Der siebte Glückskeks
»Jeder hat Recht auf seine eigene Meinung, aber er hat keinen Anspruch darauf, dass andere sie teilen.«
Ich öffnete langsam die Augen und blinzelte. Licht durchflutete das kleine Zimmer. Es war viel zu hell. Gerade wollte ich meine Augen wieder schließen, als ich eine Stimme rechts neben mir vernahm.
"Sie ist wach, Harry. Oh Schatz, es ist alles gut gegangen. In drei Tagen kannst du vermutlich nach Hause. Du musst zwar die nächsten Monate immer wieder zu Kontrolluntersuchungen, aber sie haben alle Knoten entfernen können und es sieht so aus als würden keine Neuen mehr wachsen!"
"Emily, nun lass sie doch erstmal wach werden.", erwiderte Dad lachend.
Ich drehte meinen Kopf, dass ich meine Eltern ansehen konnte.
"Es ist wirklich alles gut gegangen?", wollte ich wissen.
Beide strahlten über das ganze Gesicht und nickten.
Ich versuchte mir ein Lächeln abzugewinnen.
Scheiße.
"Hast du Hunger?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Hast du Durst?"
Ich schüttelte wieder den Kopf.
"Ehrlich gesagt würde ich gern noch etwas schlafen. Wieso geht ihr nicht nach Hause?"
Meine Eltern sahen sich skeptisch an.
"Ich komm schon klar. Außerdem habt ihr mich in drei Tagen wieder rund um die Uhr an der Backe."
Meine Mutter seufzte.
Dad stand auf und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ruh dich aus. Wir sehen uns morgen."
Mum tat es ihm nach.
"Und iss noch was!", ermahnte sie mich.
Ich rollte mit den Augen.
"Mum, ich bin neunzehn!"
Kopfschüttelnd trabte sie meinem Vater hinterher, aus der Tür.
Ich schloss erschöpft die Augen und fiel kurz danach in einen tiefen Schlaf.
einige Stunden später
Diesmal war es wesentlich dunkler im Zimmer, als ich die Augen aufschlug. Und ich war allein. Ich griff nach meinem Handy, was auf dem Nachttisch lag. 5 neue Nachrichten.
13:42 Hey, beste Freundin.
14:17 Hey, du antwortest nicht. Ist die OP gut verlaufen?
14:49 Okay, vermutlich antwortest du nicht, weil du noch nicht wach bist.
14:50 Oder deine Eltern sind da...ich bin ein Idiot. Okay, tut mir leid für's nerven.
15:01 Lauren? Bitte schreib mir, wenn du wach bist.
Ich wollte gerade eine Antwort tippen, da vibrierte mein Handy und kündigte somit eine neue Nachricht an.
15:34 Irgendwie hab' ich Angst...erstens, dass die Operation irgendwie fehlgeschlagen ist und zweitens, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst...oh man. Sorry.
Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen.
Hey, William. Bitte entschuldige. Ich habe bis eben geschlafen. Nein, es ist alles sehr gut verlaufen. Vermutlich kann ich in drei Tagen nach Hause. 15:35
Ich schloss den Chat und legte mein Handy beiseite, griff jedoch sofort wieder danach, als es erneut vibrierte.
15:36 Du hast geantwortet! Und: das ist großartig!
William? 15:36
15:36 Ja, Lauren?
Ich hoffe du hast nicht die ganze Zeit vor deinem Handy gehockt und auf eine Nachricht von mir gewartet. 15:37
15:37 Ich doch nicht.
Okay, dann ist gut. 15:38
15:38 Ich bin froh, dass alles gut ist.
Ja... 15:38
15:39 Lauren?
Ja, William? 15:39
15:40 Du weißt, dass du jetzt dein Versprechen einlösen musst.
Ja, William, ich weiß. Aber...William? 15:41
15:41 Kein Aber. Lauren?
Beantwortest du mir eine Frage? 15:42
15:42 Vielleicht.
Wieso hast du dieses Buch gelesen? Ich meine am Ende stirbt sie. Weil sie es will. Du bist doch so dagegen. 15:43
15:44 Ich bin dagegen, ja. In deinem Fall.
In meinem Fall? 15:45
15:46 Ja, in deinem Fall.
Ich bekomme keine ausführlichere Antwort aus dir heraus, oder? 15:46
15:47 Jedenfalls nicht heute und nicht per SMS.
Okay. 15:47
15:48 Okay.
William? 15:50
15:50 Lauren?
Denkst du wirklich, dass ich alles aufholen kann, was ich verpasst habe? 15:52
15:53 Ja, das denke ich.
Okay. 15:53
15:55 Weißt du auch woher ich das weiß?
Nein. 15:56
15:57 Weil ich dir helfen werde, okay?
Okay. 15:57
15:58 Beste Freunde machen sowas nämlich.
Okay. 15:59
16:02 Du, ich muss mal eben weg.
Okay, William. Bis morgen oder so. 16:03
16:04 Ja, bis dann, Lauren.
einige Stunden später
21:06 Lauren?
21:19 Ich hoffe du bist nicht sauer, weil ich so plötzlich weg war.
21:34 Fuck, Lauren. Es tut mir leid.
Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Alles gut. 21:35
Was gibt's? 21:36
21:37 Lauren?
Wieso fragst du nochmal? Soll hier jetzt auf einmal jemand anderes sein oder was? 21:38
21:39 Nein, aber...irgendwie war das....ist das unser Ding. Mir gefällt das.
William? 21:41
21:42 Lauren?
So jetzt sag schon. Was ist los? 21:43
21:46 Kann ich rüber kommen?
21:46 Ich weiß, ab 20:00 ist nur noch Besuch der Familie erlaubt.
21:47 Aber ich könnte jetzt etwas Ablenkung gebrauchen.
Okay, komm rüber. 21:48
Es klopfte an der Tür. Leise wurde sie geöffnet und William huschte in mein Zimmer.
"Hey.", sagte ich.
"Danke dir."
"Kein Problem. Es gibt jetzt drei Möglichkeiten. Du erzählst mir was los ist. Ich würde das an deiner Stelle nicht wollen. Außerdem meintest du, dass du Ablenkung bräuchtest. Also schließe ich das aus. Zweite Möglichkeit du liest mir was vor. Ich würde es ja auch machen, allerdings bin ich durch die Narkose noch nicht wieder völlig bei mir. Und die letzte Möglichkeit wäre Scrabble. Wofür entscheidest du dich?"
"Scrabble.", antwortete er schnell und ließ sich auf den gewohnten Stuhl neben meinem Bett plumpsen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top