Kapitel 3

Immer noch staunend gehe ich mit Kei-sama durch den langen Flur, der uns zu der Rektorin bringen würde. Ich meine, wenn man draußen stand, hätte man nicht geahnt, wie das drinnen aussah.

Ich mache eine kleine Bestandaufnahme von draußen:

Ein großes Haus, das so ziemlich so aussieht, wie man sich ein Internat vorstellt. Von einer Mauer umschlossen, die oben herum noch mit Stacheldraht geschützt wird. Es gibt ein Tor, durch das gerade wieder die Limo verschwindet und das Gitter sich dahinter wieder schließt. Es gab mehrere Stockwerke und ungefähr gleiche Fenster, aus denen Licht schien. Man fühlte sich wirklich wie in einem Gefängnis.

»Komm Kanon.«

Ich stutzte nur kurz, bevor mir wieder einfiel, dass dies mein Name nun ist, den ich wohl öfters zu hören bekommen würde. Ich lächelte und hakte mich leicht bei meinem Bruder unter. Man musste sich wirklich daran gewöhnen, dass er jetzt eine Brille aufhatte und sein Gesicht so viel anders aussah und auch die Haare. Auch seine Stimme hatte sich verändert, wie meine.

Er führte mich in den Flur hinein, wo wir uns gerade befinden.

Und hier drinnen war alles viel luxuriöser und prachtvoller. Fliesen auf den Boden und eine Holzvertäfelung an den Wänden, überall Bilder, wenn nicht gerade ein Fenster Ausblick nach draußen gab.

Wie es schien, war gerade Pause, denn eine Menge Schüler und Schülerinnen standen im Flur zusammen. Die Gruppen standen in kleinen Mengen zusammen. Es gab drei Farben von Uniformen. Drei!!! Einmal eine schwarze, die ich schon kannte, so ganz unterschied diese sich nicht von unseren, die an der Cross Academy waren. Dann eine graue, Farbe anders, aber Schnitt gleich und dann eine rote. Die stach so richtig heraus. Und ich wusste auch, warum. Alle rotuniformierten waren Vampire. Und die sahen uns ziemlich gleichgültig an. Ich sah nichts von der Würde, die sie an der Cross Academy hatten. Sie standen einfach rum und flüsterten leise untereinander. Eine Gruppe kam uns entgegen. Von einer Schülerin geleitet. Silbernes Haar schmiegte sich bis zu den Hüften und betonte das rote Outfit ziemlich. Ihre Figur war auch der Hammer. Schlank, groß, makellose Haut – wobei das ja alle Vampire hatten – und man erkannte sofort, dass sie wohl das Kommando führte. Sie schritt einfach auf uns zu und rempelte Kei-sama so an, dass er einen Schritt zur Seite gehen musste. Statt sich zu entschuldigen fuhr sie ihn richtig an.

»Kannst du nicht aufpassen?!«

Ich sah die Person da etwas fassungslos an. Wie konnte sie das einfach so machen? Kei-sama verbeugte sich leicht spöttisch.

»Verzeih, aber der Weg ist nicht nur für dich da. Andere gehen genauso darüber, wie du.«

Das Mädchen erstarrte und ich hörte viele Schüler nach Luft schnappen. Dann sah sie Kei-sama wütend an.

»Wie kannst du es wagen! Einfaches Pack! Ich stamme aus einer bedeutungsvollen Familie!«

»Oh, dass glaube ich, aber wir haben keine Zeit für so etwas. Lass uns gehen, Kanon.«

Er winkte mich weiter und ich ging an dem Mädchen vorbei. Diese drehte sich wutentbrannt um und hielt mich am Arm fest.

»He, was soll das?«

Ich blickte sie etwas verständnislos an, während sie zu Onii-sama blickte und kalt lächelte.

»Vergess nicht, dass du eine kleine Schwester hast. Ihr könnte etwas zustoßen!«

Sie beugte sich zu mir runter und fuhr mir durch das Haar.

»So klein und sicherlich unschuldig. In welche Klasse werdet ihr eigentlich kommen?«

»Das wissen wir noch nicht.«

Kei-samas Stimme klang seltsam kalt. Sein Blick war auf das Mädchen gerichtet.

Während beide die ganze Zeit redeten, hatten alle anderen geschwiegen. Jetzt lachte das Mädchen hell.

»Ach so ist das! Ich hoffe ihr kommt in die schwarze. Für die graue seit ihr nämlich schon zu schade!«

Irgendwie mochte ich diese Person nicht. Sie war egoistisch und ziemlich frech drauf. Wie sie mit Kaname-onii-sama redete. Oh. Kei-onii-sama.

»Lässt du bitte Kanon los.«

Kei-sama blickte sie immer noch an.

Sie lachte wieder hell.

»Wo denk ich denn hin. Du sollst sehen, was passiert, wenn man sich mit mir anlegt. Weißt du überhaupt wen du vor dir hast?«

Eine Weile schwieg Kei-sama noch.

»Miriada. Lässt du bitte Kanon los«

Seine Stimme hatte wirklich eiskalte Qualität.

Sie krallte sich regelrecht an meinen Arm fest. Ich hasste es. Sie soll mich endlich loslassen, diese… diese arrogante Ziege! Ich biss mir fest auf die Lippen, dann huschte Kei-samas Blick auf mich und schüttelte leicht den Kopf. Eine Warnung war in seinen Gefühlen zu erkennen.

»Was ist hier los?«

Eine barsche Stimme erklang durch den Flur und keine Sekunde später kam eine Frau herangestürmt, die ziemliche Konkurrenz einem Adler machte. Eine scharfe Harkennase und stechende Augen. Ein schmaler Mund, den man ansah, dass diese Frau nur wenig lächelte. Sie schob ihre Brille wieder auf die Nase, wo die hingehörte und funkelte Miriada kalt an, die mich sofort los lies.

»Nichts, Frau Direktorin.«

Sie sah zu Kei-sama.

»Wolltet ihr nicht schon längst in meinem Büro sein? Aido und Kain sind schon längst drinnen und warten auf euch beide.«

Kei-sama verbeugte sich wieder leicht, diesmal aber galant und förmlich.

»Verzeiht, wir wurden aufgehalten. Wir kommen jetzt mir ihnen mit, Frau Direktorin. Kanon?«

Ich blickte kurz zu Miriada und ging dann zu Kei-sama und ergriff seine Hand. Miriada mochte ich definitiv nicht und ich spürte, dass auch Kana… Kei-sama Abneigung gegen sie hatte.

Wir folgten der Direktorin und die führte uns in ihr Büro. Sie setzte sich hinter den Stuhl, während Kei-sama und Aido und Kain kurze Blicke austauschten. Ich sah mich derweil leicht um.

Das Zimmer war auch so schön wie der Flur.

»Verzeiht die Unannehmlichkeit mit Miriada. Sie ist die ranghöchste hier und lässt das andere gern spüren. Es ist etwas anstrengend mit ihr und bis jetzt hat niemand gegen ihre Mächte eine Chance gehabt.«

Ich hörte dem Gespräch nur mit halbem Ohr zu. Diese Miriada nervte schon jetzt. Ich schaute leicht zu Kain und Aido herüber. Kain schaute ziemlich genervt, Aido dagegen blickte gedankenverloren aus dem Fenster. In der Hand hielt er zwei Päckchen. Bei dem einen erkannte ich den Namen meines Tauschkörpers. Ich blinzelte leicht und ging auf ihn zu und nahm ihm das Päckchen aus der Hand. Er ließ es geschehen. Ich glaube, er hatte es noch nicht mal gemerkt, denn er schaute immer noch aus dem Fenster.

Neugierig geworden riss ich das Päckchen auf und hielt schließlich roten Stoff in den Händen. Die Uniform. Rot.

»Alle Vampire kommen in die rote Klasse.«

Ich zuckte leicht zusammen, als ich die Direktorin hinter mir reden hörte. Sie schaute mich an und ich lächelte etwas verschüchtert. Ich wurd erwischt, wie ich in Sachen stöberte.

»In der anderen ist die von deinem Bruder.«

Sie deutete auf Kei-sama, der das Päckchen entgegen nahm, als Aido aus seiner Starre erwacht war.

»Geht am besten in eure Zimmer und zieht euch um. Bei uns geht der Unterricht in einer Viertel Stunde weiter. Kanon. Dein Zimmer liegt in Track B Zimmer 19, Kei, Aido und Kain sind im Track C. Zimmer 17. Kanon, du hast noch drei andere mit in deinem Zimmer.«

Ich nickte. Sonderrechte bekam man hier nicht. Es wusste ja auch niemand, wer Kei-sama in Wirklichkeit war. Deswegen nur nicken und dann rausgehen. Vor der Tür schaute ich zu Kei-sama hoch.

»Ich warte dann vor dem Klassenzimmer…«

Er nickte und ich ging in die Entgegengesetzte Richtung davon. Die Direktorin hatte uns zwei Karten gereicht, damit wir uns nicht verliefen. Da Kain in die andere Richtung gehen musste – und er bis dahin mein Koffer getragen hatte – schleppte ich den Koffer mühsam mit mir. Wo die beiden wohl meinen Körper versteckt hatten? Sie waren kurz verschwunden gewesen. Ich wette, sie hatten die Körper versteckt. Hoffentlich konnte ich mal dahin gehen. Wer weiß, was mit meinen Körper passierte?! Brr… Wie es wohl ist, darauf zu schauen? Nein, nicht dran denken!

Ah, hier musste ich den in den Track B.

»Zimmer 19…. Wo ist das denn? Ah. Hier…«

Ich blickte zu der Tür und klopfte vorsichtig an. Niemand antwortete. So zog ich die Tür auf.

Es war wirklich niemand hier drinnen. Ich stieß einen kleinen Seufzer aus. Wenigstens brauchte ich dann noch keine Fragen zu beantworten. Ich stellte meinen Koffer auf das Bett, was unbenutzt war und nirgendwo Sachen standen und glitt aus meinen anderen Sachen. Dann zog ich die rote Uniform an. Brr… Das stach ganz schön mit den pinken Haaren. Ich glaube, ich muss da noch was verändern. Ich überlegte. Sollte ich wohl die Haare schwarz färben lassen? Ich meine… es war immer noch Kanons Körper. Oh man. Schwere Entscheidung. Ich lauschte in mich hinein. Da! Eine Erinnerung an ihr, wie sie mit Kei-sama stritt. Warum sie die Haare nicht färben lassen sollte. Ich grinste erleichtert. Sie wollte also schon lange schwarze Haare haben. Gut, aber wo bekam ich schwarze Haarfarbe her? Äääh…. Es klopfte an der Tür und Jibriel trat hinein. Wann war er denn hierher gekommen?

Egal, er konnte mir helfen.

»Kannst du wohl Haarfärbemittel besorgen, damit ich die Haare schwarz bekomme? Denn das rot ist nicht gerade gut auf pink zu sprechen!«

Er lächelte und nickte.

»Ich hatte mir so was ähnliches schon gedacht, deswegen habe ich das auch schon hier bei mir.«

Er war wirklich der Beste! Außer Kaname-sama…. Kei-sama natürlich!!! Grinsend nahm ich die Tube entgegen und machte mich auf in das Bad. Dort legte ich ein Handtuch über meine Uniform und machte mir eben schwarze Haare. Hoffentlich würde ich noch rechtzeitig fertig werden.

Ich wurde knapp rechtzeitig fertig. Als ich aus dem Bad kam, klingelte es gerade. Wow, hier gab es eine schrille Klingel, die mir in den Ohren schrillte. Ich raste an Jibriel vorbei und schnappte ich vorbeigehen meine Tasche mit den neuen Büchern und schaute kurz auf die Karte, dann raste ich den Gang entlang zum Unterrichtsraum. Ich hatte Glück, denn kurze Zeit später hatte ich Kei-samas Geruch in meiner Nase, den ich folgen konnte. So verlief ich mich nicht, na ja. Ich kam kurz an dem Zimmer der drei vorbei und musste die andere Richtung einschlagen, aber dann stolperte ich um die letzte Ecke und sah Onii-sama und Aido und Kain.

Schliddernd kam ich vor den dreien zu stehen, die mich erst wirklich überrascht musterten.

»Pink passt nun mal nicht zu rot.«

Ich grinste leicht.

Kei-sama schüttelte nur leicht den Kopf und ich spürte seine Belustigung darüber.

Dann wurden Schritte auf dem Flur laut und ein Mann – wohl der Lehrer – kam den Gang herunter. Er bedachte uns mit ein paar Blicken, dann nickte er leicht und öffnete die Tür und winkte uns hinein.

Das Gemurmel war schlagartig verstummt, als der Lehrer rein kam. Auch ohne einen kurzen Blick wusste ich, dass alle auf uns starrten, als wir hinter ihm herkamen. Ich spürte Überraschung, aber auch Hass. Ich blickte zu der Quelle und war überhaupt nicht überrascht, dass die Wut von Miriada herkam. Ich grinste sie leicht an, bevor ich mich neben Kei-onii-sama stellte.

»Wie ihr seht, haben wir neue Schüler. Sie sind bis jetzt noch auf keine Schule gegangen, da sie vom Ausland kommen. Zumindest zwei von ihnen. Kanon-chan und Kei-kun. Aido-kun und Kain-kun waren früher auf der Cross Academy gewesen.«

Die Klasse murmelte etwas leise und dann kehrte wieder Stille ein.

»Es werden keine Attentate auf sie verübt. Das gilt für alle!«

Das er dabei Miriada anschaute, entging keinen von uns vieren. Er wies uns Plätze zu. Ich hatte Glück, ich wurde neben Onii-sama gesetzt. Und das war wirklich Glück!!! Denn immerhin hatten alle Vampire hier schon weit mein Nivou in der Schule überschritten. So konnte ich getrost mal Kei-sama um Hilfe fragen.

»So, da das erledigt ist, machen wir mit unseren Thema weiter. Wer kennt noch die Frage der letzten Stunde?«

Schule… war die Qual. Schon nach der zweiten Stunde merkte ich, dass ich überhaupt nichts von den ganzen Sachen konnte. Nichts. Noch nicht mal ansatzweise. Ich starrte nur den Lehrer an, der Formeln herunterzitierte und dann einen auf ruf, der sie noch einmal wiederholte und die passende Antwort auf eine Frage gab. Ich schluckte, als Kei-sama neben mir aufgerufen wurde, er sich erhob und die Formel tadellos sagte und die richtige Antwort gab.

Der Lehrer nickte anerkennend und lies seinen Blick dann auf mich wandern, während ich schon ins Schwitzen kam. Ich meine, die Formel zitieren konnte ich ja, aber die Frage darauf, wenn ich noch nicht mal wusste, wofür die Formel war?!!! ICH war erledigt. Und zwar richtig. Lieber Gott im Himmel, lass es mich überstehen! Ich werde auch immer brav meine Sachen lernen und mich zu einer guten Schülerin hinaufmustern.

Es klingelte, gerade als ich aufstehen sollte. Erleichtert setzte ich mich wieder hin und dankte den Gott für seine Gütigkeit. Moment mal, darf ich als Vampir überhaupt an Gott glauben? Egal, er hatte mich gerettet. Mist… ich würde wohl jetzt mein Versprechen halten müssen und lernen. Oh menno…. Na ja… wenigstens war jetzt Pause. Ich schaute mich neugierig um. Außer Miriada und ihre Gruppe, die mich und Kei-sama feindseelig beäugte, sich aber nicht traute hinzukommen, da ein Lehrer noch Pausenaufsicht führte, waren noch ein paar verschiedene Gruppen da. Auch Aido und Kain waren in der Klasse. Die beiden lehnten etwas abseits der anderen, obwohl die Mädchen der Klasse sie neugierig beäugten. Es gab nicht sehr viele Jungs in der Klasse. Kei-onii-sama und die anderen zwei eingeschlossen kam es gerade mal auf acht Jungen. Und die waren wohl schon fest vergeben. Der eine hing bei Miriada und die anderen waren auch von Mädchen umringt. Schon komisch. Na ja. Ich blickte mich um und schon sah ich etwas, was mich ziemlich murrig werden ließ.

Kei-sama…

Umringt von Mädchen der Klasse.

Alle kicherten und schleimten sich bei ihm ein. Na toll. Er wusste wohl auch nicht mehr weiter, denn immer, wenn er abwehrte, dass er nichts mit anderen zu tun haben wollte, unterbrach ihn eine. Ich setzte einen finsteren lick auf und ging zu ihm herüber. Ohne irgendwie nach zu denken legte ich die Arme um Kei-sama´s Hals und blickte die Schülerinnen finster an.

»Onii-sama ist nicht zu haben. Haut ab!«

Schon komisch, dass ich auch noch jetzt eifersüchtig war. Auch gut.

»Dein Bruder kann für sich selber reden, kleines Kind.«

Das Mädchen betrachtete mich mit einem strafenden Blick. Mit dem klein sein hatte sie leider Recht. Ich war die Jüngste. Aber das war mir gerade im Moment total egal.

»Er wird dir das gleiche sagen!« giftete ich also zurück.

Sie sah Kei-sama an und lächelte verführerisch. Er lächelte charmant zurück.

»Sie hat Recht. Ich bin nicht zu vergeben.«

Nach und nach verschwanden sie, aber ich sah an ihren Blicken, dass es wohl nicht das letzte Mal war. Ich streckte denjenigen die Zunge raus. Albern, ich weiß, aber soooo befriedigend.

»Ich wusste gar nicht, dass du so reagieren kannst.«

Kei-sama schaute zu mir hoch. Ich wurde leicht rot.

»Ich ehrlich gesagt auch nicht…«

»Ich mag es.«

»Wirklich?«

Er nickte und ich strahlte ihn an. War ja wirklich super.

Vergnügt wie ich war, vergaß ich schon nach ein paar Minuten mein Versprechen, gaaanz viel zu lernen, damit ich nicht hinterher hinkte. So war das eben.

Aber ich glaube, ich hätte mich auch gar nicht reagieren können. Warum? Nun, der Grund war mal wieder eine, die ich wirklich hasste, nach dem Gespräch. Wen mein ich wohl?

Ich packte meine Sachen ein. Gerade hatte ich die letzte Stunde mit Mühe und Not überstanden, als ich angesprochen wurde.

»Na sieh mal einer an. Die beiden Geschwisterchen sind also welche von uns. Das hätte ich nicht gedacht, bei eurem Geschmack. Und deine Haare sehen wirklich hässlich aus.«

Die Stimme erkannte ich sofort. Ich holte leise Luft und setzte ein kleines Lächeln auf, bevor ich mich aufrichtete.

»Hallo Miriada. Danke für das Kompliment, aber ich muss sehen, deine Haare sind ziemlich kaputt an ihrem Ende.«

Toll, die gute Sicht der Vampiraugen, auch wenn sie ziemlich lichtempfindlich waren. Das Licht in dem Raum tat mir langsam in den Augen weh.

Ich hatte Miriadas wunden Punkt entdeckt. Sie bedeckte mich mit einem tödlichen Blick und ging mit ihrer Gefolgschaft von dannen. Ich grinste leicht in mich hinein.

Eins zu eins.

Meine Tasche schulternd wollte ich mich schon aufmachen um in mein Zimmer zu gehen, damit ich endlich auspacken konnte, als mich jemand festhielt. Ein Mädchen – Vampir übrigens – hielt mich auf.

»Wo willst du hin?«

»Hier raus..«

Sie hielt mich wohl für besonders doof, da ich nicht wusste, was das war. Ich sah es und spürte es.

»Aber unsere Gäste kommen gleich.«

»Ähh. Gäste?«

Ich kam mir ziemlich bescheuert vor.

»Du weißt schon, unser Essen.«

Essen? Aber Vampire tranken doch Blut.

Oh…

Ach so.

Diese Art von Essen. Kei-sama hatte es ja schon gesagt. Ich schluckte leicht und grinste diese an.

»Weißt du, ich hab keinen Hunger, du kannst meine haben, wenn du willst.«

Mit den Worten lies ich sie stehen und rannte bis zu meinem Zimmer.

Oh.

Mein.

Gott.

Nach dem Unterricht wurden also die Menschen hier ausgenutzt? Ich spürte Mitleid in mir hochkommen. Schließlich war ich die meiste Zeit meines Lebens ein Mensch gewesen.

Ich seufzte und ließ mich auf das Bett sinken.

Komische Schule. Ich wollte wieder an die Academy.

Was wohl jetzt die anderen taten. Ob Zero wieder da war? Was wohl Yori-chan machte. Ich vermisste sie schrecklich. Das Problem war, ich durfte bestimmt nicht schreiben oder gar anrufen. Die Gefahr war bestimmt viel zu gut.

Unwillkürlich stieg mir der Blutgeruch in die Nase und meine feinen Ohren hörten ein erschrockenes Aufkreischen, was schnell zu Todesängsten wurde. Oh Gott!!! Mir wurde heiß und kalt. Mein Magen krampfte sich zusammen und ließ mich unwillkürlich daran denken, wie das Blut wohl schmecken würde. Wie es meine Kehle runter rann und der leichte Kupfergeschmack auf meiner Zunge prickelte.

NEIN!!! Ich musste aufhören daran zu denken, sonst würde ich noch etwas Dummes tun.

Aber was sollte ich machen? Den Blutgeruch hatte ich jetzt in der Nase und ich hatte Durst. Ich war durstig. So sehr. Und nicht einmal die Bluttablette, die ich im hektischen Gewühle aus dem Koffer hervorbrachte, mochte den Durst zu bändigen.

Ich zitterte.

Und es klopfte gleichzeitig an der Tür und Kei-sama trat ein.

Sein Gesicht zeigte Sorge. Mit ein paar Schritten war er bei mir und schlang die Arme um mich. Ich drückte mich an ihn und vergrub das Gesicht in seine Kleider. Er roch auch nach Blut. Meine Augen begannen rot zu schimmern. So oft hatte ich das bei Zero oder bei anderen Vampiren gesehen. Auch bei Kei-onii-sama.

»Onii-sama…«

Ich merkte, wie ich die Worte wimmerte, als ob ich verdurstet wäre.

Er strich mir durch das lange schwarze Haar.

»Ich weiß… die ersten Tage ist der Drang am stärksten. Mach es ruhig…«

Ich wusste was er meinte. Seine Ader am Hals faszinierte mich, sobald ich darauf schaute.

Wieder glimmten meine Augen rot und ich beugte mich zu ihm hin.

»Du wirst dich an die Tabletten gewöhnen, wenn die Zeit reif ist…«

Ich hörte seinen Worten geistesabwesend zu. Das Blut rauschte durch seine Adern. Mein Mund öffnete sich langsam und meine Eckzähne wurden sichtbar. Mit jedem Herzschlag näherte ich mich seinem Hals. Fast zärtlich fuhr ich mit der Zunge über seinen Hals, bevor ich die Zähne leicht in die Haut drückte, noch mal stockte und dann mit mehr Gewalt durch die Haut fuhr. Sofort schoss mir das süße Blut in den Mund und rannte mir die Kehle herunter. Ich schloss die Augen, als ich bemerkte, wie mir die Tränen hochstiegen und sich in meinen Augen sammelten.

Nach und nach trank ich Onii-samas Blut.

Als ich fertig war, küsste ich die wunde Stelle auf Onoo-samas Hals leicht und sackte dann in mich zusammen, während Kei-sama mich immer noch in den Armen hielt und über mein Haar streichelte.

»Tut mir leid, Onii-sama…«

Ich spürte sein Kopfschütteln eher, als das ich es sah.

»Es ist schon gut. Allerdings wirst du dich bald auf Bluttabletten umstellen müssen. Ich glaube nämlich nicht, dass du Aido oder Kain nehmen willst und ich kann nicht immer herhalten.«

Er klang etwas belustigt, während ich bei dem Gedanken das Gesicht verzog. Na ja… Ich könnte mich bei Aido rächen, dass er mich… schon drei mal gebissen hatte. Hehe. Toller Gedanke. Aber eigentlich war ich nicht so fies.

Kei-sama hielt mich noch eine Weile im Arm, dann lehnte er sich etwas weg und lächelte.

»Deine Mitbewohnerinnen werden gleich auftauchen. Ich gehe lieber.«

Er stand auf und strich mir noch einmal über die Haare.

»Komm morgen in mein Zimmer. Dort werde ich dir die Tabletten geben. Bis morgen.«

Er ging zur Tür und verschwand.

Ich saß etwas benommen noch im Bett, als die Tür wieder aufging und drei Mädchen hereinkamen. Sie brachen mitten im Gespräch ab, als sie mich erblickten.

Ich kannte noch keine von den dreien.

Und sie waren nicht bei Miriada gewesen. Also hatte ich wohl eine Chance.

Ich setzte ein Lächeln auf und fing an.

»Hallo. Ich bin Kanon. Ich bin wohl ab jetzt eure Zimmergenossin.«

Schweigen… dann aber regte sich die erste.

»Ach du bist die, wo sich unser Superweib so aufgeregt hat?«

Die Braunhaarige lächelte mich an und kam auf mich zu, während sie die Hand ausstreckte. Sie roch nach Blut. Leicht, aber er war doch da. Auch die anderen hatten eine Duftfahne an sich.

Aber wer war denn das Superweib? Äh… aaaachh sooo. Miriada.

Das müsste hinkommen.

Nach und nach kamen auch die anderen näher und stellten sich vor. Die sich als erstes getraut hatte, war Lillia. Und die andere –wie passend, da sie Zwillinge waren. Das gab es wohl auch bei Vampiren häufiger… Jibriel und Gabriel sind ja auch welche – Lillith. Wieso mussten die Namen immer so gleich klingen? Wenigstens waren sie zu unterscheiden. Die eine hatte nämlich ihre Haare blond. Gut. Das letzte Mädchen, übrigens auch blond, hieß Hannah. Sie waren eigentlich ganz nett, wir unterhielten uns zumindest eine Weile, bevor sie mir beim Auspacken halfen und mich danach rumführten.

Aus ihren Gesprächen entnahm ich, dass sie Miriada auch so sehr hassten, wie ich. Sie hatte also nicht nur Anhänger.

Ich blieb die ganze Zeit höflich und lächelte freundlich, während sie erzählten.

»Und Morgen können wir endlich mal in die Stadt gehen. Es ist schon so lange her, dass die Direktorin es mal wieder erlaubt.«

Ich blickte etwas verwirrt.

»In die Stadt?«

Lillith nickte.

»Ja. Ein oder zweimal im Monat dürfen wir eigentlich in die Stadt. Aber letzten Monat hat jemand Mist gebaut und niemand weiß wer, deswegen hat die Direktorin die Besuche kurzfristig gestrichen.«

»Was ist denn passiert?«

Ich war neugierig. Und so erfuhr ich von den dreien, dass jemand eine blutleere Schülerin hier gefunden hatte.

Eine schreckliche Vorstellung, aber so lief es wohl hier an der Schule. Kein Wunder, dass ich wieder an die Academy wollte.

Meine Gedanken schweiften ab. Ich sah mich wieder fröhlich an der Academy, wo Zero und Yori-chan waren. Es wäre niemand hinter mir her und ich lebte glücklich und zufrieden dort, bis ich die Schule beendet hätte und Kaname-onii-sama dann mitnahm. Ein schwarzes langes Kleid hatte ich an, als er mich leidenschaftlich küsste und…Beng!!!

Ich taumelte zurück und hielt mir meinen dröhnenden Kopf. Ich war gegen die Wand gelaufen!!!

Ok, war wohl doch nicht so gut, verträumt durch die Gegen zu laufen.

»Alles in Ordnung?«

Hannah sah mich besorgt an.

Ich nickte.

»Ja, ich sollte weniger träumen.«

Dann rapellte ich mich auf. Ich rieb mir noch einmal kurz leicht die Stirn und lächelte dann.

»Wann fängt abends eigentlich der Unterricht an?«

Lillith überlegte kurz, bevor sie etwas sagte.

»Um sieben, wenn es Winter ist und um neun, wenn es Sommer ist.«

Ich hob leicht die Augenbraue.

»Wechsel?«

»Ja, da es im Sommer später dunkel wird und manche können das Licht nicht sehr gut vertragen.«

»Ach so.«

Hmm… wenn ich wieder an der Academy bin, würde ich das Rektor Kurosu vorschlagen. Das war eine gute Idee. Dann wären auch im Sommer meine Schlafstunden länger. Jetzt ja sowie so . Wurde das alles kompliziert.

»Ach sieh mal einer an, wenn das die Zwillinge, Hannah und die Neue sind. Was treibt den so ein bunter Haufen auf dem Flur?«

Die Stimme kannte ich. Und tatsächlich.. es war Miriada.

»Hallo, Miriada-san. Wir führen sie nur herum.«

Lillith wurde auf einmal ganz kleinlaut und auch die anderen zogen die Köpfe ein. Hatte Miriada so viel Macht? Ich konnte mir das kaum vorstellen.

»Ja das sehe ich. Und, wie gefällt es dir hier?«

Erst wollte ich eine patzige Antwort geben, dann aber überlegte ich mir es anders.

»Ach, weißt du… es ist so wunderbar hier und alles so schön, aber das Beste sind die Freunde, die man finden kann.«

Meine Stimme triefte voll Hohn. Und irgendwie ziemlich schleimig. Miriada sah mich wirklich wütend an, während ich grinste und an ihr, demonstrativ vorbei ging und sie weiterhin ignorierte.

Sie war einfach so etwas, was ich noch nie mochte und… na ja… eine richtige Zimtzicke.

Die Obercoole Miriada.

Kaname-onii-sama… Ich seufzte. Ob ihm das alles hier noch schwerer fiel als mir? Er war immerhin ein Reinblüter und gewöhnt mit Respekt behandelt zu werden.

Mmmh… vielleicht könnte ich auch mal schauen und Aido ausfindig machen. Ich würde gerne das Versteck wissen, wo mein richtiger Körper liegt. Wo könnte Aido wohl jetzt sein?

Bestimmt in der Cafeteria und versuchte sich an die Mädchen ranzumachen. Die Cafeteria war nicht weit von hier entfernt. Die anderen hatte ich schon längst vergessen. Schleunig machte ich mich auf den Weg und spurtete um eine Ecke. Jap… da war er… Umringt von den Menschenmädchen. Total strahlend und von ihm verzückt. Ich musste mich durch die Menge durchdrängen um in seine Nähe zu kommen.

»Aido. Kann ich dich sprechen?«

Er sah mich kurz an und nickte dann.

»Moment Kanon-sama.«

Uuuh…. Kanon-sama. Ich musste mich wirklich dran gewöhnen, dass er mich jetzt mit Sama ansprach.

Aber eine gute Taktik hatte er.

»…Ich hab Hunger…«

Drei einfache Worte und schon waren alle Mädchen weg um ihm etwas zu Essen zu machen.

Er grinste leicht.

»Wir werden nicht viel Zeit haben, bevor sie zurückkommen.«

Ich nickte.

»Ich wollte wieso wissen, wo mein…«

Ich wusste nicht, ob noch jemand zuhörte und deswegen verschluckte ich die letzten Worte.

Aber Aido verstand es auch so.

»Folge mir bitte, Kanon-sama.«

uuuh…. Ich muss ihn dringend sagen, dass er dieses sama lassen soll.

Aido ging aus der Cafeteria hinaus und ich folgte ihm schweigend. Wir gingen nach draußen den Flur entlang, mussten uns kurz vor ein paar Schülerinnen verstecken und schließlich durch den Wald gehen, der zur Schule gehörte. Dann kam eine verlassene Hütte in Sicht, die wohl schon lange nicht mehr benutzt wurde. Dort drin soll mein Körper liegen?

Oha…

Aido machte die Tür auf und ging hinein. Doch da waren keine Körper. Ich sah mich noch mal genauer um. Nein, keine Körper. Nur ein verkümmerter Stuhl und morsche Schränke. Viel Staub und ein paar Spinnenweben.

Aber die eine Stelle da war frei von Staub und Aido steuerte darauf zu. Ein altmodischer Kerzenleuchter.

»Das war das beste Versteck, was wir finden konnten.«

Er drehte eine Kerze, die noch halb darin steckte und dann klappte das morsche Bücherregal auf der anderen Seite zur Seite. Dahinter ging eine Treppe hinunter ins Dunkle. Aber nach kurzer Zeit konnte ich wieder scharf sehen. Toll. Die Vampiraugen waren wirklich klasse. Auch wenn mich der Geruch etwas störte, der von der Hütte kam.

Aido ging die Treppe herunter und ich folgte ihm. Während wir weiter hinunter gingen, hörte ich das leise Schaben, als sich das Bücherregal wieder vor die Öffnung schob. Wir beide schwiegen. Ich wüsste wieso nicht, was ich sagen sollte.

Dann war die Treppe zu Ende und wir standen in einem großen Raum. Und dort waren zwei Eisblöcke auf dem Boden. Wo zwei Personen, wie es schien, drin schliefen.

Mein Körper und Kaname-onii-samas. Ich ging auf meinen zu. Ich sah so friedlich aus. Ohne jegliche Sorge. Ohne jeglichen Kummer.

Langsam hob ich die Hand und berührte das Eis, was meinen Körper schützte.

»Wie lange werde ich wohl in diesem Körper bleiben müssen?«

Es war nur ein leises Flüstern und dann kehrte Stille ein.

Ein Geräusch ertönte von der Treppe. Ein neuer Geruch kam hier unten hin.

OH NEIN!!! Ich hatte Miriada komplett vergessen und das hat sie mir natürlich übel genommen. NEIN! NEIN!! NEIN!!! So ein Mist.

Und verstecken konnten wir es nicht mehr.

//Kaname-sama!!!//

Ich schloss die Augen, als ich ein erschrockenes Japsen hörte. Dann erst drehte ich mich langsam um. Dort stand sie. Miriada und starrte auf Kaname-samas Körper.

»Kaname Kuran-sama!!! Aber… Ein Reinblüter hier an unserer Schule?«

Sie hatte uns wohl noch nicht richtig wahrgenommen.

Ich seufzte. Das war es dann wohl.

Und was sollte ich jetzt tun?

Sie schaute jetzt zu mir.

»Wie hast du die Körper gefunden, dass müssen wir sofort melden. Oh mein Gott!!! Ein Reinblüter hier. Wem gehört der Körper?!«

Ääähh… was soll ich sagen?

»Es ist mein Körper…«

Die Stimme kam von der Treppe und hinter Miriada tauchte Kei auf. Kaname-sama… Miriada wirbelte herum, machte große Augen, dann verbeugte sie sich.

»Kaname-sama…«

Ob sie wohl noch wusste, dass sie ihn wirklich blöd angesprochen hatte. Wohl schon, denn sie zitterte ein wenig.

»Kaname-onii-sama…«

Jetzt konnte ich ihn wohl wieder richtig ansprechen.

»Yuuki… Ich hätte es gerne gehabt, wenn wir länger als einen Tag hier bleiben könnten, aber wie es aussieht, geht das nicht.«

Ich schaute traurig zu Boden.

»Tut mir leid. Das ist nur meine Schuld.«

»Unsinn Yuuki… Es war ein purer Zufall.«

Er ging an Miriada vorbei und ging zu seinen Körper hinüber. Das Eis schmolz unter seiner Berührung, als er es berührte.

»Wir werden wohl wieder an die Academy gehen. Vielleicht haben wir ja eine Chance…«

Kei´s Körper erschlaffte und Kaname-sama schlug die Augen auf und fing den schlaffen Körper auf.

»Wir werden es schon irgendwie hinbekommen.«

»Ok…«

Ich sagte es sehr leise, bevor ich mich wieder zu meinen Körper umdrehte und das Eis auch hier schmolz. Als ich meinen Körper berührte, spürte ich eine wohlige Wärme und dann blickte ich auf den Körper von Kanon. Aido hatte ihn aufgefangen. Vorsichtig bewegte ich meine Finger. Ja. Das war wirklich mein Körper.

»Miriada.«

»Ja, Kaname-sama.«

»Geh bitte in das Büro mit Aido und weise uns aus. Wir werden die Schule wieder verlassen.«

»Ja. Kaname-sama…«

Sie verbeugte sich und ging schleunigst die Treppe rauf, zusammen mit Aido, der den Körper von Kanon an die Wand gelehnt hatte.

Wieder zurück zur Academy

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