Ich war aber auch keines Wegs hartgesotten und schluckte alles herunter. Doch jetzt wusste ich nicht, ob ich zu schwach war, um es zu überstehen oder nicht.
Das Wirrwarr um mich herum lichtete sich plötzlich. Trotzdem waren meine Lider trocken und brannten.

Ich fiel nach vorne und ich tanzte kurz auf einem Bein in einer komischen Weise auf einem feuchten Boden herum, knickte dann vollends ein. Meine Hände berührten Feuchtes. Was auch immer es war. Mir stach ein Geräusch in die Ohren, so ohrenbetäubend laut, dass sie zu pfeifen anfingen. Meine Sicht wurde klarer und ich konnte unter mir das Feld sehen. Das Geräusch kam näher und wurde lauter, doch ich rührte keinen Muskel. Ich lag einfach da, mit feuchten Händen, verwirrt und schmutzig. Obwohl ich das nur vermutete, das Schmutz an meiner Kleidung klebte. Musste ja wohl so sein, da ich auf einem verdammten Feld lag.

Langsam erhob ich mich nach kurzem Wiederorientierens und schaute mich um. Ich war wirklich auf einem Feld gelandet und ich stand jetzt mitten Schlamm. Ich schaute mich um und konnte es nicht fassen. „Wo hatte es mich denn jetzt schon wieder vergeschlagen?", fragte ich mich im Stillen und drehte mich gerade noch rechtzeitig um die eigene Achse, um zu sehen, dass ausgerechnet jetzt auf diesem Feld gearbeitet wurde und ich mitten im Weg einer Mähmaschine stand.
Jetzt müsste ich natürlich rennen. Denn die Maschine war nicht mehr weit von mir entfernt. Ihre scharfen Klingen glänzten mir entgegen und ich entschied mich glatt dagegen platt gefahren zu werden.

Ich sprang und rannte und kam schließlich in Sicherheit auf einen Weg. Einsam und verlassen lag der kleine Streifen vor mir und ich war froh, dass er mich gerettet hatte. Ich ließ meiner Lunge kurz Luft. Dann wagte ich ein Schritt, um mir den Weg anzusehen. Staubig lang und öde lag er vor mir, als hätte ihn schon lange keiner mehr begangen. Ich würde es jetzt aber tun.
Also los, ich hatte nichts zu verlieren, wenn es schlimmer werden würde.

Entschlossenen Schrittes ging ich auf dem Feldweg. Bald jedoch verflog die Entschlossenheit und ich blieb mehrmals stehen wegen der staubigen Luft, die in meinem Hals kratzte. Ich überlegte umdrehen und zurück zu laufen, weil ich nicht mehr konnte.
Dieser Weg war so ewig lang. Vom Gefühl her hätte man ihn Jahre gehen können, ohne irgendein Ziel. Verlassen, alleine hier zwischen den Feldern würde mich dann bald der Durst schrecklich verrückt machen.
Ich setzte mich in den Staub. Müde, kaputt und einfach nicht zu gebrauchen saß ich da, wissend, dass da nirgends jemand war, der mir helfen konnte.
Fühlte mich so ausgetrocknet und fertig wie lange nicht mehr.

Ein schwacher Wind blies plötzlich und ganz in der Ferne hörte ich Leben, doch ich machte mir nichts draus. Das war mein Gehirn. Nichts weiter. Dies redete ich mir ein, doch es blieb nicht dabei. Irgendwer oder irgendwas rief meinen Namen Ich saß jetzt kerzengerade. Als ich es nochmal hörte. Ganz klar, aber schwach rief jemand wirklich meinen Namen.
„Ria!", hörte ich wieder. Die Stimme kam immer näher zu mir. „Ria!" Ich sah hoch und erspähte eine Gestalt, die so wie es aussah auf mich zuzukommen schien. „Ria!" Mein Name wieder und wieder.
Ich brauchte eine ganze Weile um zu checken, dass die Gestalt da vorne mich bei meinem Namen rief. Mit brüchiger Stimme, als hätte die Person geweint, kam mein Name aus ihren Mund.

Ich wollte in diesem Moment so gerne schreien, dass ich hier war und es mir so beschissen ging, dass man ein Drama darüber schreiben hätte können. Aber mein Mund und meine Lunge verabredeten sich schon jetzt und so war es ganz und gar unmöglich überhaupt irgendwie etwas zu sagen.
Die Gestalt kam näher und ich erkannte, dass es ein Mädchen war, das da mit gezielten Schritten auf mich zueilte. Ich kniff die Augen zusammen. Von irgendwo her kannte ich es. Ich kannte dieses Mädchen.
Ich kramte in meinem Gedächtnis nach. Wer war das? Woher kannte ich sie?

Sie kam näher auf mich zu und hörte auf mich zurufen. Vorsichtig ging sie. Ganz vorsichtig und schwankte auch leicht, wie ich feststellen musste. Sie streckte jetzt ihre Hand nach meiner aus. Ich kramte, während sie das tat, noch immer in meinem Gedächtnis und versuchte irgendwelche Erinnerung zu erhaschen. Ich war mir nämlich ganz sicher, dass ich sie kannte, wusste aber nicht woher. Doch nun, als sie so da stand, die Hand nach meiner ausstreckte, glimmerte in mir plötzlich ein Bild auf.

Ich riss die Augen auf. Träume ich das jetzt wirklich? Mir schossen Tränen in die Augen. Konnte das möglich sein, dass dieses Mädchen...
Ich musterte sie kurz, um meinen Irrtum irgendwie richtig zu stellen, aber ich hätte es auch nicht tun können, denn, oh mein Gott, sie war es!

Lebhaft und in Form stand sie da. Das Mädchen aus meinem verzerrten Spiegelbild und schaute mich direkt an.
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