»And be frighten. It's better to be frighten«

Die große Halle war für Halloween geschmückt worden. Und wie es für Zauberer nunmal üblich war hatten diese dabei vollkommen übertrieben. Tausend echt Fledermäuse flatterten über unsere Köpfe, fegten in schwarzen Wolken über die Tische und ließen die Kerzen in den Kürbissen flackern, die ebenfalls in der Luft zu schweben schienen. Glücklicherweise waren die Tischregeln an diesem Tag aufgehoben, sodass Lori mit uns am Gryffindor Tisch sitzen konnte. 

Das Mädchen verdrückte soviel Süßkram, das war schon unnormal. Sie aß sogar noch mehr, als Fred und George. Und das war echt bemerkenswert. Ich lachte über Lori, aß dann wohl aber fast genauso viel wie sie. Aber es war auch einfach zu köstlich. Die Pellkartoffeln, die Bräten, nicht zu vergessen die Süßigkeiten.

Weiter hinten am Tisch der Gryffindor hatte sich Emily Bullstrode zu Kalypso und Charlie gesellt und beobachtete wie gelangweilt dabei, wie die beiden sich verliebt anschauten. Die Bullstrode schien sich viel lieber damit zu befassen, ob es möglich war eine Gabel so zu biegen, dass sie durch einen der Geister schoss.

Percy saß mit einem Buch in der Hand neben Charlie und blickte nur ab und zu auf, um hier und da über jemanden den Kopf zu schütteln. Zum Beispiel, als Emily's Gabel sich in den Tisch bohrte und sie versuchte diese wieder aus dem Holz zu ziehen.

Julian war natürlich am Slytherin Tisch geblieben. Neben ihm saß Charlene. Mal wieder. Sie lächelte gespielt zu mir herüber und steckte Julian dann lachend ein Stück Kuchen in der Mund. Dieser war darauf nicht vorbereitet gewesen und verschluckte sich an dem Kuchstück, sodass er die Hälfte wieder aushustete.

Am Slytherin Tisch war eigentlich keiner von den anderen Häusern zu sehen und an den anderen Tischen, saß kein einziger Slytherin. Die Schlangen blieben ahnscheinend unter sich.

Tonks setze sich zu Emily und den anderen beiden und begann mit ihrem Zauberstab Wasserbomben an zu heben, deren Wasser sowohl auf Schülern als auch auf dem Essen landete.
Emily hatte gerade ihren Becher an den Mund gesetzt, als Tonks versehentlich eine Wasserbombe über ihrem Kopf zerplatzen ließ und Emily so sehr lachen musste, dass sie sich an ihrem Kürbissaft verschluckte. Kurz darauf lief dieser ihr aus der Nase.

Ich grinste über die beiden und schaute mich weiter um.
Am Ravenclaw Tisch saß wieder das Mädchen mit den braunen Haaren, Dumbledores Enkelin.
Sie saß am Ende des Tisches und sah ziemlich einsam aus.
Wieder schien sie zu bemerkten, dass ich sie anschaute und zuckte zusammen. Sie drehte sich um und schaute mich erneut mit diesem leeren Blick an, als wäre sie nur eine Hülle ihrer selbst.
Es sah wirklich ziemlich grußelig aus, muss ich sagen.

Vielleicht war das der Grund, warum ich nicht beschloss, mich zu ihr zu setzen. Jemand, der mich so anschaute, konnte mich schließlich nur hassen.
Zwar hatte ich ihr nichts getan, aber eigentlich hatte ich auch Charlene nichts getan. Ich brachte ja nur Unglück. Das ist wirklich der beste Grund von allen, um einen Menschen zu hassen. Ich hoffe jeder kann meinen Sarkasmus hören...

"Probier Mal den Pudding", sagte Fred und stopfte sich noch mehr davon in den Mund "der ist unfassbar köstlich."
"So viel, wie du davon heute schon gegessen hast, glaube ich dir das gern", sagte ich und lachte über ihn, als er die Augen verdrehte.

Ich nahm mir also, wegen Freds Drängen etwas von dem Pudding und er hatte absolut Recht. Das Zeug schmeckte himmlisch und wenn ich bis jetzt noch nicht fett geworden war, erledigte der Pudding den Rest. Wahrscheinlich könnte ich nach dem heutigen Tag niemals mehr etwas essen.

Plötzlich tippte mir jemand von hinten auf die Schulter.
Ich drehte mich um und blickte in zwei eisblaue Augen, die mich erstarren ließen.

"Ich muss mit dir reden", sagte Dumbledores Enkelin. Sie hatte mir die Hand auf die Schulter gelegt und ich erschrak förmlich, über ihre Stimme. Es war, als würde sie von einer anderen Welt kommen.

Ihre Stimme hatte einen rauchigen Klang und ließ sie noch verrückter erscheinen, als es sowieso schon war.
Mir fiel auf, wie hübsch sie war, wenn sie mich nicht mit diesem starren Blick anstarrte.

"Jetzt gleich?", fragte ich etwas verängstigt, denn wen würde es nicht erschrecken, wenn man aus heiterem Himmel eine eiskalte Hand auf die Schulter gelegt bekommen würde?

Das Mädchen schaute sie um und setzte zu einer Antwort an, überlegte dann allerdings nochmal.
"Nein", sagte sie nachdenklich "erst morgen. Im Innenhof um 16 Uhr."
Ich nickte nur und damit ging sie wieder zu ihrem Platz am Ende des Ravenclaw Tisches, wo sie ganz allein saß.

"Was war das denn jetzt?", fragte George neben mir.
Ich zuckte mit den Schultern. Mein Blick hing immer noch an ihr.
"Keine Ahnung", sagte ich. Ich wusste nichtmal, wie sie hieß und doch wollte sie sich mit mir treffen?
"Wie heißt sie?", fragte ich George deshalb.
"Wer?", fragte der nur.

Ich verdrehte die Augen. "Wer wohl... Das Mädchen mit den braunen Haaren, dass mich gerade gefragt hat, ob wir uns morgen treffen wollen... Oder besser gesagt, sie hat nicht gefragt..."
"Ach, du meinst Alice", sagte George "ich dachte, ihr würdet euch kennen..."

Er zuckte mit den Schultern und als hätte es dieses Gespräch nicht gegeben, widmete er sich wieder seinem Essen.
Es war eben George. Wenn es um Essen ging, waren die meisten der Weasleys gleich. Fred erzählte immer, dass seine Mutter wundervoll kochen würde und vielleicht kam diese Liebe zum Essen daher.

Ich schaute mich weiter um und steckte mir geistesabwesend ein Stück  Kuchen in den Mund.
Mein Blick glitt über die verschiedenen Tische.
Dann sah ich Cedric, der mir vom Tisch der Hufflepuffs freundlich zuwinkte und dabei grinste.
Ich grinste und winkte ihm zurück.
Cedric schaute mich noch kurz an, dann widmete er sich wieder dem Gespräch, dass er gerade mit Penny Haywood und dem Mädchen neben ihr führte, dass Penny's Hand zu halten schien.

"An was denkst du?", fragte Lori und stupste mich mit ihrem Ellenbogen an.

"Daran, dass ich froh bin hier zu sein", sagte ich "es gibt schließlich keinen anderen Ort, an dem Leute für Halloween extra Fledermäuse fangen"