Der achte Glückskeks

»Die Wahrheiten, die wir am wenigsten gern hören, sind diejenigen, die wir am nötigsten kennen sollten.«

"Zufall. Das bringt mir 26 Punkte!"
"Du bist ziemlich gut. Hast du deshalb vorgeschlagen mit mir Scrabble zu spielen? Damit du mich fertig machen kannst?"
"Ja, natürlich, William. Obwohl ich noch unter Narkose stehe, na klar. Genau aus diesem Grund. Deshalb helfe ich dir auch."
"Vermutlich verfolgst du dahinter irgendeinen bösen Plan."
"Ich immer."
Will lachte und zwinkerte mir zu. 

"Ha! 21 Punkte ohne deine Hilfe.", sagte er stolz und verschränkte die Arme vor der Brust. 
"Dir ist schon klar, dass du noch weitaus mehr Punkte hättest bekommen können. Zum Beispiel hättest du dort Verbrechen hinlegen können, aber gut." 
Er öffnete seinen Mund, um etwas zu erwidern und starrte mich entgeistert an. 
Belustigt hob ich eine Augenbraue an.
"Du machst mich fertig, Lauren!"
"So sieht es aus.", erwiderte ich und grinste ihn an. 
"Ich meine auch in anderer Hinsicht..."

Verwirrt sah ich ihn an. 
Er wich meinem Blick aus und starrte auf seine Hände. 
"Du bist dran.", sagte ich. 
"Oh, äh..."
"Was Besseres fällt dir nicht ein?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und blickte auf das Wort, was er soeben gelegt hatte.                                                                        "William, wir müssen das definitiv noch öfter spielen."
"Damit du mehr Zeit mit mir verbringen kannst, ja?", wollte er wissen. 
Dabei sah er mich endlich wieder an und grinste frech. 

"Du bist ein Idiot, William. Dann gewinne ich wenigstens immer.", antwortete ich und streckte ihm die Zunge raus. 
"Ey!", rief er empört. 
Er rutschte näher an mein Bett und begann mich zu kitzeln.
"William, bitte...nicht! Hör auf...William!", versuchte ich mich lachend aus seinen Händen zu entwinden. 
Die Tür ging auf und Sam steckte ihren Kopf herein.
"Lau-...alles okay hier?"
Überrascht blickte sie uns an. 
Ertappt fuhren wir auseinander.

"Ja, alles okay.", antwortete ich und unterdrückte ein Lachen.
"William, richtig? Ab zwanzig Uhr ist nur noch Besuch der Familie erlaubt."
"Ich weiß, Sam. Tut mir sehr leid. Ich...gehe jetzt am besten. Es ist ja schon spät.", sagte William schuldbewusst, stand auf und ging. 
"Hör auf mich so anzustarren, Sam!", sagte ich und grinste. 
"Der Schokoladenkuchen-Junge, ja?", fragte sie augenzwinkernd. 
"Wir sind sowas wie Freunde."
"Ja, genau nur Freunde."
"Ich meins ernst. Wir sind nur Freunde, okay?"
"Mhm, genau und ich bin der Osterhase."
"Sam. Da läuft nichts!"
"Und das weiß er auch?"

Verdattert starrte ich sie an.
"Gute Nacht, Lauren.", sagte sie und verließ mein Zimmer. 
Verwirrt sank ich in mein Kopfkissen und starrte die Decke an. Wir sind nur Freunde. Oder? 
Mein Handy vibrierte.
Vermutlich war es William, aber ich sah nicht nach. In meinem Kopf schrien sich bunte Gedankenfetzen gegenseitig an. Und er war daran Schuld. Wenn ich jetzt noch mit ihm schrieb, würden sie noch lauter werden.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, brauchte ich einen Moment um mich an alles zu erinnern, was am gestrigen Tag geschehen war. 
Du bist operiert worden.
So bald wirst du nicht sterben. 
William. 
Ich griff nach meinem Handy und prompt ploppten sieben neue Nachrichten auf. 

22:48 Ich hoffe du hast wegen mir keinen Ärger bekommen. 

22:51 Und ich hoffe auf eine Wiederholung. Ich werde das nicht auf mir sitzen lassen! Ich werde dich besiegen. 

22:53 Wobei du sehr süß ausgesehen hast, als du dich so gefreut hast, weil du gewonnen hast. 

22:56 Ups, sorry. Ich glaube sowas sagt man nicht als bester Freund. 

22:57 Oder doch? 

23:04 Hallo? Lauren? 

23:08 Vermutlich schläfst du bereits. Nochmal danke. Was auch immer du von dir selbst hälst. Du bist eine gute Freundin! Das war genau das, was ich brauchte. Also danke, nochmals. Schlaf gut. 

Der Schokoladenkuchen-Junge, ja? 
Nein, nein. William und ich waren Freunde. Nur Freunde. Vielleicht irgendwann sogar beste Freunde.
Ich hoffte er würde sein Versprechen halten, dass ich es schaffe bald wieder in der Lage zu sein, mein Leben zu führen. 

Es klopfte und die Tür öffnete sich. 
"Na, du. Guten Morgen. Ich habe hier Frühstück für dich.", begrüßte mich Sam.       "Danke.", sagte ich und hoffte, dass sie den gestrigen Abend nicht nochmal ansprechen würde. 
"Wie geht es dir denn sonst? Schmerzen oder irgendwas in die Richtung?"
Ich schüttelte den Kopf. 
Sam nickte.
"Dein Schokokuchen-Junge ist hier vorhin schon vor deinem Zimmer herumgeschlichen."

Ich stöhnte. 
"Sam, er ist nicht mein Schokokuchen-Junge. Und nenn ihn nicht so. Er heißt William. Und wir sind nur Freunde. Verstanden?"
"Natürlich.", sagte sie lachend und zwinkerte mir zu. 
"Guten Appetit.", schob sie nach und ließ mich wieder alleine. 
Ich hatte nicht den geringsten Hunger, also nahm ich wieder mein Handy und schrieb William zurück. 

Stalkst du mich jetzt schon? 8:56 

Ich kam mir schon sehr bescheuert vor, wie ich mein Handy anstarrte, um auf seine Antwort zu warten. Ich lächelte, als mein Handy vibrierte. 

8:57 Würde ich nie tun. 

Ach ja? Sam hat da aber was anderes gesagt. 8:58 

8:58 Mist. Also kann ich mich nicht rausreden? 

Sieht schlecht aus. 8:59 

9:00 Eigentlich freust du dich doch darüber. 

Wie bitte? 9:00 

9:01 Du kannst es ruhig zugeben. 

Pah, da kannst du lange drauf warten! 9:02 

9:02 Jaja, natürlich. Mal was anderes. 

Jetzt willst du also ablenken? 9:02 

9:03 Funktioniert es? 

Scheint so. 9:03 

9:04 Okay. 

9:04 Lauren? 

Ja, William? 9:05 

9:05 Kann ich dich sehen? Ich hab hier was für dich. 

Gesehen hast du mich doch schon, Stalker9:06 

Was hast du denn für mich? 9:06

Ich schätze das müssen wir auf heute Abend oder morgen verschieben. Meine Eltern wollten gleich vorbei kommen. 9:07 

9:08 Dann heute Abend!

Und wenn ich keine Lust habe? 9:08 

9:09 Lauren, ich bitte dich. Du verzehrst dich nach gemeinsamer Zeit mit mir. Wir sehen uns dann. Es gibt kein Entkommen! Dein Stalker.<3

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