Der achtzehnte Glückskeks

„Wir leben nicht, um zu glauben, sondern um zu lernen.“

Es war zwar noch nicht Sommeranfang, doch heute war es warm. Nicht unerträglich, doch schon sehr warm.
Und ich mochte kein allzu warmes Wetter. Meine Operation war jetzt fast einen Monat her, sodass ich meine Medikamente bald absetzen würde können.

Die Unterrichtsstunde mit Susanna hatte ich soeben bereits hinter mich gebracht.
Ich war gerade in der Küche und befüllte mir ein Glas mit Orangensaft, als mein Handy klingelte. Eingehender Anruf – William.
Ich vergewisserte mich, dass meine Eltern außer Hörweite waren und nahm ab.

„Hey."
„Na du."
„Schönes Wetter draußen, was?", wollte er wissen.
„Vielleicht ein wenig warm."
„Magst du etwa keinen Sommer?"
„Den mag ich tatsächlich nicht besonders.", gab ich zu.
„Also könntest du eine Abkühlung gebrauchen?"

„Definitiv.", antwortete ich seufzend.
„Kannst du weg?"
Ich biss mir auf meine Unterlippe.
Ich durfte heute Abend garantiert nicht weg. Und ich konnte ihnen nicht sagen, dass ich mit einem Jungen unterwegs wäre.
„Es wäre nur heute Nachmittag. Maggie wäre auch dabei, wenn das okay ist."
„Kann ich dich gleich zurückrufen?"
„Klar."
„Bis gleich.", flüsterte ich in den Lautsprecher und legte auf.

Ich ging hinüber ins Wohnzimmer, wo ich Mum, über ein Buch gebeugt, fand.
„Mum?"
„Ja, mein Schatz?", fragte sie mich lächelnd. „Hast du was dagegen, wenn ich mit einem Mädchen aus der Selbsthilfe-Gruppe heute Nachmittag was unternehme?"
Jetzt strahlte meine Mutter.
„Aber nein, mein Schatz."
„Es wäre auch nur heute Nachmittag...Moment was?"
„Ich habe nichts dagegen. Es freut mich, dass du dort eine Freundin gefunden hast."

„Okay, danke."
Mit diesen Worten verließ ich den Raum und ging zurück in die Küche. Ich wählte seine Nummer und hielt mir das Handy ans Ohr.
„Lauren?"
„William, es geht klar. Muss ich was mitnehmen?...ja vermutlich Bade-Sa..."
„Die solltest du vielleicht eher zuhause lassen und dir etwas wärmere Kleidung einpacken."

„William, es sind dreißig Grad draußen. Hast du nicht was von Abkühlung gesagt?"
„Ach, Lauren. Lass dich einfach überraschen und vertraue mir. Magg und ich kommen dich gegen vierzehn Uhr abholen."
Sein Schmunzeln konnte ich durchs Telefon hindurch hören und ich sehnte mich danach, es zu sehen.

„Ich werde da sein."
„Okay, bis später."
„Ja, bis dann.", murmelte ich und legte auf. Verwirrt schlurfte ich in mein Zimmer und packte einen Kapuzenpullover, sowie eine Jeans in meinen Rucksack. Ich schlüpfte in meine Chucks, aß noch eine Banane und verabschiedete mich dann von meinen Eltern.
Ich trat aus der Tür und hüpfte die Stufen nach unten. Ich lief den Kiesweg entlang und schlüpfte durch das Gartentor.

Das Hupen ließ meinen Blick nach rechts wandern. Maggie sprang aus der Beifahrertür und winkte mir strahlend zu. Lachend lief ich zum Auto und umarmte sie. William öffnete die Fahrertür, umrundete das Auto und zog mich ins seine Arme.
„Hey, ihr Zwei.", sagte ich.
„Bist du bereit?", wollte William wissen.
„Wenn ich wüsste wofür, dann vielleicht."

„Du hast es ihr nicht erzählt?", fragte Maggie und riss die Augen auf, William boxte sie auf den Oberarm.
Dieser grinste nur blöd und schüttelte mit dem Kopf.
„Na schön, dann lass dich überraschen, Lauren. Es wird dir sicher gefallen. Und jetzt lasst uns los."
Maggie ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder, sodass ich auf den Rücksitz kroch. William stieg ein und schnallte sich an.

„Irgendwelche konkreten Musikwünsche?" Magg und ich schüttelten die Köpfe.
„Na schön.", murmelte er und fuhr dann los.
Während der Fahrt beobachtete ich Maggie und William.

Sie gingen wirklich vertraut miteinander um. Immerhin waren sie schon lange befreundet. Ich fragte mich, ob sie Gefühle füreinander hatten, ob sie gemals zusammen gewesen waren oder vielleicht sogar noch waren. William hätte mir das nicht erzählen müssen.
Ich hatte kein Rechr darauf, trotzdem spürte ich einen Stich der Eifersucht in der Brust.

Ich konnte nicht umhin mir zu wünschen ich wäre an Maggies Stelle und würde so mit ihm herumalbern, wie sie es gerade tat.
William drehte die Musikanlage laut auf und wir Drei grölten mit. Nach nur ein paar Liedern, fuhr er schon auf einen Parkplatz. Ich schnallte mich ab und öffnete die Autotür. Ich sprang aus dem Auto und sah mich um. Ich hatte nicht den leisesten Dunst wo wir waren.
Magg trat neben mich.

„Warst du schon mal hier?"
Ich schüttelte den Kopf. Das riesige Gebäude mit den großen Fenstern, was sich vor uns befand, kam mir überhaupt nicht bekannt vor.
„Das ist das Sportzentrum.", erklärte William, der soeben das Auto abgeriegelt hatte.
Ich zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Und was wollen wir hier?", wollte ich wissen.

Magg grinste mich an.
„Schlittschuhlaufen!"
Entsetzt blickte ich die beiden an.
„Ich kann doch aber gar nicht Schlittschuhlaufen."
„Es wird dir Spaß machen!"
Maggie lief vorne weg.
William sah ihr schmunzelnd hinterher und griff dann nach meiner Hand, um mich hinter ihm herzuziehen. Diese Geste machte mich nur noch nervöser, als ich sowieso schon war.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top