Kapitel 1

Ein Jahr zuvor...

Die Sonne leuchtet hell über den Dächern von Lunares und spiegelt sich in so manch einem Fenster wieder. Sie wird auch Stadt des Lichts genannt. In solchen Momenten denke ich mir, dass Lunares diesen Namen durch aus verdient hat! Es fühlt sich an als wäre man im Himmel, weil alles durch die Sonne so schön strahlt!

Ich schmunzelte. Wer noch nie in Lunares war würde denken, dass die Stadt nur aus Glas gebaut ist. Auch ich habe das gedacht, als ich Lunares zum ersten Mal gesehen habe. Aber das ist nur Schein. Denn in Wahrheit ist nur die Statur, die für Freiheit, Glaube und Liebe steht, zusammen mit dem Rathaus aus Glas gebaut. Der Rest der Stadt ist nur in leuchtend hellen Farben angemalt. Doch wer genauer hinsieht wird erkennen, dass sogar ein System hinter diesem Lichtschein verborgen ist. Das habe ich erst auf dem zweiten Blick bemerkt. Auf gewisse Art und Weise bündeln sich alle Lichtstrahlen an nur drei Orten: an der Statur, am Rathaus und im Herzen der Stadt.

Dort steht und wächst der legendäre Himmelsbaum. Nach den Legenden heißt es, dass der Himmelsbaum so viele Äste besitzt wie es in Lunares Könige gab. Und einige Legenden besagen, dass er immer in voller Pracht seine Farben zeigen wird, wenn der nächste und rechtmäßige Herrscher von Lunares den Thron besteigt. Manche meinen er kündige Unheil und Verderben sowie Frieden und Glück an, wenn er in einem bestimmten Licht getaucht ist oder zu sterben droht. Aber was seltsam ist: keiner weiß wo der Himmelsbaum herkommt oder was es mit ihm auf sich hat.

Wenn ich mir die Leute hier auch so ansehe, glaube ich kaum, dass es Menschen gibt die sich dafür interessieren. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass es sie gab. Wer sie sind oder wo sie waren wusste ich nicht. Woher denn auch?! Ich wusste ja nicht mal wo ich war!! Okay, dass stimmte nicht ganz. Das ich in einer Stadt namens Lunares bin hatte ich durch Zufall heraus gefunden und was der Himmelsbaum ist hatte ich mir durch einzelne aufgeschnappte Gesprächsfetzen zusammen gereimt. Was ich damit sagen will ist, dass ich nicht von hier bin. Und damit meine ich nicht, dass ich eine Reisende bin, die um die Welt reist, oder eine Besucherin, Touristin oder sonst irgendetwas!!

Um genau zu sein, weiß ich nicht mal wer ich bin, geschweige denn wo ich überhaupt herkomme. Zwei Menschen haben mich jedenfalls bewusstlos auf dem Himmelsbaum, gehalten von ein paar Ästen, gefunden und sich, nachdem sie mich befreit hatten, vergewissert, dass mit mir alles in Ordnung war. In meiner nächste Erinnerung wachte ich in einem mir völlig fremden Zimmer auf und habe so allerlei neue Dinge erblickt. Doch auch wenn ich schon neugierig war und wissen wollte was diese seltsamen Gegenstände sind, siegte bei mir doch die Angst. Mir war das Alles nicht geheuer. Also richtete ich mich schwankend auf, ging zum Fenster - welches nebenbei bemerkt den größten Teil des Raumes mit Licht flutete und nur vereinzelt dunkle Ecken hinterließ - und sah nach draußen. Draußen war ein kleiner Innenhof mit einem schon sehr hochgewachsenen Baum, ein paar Büschen und einem kleinen Platz zum Wäsche aufhängen. Da es auch nicht besonders weit bis zum Boden war, bin ich einfach vom Fenstersims gesprungen und habe die Stadt erkundet. Vom Rathaus, mit dem schönen Springbrunnen, über die Statur, mit den vielen Lilien, Narzissen, Rosen und Nelken drum herum, und schließlich bis hin zum Herzen von Lunares. Ich war noch für eine kurze Zeit bei Bewusstsein, als ich gefunden wurde, um ein Gesprächsfetzen aufzuschnappen: "Was macht denn das Mädchen auf dem Himmelsbaum??" - "Weiß ich nicht. Ich frage mich eher, ob sie in Ordnung ist! Komm, hilf mir sie vorsichtig zu befreien." Deswegen bin ich jetzt hier und suche so nebenbei nach Hinweisen, die mir verraten können woher ich komme oder wer ich bin.

"HE!", rief jemand mit einer ruhigen und gleichzeitig kräftigen Stimme.

Sie riss mich aus meinen Gedanken und während ich gegen den Drang mich umzudrehen ankämpfte, starrte ich einfach weiter auf die Wurzeln des Baumes. Es bestand die Chance, dass diese junge Männerstimme jemand anderen meinte und ich mir umsonst Sorgen machte, doch diese Chance wurde immer kleiner je näher er kam. Denn das konnte ich in einer der Pfützen erkennen, die zwischen den Baumwurzeln waren. Da er jetzt knapp hinter mir stand und seine Hand nach mir ausstreckt, ließ mich nichts mehr zweifeln, dass er wohl doch mich gemeint hat. Ich rannte davon, bevor seine Hand mich auch nur ansatzweise an meiner Schulter berühren konnte.

Während ich in eine Seitenstraße, die mir am nächsten war, abbog hörte ich den Mann noch schreien: "Warte doch!" Doch obwohl ich so einiges tat was man mir sagte, so machte ich es diesmal nicht und sprintete einfach weiter in die Seitenstraße hinein, vorbei an Fenstern mit Blumentöpfen, Wäscheleinen mit Wäsche; nebenbei bemerkt echt nervig, wenn man sich darin verfangen hatte; und noch einige Türen und den dazugehörigen Stufen (echte Stolperfallen). Als ich mich zum wer weiß wievielten Male auf die Nase legte, und mir allmählich beide Knie und Hände endgültig aufgeschürft habe, fragte ich mich warum der Mann mich noch nicht eingeholt hatte.

Glaubt mir, es ist ein echtes Wunder, dass er mich nicht schon längst geschnappt hat. Und noch ehe ich das zu Ende gedacht habe, lief ich auch schon in ihn hinein. War so klar! Durch mein ständiges hinfallen habe ich total vergessen auch die Dächer im Auge zu behalten! So konnte er mir problemlos, ohne jede Hektik und ohne entdeckt zu werden folgen, bis er mir den Weg versperren kann. Aber komm, wer geht schon auf Dächer? Na gut, ich möchte das mal gerne machen, aber womöglich als einzige.

"Hörst du mir jetzt zu?", unterbrach der Mann meine Gedanken mit seiner sanften, ruhigen und doch erstaunlich harten Stimme.

Es folgte eine Pause in der wir uns nur gegenseitig anstarrten und darauf warteten, dass irgendwer die Stille durchbricht und anfängt. Da er wohl annahm, dass ich auf seine Frage mit einer Gegenfrage, oder so was in der Art, antworte, wartete er geduldig. Doch als er bemerkte das ich zu nichts anderem fähig war, als ihn anzustarren und nach einem weiteren Fluchtweg zu suchen, brach er die Stille und redete auf mich ein. Ich hörte ihm aber nicht im geringsten zu, selbst wenn ich wollte, denn etwas in seinem Blick hielt meinen fest. Seine Augen waren Grün, eine solches Grün hatte ich allerdings noch nie gesehen und irgendwie funkelte es sogar. Er hatte noch nicht bemerkt, dass ich ihm nicht zuhörte, vermutlich dachte er, dass ich ihm interessiert zu hörte, da ich ihn so aufmerksam ansah.
Doch auf einmal passierte etwas merkwürdiges. Seine Augen leuchteten jetzt noch heller als vorher und ich hatte das Gefühl, als würde ich von diesem Licht hineingezogen werden. Die Umgebung verschwamm vor meinen Augen und ich sah und hörte nichts mehr. Allmählich aber begann sich eine neue Umgebung zu formen. Das erste was ich dachte war: Grün. Ich befand mich in einem Wald, mit vielen hohen Bäumen in verschiedensten Formen und Arten, Blumen aller Art, Sträucher und vielen Tieren. Vögel, die fröhlich umher flogen und sich gegenseitig jagen, Eichhörnchen, die ein paar Nüsse vergruben und ab und zu eine verputzten, und versteckt versteckt zwischen den Sträuchern erkannte ich Hasen, wie sie miteinander spielten, Bären und Rehe. Es ist ein bezaubernder Wald, voller Fröhlichkeit und Hoffnung! Meine Aufmerksamkeit wurde dann aber von zwei Menschen vor mir in Anspruch genommen. Der eine ist auf jeden Fall der Mann in den ich hinein gelaufen bin. Der andere jedoch ist mir fremd (warum wohl), aber was mir gleich ins Auge sticht ist, dass er spitzere Ohren hat, als ich oder der Mann neben ihm. Sie schienen aber Freunde zu sein, da sie miteinander lachten. Sie redeten auch miteinander, dies konnte ich erkennen, aber hören konnte ich nichts. Gerade wollte ich mich den beiden nähern, als ich eine Stimme hörte die mir bekannt vorkam. Es war die sanfte und harte Stimme des Mannes, die mich zurück holte.
Die Umgebung verschwamm wieder vor meinen Augen und ich war wieder in der Seitenstraße, sitzend vor dem Mann, der mich fragend ansah.
„Hörst du mir überhaupt zu?", fragte er.
„Ähm..ja..nein..äh", sagte ich noch einiger Maßen verwirrt. „War ich die ganze Zeit lang hier gewesen?"
Er beugte sich zu mir runter und blickte mich Sorgenvoll an. Seine Augen leuchteten nicht mehr. Dann sagte er: „Ja, du warst die ganze Zeit über hier. Wo solltest du sonst gewesen sein?"
In einem Wald. „I-ich weiß nicht..."
Der Mann sah mich eine Zeitlang schweigend an. Dann reichte er mir seine Hand und sagte mit einem sanften Tonfall und einem Lächeln das seine Lippen umspielt: „Na komm. Du siehst furchtbar aus. Ich will dir nichts böses. Ich will dir helfen."
Ich lachte etwas und nahm seine Hand, denn ich hatte das Gefühl, dass ich ihm vertrauen konnte. Ob es nun an dem lag was ich gesehen hatte oder nicht, wusste ich nicht. Aber ich vertraute meinem Gefühl. Doch eine Sache interessierte mich doch sehr.
„Darf ich fragen wer du bist und warum du mich verfolgt hast?", fragte ich ihn.
„Ich bin Joseph. Ich habe dich zusammen mit einem Bürger gefunden und zu mir gebracht. Da habe ich mich um dich gekümmert. Als ich von einem Einkauf wiederkam warst du aber weg. Ich habe mir sorgen gemacht und dich gesucht. Doch was wichtiger ist: Wer bist du und geht es dir gut?"
„Abgesehen von ein paar Schrammen geht es mir super. Aber wer ich bin kann ich dir leider nicht beantworten.. Ich weiß es selber nicht.", antwortete ich Joseph.
„Oh, und was ist mit deinem Namen?"
„Nein.."
„Das wird dir alles noch wieder einfallen. Und ich werde dir helfen die Erinnerung wieder zurückzuholen!"
„Aber-"
„Kein aber."
„Ich will dich nicht damit belasten oder dir anderweitig eine Last sein.."
„Das bist du doch nicht. Ich helfe gerne. Und außerdem kann ich dich hier doch nicht alleine lassen! Du kennst dich ja nicht aus, oder irre ich mich?"
„Nun ja...nicht wirklich."
„Na siehste. Also ist es beschlossen! Gehen wir?", fragte Joseph fröhlich.
„Wir gehen.", antwortete ich ebenso fröhlich.

// Kapitel 1 ist fertig, yeey!! ;) :) =)  Und vielen dank fürs Lesen!!^^  ^.^  -^o^- //

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