Der vierundzwanzigste Glückskeks

»Der Geist, der allen Dingen Leben verleiht, ist die Liebe.«

„Soso, es ist eines deiner liebsten Wörter, ja?"
„Bilde dir darauf ja nix ein!", warnte ich ihn.
Rosanna brachte uns unsere Getränke und Pizzen und wünschte uns einen guten Appetit. Genüsslich schob ich mir ein Stück Pizza in den Mund.
„Oha, ischt dasch lecker!", schmatzte ich.
William lachte und ich hielt mir peinlich berührt die Hand vor den Mund.

„Ja, es schmeckt sehr gut."
Wir betrachteten die schöne Aussicht und aßen auf, bis wir beinahe platzten.
„Man, bin ich satt!", sagte ich.
William stimmte mir zu und bestand anschließend darauf zu bezahlen. Irgendwann sah ich ein, dass es keinen Sinn hatte mit ihm deswegen zu diskutieren, weshalb ich ihn ließ und auf Toilette ging.
Als ich zurückkam, hörte ich noch, wie Lorenzo an William gewandt sagte: „Es ist schön, dass du jetzt jemanden gefunden hast. Sie scheint sehr gut zu dir zu passen."

In diesem Moment trat ich neben William, der rot anlief und meinte: „Wir müssen dann auch los."
Ich konnte genau sehen, dass Lorenzo ihm zuzwinkerte. Wir verabschiedeten uns und verließen das Restaurant.
„Interessant, dass du anscheinend eine Freundin hast. Und ihr gut zusammenpasst.", konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.
William lachte.
„Traurig, dass sie davon nichts weiß.", scherzte ich, bis mir auffiel, dass es keiner war.
William schmunzelte immer noch, blickte mich aber leicht verwirrt an.

„Ich meine Emilia oder wie sie hieß...von der du mal erzählt hattest."
„Ach, hm..."
„Oder habe ich was verpasst? Und ihr habt doch wieder Kontakt oder so?"
Ich riss die Augen weit auf und sah ihn an.
„Hm..."
Und ein weiteres Mal an diesem Abend hielt ich mir die Hand vor den Mund.
„Tut mir leid, das war dreist. Du musst nicht darüber reden.", sagte ich und schob mich auf den Beifahrersitz.

William setzte sich wortlos hinter das Lenkrad und startete den Motor. Ich wartete, dass er losfuhr, doch er starrte nur nachdenklich auf seine Hände. Dann wandte er sich mir plötzlich zu.
„Hast du Lust noch einen Punkt abzuarbeiten?"
Leicht verunsichert nickte ich. Der Grund dafür war aber eher, dass ich noch nicht von ihm weg wollte, der Tag war bisher sehr schön gewesen. Ich wollte nicht, dass er schon vorbei war. Ein Grinsen umspielte Williams Lippen und er fuhr los.
Keine zehn Minuten später fuhr er in die Einfahrt seines Hauses. Ich blickte ihn verwirrt an und er zwinkerte mir zu.

Wir stiegen aus und er reichte mir seine Hand. Mittlerweile war es stockdunkel, weshalb ich sehr froh war, Williams Hand halten zu können. Das gab mir ein wenig Sicherheit. Er führte mich um das Haus herum einen kleinen Feldweg entlang und dort lag ein kleiner See. Mir wurde bewusst welchen Punkt William von der Liste abhaken wollte und ich sah ihn, soweit das in der Dunkelheit möglich war, ein wenig verunsichert an.
„Ist das sicher? Und es ist bestimmt arschkalt! William..."
„Hey, keine Sorge. Ich kenne diesen See seit meiner Kindheit. Es ist sicher, okay?"

Langsam ging er mit mir gemeinsam weiter auf den See zu. Er streifte seine Schuhe ab und ging mit den Füßen rein. Ich tat es ihm nach und stieß einen Schrei aus, weil das Wasser wirklich, wirklich kalt war. Von William neben mir konnte ich ein leises Lachen vernehmen, was ich mit einem bösen Blick beantwortete, den er aber wahrscheinlich nicht sehen konnte. Er zog sich sein T-Shirt über den Kopf und ich schlüpfte schnell aus meinem Kleid. Ich war in diesem Moment mehr als froh über die Dunkelheit.

William zog mich am Arm und so konnte ich es nicht verhindern von ihm mit ins kalte Wasser gezogen zu werden. Wieder kreischte ich und schlug im ersten Moment um mich. Als ich William traf, beschwerte er sich.
„Geschieht dir recht!", sagte ich und spritzte ihm Wasser entgegen.
Das hätte ich vielleicht nicht tun sollen, denn sofort bekam ich eine riesige Wasserladung ins Gesicht. Und damit begann eine wilde Wasserschlacht.

Irgendwann kam von William kein Wasser mehr zurück, dass ich für einen kurzen Moment leichte Panik bekam.
„William?", fragte ich zaghaft.
Nichts.
Ich konnte in der Dunkelheit auch keinen Umriss ausmachen, dass ich es langsam mit der Angst zu tun bekam.
„William?...William, das ist nicht witzig..."
Plötzlich spürte ich einen festen Griff um mein Fußgelenk. Ich schrie vor Schreck laut auf.

Kurz darauf tauchte William neben mir auf und lachte sich kaputt.
„Das ist nicht witzig, William! Ich hatte Angst, okay?"
„Ach komm schon, Lauren. Es war schon witzig.", sagte er immer noch lachend.
„Nein. Ich hasse dich, pf.", sagte ich eingeschnappt.
„Jaja, eigentlich lieb-..."
Er verstummte.
„Ich wollte dich nicht erschrecken, okay doch wollte ich. Aber...komm schon es war witzig, ein bisschen schon."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und merkte, wie sich Gänsehaut auf meiner Haut ausbreitete.
„Ja, für dich vielleicht.", sagte ich verbissen und stapfte aus dem Wasser.
Ich suchte den Boden nach meinem Kleid ab und schlüpfte hinein. Ich konnte William als Umriss neben mir ausmachen, der sich sein Shirt überzog und seine Schuhe schnappte.
„Okay, dann lade ich dich jetzt auf eine Heiße Schokolade ein, in Ordnung?"
Ich spürte, wie meine Mundwinkel nach oben wanderten und dieses Mal war ich diejenige, die nach seiner Hand griff.

„Das ist ja wohl das Mindeste, findest du nicht?"
Ich hob meine Schuhe vom Boden auf und dann liefen wir barfuß den Weg zu Williams Haus zurück.
Er schloss die Haustür auf und schaltete das Licht an. Nach so langer Zeit in Dunkelheit, mussten sich die Augen erst einmal wieder an so viel Helligkeit gewöhnen, dass ich einige Male blinzeln musste. William trat in die Küche, nahm einen Topf aus dem Schrank und füllte Milch hinein. Den Topf stellte er auf den Herd, welchen er einschaltete.

Wie auch zuhause, zog ich mich auf die Arbeitsfläche und ließ meine bloßen Füße baumeln. William nahm zwei Tassen aus dem Regal und griff dann nach einer Tafel Schokolade.
„Magst du Marshmallows?", wollte er wissen, während er anfing die Schokolade zu zerkleinern und anschließend zu der Milch in den Topf zu geben.
„Äh ja.", antworte ich.
Da meine Unterwäsche immer noch nass war, merkte ich, wie mein Kleid durchweichte und mir kalt wurde. Ich fröstelte und schlang die Arme um meinen Oberkörper.

„William? Hast du zufällig eine Decke oder so für mich?"
Er blickte mich an und riss die Augen weit auf.
„Oh shit, na klar!"
Er ging aus der Küche und kam kurze Zeit später wieder, selbst mit einer gewechselten Hose, ein T-Shirt, eine Boxershorts und eine Jogginghose in der Hand. Den Kleiderhaufen drückte er mir in die Hand und zeigte mir, wo das Bad lag.
Ich schlüpfte hinein und aus meinen nassen Sachen. Anschließend warf ich mir Williams viel zu große Sachen über und ging zurück in die Küche.

William lehnte an der Arbeitsplatte und schaute mich belustigt an, als ich durch die Tür trat.
„Ich weiß nicht, was da jetzt so lustig ist. Das trägt man jetzt so."
Er schüttelte nur den Kopf und reichte mir eine Tasse. Ich pustete und nahm einen Schluck.
„Mhm.", sagte ich und spürte, wie sich Wärme in meinem Körper ausbreitete.
„Kann ich dich noch was fragen?", fragte ich anschließend.
„Klar, schieß los."
„Woher kannst du so gut Minigolf spielen?"

William zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck von seiner Heißen Schokolade.
„Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Wir waren mit der Selbsthilfegruppe einige Male spielen und irgendwie konnte ich es einfach."
Ich verdrehte meine Augen.
„Du willst mir also erzählen, dass du ein Naturtalent bist, ja?"
Wieder zuckte er mit den Schultern.
„Tja, Glück im Spiel, Pech in der Liebe.", rutschte es mir raus.

Sofort wünschte ich, ich könnte es zurück nehmen und biss mir auf die Unterlippe. Williams Miene konnte ich nicht deuten, er blickte mich ausdruckslos an.
Sein Blick schien mich mal wieder zu durchbohren.
Dann trat er einen Schritt auf mich zu. Und noch einen.
Meine Nackenhaare stellten sich auf. Plötzlich stand William direkt vor mir und blickte mich von oben herab an.
„Das ist aber schade. Ich dachte ich hätte einen Glücksgriff gelandet."

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