Der achtunddreißigste Glückskeks

»Jede Minute, die man lacht verlängert das Leben um eine Stunde.«

„Was hast du denn für ein Problem mit diesem Kleid?", fragte ich lachend.
William blickte mich ganz ernst an.
„Was?", wollte ich wissen, lachte wieder, aber dieses Mal leicht verunsichert.
„Ihr Mädchen habt ja keine Ahnung, was ihr mit uns Jungs macht, wenn ihr..."

Jetzt musste ich richtig lachen.
„William, ist das dein ernst? Ich bin's doch nur, in einem Kleid, okay?"
„Lauren, ja ich meine das ernst. Du bist schön, okay? Wirklich schön und du weißt das nicht. Und dann ziehst du so ein Kleid an und...", meinte er und errötete.
Das Lachen blieb mir im Halse stecken.
Er meinte das ernst.

Ich räusperte mich und starrte wieder auf meinen Teller.
Es herrschte Stille.
Ziemlich lange.
Bis William plötzlich etwas sagte.
„Ich habe da noch eine Überraschung."
„Ach ja?", murmelte ich.
„Ja. Ich habe da was vorbereitet."
„Und was?", hakte ich nach.
„Wirst du schon sehen."
„Okay."
Und es war wieder Stille.
Die Situation war mir so unangenehm, dass ich mich entschuldigte und auf Toilette verschwand. Meine Augen suchten mein Spiegelbild ab, bemerkten den verängstigten Blick.

War das Ganze wirklich eine gute Idee gewesen?
Im Moment war dieses Treffen nur merkwürdig.
Ich atmete einmal tief durch und ging dann zurück zu William, ließ mich wieder ihm gegenüber nieder.
„Können wir vielleicht einfach gehen?", wagte ich zaghaft einen Versuch.
William ließ einen Seufzer vernehmen.

„Ich weiß das hier läuft jetzt gerade nicht so super..."
„William, sonst war es nie so. Alles war viel lockerer, aber das hier...gerade, zwischen uns ist es angespannt und ich werde immer nervöser."
Seine Augen starrten in meine und er nickte.
„Okay, ich möchte nicht, dass du dich unwohl fühlst und...ehrlich gesagt finde ich die Stimmung gerade zwischen uns auch nicht gerade angenehm. Vielleicht hast du recht. Lass uns die Glückskekse bestellen und gehen."
„Können wir die Kekse nicht weglassen?", quengelte ich.

Jetzt lachte William, weshalb es mir sofort etwas besser ging.
„Okay, dann lass uns gehen.", meinte er augenzwinkernd.
Erleichtert stand ich auf und sah William dabei zu, wie er zu einem Kellner ging und bezahlte.

Anschließend kam er auf mich zu, griff wie selbstverständlich nach meiner Hand und zog mich mit nach draußen auf den Parkplatz. Plötzlich drehte er sich vor mich und blieb stehen, dass ich gegen seinen Oberkörper prallte. Seine Hände verschränkte er in meinem Nacken und grinste auf mich runter.
„Was?", wollte ich wissen und konnte es mir nicht verkneifen zu schmunzeln.
„Nichts.", flüsterte er.
Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und versuchte seinem Blick auszuweichen, um nicht zu erröten. Williams Atem strich über meine Haut.
„Es tut mir leid, dass dieser Abend bisher ziemlich schiefgelaufen ist. Ich hoffe, dass dich das trotzdem nicht davon abhält mich wiederzusehen."

Ich hob meinen Blick und meinte: „Wir müssen es das nächste Mal ja nicht so machen, lass uns wirklich nur abhängen. Irgendwas ganz Entspanntes. Nur wir zwei, wie wir uns besser kennenlernen und unsere gemeinsame Zeit genießen."
„Okay.", flüsterte William und senkte dann plötzlich seine Lippen auf meine.
Nachdem ich die Überraschung zur Seite geschoben hatte, schlang ich meine Arme um seinen Oberkörper, um ihn näher an mich ran ziehen zu können.

Keine Ahnung wie viel später, löste ich mich schweratmend von William.
„Tut mir leid, aber das musste sein.", meinte er.
„Schon okay.", hauchte ich und grinste.
William lachte und griff dann wieder nach meiner Hand. Dieses Mal gingen wir wirklich zurück zu seinem Wagen.

Wir fuhren ungefähr eine halbe Stunde, bis William anhielt. Es war schon so dunkel, dass ich unsere Umgebung nicht erkennen konnte. Dadurch wusste ich aber, dass wir an einem Ort waren, der nicht beleuchtet wurde. Das entspannte mich jetzt nicht gerade.
„Äh, William, wo sind wir?"
„Wirst du schon sehen, los, aussteigen."
Mit leichtem Unbehagen tat ich, was er sagte und öffnete die Beifahrertür.

Ich stieg aus und trat neben William, der gerade im Kofferraum herumwühlte.
„Was genau suchst du da?"
„Tada!", rief er stolz aus und präsentierte mir einen Drachen.
Jedenfalls glaube ich, dass es einer war – es war schließlich dunkel.
„William dir ist bewusst, dass es dunkel ist."
„Ja, das ist nicht besonders schlau kalkuliert, aber...", murmelte William und stöberte wieder im Kofferraum.

„Ist das eine Lichterkette?", wollte ich schmunzelnd wissen.
„Hm ja...", gab er zu.
„Ich dachte es wäre mal was anderes, aber es wäre schon schlau den Drachen sehen zu können."
„Ja, das ist das eine, aber...wäre Wind nicht auch ganz praktisch?"
„Ich hatte eigentlich welchen bestellt.", meinte er.
„Aber du weißt ja, wie das mit der Post manchmal ist."

Ich zuckte mit den Schultern.
„Lass es uns einfach ausprobieren."
William nickte, wickelte die Kette um den Drachen und schaltete die Lichter ein. Er reichte mir das Ende der Schnur, den Drachen hielt er in beiden Händen über seinen Kopf.
Ich trat einige Schritte rückwärts, drehte mich dann um und lief geradeaus.
Über die Schulter hinweg rief ich in Williams Richtung, dass er loslassen könnte.

Irgendwann blieb ich stehen und blickte hinauf in den Nachthimmel. Es sah ziemlich traurig aus, wie der Drache nach unten sackte, doch als ich William sah, der lachend auf mich zu gestolpert kam, war mir das egal. Ich ging ihm entgegen, ließ mich in seine Arme ziehen und stimmte in sein Lachen mit ein, ließ auch die Schnur zu Boden sinken.

Diese Situation war einfach zu komisch. Dieses ganze Treffen war eine einzige Katastrophe gewesen – und das nur, weil sich irgendwas zwischen uns verändert hatte und eigentlich doch nicht. Ich lachte und lachte, konnte gar nicht aufhören. Williams Lachen war so ansteckend und die Situation so verrückt, dass ich gar nicht anders konnte.

Wir lachten eine gefühlte Ewigkeit, immer, wenn einer von uns beiden aufhörte, musste er nur den anderen ansehen, um wieder von vorn zu beginnen. Ich bekam kaum noch Luft, mein Bauch schmerzte und Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen, doch das war mir egal – ich war glücklich.

Ich gluckste und versuchte zu sprechen, was lachend sehr schwierig war.
„William, eigentlich...spiegelt dieser...Abend alles zwischen uns...perfekt wieder."
Er musterte mich. Ich konnte sehen, dass er über mein Gesagtes nachdachte, doch er schaffte es, ebenso wenig wie ich, mit dem Lachen aufzuhören.

Dann konnte ich in seinen Augen lesen, dass er es genauso sah, dass er in meinen Worten nichts Negatives sah, denn Freude blitzte in seinem Blick auf.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte mein Lachen auf seins, küsste ihn. William lächelte noch immer an meinen Lippen, was mich noch glücklicher werden ließ. Seine Arme schlangen sich um meinen Oberkörper, meine wanderten in seinen Nacken.

Seine Lippen schmeckten nach Sommer, Soja-Soße, Trauer, Wut,Freude, aber auch nach Glück.
Etwas Nasses berührte plötzlich meine nackte Schulter. Es vermehrte sich, bis ich merkte, dass es unzählige kleiner Wassertropfen waren, die da auf uns niederregneten.
Unsere Lippen trennten sich und wir blickten gemeinsam gen Himmel.

Wir sahen nichts außer den Sternen und Tropfen, die auf uns niedersausten. Ich legte meine Wange an Williams Brust und sah zu ihm auf, seine Augen trafen auf meine und er grinste mich blöd an.

Seine Lippen strichen über meine Stirn und ich schloss für einen Moment die Augen. Dann griff er nach meinen Händen und wich ein Stück zurück.
„Darf ich bitten?",wollte er wissen.
Ich lachte kurz auf, sagte dann aber: „Ja, du darfst."
Seine eine Hand legte er zögerlich an meine Taille, die andere verschränkte sich mit meiner. Wir bewegten uns langsam, vorsichtig, sachte vor und zurück, bis wir es aufgaben.

Keiner von uns beiden war ein guter Tänzer, doch das war egal. Ich löste meine Hände aus seinen und begann, wie damals bei mir im Garten umher zu hüpfen.
William schmunzelte und tat es mir dann gleich. Er wirbelte mich durch die Luft und wir tanzten nicht zu irgendeiner Musik, doch wir fühlten uns frei – und tanzten im Regen.

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Hey, meine lieben Gänseblümchen! Es tut mir so so so unendlich leid, doch ich habe es einfach nicht geschafft eher ein Kapitel hochzuladen. Doch - da ist es, endlich. Der Geburtstags-Stress liegt nun hinter mir, weshalb jetzt wieder mehr kommt!
Mal davon abgesehen, dass die Geschichte bald ein Ende findet...)-:
Ich hoffe es geht euch gut <3

Eure Julia

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