III. Lannigan

https://youtu.be/Ax7oSjxWmOk

Draith Lannigans Theme aka der Song, der mich zu ihm inspirierte: Fiddler's Green - Lannigan's Ball. Das Video ist Müll, aber das Lied steht. Alternativ die Version von den Dropkick Murphys - Flannigan's Ball.

Soundtrack: Hans Zimmer - Romanian Wind aus dem Sherlock Holmes - Spiel im Schatten OST. Starten, in dem Moment, in dem Solofar an den Minotauren vorbei die Bar betritt.

https://youtu.be/ZmrN-nWVtmM

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Trece, an der Grenze zwischen Subat, Meracon und Hiron, 450 nach der Eroberung


Die Taverne war überfüllt, so wie jeder Pub in den ärmlichen, staubigen Straßen von Trece. Solofar hatte die Stadt schon oft besucht, und wie jedes Mal war er mehr als nur glücklich, sich nie länger als eine Nacht in den vollen, lauten Gasthäusern aufhalten zu müssen. Diese Stadt ist der Ort, in der Abschaum und die Besseren der Welt gezwungen sind, in den gleichen flohverseuchten Strohbetten zu liegen. Wo selbst die Besten sich für eine Nacht Alkohol und Huren hingeben. Ein Funken der Gesetzlosen Lande inmitten der Kriegerstaaten.

Nur wenige Panthera-Wachen versuchten, Ordnung in dem Chaos zu stiften, beinahe gingen sie unter in der Flut aus Menschen und Kriegern, aus Soldaten, Söldnern, Geschäftsmännern, Karawanen, Kurieren und Reisenden aller Arten. Fliegende Händler boten Drogen und billigen Tand feil, Schmuggler unterhielten sich lauthals mit ein paar Drachenreitern aus Ilron. Selbst nach dem Einbruch der Dunkelheit weigerte sich die Stadt, sich zur Ruhe zu legen. Fahrendes Volk schlug inmitten der baufälligen Stadtmauern sein Lager auf, ihre Musik ließ den Platz erbeben. Pferde, Greife und Drachen drängten sich neben Wagen durch die engen Gassen. Bettler jammerten mitleiderregend um Geld und präsentierten ihre selbst geschaffenen Verstümmlungen.

Solofar hatte keinen von ihnen mit mehr als einem flüchtigen Blick gestreift. Wachsam, immer mit einem Blick auf seine Habseligkeiten, hatte er sich von den Hinweisen der Rhymers auf die überfüllte Taverne zuführen lassen. Der Putz bröckelte bereits von der Fassade, stinkende Fackeln erhellten den Eingang mit dem unleserlichen Schild, von dem bei jedem Windzug die Farbe abblätterte. Was auch immer Männer wie Lannigan an derlei Etablissements finden, ich werde es nie verstehen können.

Einer der beiden Minotauren vor der Tür versperrte ihm mit seinem mit Nägeln beschlagenen Knüppel den Zutritt. „Dein Gesicht gefällt mir nicht, Mann", grollte er. Der andere nickte stumpfsinnig.

„Es gibt einige, die bei dem Anblick meines Gesichts eine gewisse Abneigung verspüren. Deswegen trage ich diese Maske, um sie zu besänftigen", entgegnete Solofar zynisch.

„Deine Maske gefällt mir auch nicht!", knurrte der Wachmann.

„Du siehst aus, als würdest du Probleme machen", fügte der andere hinzu und hob drohend seinen Knüppel.

Wie entsetzlich unhöflich sie doch sind. Doch nun, was erwarte ich von Minotauren? Solofar blickte sie milde überrascht an. „Ich werde euch keinerlei Schwierigkeiten bescheren. Nicht, wenn ihr den Eingang freigebt."

Die Minotauren wechselten verwirrte Blicke. Schließlich traten sie ratlos beiseite, und Solofar trat mit langen Schritten an ihnen vorbei. Unnützes, gehörntes Pack. Grob drängte er sich an zwei Panthera vorbei, wimmelte eine dürre Ipotame ab, die ihm mit ihrem Körper dienen wollte, und trennte mit einem finsteren Blick zwei streitende Shacani. Vor einem der Tische, die in dunklen Nischen lagen, etwas abseits des Chaos, blieb er stehen. Ein heillos betrunkener Mann in der Uniform eines subatischen Drachenreiters blickte ihm mit geröteten Augen entgegen. „Verschwinde. Du darfst deinen Krug auch mitnehmen", knurrte Solofar bemüht freundlich. Bei den Göttern, wie ich diese Stadt hasse. Ich hoffe, Rhymers Spione haben recht und Lannigan ist hier irgendwo.

Der Mann erhob sich schwankend und taumelte zwischen die beiden nun mit Zähnen und Fäusten kämpfenden Shacani. Solofar folgte ihm nicht weiter. Sein Blick wanderte zu den Tischen, an denen gespielt wurde. Karten, Münzen und Würfel, Tabakbeutel, Schwarzgras in den typischen schmierigen Lederbeuteln lagen neben Gürtelschnallen, silbernen Knöpfen und angelaufenen Schmuckstücken auf den schartigen Tischplatten. Solofar spürte den Hunger in sich nagen, das Verlangen nach der schwebenden Stille, nach der erlösenden Ruhe, die das Schwarzgras mit sich brachte. Es wäre ein Segen in diesem Chaos. Ein Weg, lange und tief zu schlafen. Nicht diese Zwischenwelt, die ich für nur wenige Momente finde und wieder verlasse. Doch er beherrschte sich. Er war nicht hier, um sich den Drogen hinzugeben.

Er erkannte Lannigan, in dem Moment, in dem er sein Lachen hörte, laut, unbeschwert und voller Schadenfreude. Seine kurzen Haare glänzten feuerrot im Licht der Fackeln und Kerzen, eine Hure mit nichts am Leib außer einem Unterrock und einem ledernen Mieder durchkämmte die fettigen Strähnen mit ihren Fingern. Kichernd schmiegte sie sich an ihn. Seine Gegenüber, ein Minotaur, ein weiterer Mensch mit tätowierter Glatze und zwei vernarbte Dracones, beobachteten ihn scharf. Sie wissen genau, was er ist. Er zeigt es, schamlos, wie er ist, und eigentlich müssten sie wissen, dass man beim Spiel gegen einen Roten Magier nur verlieren kann. Wahrscheinlich wollen sie sich der einstdamit brüsten, dass sie gegen einen Roten im Spiel gewonnen haben.

Ein Schankmädchen brachte ihm Wein, doch Solofar rührte ihn nicht an. Fest hielt er seinen Blick auf Lannigan gerichtet, wie er trank, die Hure befingerte und einen Shilling nach dem anderen auf seine Seite des Tisches zog. Wieder und wieder klapperten die Würfel über die Tischplatte, und Lannigan siegte jedes Mal. Ob er weiß, dass ich hier bin? Ob er es spürt, wie er mit seiner Kraft jeden einzelnen Gegenstand, jede einzelne Person in dieser Taverne ertasten kann? Wie weit reicht seine Macht? Zuletzt sah ich ihn vor mehr als fünf Jahren. Er muss sich verbessert haben. Doch nein. Es handelt sich um Draith Lannigan. Er ist zu faul, um an sich zu arbeiten. Solofar roch skeptisch an dem Wein und schob ihn angewidert von sich. Nach den edlen Tropfen, die die Rhymers mir anboten, ist dies ungenießbar.

Der Minotaurus erhob sich als erstes. Er sagte etwas zu Lannigan, spuckte auf den Tisch und verschwand wutschnaubend in der Menge. Lannigan lächelte süffisant, mit einem Funken des Bedauerns, und zog die gewonnenen Münzen auf seine Seite. Einer der beiden Dracones blickte dem Minotauren kurz nach, doch blieb an seinem Platz und legte eine Bronzemünze auf den Tisch. Der andere Dracon folgte seinem Beispiel, der Mensch warf einen Shilling dazu. Lannigans Einsatz, ein goldener Kreuzer, hatte sich nicht bewegt, seit Solofar ihn beobachtete. Lannigan nahm seine Würfel auf, die anderen taten es ihm gleich.

Solofar kannte das Spiel. Er hatte oft genug beobachtet, wie Gezzarro sich von anderen Trunkenbolden und bisweilen auch der ein oder anderen Hure ausnehmen ließ. Nachdenklich kratzte er das Fell unter seiner Maske. Ich sollte nach Hastator gehen, und sehen, ob Gezzarro immer noch herumhurt, sein mageres Geld für Alkohol, Glücksspiel und Lyrik verprasst und sich mit Rapier und Dolch durchs Leben kämpft. Etwas anderes hat er kaum getan, seit ich ihn zuletzt sah. Ich muss ihm erzählen, dass ich Lannigan getroffen habe. Dass ich ihn getötet habe. Er wird überrascht sein.

Ein Aufschrei riss ihn aus seinen Gedanken. Die Dracones waren aufgesprungen, die Fäuste geballt. „Du bist ein verfluchter Betrüger!", fauchte einer von ihnen, kaum zu verstehen unter dem Gebrüll der anderen Gäste. „Du glaubst wohl, du kannst uns über den Tisch ziehen. Gib uns unser Geld zurück!"

Die Hure wich vor ihnen zurück, doch Lannigan rührte sich nicht. „Ich habe es legitim gewonnen, meine Freunde. Wenn ihr so schlechte Verlierer seid, solltet ihr euch von hier verpissen. Dann habt ihr hier nichts zu suchen", verkündete er fröhlich.

Der Dracon beugte sich vor, seine Krallen stießen ein paar Münzen zur Seite, die klirrend vom Tisch rutschten. Noch in der Luft erstarrten sie und schwebten in die Höhe, doch er beachtete sie nicht. „Ich bin nur ein schlechter Verlierer, wenn ein elender Hurensohn von einem Roten Magier glaubt, sich alles erlauben zu können!", grollte er, der andere Dracon zog zwei kurze Messer aus den Scheiden.

Der glatzköpfige Mann rückte bemüht unauffällig vom Tisch ab, die Hure löste sich von Lannigan und drängte sich durch die ersten Zuschauer des anbrechenden Streits davon. Doch der Rote Magier blieb sitzen und dirigierte mit einem Fingerzeig die Münzen zurück auf seinen Stapel. „Also doch ein schlechter Verlierer", feixte er selbstzufrieden. „Am besten, du und dein Freund", er nickte dem bewaffneten Dracon zu, „verschwinden von hier und überlasst das Spiel jenen, die nicht beim ersten Anzeichen von verschwindenden Münzen zu heulen anfangen. Außerdem, nicht zu vergessen", die Münzen vor den Dracones schwebten zu Lannigans Seite des Tisches, „die habe ich ebenfalls gewonnen." Der Dracon starrte ihn entgeistert an und griff nach seinen Waffen, der andere ließ ein Messer in den Händen wirbeln. Lannigan grinste arrogant. „Und jetzt verpisst euch endlich."

Mit einem Wutschrei schleuderte der Dracon mit den Klingen den Tisch zur Seite, Lannigan fiel hintenüber, und der Dracon stürzte sich mit gezogenem Dolch auf ihn. Die Waffe verfehlte ihn nur um wenige Fingerbreit. Ein weiteres Messer löste sich aus dem Gürtel eines fetten Zentauren und schoss dem Dracon in den Rücken. Sein Schmerzschrei ließ die Taverne erzittern, Lannigan nutzte den Moment seiner Überraschung, um sich von seinem Stuhl zu lösen, und erhob sich schwankend. Er vollführte eine ausladende Geste, klirrend erhoben sich die verstreuten Münzen in die Luft und bildeten einen rötlich schimmernden Kreis um ihn.

Der Faustschlag des zweiten Dracons traf ihn unvorbereitet ins Gesicht, und er stolperte auf den Spieltisch einer Gruppe Shacani. Der Zirkel aus Münzen brach zusammen, die ersten mutigen Trinker griffen gierig nach dem Regen aus Gold, Silber und Bronze. Die Shacani wandten ruckartig die Köpfe zu den Streitenden, zwei zogen die langen, schmalen Schwertern ohne Parierstange, für die ihre Rasse bekannt war, und fauchten Beleidigungen. Der Dracon kümmerte sich nicht um sie. Knurrend holte er aus und schlug erneut zu, ein Schlag nach dem anderen, Lannigan fluchte laut und hielt sich das Gesicht.

Wieder hob der Dracon die Faust, doch Lannigan war schneller. Seine eigene Faust schoss vor, ein roter Schimmer spielte um seine schmutzigen Finger, und mit ihr alles, was den Tisch der Shacani bedeckt hatte. Scherben, Karten, Würfel und Münzen erhoben sich in die Luft und trafen den überraschten Dracon mit derartiger Wucht in den Oberkörper, dass er zurück stolperte und sich krümmend zu Boden fiel. Blut lief über seine schuppigen Lippen.

Lannigan hatte sich mit seinem Schlag auf die Füße zurückgekämpft, die lockeren Fäuste wie zum Boxkampf erhoben, während um ihn herum sich die Münzen wie zuvor in die Luft erhoben. Fahrig wischte er sich das Blut von der Nase und spuckte rosafarbenen Schleim auf den Dracon. „Mieser Verlierer", schnaubte er nasal, trat mit einem großen Schritt über den am Boden liegenden Mann und schritt zum Ausgang der Taverne. Rote Punkte mischten sich unter die Sommersprossen auf seinem Nasenrücken. Die Menge wich vor ihm zurück. Einer der Shacani murmelte etwas zu seinem Begleiter und wies mit dem Schwert auf Lannigan, doch er lief ihm nicht nach.

Solofar wartete nicht ab, bis sich das Chaos wieder eingestellt hatte. Entschuldigungen murmelnd drängte er sich durch die Trinker, bis auch er die erlösende Nachtluft von Trece erreicht hatte. Draußen riecht es nicht besser als drinnen. Doch der Wind stellt wenigstens einen Hauch der Frische dar. Schnell sah er sich um, suchte nach einer Spur von Lannigan, und folgte schließlich dem leisen Klirren von Münzen auf Kopfsteinpflaster.

Der Rote Magier schien ihn nicht zu bemerken. Beschwingt schritt er durch die schmutzigen Gassen, pfiff schief vor sich hin und dirigierte die Münzen schließlich mit einem faulen Fingerzeig in einen ledernen Beutel an seinem Gürtel. Solofar sah Metall aufblitzen und erkannte einen schartigen, breiten Säbel und ein Entermesser an seiner Hüfte.

Solofar folgte ihm durch unzählige Straßen, vorbei an Schwarzgrashöhlen, einem Totenhaus, Bordellen und Tavernen. Die Kreaturen, die sie bewohnten, wurden abgerissener, je weiter sie gingen, bettelnd hielten sie ihre knotigen Hände vor, in der Hoffnung auf einen Penny, der ihnen den nächsten Rausch verschaffen würde. Solofar würdigte sie keines Blickes. Lannigan, zu seiner Überraschung, ebenfalls nicht. Die unmelodischen Töne kamen in unverminderter Fröhlichkeit über seine Lippen, selbst als jemand eine Handvoll seines Mantelsaums zu fassen bekam, und noch im gleichen Moment mit einem Schmerzensschrei wieder losließ. Was Lannigan getan hatte, konnte Solofar nicht erkennen.

Plötzlich beschleunigte Lannigan seinen Schritt und bog flink in eine finstere Gasse ein, ohne jeglichen Lichtschein darin. Ein weiterer Schlenker in eine weitere enge, nachtschwarze Straße, und Solofar stolperte beinahe über einen am Boden liegenden Körper. Ob es sich um eine Leiche oder einen Betrunkenen handelte, konnte er nicht sagen.

Das Pfeifen verstummte. Die Dunkelheit umfing Solofar wie der allgegenwärtige Gestank, nichts als Schemen waren zu erkennen. Ich will nicht wissen, in was meine Hufe jetzt stehen. Leises Schmatzen begleitete jeden seiner Schritte.

„Weißt du, was wirklich unmöglich ist? Sich an einen Roten Magier heranzuschleichen, und wenn man noch so gut ist. Also zieh Leine, bevor das Messer hinter dir sich in deinen Rücken bohrt", erklang plötzlich Lannigans Stimme, amüsiert und doch milde verärgert.

Solofar blieb stehen und lächelte träge. Ich wusste es. „Ich will Euch nicht ausrauben. Keine Angst."

„Gut. Sonst wäre es wirklich hässlich geworden. Für uns beide. Was willst du dann?"

„Ich habe einen Auftrag für Euch."

„Ach ja? Wer zur Hölle bist du?"

„Mein Name ist Solofar Darke."

„Und das soll mir was sagen?"

„In der Tat, das sollte es. Wir begegneten uns einst in Santaca."

„Bei allen achtzehn Höllen!" Lannigan spuckte geräuschvoll aus. „Ich war seit einer Ewigkeit nicht mehr in Santaca. Und auch da kann ich mich nicht an Ipotame mit Masken erinnern."

Solofar unterdrückte ein gereiztes Schnauben. „Erinnert Ihr Euch vielleicht an einen Überfall in der Wüste?"

„Bei den Selketien?", hakte Lannigan langsam nach. „Dieses heillos amüsante Gemetzel?"

Es mag heillos gewesen sein, doch niemals amüsant. Erfrischend vielleicht. „Eben jenes."

Kurz herrschte Stille, bis Lannigan scharf einatmete und laut auflachte. „Bei den Höllen! Du bist dieser Ipotame! Dieses große, schwarze Arschloch mit seinem ach so tollen Schwert und dem Panthera!"

„Eine unschmeichelhafte Beschreibung, und dennoch zutreffend."

„Heilige Götter, ich hätte nie gedacht, dass ich dich in diesem Drecksloch antreffen würde. Verdammt, ich hätte nie gedacht, dass ich dich überhaupt jemals wieder sehen würde." Er lachte erneut. „Was verschlägt dich nach Trece, und warum hast du nach mir gesucht?"

„Ihr sollt mir..."

Lannigan unterbrach ihn. „Hör mir mit diesen Höflichkeiten auf, wir sind doch alte Freunde", sagte er, einen Funken des Sarkasmus in der Stimme.

Solofar seufzte leise. „Du sollst mir helfen, zwei Personen zu finden. Sie haben ein wichtiges Artefakt gestohlen, und sollen dafür hängen."

Lannigan schwieg für einen Moment, und Solofar spürte seine Skepsis. „Du suchst nicht nach mir, wegen... mir?", fragte er schließlich. „Wegen dem, was ich in Eckoyr angestellt habe?"

Solofar starrte in die Dunkelheit, dort, wo er Lannigan als schwarzen Schemen in den Schatten erkennen konnte. „Ich weiß, was dort geschehen ist, und ich gebe dir mein Wort, dass ich nichts mit dem Orden zu tun habe."

„Für wen arbeitest du dann?"

„Für das Triumvirat von Subat. Es ist Araygon Stalfeyr, dem seine Krone gestohlen wurde. Er möchte sie zurück. Ich wurde beauftragt, sie zu finden, und dabei brauche ich deine Hilfe."

„Warum gerade ich?"

„Weil ich keinen anderen Roten Magier kenne, der Schulden bei mir hat."

Lannigan spuckte aus. „Deswegen kommst du also zu mir. Verdammt, ich dachte, du hättest es schon vergessen!"

„Wenn etwas mit Giften zu tun hat, vergesse ich es nicht. Ebenso solltest du bedenken, dass ich dir das Leben gerettet habe."

„Ich habe diesen Gefallen erwidert!"

„Dennoch hast du meine Kreuzer genommen, als Bezahlung für deine Dienste."

Lannigan schwieg, eindeutig verlegen. „Ich frage mich, warum ich dich nicht einfach abstechen und abhauen sollte", durchbrach er schließlich die Stille.

„Weil du sonst neben dem Orden auch die Drachen am Hals hast, denn sie wissen, mit wem ich gerade spreche", sagte Solofar ruhig. „Ebenso denke ich kaum, dass die Suche nach zwei Dieben für einen Magier wie dich derart gefährlich sein sollte."

„Es geht nicht um Gefahr, sondern darum, ob ich die Lust dazu habe, eine Auszeit von diesem wunderbaren Sündenpfuhl zu nehmen, um zwei Dieben nachzujagen", stellte Lannigan richtig.

Ich hatte beinahe vergessen, wie gerne er redet. Vor allem, welch bemerkenswerten Schwachsinn er dabei von sich gibt. „Lannigan. Tu mir diesen einen Gefallen, und ich werde dich fortan in Ruhe lassen."

„Meinst du das ernst?"

Solofar verdrehte die Augen. „Selbstverständlich."

„Gut. Unter vier Bedingungen."

„Die da wären?"

„Du bezahlst alles, was ich esse und trinke."

„Nach deinem erfolgreichen Raubzug in der Taverne zuvor eine wahrlich unverschämte Forderung", bemerkte Solofar, doch mehr der Form halber als ernst gemeint.

„Ach ja, dieser Mist mit den Dracones. Nun. Du hilfst mir, aus jeglichem Mist zu entkommen, in den ich mich, oder auch uns, hineinbringe." Lannigan klang höchst selbstzufrieden. „Nach dem, was ich zuletzt gesehen habe, wird ein bisschen Kämpfen kaum ein Problem für dich sein."

Solofar lächelte halb. „Eher eine entspannende Abwechslung."

„Wunderbar! Außerdem. Du lässt mich danach wieder abhauen, und wir sehen uns nie wieder."

„Das ist meine dringendste Hoffnung." Nach der, dass seine letzte Bedingung nicht genauso dämlich ist wie die vorherigen. „Was verlangst du noch?"

„Du sagst mir, warum zur Hölle du diese Maske trägst. Jeder Idiot weiß, dass du darunter bist. Ein großer, schwarzer Ipotame ist an sich schon auffällig genug, aber ein großer, schwarzer Ipotame mit einer albernen Vogelmaske, daran erinnert sich jeder. Warum?"

Solofar seufzte. Warum frage ich ihn nach seiner Hilfe... weil ich ihn töten muss. Natürlich. Ich kann es kaum erwarten. „Die Fechter Nyradons tragen Masken als eine Art Erkennungszeichen. Es ist Brauch, wichtige Kämpfe hinter Masken auszutragen, als Symbole für die eigenen Fähigkeiten und das, was man besitzt und auch einsetzen könnte. So kann ein Mann ohne Maske Luciano Rosso Vallezza di Seste sein, ein Adeliger mit Frau und Kindern, doch mit seiner Maske ist er nur der Conte di Seste, ein Fechter, bekannt für sein Können."

Kurz herrschte schwarze, stinkende Stille. Münzen klirrten leise. „Ich verstehe kein Wort", sagte Lannigan schließlich.

„Ich habe nichts anderes erwartet", erwiderte Solofar trocken.

„Du trägst sie also, weil es Tradition ist. Obwohl du nicht einmal einer dieser Katzen bist."

„Exakt."

„Weil sie schön, nein, dramatisch aussieht?"

„Man mag es so ausdrücken, ja."

„Nicht, weil du, was weiß ich, jemanden schützen willst? Dich selbst? Deinen kleinen Panthera?"

„Er ist nicht mein Panthera. Er gehört nur sich selbst und seinen Schuldnern. Doch nein. Wie du bereits sagtest, jeder weiß, wer unter der Maske ist. Und jeder weiß, wenn ein schwarzer Ipotame mit einer weißen Vogelmaske an seinem Hof auftaucht, dann wird jemand sterben." Solofar blickte in die Dunkelheit, wo er Lannigans klirrendes Geld hörte. „Reicht dir das?"

Der Rote Magier schwieg kurz, wie so oft. Sind diese Momente dramatische Pausen oder versucht er, sein Gehirn zu einem Funken der Zusammenarbeit anzutreiben? „Ich glaube schon."

„Hervorragend. Dann gehen wir." Solofar wartete, bis Lannigan mit skeptischen Schritten auf ihn zutrat und schritt dann voran. Hinter sich hörte er leises Fluchen und das Klatschen von Stiefeln im Straßendreck.

„Wer sind diese Diebe denn?", fragte Lannigan.

Ich dachte schon, er fragt nie. „Tiborazo Nastura, der Rattenfänger." Solofar spürte seinen eigenen Zorn bei der Erwähnung des Jägers. „Und Whisper de Guille, die man den Nebelschatten nennt. Sie hat die Krone gestohlen. Er hilft ihr nun dabei, sich zu verstecken. Sie sind auffällig, ein großer Sirea und eine Gryff mit nur einem Flügel."

Lannigan gab ein milde beeindrucktes Geräusch von sich. „Und wo sind sie?"

„In den Grenzgebieten zwischen Subat und Hiron, bei Orenst. Es wird dauern, bis wir dort sind."

Der Rote Magier grinste begeistert und trat mit beschwingten Schritten an Solofar vorbei, hinaus in die Gassen von Trece. „Dann sollten wir keine Zeit verlieren!", rief er über seine Schulter.

Solofar seufzte gereizt und folgte ihm.


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