3. Kapitel


„Nichts denken, einfach der Spur folgen! Alles wird gut!" ,murmelte Mimi vor sich hin. „Einfach der Spur folgen."

Doch schließlich konnte sie das, was passiert war nicht mehr verdrängen: Ihre Schwester war entführt worden. Sie selber hatte sich mit ihrer Mutter auf den Weg gemacht um Lili zu suchen. 

Die Beiden hatten die Spur des Autos gefunden und waren ihr gefolgt. Dabei hatten sie sich beeilen müssen, weil der Regen die Spur weg wusch.

Mimi hatte ihre Mutter gebeten, die Spur alleine so weit wie möglich zu verfolgen. Erst hatte Mia gesagt, das würde gar nicht infrage kommen, doch Mimi hatte ihr Mutter überredet und schließlich hatte sie zugestimmt. Sie hatten ausgemacht, dass Mia Lili entweder finden und befreien würde oder, wenn sie die Spur nicht mehr sehen konnte, zu Mimi zurückkommen würde.

„Pass auf dich auf. Du schaffst das. Bald sehen wir uns wieder.", so hatte sich Mia von Mimi verabschiedet.

"Ja, hoffentlich!", dachte Mimi. Sie konnte ihre Gedanken nicht vertreiben. „Alles ist gut. Mama hat Lili inzwischen sicher gefunden und jetzt sind Mama und Lili auf dem Weg zu mir. Ich werde nicht aufgeben!"

Mühsam setzte sie einen Fuß vor den anderen. Das Laufen war gerade besonders anstrengend, weil sie einen Hügel hinauf lief. Sie zitterte. Sie fror total und war müde. Aber an Schlafen war jetzt nicht zu denken. Wenigstens hatte der Regen inzwischen aufgehört. „Ich habe noch nie so gefroren", dachte sie und versuchte ihre Pfoten unter Kontrolle zu bringen. Sie zitterten so stark. „Du schaffst das.", wiederholte sie die Worte ihrer Mutter.

Es begann erneut zu schütten. Mimis Fell war bald durchnässt, als wäre sie schwimmen gewesen.

Als sie über die Hügelkuppe kam, bemerkte sie, wie nah sie der Stadt inzwischen gekommen war. Sie blieb kurz stehen und staunte über die Stadt. Häuser so weit das Auge reicht! Da sie nun stehengeblieben war, fror sie noch mehr. „Wie im Winter mit dem Schnee.", murmelte sie. 

Während sie weiterlief, ließ sie ihren Blick über die Stadt schweifen. Mia hatte früher dort gelebt, das wusste sie. In einem Haus. „Wie ist es in einem Haus?", überlegte Mimi.

Egal, das war jetzt nicht wichtig. „Ich muss weiter zu Lili und Mama." Sie tappte weiter. Dabei malte sie sich aus, wie es in einem Haus aussehen mochte. „Ob wohl in jedem Haus eine Sonne ist? Sie leuchten alle so."

Es war sehr anstrengend, zu laufen, doch wenigstens hörte der Regen jetzt auf. „Gut so!", dachte Mimi sich, denn die Spur war schon sehr verwaschen. Sie schüttelte sich. Das Wasser flog in hohem Bogen aus ihrem Fell heraus. Wieder musste sie an Lili denken. Lili hatte Mimi ständig mit voller Absicht nassgespritzt. 

„Weitergehen!", befahl Mimi sich.

Ein Auto kam ihr entgegen. Mimi wollte schnell hinter einen Baum laufen um nicht nassgespritzt zu werden, doch sie stolperte über einen Stein und fiel seitwärts in eine Pfütze. Erschrocken sprang sie wieder auf. Ihr Fell triefte. „Du blöde Pfütze!", fauchte Mimi die Pfütze an und schüttelte sich. Jetzt war ihr erst recht kalt. Sie rannte ein Stück um wieder warm zu werden, doch dadurch wurde sie noch viel erschöpfter.

Die Sonne ging unter. Es wurde immer dunkler. „Bitte nicht schon wieder Regen!", dachte Mimi verzweifelt. Doch kurze Zeit später schüttete es wieder. Die Spur wurde weg gewaschen. Mimi konnte sie kaum noch erkennen. Sie rannte solange sie die Spur noch sehen konnte, doch an einer Weggabelung wusste sie nicht mehr weiter. Die Spur war weg.

Mimi stellte sich unter einen Baum am Wegrand um dem Regen zu entkommen. „Wann kommt Mama endlich?", fragte sich Mimi.

Da kam ihr plötzlich ein schrecklicher Gedanke. Was, wenn die Menschen auch Mia gefangen hatten? Würde sie Mia je wieder sehen? War Mimi von jetzt an auf sich alleine gestellt? Würden die Menschen auch sie fangen? Daran wollte Mimi gar nicht denken. Doch sie konnte es nicht vermeiden. Sie stellte sich vor, wie die Menschen sie packen, hochheben in ihr Auto sperren und... Endlich konnte Mimi ihre Gedanken stoppen.

„Alles wird gut! Alles wird gut! Alles wird gut!", wiederholte sie immer wieder um sich zu beruhigen.

Da hörte sie plötzlich eine Menschenstimme. Dieser Mensch war gekommen, um sie zu fangen. Da war Mimi sich sicher. So schnell sie konnte, rannte sie in ein Dornengestrüpp. Die Dornen kratzten sie, einer stach ihr in ihre linke Hinterpfote. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht laut auf zu jaulen.

Die Menschenstimme war kurz verstummt. Mimi hoffte, dass der Mensch weg war, doch im selben Moment hörte sie sie wieder. Entmutigt duckte sie sich noch tiefer. Sie drehte den Kopf um den Mensch zu sehen.

Jedoch sah sie keinen Menschen. Die Geräusche schienen von einem Tier zu kommen, dass Mimi noch nie zuvor gesehen hatte. Das Tier bewegte sich auf der Straße in ihre Richtung. Es lief auf zwei großen Kreisen. Nach oben war der Körper dünn, ganz oben befand sich der Kopf. Er sah exakt wie ein Menschenkopf aus.

Nein, das war ein Mensch. Der Mensch saß auf diesem klappernden Ding. Mit einer Hand hielt er sich fest, die andere Hand hielt er an sein Ohr.Er hörte auf zu reden und nahm die Hand von seinem Ohr. Die Hand leuchtete unnatürlich. Der Mensch sah seine leuchtende Hand kurz an, dann hörte die Hand auf, zu leuchten.

In diesem Moment verschwand der Mensch aus Mimis Blickfeld. Mimi bemerkte, dass sie die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Sie atmete langsam aus. Das Klappern war kaum noch zu hören. Es wurde immer leiser. Als das Geräusch nicht mehr zu hören war, beschloss Mimi, ihr Versteck im Dornenbusch zu verlassen.

Als sie jedoch auf ihre linke Hinterpfote auftreten wollte, zuckte sie zusammen. Sie erinnerte sich daran, wie sie sich schon einmal einen Dorn in eine Pfote getreten hatte. Es fühlte sich genauso an, wie damals. Mia hatte den Dorn aus ihrer Pfote gezogen, während Lili besorgt gefragt hatte, ob Mimi je wieder laufen könne. Ihre Mutter hatte versichert, dass sie bald wieder laufen könne und noch am selben Tag hatte sie wieder mit Lili fangen gespielt.

Mimi riss sich von der Erinnerung los. Ihre Pfote tat schrecklich weh. Sie versuchte auf drei Beinen aus dem Busch zu humpeln. Als sie es gerade geschafft hatte, hörte sie plötzlich ein Bellen.

Hund!

Mimi erschrak sehr. Wo konnte sie jetzt hin?

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