1- Albtraum
Das einzige, was Lysander hörte, war sein gleichmäßiges Atmen. Er lag stumm in seinem düsteren Zimmer und lauschte. Von draußen hörte er eine Eule. In seinem Zimmer war es still. Das Mondlicht schien schwach durch sein Fenster und erleuchtete seinen Schreibtisch. Sein Bett lag in vollständiger Dunkelheit. Lysander drehte sich zur Wand. Irgendwann, nachdem er angefangen hatte, die einzelnen hellen Flecken an seiner Holzwand zu zählen, schlief er ein.
Um ihn herum herrschten Stille und Dunkelheit. Lysander strengte seine Augen an. Irgendwas musste er doch sehen. Unter seinen Füßen spürte er Kies. Dann hörte er Schritte. Sie waren nicht die eines Menschen. Es war etwas anderes, was hinter ihm stand. Seine Angst packte ihn und hielt ihn fest.
Am liebsten wäre Lysander weggelaufen aber was auch immer hinter ihm stand würde ihn sowieso einholen.
Er hörte wie das Etwas seinen Mund öffnete. Ein Bild von blutverschmierten, scharfen Zähnen blitzte vor Lysanders innerem Auge auf. Angst legte sich wie ein Gewicht auf ihn, erdrückte den Körper des Jungen bis er nur noch stoßweise atmete.
Das Etwas legte seine Pranke auf seine Schulter.
Mit einem gellenden Schrei erwachte Lysander. Sein Herz raste nach wie vor. Der Junge sprang aus seinem Bett und stürmte in das Schlafzimmer seiner Eltern. Seine Eltern waren bereits hellwach.
„Hattest du wieder einen Albtraum?", fragte sein Vater, während Lysander zu ihnen ins Bett kroch.
Der Junge nickte.
„Ich bin mir sicher, die Albträume werden bald vorbeigehen und es wird alles wieder normal werden", sagte seine Mutter und nahm ihn in den Arm. Lysander wollte nicht gehalten werden. Er kämpfte sich aus den Armen seiner Mutter frei und versteckte sich unter der Bettdecke.
Mit einem Mal ließ die Angst ihn los. Lysanders Körper pochte. Dann begann er zu weinen.
„Wa-as, wenn die Alb-bträume nie aufhören?"
„Sie werden aufhören. Ganz bestimmt", sagte sein Vater und streichelte ihn.
„Woher we-eißt du das?", er vergrub sein Gesicht in der Decke.
„Ich hatte selbst oft Albträume als ich in deinem Alter war."
Für eine Weile weinte Lysander vor sich hin.
„Was hast du denn diesmal geträumt?"
„Ich weiß es nicht mehr... Ich hatte so große Angst", er blickte auf die gegenüberliegende Wand.
Dort in den Schatten zeichneten sich spitze Formen ab, Zähne und Krallen. Er vergrub sein Gesicht in der Bettdecke.
Die Albträume hörten tatsächlich auf. Seit drei Wochen hatte Lysander gar keine Träume mehr. Er war glücklich darüber nicht mehr voller Angst mitten in der Nacht aufzuwachen.
Stattdessen wachte er hin und wieder mit einem pochendem Arm oder Bein auf.
Die Kreatur aus seinen Träumen kam ihm nicht mehr in den Sinn.
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