53 | Loslassen
Ich packte seine Hand und bewegte sie grob nach oben. Drückte ihn mit der anderen in die Matratze. »Wir kuscheln jetzt, klar?«, bestimmte ich und verstärkte den Griff um sein Handgelenk. Mir entging nicht, wie er auf seine Unterlippe biss. Wie er es verdammt heiß fand, dass ich ihn so grob anfasste.
»Wovor hast du Schiss, Jay?«, fragte Fede leise und suchte meinen Blick. Unsere Gesichter waren nah aneinander, sodass ich die Wärme seines Atems auf meiner Haut spürte.
»Alter, laber kein so'n Bullshit. Typen wie ich hab'n kein' Schiss, verstanden?«, zischte ich. Die Drohung ließ meine Stimme scharf werden.
»Du hast Angst davor, die Kontrolle zu verlieren. Loszulassen.« Seine freie Hand wanderte zu meiner Seite. Er strich darüber. Unwillkürlich spannte ich meine Muskeln an.
»Ich hasse dich«, presste ich hervor. Mein Herzschlag beschleunigte sich und da war unendlich viel Verlangen, das meinen Körper beherrschte. Ich konnte nur daran denken, wie wir einander die Klamotten vom Körper reißen würden. Weitergehen als bisher.
Fede grinste und der Spott war unüberhörbar. »Ich weiß.«
»Bist halt auch scheiße.«
»Darum haben wir gerade rumgemacht.« Er hob eine Augenbraue, während sich mein Herzschlag beruhigte. Ein wenig zumindest. Noch immer machte es mich wahnsinnig, seine Hand auf meiner Seite zu spüren.
»Kann man auch mit Menschen, die man hasst.«
»Ahh«, ließ er langgezogen von sich vernehmen. Auch seine Atmung wurde ein wenig langsamer, doch noch immer waren seine Wangen gerötet. Fede war mindestens so heiß auf mich wie ich auf ihn. »Manchmal würde ich gerne in deinem Kopf stecken. Deine Logik ist einzigartig.«
»Ich in deinem nicht. Der besteht bestimmt nur aus komischen Physikformeln, Jay-Analysen, Dingen, die Hawking mal gesagt hat, noch mehr Jay-Analysen.«
»Tut mir ja leid, dich zu enttäuschen, aber ich denk' gar nicht so viel über dich nach«, grinste er. »Und an philosophisches Zeugs und Sex denk' ich auch manchmal.«
Mir entging der schelmische Blick nicht, den er mir beim letzten Teil des Satzes zuwarf. Dieser Wichser. Wollte genau wissen, wie ich drauf reagierte.
Ob er sich schon vorgestellt hatte, mal mit mir zu vögeln? Keine Ahnung, warum ich den bloßen Gedanken schon wieder geil fand. Und verdammt, das könnte passieren, wenn ich einfach loslassen würde. Mich ihm hingeben und aufhören, alles in der Hand haben zu wollen.
Ich zögerte noch eine Sekunde, doch eigentlich hatte ich nichts zu verlieren. Ich war ohnehin der Krassere von uns beiden und gleich, wie intim wir miteinander wurden, wie sehr ich mich ihm öffnete, das würde sich niemals ändern. Genau wie niemand in diesem Viertel mit mir ficken konnte.
Und doch war da die Angst. Er hatte schon recht. Ich hatte Schiss. Wovor auch immer. War doch nur Sex. Aber verdammt, da waren schon jetzt auf meiner Seite so viel Gefühle. Gefühle, die ich mir geschworen hatte, nie zuzulassen.
Und ich wollte nicht enttäuscht werden. Ich hatte keine Ahnung, wie er zu mir stand und ich wollte mich nicht auf ihn einlassen, ehe ich das wusste. Aber das hier war kein Moment, um zu reden.
Da war nur die Nähe unserer aufgewärmten Körper. Das Verlangen und die sexuelle Energie, die im Raum lag.
Mein Herz klopfte schneller. Sollte ich oder nicht?
Egal, darauf geschissen. Vielleicht war es an der Zeit öfter mal das zu tun, was ich in mir wollte. Was sich gerade richtig anfühlte und nicht das, was ich glaubte zu müssen.
Entschieden ließ ich Fedes Handgelenk los und strich über seinen Oberkörper bis hinab auf seinen Arsch. Packte ihn dort grob an, was ihm ein überraschtes Stöhnen entweichen ließ. Dann schloss ich die Augen. Bereit, loszulassen.
»Dannazione, Jay«, murmelte er begierig an meinen Lippen, ehe wir einander fanden und uns verlangend küssten. Ich ließ mich auf den Rücken sinken und zog ihn auf mich, fasste fest an seinen Hintern. Ewigkeiten lang war nichts zu hören als die Geräusche unserer Küsse, durchbrochen von leisen Seufzen und Stöhnen, weil wir beide schnell verlangender wurden. Irgendwann lag ich wieder oben, ließ mein Gewicht auf ihn sinken.
Da spürte ich auf einmal seine Erektion an meiner und das reichte, dass da kein einziger Gedanke mehr war. Nur noch das Ziehen in meinem Unterleib, mein Schwanz, der pulsierte. Ein tiefes Stöhnen entwich mir und ich öffnete meine Augen, zog meinen Kopf ein wenig zurück, sodass wir einander ansehen konnten. Ein hungriger Ausdruck lag in seinen Augen.
Über mein Gesicht huschte ein freches Grinsen, ehe ich mich etwas aufrichtete. Dabei meinen Schwanz über seinen rieb, was ihn zum Stöhnen brachte. Vergewisserte mich, dass sein Blick auf meinem Körper ruhte, dann griff ich an den Saum meines Pullis. Zog ihn mir langsam über den Kopf, während ich seine Hände an meinem Arsch fühlte. Wie er mich bestimmt anpackte. Mein Pulli landete irgendwo in meinem Zimmer, dann folgte mein Shirt.
Mit einem genüsslichen Ausdruck ließ Fede seinen Blick über meinen nackten Oberkörper gleiten. Er streckte seine Hand aus und strich über meine Bauchmuskeln, die ich anspannte. Leckte sich über die Lippe. Hungrig, konnte das Verlangen nicht mehr zurückhalten. »Gefällt mir«, murmelte er mit seinem spitzbübischen Grinsen.
Scheiße, ich hatte mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Es war schön, wie er mich offensichtlich heiß fand. Wie er es genoss, meinen Körper anzufassen. Wie all diese Nähe zwischen uns war. Wir uns nicht besoffen im Xenon kennengelernt hatten, sondern schon so viel zwischen uns passiert war.
Zufrieden lächelte ich.
Das war was anderes als drauf sein. Das war echt, verfickte Scheiße.
»Du solltest dich mal sehen«, grinste Fede, seine Atmung ging schnell. »Ich hab dich noch nie so zufrieden gesehen.«
»Schnauze, du Opfer, laber nich so viel«, gab ich zurück, da spürte ich schon seine Hand auf meiner Brust. Kräftig schob er mich von sich und gewann wieder die Oberhand. Er begann damit, meinen Körper mit Küssen zu liebkosen und ich vergrub meine Hände in seinen Locken. Packte ihn fest an, zog ein wenig an seinen Haaren. Spürte, wie seine Atmung noch schneller wurde. Nach einer Weile verstärkte ich meinen Griff und zwang ihn so, seinen Kopf zu heben. Er tat es.
»Zieh dich aus«, verlangte ich mit rauer Stimme.
»Gibst du mir jetzt Befehle?« Skeptisch ob er eine Augenbraue, dann packte er meine Hand. Löste sie aus seinen Haaren und drehte meine beiden Arme über meinen Kopf. Hielt mich fest. Grinste selbstherrlich, als er mich ansah, wie ich da unter ihm lag, fest in seinem Griff.
»Ich kann mir auch einfach nehmen, was ich will«, zischte ich und riss mich ruckartig los. Es kostete ein wenig Kraft, weil Fede Widerstand leistete, doch ich schaffte es. Mit kräftigen Bewegungen begann ich, ihn zu entkleiden. Zog ihm erst Sweatshirtjacke und dann sein Langarmshirt aus, dann packte ich ihn rabiat und schmiss ihn neben mir in die Matratze. Machte mich an seiner Jeans zu schaffen.
Wir wälzten uns noch ein paar Mal hin und her, sprangen grob miteinander um. Ich genoss es, wie ich nie wusste, was als Nächstes passierte, wie lange er mich noch machen ließ oder wann er wieder die Überhand ergriff. Schließlich folgte seine Boxershorts meiner und wir lagen nackt nebeneinander. Seine warme Haut berührte meine, während mein Herz unter meinen Hals schlug. Die Aufregung war zurück.
Was jetzt?
Mit einem Mal fühlte ich mich überfordert. Als wäre ich eine elendige Jungfrau, ganz ehrlich. Als hätte ich nicht schon so oft gevögelt. Aber gut, die meisten Male war ich besoffen und drauf gewesen und der Sex wahrscheinlich alles andere als gut. Und das sollte jetzt nicht so sein.
»Wie war das?«, murmelte Fede belustigt an meinen Lippen. »Typen wie du haben keine Angst?«
»Halt die Fresse, du Wichser«, fuhr ich ihn aggressiv an, woraufhin er nur noch breiter grinste. Selbstüberzeugtes Arschloch. Langsam ließ ich meine Finger zu seinem Schwanz wandern und umfasste ihn fest. Ich küsste ihn wieder, während ich mich ganz darauf konzentrierte, ihm einen runterzuholen. Kräftig bewegte ich meine Hand auf und ab, wurde schneller. Biss ihn fest in seine Unterlippe, woraufhin ihm ein tiefes Stöhnen entwich.
»Oh, Jay«, murmelte er genüsslich und verdammt, es fühlte sich so gut an, wie er meinen Namen aussprach.
Kurz war da die Hoffnung, dass er schnell kommen würde, weil sich dann die Frage erübrigte, wie weit wir gehen würden. Weil ich dann vielleicht nicht mehr so scheiße überfordert sein würde. Auch wenn das irgendwie doof war, schließlich hoffte ich, dass das hier so lang wie möglich weitergehen würde.
Nach einer Weile wanderte ich an seinen Hals runter und leckte darüber. Küsste ihn erst, saugte ein wenig und biss ihn dann. »Fuck«, stöhnte er und am vernebelten Klang seiner Stimme vernahm ich, dass ihm die Schmerzen eindeutig gefielen.
Okay, es war eindeutig anstrengender einem anderen Typen einen runterzuholen als sich selbst. Mittlerweile wurde mein Arm ein wenig taub. Ich wurde ein wenig schneller, packte noch kräftiger zu. Konnte er nicht mal kommen, Alter?
In diesem Moment verkrampften sich seine Muskeln, über seine Lippen entwich ein tiefes Stöhnen. Mit meiner Hand fing ich sein Sperma auf und löste mich ein wenig, um mich nach einer Möglichkeit umzusehen, damit ich es loswerden konnte. Kurz dachte ich daran, es einfach am Spannbetttuch abzuwischen, aber okay, das war selbst für meine Verhältnisse widerlich. Ich streckte mich nach einer Klopapierrolle aus, die auf dem Boden lag, seit ich mal krankgewesen war. Während ich meine Hand sauber machte, kam Fede langsam wieder zu Atem. Zufrieden grinste er mich an, woraufhin ich ein wenig rot wurde. Was auch immer mein Körper für ein scheiß Problem hatte.
Kaum, dass ich das Klopapierstück weggeschmissen hatte, spürte ich, wie Fede mich in die Matratze drückte. Wieder küssten wir einander, dieses Mal waren es seine Finger, die um meinen Penis lagen. Langsam wanderte er nach unten und sah mit einem unschuldigen Blick zu mir hoch. Leckte über die Spitze meines Schwanzes.
Oh, fuck. Scharf zog ich die Luft ein. »Scheiße, ja«, stöhnte ich verlangend und vergrub meine Finger in seinen Haaren. Er tat das wirklich. Und es fühlte sich so verdammt gut, wie er seine Lippen um meinen Schwanz schloss, seinen Penis in mir aufnahm. Schneller werdend bewegte Fede seinen Kopf auf und ab, meine Hand ließ ich in seinen Haaren ruhen.
Tief stöhnte ich auf. Genoss es, während er mir all meine Sinne raubte, da nur noch dieses verdammt gute Gefühl war. Es dauerte nicht lang, bis ich kam und ich mich erschöpft in die Matratze sinken ließ.
Nur am Rande bekam ich mit, wie er ebenfalls nach dem Klopapier griff und das Sperma hineinspuckte. »Das fand ich schon bisschen unverschämt«, keuchte ich mit einem Grinsen auf den Lippen.
»So bin ich.« Fede lachte leise, dann schlang er seine Arme um meinen Bauch und kuschelte sich an mich. Legte seinen Kopf auf meiner Brust ab, was mir ein Lächeln auf die Lippen trieb. Unsere beiden Körper hoben und senkten sich schnell, während mir verdammt warm war. Der Schweiß klebte auf meiner nackten Haut und der salzige Geruch davon stieg mir in die Nase. Ich schloss die Augen, während meine Gedanken zu rasen begannen und mich niederrangen.
Scheiße, scheiße, scheiße.
Das hier war wirklich passiert.
Und das war nicht einmal vögeln und vorbei wars. Ich wollte mehr, das wusste ich. Ich wollte ihn und seinen Körper noch besser kennenlernen, das noch öfter machen. Weitergehen. Ihn in meinem Arm halten und mit ihm kuscheln, die Ruhe spüren, die er in mir auslöste.
Aber was bedeutete das jetzt? Was war das mit uns?
Wollte er mehr?
Was, wenn nicht? Wenn er keinen Bock mehr hatte und es das jetzt war?
»Alles gut?«, murmelte Fede an meiner Brust. »Du spannst dich wieder an.« Sanft fuhr er über meinen Körper.
»Bin halt so. Angespannt immer.« Meine Stimme klang ablehnend.
»Ach, Jay«, murmelte er sanft und kraulte liebevoll meinen Oberkörper. Eine Weile schwiegen wir und ich lauschte den Geräuschen, die in mein Zimmer drangen. Das Zwitschern von ein paar verfickten Vögeln, die sich für besonders musikalisch hielten. Ein aufheulender Auspuff, Sirenen. Babygeschrei in der Nachbarwohnung. Jemand, der gegen eine Wand schlug. Musik irgendwo. Menschen auf der Straße, die sich stritten, hier im Haus auch wer.
»Deine Muskeln sind echt unbequem«, murmelte Fede mit einem Grinsen auf den Lippen und küsste mich sanft auf die Brust.
Lachend schüttelte ich den Kopf, dann packte ich ihn grob, schob ihn von mir. Ich drehte ihn so, dass wir die Position wechselten. Jetzt war ich es, der sich an ihn ankuschelte. Fühlte sich irgendwie ziemlich ungewohnt an, aber auch schön. Mit einer Frau war ich nie so dagelegen. »Werd mal fetter, ey, du bist echt unbequem«, grinste ich dann und streichelte über seine Seite.
»Ich weiß doch eh, dass du mich perfekt findest wie ich bin.« Fede lachte.
Genervt stöhnte ich und sah zu ihm auf. »Du bist viel zu überzeugt von dir.«
»Funktioniert das in deiner Welt eigentlich so, dass nur du Selbstbewusstsein haben darfst und der Rest sich hassen soll?«
»Exakt.«
»Wow, Jay. Wow. Ist das nicht viel geiler, wenn alle Leute sich feiern?«
»Hm.« Ich legte meine Stirn in Falten, denn irgendwie hatte er schon recht. Nichts hasste ich mehr als Menschen ohne Selbstbewusstsein, die sich widerstandslos alles gefallen ließen. War doch widerlich.
»Ja, siehste ... Okay, ich brauch Luft«, sagte er und löste sich dann von mir. Nackt kletterte er aus dem Bett und mein Blick blieb an seinem schlanken, gebräunten Körper hängen. Scheiße, ich hatte nie zuvor einen Menschen so schön gefunden. Dabei waren die anderen für mich alle nur hässliche Missgeburten, mehr nicht.
Ich sah ihm zu, wie er ein paar Sachen zur Seite räumte, um dann das Fenster öffnen zu können. Draußen verschwand die Sonne gerade hinter den anderen Plattenbauten und hinterließ mein Zimmer im Halbdunkel zurück. Als er meinen Blick bemerkte, erwiderte er ihn über seine Schulter hinweg und lächelte ein wenig.
Ich ebenso.
Und verdammt, da war mit einem Mal so viel Verbundenheit zwischen uns.
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