SKORPIONE IM SAND
Skorpio, im Gebirge von Santaca, 443 nach der Eroberung
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Die Schrift war lächerlich klein und verschnörkelt, so sehr, dass Solofar kaum die einzelnen Buchstaben auseinander halten konnte. Dennoch kämpfte er sich tapfer voran, durch das Gewirr aus Tinte, Papier und ehrfürchtig gezeichneten Abbildungen.
Die Bilder interessierten ihn nicht. Die Worte umso mehr. Sein Blick huschte über den Text, seine Feder über das Pergament. Ein paar Lügen, ein paar elegant geschwungene Reden, und ein Jahr später lese ich in dem Buch, das die Geheimnisse der Selketien enthält. Und tue, was mir unter Androhung des Todes verboten wurde. Abschriften anfertigen und sie aus den Mauern der Stadt zu entfernen, das ist nur den Meistern gestattet, und auch nur dann, wenn sie die Einverständnis ihrer Götzengöttin bekommen haben. Nicht jedoch einem mit Skepsis beobachteten Novizen aus dem Norden, der das Licht ihrer Göttin nie gesehen hat und es auch nicht sehen wird. Und nur Lügen trennen mich vor dem Tod durch Gift.
Einzig sein in Hastator angehäuftes Wissen und sein Können auf dem Kampfplatz halfen ihm, einen dünnen Vorhang der Glaubwürdigkeit zwischen den misstrauischen Blicken der Sektenkrieger des Südens und seinen wahren Beweggründen zu weben. Das, und eine Menge falscher Worte und Schmeicheleien.
Ein Klopfen riss ihn aus der konzentrierten Stille, und er schrak zusammen. Noch im gleichen Moment verfluchte er sich für seine Unaufmerksamkeit. Ich bin inmitten hunderter fanatischer Anhänger einer Skorpionsgöttin, die fleischfressende Einhörner und Gifte anbeten, und ich achte nicht jede Sekunde meines Daseins darauf, dass sich niemand mir unbemerkt nähert. Nun, verdient habe ich den Tod wahrlich. Erneut klopfte es, diesmal nachdrücklicher. Statt von der Tür kam es von den Fensterläden, die Solofar verschlossen hatte, um die drückende Hitze der santacanischen Wüste auszusperren.
Aus reiner Gewohnheit griff er nach seinem Dolch und verbarg ihn in den Falten seiner Novizenkutte, die er innerhalb der Mauern der Zitadelle tragen musste. Vorsichtig entriegelte er die Läden und öffnete sie. Krallenbewehrte Finger klammerten sich an den Rahmen aus dem roten Stein der Berge von Santaca.
„Master Darke", keuchte jemand. „Darf ich rein?"
„Nein", knurrte Solofar.
„Verdammte Scheiße, es ist wichtig!" Die Finger zuckten.
Solofar seufzte theatralisch und trat einen Schritt zurück. „Nun gut."
Die Finger ließen den Rahmen los, ein schwarzer Schatten stieß sich von der Wand ab und schoss mit angelegten Flügeln in das enge Turmzimmer, das Solofar bei den Selketien bewohnte. Stolpernd kam der Dunkelflügel zum stehen, seine Hufe klapperten auf dem bloßen, kühlen Steinboden. Seine ledrigen Flügel raschelten leise.
Er holte Luft für eine Entschuldigung, doch Solofar unterbrach ihn. „Scrival. Du hast hier nichts zu suchen. Sag, was du sagen willst, und verschwinde wieder." Elender Abschaum. Eine widernatürliche Missgeburt. Welcher Ipotame auch immer so krank war, sich mit einer Dracon einzulassen und diese Bestie zu zeugen, er muss von Sinnen gewesen sein. Gestraft für seine Missetat ist er zumindest mit seinem abnormalen Nachwuchs.
Der Dunkelflügel deutete eine miserable Verbeugung an. „Gezzarro. Er hat es verraten", begann er und nestelte an den schmutzigen Verbänden, die er sich um die Hände gewickelt hatte. Sie bedeckten beinahe jeden freien Flecken seines Körpers, seine Arme, seine Beine, und waren durch die Löcher in seiner staubigen Kleidung zu sehen. Rötlich schwarze Flecken schimmerten auf allen von ihnen, einige alt und verkrustet, andere frisch.
„Wem?", fragte Solofar, laut und peitschend schnitt das Wort durch den kühlen Raum. Ein Zittern, schmeckend nach Hibiskus und Rosen, ekelhaft süß und scharf zugleich, stieg in seiner Brust auf, doch er unterdrückte es, bevor es seine Schultern erreichte.
Scrival zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück. „Den Selketien."
Oh, bei allen Göttern. Solofars Herz machte einen Sprung, als fließe das Gift der Skorpionskrieger durch seine Adern. In was hat er sich nun wieder gebracht? „Hast du daran Schuld?", hakte er barsch nach.
„Was? Nein, es ist allein seine Schuld." Nervös fuhr Scrivals Hand an seinen entstellten Kopf, der eine Mischung aus dem eines Ipotame und dem eines Drachen zu sein schien, lang gezogen, mit einem Maul voller scharfer, krummer Zähne, und kratzte an der schwarzen Kruste, die aus einer Schnittstelle zwischen zwei Körpern zu kommen schien. Sie riss auf, und frisches Blut rann über sein fleckiges Fell. Leise fluchend wischte er es ab. „Er hat sich betrunken. Mit Battistari und Nazare. Ich war nüchtern", sagte er fest, als müsste er klar stellen, dass er nichts mit Gezzarros Problemen zu tun hatte. „Und er hat angefangen, sich mit dieser Selketien zu streiten, worüber auch immer. Dabei hat er verraten, wer du bist. Warum du hier bist." Er senkte die Stimme zu einem heiseren Flüstern. „Und vor allem hat er ziemlich deutlich gemacht, wer du nicht bist."
Solofar starrte Scrival an. „Wer ich nicht bin."
„Aye." Der Dunkelflügel trat einen Schritt auf ihn zu, und er musste sich zurückhalten, um nicht vor seinem Gestank nach Dreck, Blut und Schweiß zurückzuweichen. „Er hat gesagt, dass du nicht an die Scorpia glaubst, und dass du nur ihr Wissen willst. Alles", wisperte er panisch, seine hellen Augen flackerten.
Solofar packte ihm am Kragen und hielt ihn eine Armlänge von sich entfernt. Selbst an seinem Hals, unter dem dünnen Tuch, das er trug, schabten die vom Blut steifen Verbände über seine Finger. „Wo ist er jetzt? Und wo ist diese Selketien?"
„Die Selketien ist tot. Kaum, dass Gezzarro es ausgesprochen hatte, ist ihm aufgefallen, was er getan hatte, und hat zu den Waffen gegriffen." Scrival zog den Hemdstoff aus Solofars Hand und trat vorsichtig einen Schritt zurück.
„Und er hat sie besiegt?"
„Battistari und Nazare haben ihm geholfen. Doch die halbe Taverne hat gehört, was er gesagt hat, und es dauert sicher nicht mehr lange, bis die Selketien davon wissen. Nazare hat ihn in unser Versteck gebracht. Bisher sollten die Selketien nur von dem Mord erfahren haben, aber nicht von... allem anderen. Ich sollte dich warnen." Scrival zupfte erneut an den Verbänden. „Wenn sie..."
„Wenn sie es erfahren, bin ich geliefert." Ruckartig wandte Solofar sich ab und begann, seine Habseligkeiten in seine Satteltaschen zu packen. Fläschchen, Tiegel und Beutel mit Giften, deren Oberflächen verlangend unter seinen Fingerspitzen kribbelten, die dicke lederne Mappe mit seinen Aufzeichnungen und Abschriften, seine wenige Kleidung, und die Maske, die Gezzarro ihm vor tausenden von Jahren, so schien es ihm, in Hastator geschenkt hatte, nur wenige Augenblicke, bevor der Conte di Seste ihn in Grund und Boden focht, wanderten in das speckige Leder. „Gezzarro ist in Sicherheit?"
„Aye. Noch. Wenn die..."
Er fuhr zu dem nervösen Scrival herum, der Dunkelflügel stolperte einen Schritt rückwärts. „Du weißt, wie man einen Drachen aufzäumt?", unterbrach er ihn.
„Aye."
„Geh in den Stall. Finde meinen Drachen dort, es ist der einzige zwischen all diesen Einhörnern. Sattle ihn und halte dich bereit. Versuche, nicht gesehen zu werden." Er reichte Scrival eine weitere Kutte. „Es gibt keine Dunkelflügel bei den Selketien, warum auch. Doch es ist unauffälliger als ohne." Scrival nahm das Kleidungsstück langsam in Empfang und schien auf etwas zu warten. „Wir haben es eilig", erinnerte Solofar ihn barsch.
Scrival verzog das Gesicht zu etwas, was wohl ein Lächeln darstellen sollte, lief auf das Fenster zu und warf sich in die Luft. Das Schlagen seiner Flügel verklang.
Solofar schlüpfte aus seiner Kutte und legte seine Rüstung und seine Waffen an. Er hatte sie lange nicht mehr in einem richtigen Kampf gebraucht, nur selten hatte er sich in seiner Zeit bei den Selketien mit Gezzarro gemessen, um nicht aus der Übung zu kommen. Die Priester der Scorpia selbst hatten nur wenig über für den Fechtkampf des Nordens. Speere, Langschwerter und Säbel, nichts als Waffen von unzivilisierten Barbaren. Doch nun, von Giften wissen sie alles, was ich erfahren will. Und Gezzarro redet einmal zu viel, und ich kann meine Studien abbrechen, verfolgt von einer Gruppe wahnsinniger Fanatiker.
Immer noch lag das Buch der Gifte aufgeschlagen auf dem Tisch. Ein Buch, angeblich geküsst von dem Mädchen, dem die Scorpia als erstes erschien. Sie, die eine Religion begründete. Das Buch enthielt nicht alles, was den Selketien heilig war, bei weitem nicht. Sie werden danach suchen, nach dieser Reliquie. Es ist eine Gefahr für mich... doch in Gefahr bin ich so oder so. Einen solchen Frevel, dass sich ein Ungläubiger in ihre Reihen schleicht, für beinahe ein Jahr lang, ohne entdeckt zu werden, werden sie nicht hinnehmen. Er nahm das Buch, schlug es in ein Tuch ein und steckte es zwischen seinen Hemden in die Tasche.
Er schloss die lederne Klappe und kämpfte mit den Schnallen. Müdigkeit floss wie Sirup durch seine Adern, das Gefühl, vor Erschöpfung das Atmen zu vergessen, ein Schrei nach Schlaf. Schwankend lehnte er sich gegen die kühle Wand. Er kannte dieses Gefühl. Es würde ihn auf sein Bett werfen, doch so müde er auch war, den Schlaf würde er nicht finden. Nicht einmal, wenn er Wein aus der Küche stahl und Ghora darin auflöste. Nicht, wenn er zwei Fingerbreit des Langen Schlafes trank.
Fahrig suchte er eine silberne Dose aus der Tasche, befeuchtete seine Finger mit der Zunge und rieb das mit den nassen Fingern aufgenommene rostrote Pulver in sein Zahnfleisch. Der Geschmack nach Zitronen und Rosen, scharf und schwer, flutete seinen Mund, rann durch seine Adern und trieb den Nebel aus seinen Gliedern. Mit jedem Atemzug wich er mehr und mehr. Plötzliche, leichtsinnige Energie erfasste ihn, und er zügelte sich mühsam. Zu viele haben im Übermut des Stramger bereits ihr Leben verloren. Schnell ließ er die Dose in seiner Gürteltasche verschwinden. Und ich werde meins verlieren, wenn ich es nicht aufgebe. Oder Hels, Fhirre, Aschbart und all die anderen, deren Wege die Selketien mir gezeigt haben. Doch der Preis ist hoch. Wann habe ich zuletzt tief und lang geschlafen? Ich habe aufgehört, die Monate zu zählen.
Hastig warf er sich die Kutte über seine Rüstung und trat mit den Taschen in der linken Hand aus dem Zimmer, hinaus in den dunklen, kühlen Flur. Im weiten Ärmel seiner Kleidung verbarg er seinen Dolch. Er sah sich um, lauschte aufmerksam, doch nichts war zu hören, bis auf die fernen Gebete seiner vorgeblichen Brüder. Zügig, doch nicht zu schnell machte Solofar sich auf den Weg zu den Ställen.
Scrival erwartete ihn bereits, geduckt hinter der mit Metall beschlagenen Wand des Stalls, in dem der Drache stand. Blut lief dem Dunkelflügel in einem stetigen, zähen Strom das Gesicht herunter, rann über seine schwarzen Zähne und tropfte an seinem Kinn herunter. Fahrig wischte er es fort, als Solofar auf ihn zutrat.
„Hat dich jemand gesehen?", fragte Solofar knapp.
Scrival schüttelte den Kopf. „Niemand von Bedeutung."
Solofar schnallte die Ketten des Drachen enger und überprüfte Scrivals Arbeit. Zu seiner Überraschung fand er kaum einen Mangel. Wenigstens etwas, was er kann. Dennoch schnallte er die Ketten am Maul des Drachen enger, in dem Bewusstsein, dass der Dunkelflügel ihn gespannt beobachtete. „Vorwärts", befahl er, griff nach den Zügeln und führte den Drachen hinaus in die Sonne.
Niemand hielt sie auf, selbst die Selketien am Tor würdigten sie keines Blickes. Noch wissen sie wohl nichts über mich. Solofar war bekannt dafür, sich des Öfteren außerhalb der Zitadelle aufzuhalten. Ich habe diese Gewohnheit nicht umsonst begonnen. Sie hatte keinen anderen Zweck, als im Falle einer unauffälligen Flucht keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
Hohe Berge erhoben sich um die Zitadelle und die ärmliche Stadt, die sich in ihren Schatten duckte. Schnee schimmerte auf den Gipfeln, doch die Kälte war hier, weit darunter, nicht mehr zu spüren. Schon bald glänzte Solofars schwarzes Fell vor Schweiß. Selbst die Windböen, die durch die engen Gassen fegten, brachten kaum Abkühlung, auch nicht, nachdem er die Kutte abgelegt hatte.
Zielstrebig führte Scrival ihn in das Gewirr der Gassen hinein, vorbei an Bettlern und Betrunkenen, an Söldnern aus dem Osten und schuppigen Soaza mit Sklaventätowierungen im Nacken. Sie durchquerten einen Hinterhof, in dem weiße Bettlaken an Wäscheleinen flatterten. Der Drache reckte den Kopf, doch Solofar zerrte ihn ungerührt weiter.
Nazare trat ihnen aus einem niedrigen Verschlag entgegen, die schwarzen Haare zerzaust und aus ihrer Flechtfrisur gerissen. Ihre gebräunte Haut glänzte vor Schweiß. Hinter ihrem schlanken Rücken verbarg sich Gezzarro, ein zerknirschtes Lächeln auf dem Gesicht.
Solofar warf dem überraschten Scrival die Zügel zu und stieß Nazare grob zur Seite. Die Frau fauchte, doch Solofar beachtete sie nicht. Heftig packte er Gezzarro am Kragen und stieß ihn gegen die Wand der Hütte. „Du elender Idiot. Du trinkst einmal zu viel, und verrätst alles, wofür ich gekämpft habe! Wofür wir den Weg nach Skygate überstanden haben? Die Stürme im Meer der Sonne? Die Piraten vor Crusadia?" Der Zorn ließ seine Stimme beben, das rote Pulver legte sich als raue Schicht darüber. „Dank dir habe ich nichts außer Papier. Ein halbes Jahr der Vorsicht, und du zerstörst alles."
Gezzarro starrte ihm mit weit aufgerissenen Augen entgegen. Wie erstarrt hing er in seinem Griff. „Es tut mir so leid, Solofar. So leid. Ich... ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich habe sonst immer aufgepasst, was ich gesagt habe. Ich verspreche dir, ich..."
„Du wirst es wieder gut machen?", fauchte Solofar. „Dann stehle alle Bücher aus dieser Festung", er wies auf die roten Türme der Zitadelle, „und bring mir bei, was sie mir beibringen konnten!"
Gezzarro verstummte. Beschämt sah er zur Seite. „Es tut mir leid", flüsterte er.
Solofar drückte ihn fester gegen die Wand, dann wandte er sich abrupt um. Dieser verfluchte Narr. Er wusste, wie viel mir diese Studien bedeuten. Aber ich wusste immer, dass es eines Tages so kommen würde. Nur nicht so früh, kaum ein Jahr, nachdem wir hier einritten. Mit geblähten Nüstern musterte er die Anwesenden, die muskulöse, kleine Nazare und den blutigen, von einem Bein aufs andere tretenden Scrival, der mit aller Kraft den Drachen davon abhielt, ihn zu beißen.
„Was sollen wir tun?" Nazare klang ehrlich besorgt.
Solofar bezwang seinen Zorn und seine Angst. Es ist seine Schuld, allein seine. Er hat uns schon oft in prekäre Situationen gebracht, doch dies ist kaum zu übertreffen. Gleichzeitig war er erleichtert, dass die Selketien ihn nicht bereits gefunden und getötet hatten. Wenn diese Selketien ihm etwas antun, werden sie es bereuen. Ich finde einen Weg, mich zu rächen. „Wenn sie uns finden, werden sie uns in die Zitadelle bringen und uns der Göttin opfern." Ich habe so etwas oft genug gesehen. „Nun müssen wir fliehen."
„Schön", schnaubte Nazare. „Wir kommen mit euch. Die Selketien werden euch verfolgen. Ihr könnt etwas Hilfe gebrauchen."
„Bei allem Respekt, doch noch mehr trinkende Gesetzlose, die mich in Schwierigkeit bringen, kann ich nicht gebrauchen", versetzte Solofar. Gezzarro hinter ihm machte ein Geräusch, als wollte er etwas dagegen sagen, doch Solofar brachte ihn mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen.
Nazare erwiderte seinen verächtlichen Blick. „Ihr werdet sie brauchen. Ihr wisst nicht einmal, wo ihr hinmüsst. Und Gezzarro ist genauso unser Freund wie deiner. Wenn wir ihm helfen und dabei dir auf die Hufe treten, du aufgeblasener Sohn einer Pferdehure, dann sei es so. Wir werden ihn nicht im Stich lassen."
Solofar blickte sie milde überrascht an. Ich hätte nicht gedacht, dass die Freunde, die Gezzarro am anderen Ende der Welt, inmitten einer Stadt voller Fanatiker, aufgreift, auch loyal sind. Sie sind in der Tat bessere Freunde als all die versoffenen Fechter, die er in Hastator hatte. Sie würden keinen Finger für ihn rühren. „Die Selketien werden uns verfolgen. Sie sind schneller und stärker als wir. Ihre Gifte sind tödlich, ihre Kampfkraft nicht zu unterschätzen."
„Dafür war die Frau in der Taverne schnell besiegt", warf Gezzarro ein.
Solofar blickte aus dem Augenwinkel zu ihm, und er schwieg. „Wir müssen hinaus in die Wüste. Es ist ein weiter Weg bis zur nächsten Stadt, und ich werde meinen Marsch für euch nicht verlangsamen."
„Wir haben einen Vorteil", bemerkte Scrival rau.
Skeptisch wandte Solofar sich zu ihm um. „Der da wäre?"
Der Dunkelflügel wies auf Nazare. „Sie. Sie ist eine Lamia. Sie kennt den Süden Santacas."
Nazare lächelte halb. „Er hat recht. Zumindest besser als die Selketien."
Sie könnten sich vielleicht doch als gute Verbündete beweisen. Abschätzend betrachtete Solofar den Dunkelflügel und die Lamia, schmutzig und in zerrissener Kleidung, blutend und dürr. „Nehmt es mir nicht übel, doch ich denke, dass wir unsere Verfolger nicht bezwingen können, falls sie uns einholen. Nicht ohne Unterstützung." Eine klägliche Hilfe habe ich mir gesucht. Doch man nimmt, was man bekommt. Etwas Besseres werde ich kaum auftreiben können. Nazare und Scrival tauschten einen Blick, sie unbeeindruckt, er ein wenig unruhig. Doch er widersprach nicht.
„Battistari wird uns helfen", sagte Nazare überzeugt. „Gezzarro hat ein Duell gegen einen Sklaventreiber für ihn geschlagen. Er steht in seiner Schuld."
Gezzarro sagte stets, dass sein Sinn für Gerechtigkeit ihm eines Tages sein Leben retten wird. Nun, dieses eine Mal muss ich ihm recht geben. „Drei heruntergekommene Straßenkämpfer aus Skorpio, ein Studentenfechter aus Nyradon und ein Ritter aus Ilron sind dennoch kaum eine Herausforderung für die zweifellos wahnsinnigen Priester, bewaffnet mit Giften und Einhörnern. Etwas besseres als euch habt ihr nicht zu bieten?", fragte er ausdruckslos.
Nazare hob kämpferisch das Kinn, umklammerte ihren Bogen und tastete nach einem Pfeil. „Ich kann dir gerne beweisen, dass ich mehr als genug bin, du...", begann sie wütend.
Scrival versuchte ein grausiges, entschuldigendes Lächeln. „Es gibt jemanden, der uns noch helfen könnte. Er hat öfters mit Gezzarro gewürfelt. Gezzarro hat immer verloren, doch wenn du das Gold hast, wirst du ihn überreden können."
Nazare ließ die Hände sinken und blickte Scrival entgeistert an. „Du willst Draith Lannigan um Hilfe bitten?"
„Aye. Er ist ein Roter Hexenmeister", erklärte er Solofar. „Für die richtige Menge an Gold tut er alles."
Ein Roter Hexenmeister. Nun, wenn er etwas taugt, gehört der Sieg uns. „Hervorragend. Scrival, Gezzarro, ihr findet Battistari und treibt Reittiere für euch auf. Kauft außerdem Wasser und etwas zu essen. Sehr zu, dass es schnell geschieht." Der Dunkelflügel nickte kurz, nahm den Beutel Gold, den Solofar ihm in die Hand drückte, und lief aus dem Hinterhof. „Nazare, du führst mich zu Lannigan."
Die Lamia schien nicht begeistert. „Jawohl, Sir."
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