HURENSÖHNE
Soundtrack: Daniel Pemberton - Assassins Breathe aus dem King Arthur OST
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Redanza, Blutkette, westliche Racheinseln, 439 nach der Eroberung
„Na los, Whisper, tanz für mich!" Tiborazos Lachen ließ die staubige Straße zwischen den niedrigen Holzhütten erbeben, seine Freunde stimmten ein. Geduckt blickte er seiner Gegnerin entgegen und wog seinen Säbel in der Hand.
„Mach sie fertig, Nastura!", brüllte Cristowe betrunken, Spucke sprühte auf die Männern neben ihm.
Whisper lächelte rätselhaft, die langen, schmalen Messer wirkten wie Streifen aus Schatten im grellen Licht der Mittagssonne. Ihr Flügel zitterte im sanften Wind, die langen, dunkelgrauen Federn malten sanfte Furchen in den Sand. Gerade wie eine Königin stand sie in der Mitte der Straße. „Dann komm und hol mich doch!"
Tiborazo erwiderte ihr Lächeln anzüglich. „Ich werde vorsichtig mit dir sein. Nicht, dass ich dir etwas tue, das dich heute Nacht aus meinem Bett fernhält!", rief er, die Männer johlten.
„Mich hält alles aus deinem Bett fern, Nastura. Vor allem jedoch", sie drehte eine stürmische Pirouette, ihr Flügel wirbelte gelben Staub auf, „dein ekelhaftes Sabbern, wenn du mich siehst." Ihre Flügelspitze zuckte vor und kitzelte ihn am Kinn. „Und deine hässliche Visage, selbstverständlich."
Tiborazo schlug die Feder mit dem Schwert zur Seite. „Du stehst doch auf hässliche Kerle. Nicht umsonst teilst du dir eine Hütte mit Pechkopf."
Pechkopf heulte auf und fuchtelte mit seinem Rapier in seine Richtung. „Dass du mich hässlich nennst! Du! Zahl es ihm heim, Mädchen! Ein Shilling auf Whisper!"
„Zwei auf Nastura!", hielt Cristowe dagegen.
Tiborazo wartete weitere Wetten nicht ab. Als Whisper für einen Moment zu Pechkopf sah, stürzte er sich auf sie, das Schwert hinterhältig verdeckt. Kurz vor ihr schwang er es, ihre dunklen Augen blitzten auf, als sie ihre Messer hob und seinen Angriff zur Seite schlug. Ihre linke fuhr vor, hastig wich er aus, und ihr rechtes Messer schlitzte ihm die Seite auf. Überrascht trat er einen Schritt rückwärts. „Du hinterhältiges Miststück", knurrte er, doch nicht ohne Bewunderung.
Unbeeindruckt leckte Whisper einen Tropfen Blut von der Klinge und spuckte ihn sofort in den Sand. „Schmeckt wie die Scheiße, die du bist." Die Männer grölten und schrien Anfeuerungsrufe.
Knurrend sprang Tiborazo vor. Funkensprühend schlugen die Klingen aneinander, Sand stob um sie herum in die heiße Tropenluft, während sie seinen Säbel parierte, ihre Attacken waren schnell und präzise. Obwohl er sicherlich dreimal so schwer war wie sie, hatte er Mühen, sich gegen die schwarzen Klingen zu wehren. Ich werde mich nicht noch einmal von ihr besiegen lassen! Ich werde gewinnen! Und wenn es nur dafür ist, dass sie mich dafür in ihr Bett lässt.
Kreischend verhakten sich die Klingen ineinander, und Whisper riss ihm mit einer schnellen Bewegung den Säbel aus der Hand. Schnell trat sie die Waffe beiseite. Klirrend landete sie vor Pechkopfs Hufen. Bei allen verdammten Göttern. Schluss mit freundlich. Tiborazo packte sie an den Handgelenken und trat ihr mit Wucht in den Magen. Die Klingen öffneten rote Münder an seinen Handflächen, als sie an ihnen vorbeischrammten, doch er ignorierte den Schmerz und sprang zu seiner Waffe.
Spuckend fiel Whisper in den Staub, rollte sich ab und erhob sich wieder, wenn auch gebeugt. „So spielen wir also?", zischte sie milde amüsiert und wischte sich einen Blutstropfen von den Lippen.
Tiborazo hob seinen Säbel auf und trat lauernd vor, die Klinge bereit. „Aye, so lange, bis du verloren hast. Dann kämpfen wir mit einem anderen Schwert weiter."
Whisper lachte rau und spuckte erneut in den Staub, die Messer immer noch fest in den Händen. „Du magst mit deinem stumpfen, mickrigen Schwert kämpfen, aber ich verbleibe bei diesen." Sie ließ die Klinge über die Finger tanzen, so, wie es manche andere mit Münzen taten. Mit einer schnellen Bewegung warf sie das Messer in die Luft und fing es wieder auf. „Komm, Nastura", lockte sie. „Wenn du immer so lange brauchst, ist es eine Beleidigung für mich."
Tiborazo knurrte dunkel, teils aus Lust, teils aus bewunderndem Zorn für dieses verfluchte Mädchen, und stürzte auf sie zu.
Das schwarze Messer schlug eine Kerbe in sein Ohr und flog über ihn hinweg in den Sand. Tiborazo zögerte überrascht. Im letzten Moment sah er das zweite auf ihn zufliegen, kreiselnd zerschnitt es die Mittagshitze, und er schlug es mit dem Schwert beiseite, die Umstehenden duckten sich heulend. Aber jetzt ist sie unbewaffnet. Mit einem siegessicheren Brüllen schwang er den Säbel, mit all seiner Kraft, und vergaß für einen Moment, dass er Whisper nicht töten wollte.
Doch Whisper wich ihm mit einem eleganten Sprung aus, und nutzte sein Taumeln, um an ihm vorbei zu schlüpfen. Bevor Tiborazo reagieren konnte, hatte sie sich auf seinen Nacken gestürzt, die Beine fest um seinen Hals geschlungen. Dunkles Metall blitzte an ihren Fingern auf.
Ihr Faustschlag war härter, als er es ihr jemals zugetraut hätte. Schwarze Flecken und rote Schlieren tanzten vor seinen Augen. Stahl traf knirschend sein Gesicht, und er schwankte. Zwischen dem Blut in seinen Augen sah er ihre Zähne, zu einer wilden Grimasse gebleckt, bevor ihre Faust erneut niederfuhr, wieder und wieder, das Brüllen der Menge wurde zu einem dumpfen Dröhnen.
Er biss die Zähne zusammen, als er sah, wie sie den Arm hob, und ließ sich nach hinten fallen. Sie schrie auf, ein Heulen, das selbst den roten Nebel in seinem Kopf vertrieb, und versuchte, ihre nächsten zwei Messer zu ziehen, doch er war schneller. Er packte ihre Handgelenke und presste sie zu Boden, ein Knie auf ihren Oberschenkeln. Sie wand sich in seinem Griff und fauchte und spuckte, doch er hielt sie eisern fest.
Er grinste schelmisch, sein Gesicht kaum eine Handbreit über ihrem. „Meine schöne Whisper", flüsterte er rau, um ihn herum brüllten die Söldner, jemand spielte den Siegestanz, den sie bei jedem Sieg der Troubadoure spielten. Die Töne klangen entsetzlich schief. Geld klirrte, als die Wetten getauscht wurden. „Ich denke, ich kann dich auch heute Nacht in deinem Gemach besuchen", behauptete er kühn.
Echte Angst flackerte in ihren Augen auf, echte, tödliche Angst. Erneut sträubte sie sich in seinem Griff und bekam eine ihrer Hände frei, die, an der das dunkle Metall ihres Schlagringes schimmerte.
Sie schlug so hart zu, dass er glaubte, seine Rippen splittern zu hören. Grollend zuckte er zusammen und versuchte, ihre Hand erneut zu fassen zu bekommen, doch sie biss nach seinen Fingern, schlug wieder und wieder zu und wand sich wie eine Schlange. Ruckartig riss sie ihr Knie hoch und traf ihn zwischen den Beinen.
Tiborazo brüllte, der Schmerz flutete durch seinen Körper, und Whisper nutzte den Moment, um sich aus seinem Griff zu befreien. Ohne ein weiteres Wort stürzte sie auf ihre Messer zu, griff sie aus dem Staub und hielt sie kampfbereit. Eine Wildheit stand in ihren Augen, Zorn, panische Angst und der Wille, bis zum Tod gegen ihn zu kämpfen. Die Umstehenden grölten anerkennend, erneut klirrte Geld, und die Melodie des Siegestanzes verschwamm zu einer miserablen, hektischen Version von Faust und Zähne.
Keuchend erhob Tiborazo sich und blickte ihr entgegen. Beinahe erwartete er die üblichen spöttischen Worte von ihr, doch sie schwieg eisig. Er kannte sie so. Jedes Mal, wenn sie gegen jemanden kämpft, den sie wirklich töten will. Jemanden, der eine Gefahr für sie ist. Unschlüssig blieb er stehen, sein Säbel lag neben seinem Fuß im Staub, fallen gelassen, als er sie zu Boden gerungen hatte, doch er hob ihn nicht auf. Fahrig wischte er sich das Blut aus dem Gesicht und hob die Hände. „Whisper, ich weiß nicht, was..."
Sie verlagerte vorsichtig das Gewicht und umklammerte die Messer fester. Blut glänzte auf ihren Fingerknöcheln. Kurz schüttelte sie sich, ohne ihn aus den Augen zu lassen, dann blinzelte sie heftig, ohne die Messer sinken zu lassen. Ihre dunklen Augen glänzten. „Fass mich nie wieder so an. Nie wieder." Ihr eisiger Tonfall jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Sie starrte ihn ein letztes Mal eindringlich an, dann wirbelte sie herum und rannte davon, hinein ins Unterholz der Wälder von Redanza.
Verwirrt blickte Tiborazo ihr nach, dann folgte er ihr. „Whisper! Es... es tut mir leid, ich wusste nicht..."
Sie wandte sich um, ihr Messer bereit zum Wurf. „Bleib stehen!", befahl sie, und er kam schlitternd zum Halt. „Bleib, wo du bist, Nastura. Du weißt eine ganze Menge nicht. Und jetzt verpiss dich", zischte sie und verschwand zwischen den Bäumen.
„Whisper!" Doch sie sah sich nicht einmal um. Kurz überlegte er, ihr erneut zu folgen, doch etwas in ihrem Ton sagte ihm, dass es keine gute Idee war. Besorgt und mit rasenden Gedanken kehrte er zu den anderen zurück.
Cristowe torkelte ihm entgegen und hielt ihm ein paar Silberstücke unter die Nase. „Habbich gewonnen! Du has' gewonnen! Wo is' sie denn jetzt?", lallte er. „Wir ham Rum, nur für euch beide! Dann kannst du sie vielleicht sogar noch überreden, zu..." Er machte eine eindeutige Hüftbewegung.
„Nein, lass gut sein", murmelte Tiborazo abwesend, und Cristowe taumelte davon. Seit ich bei den Troubadouren bin, kämpfen wir zusammen. Sicher ist sie oft seltsam und redet nicht gerne, schon gar nicht über sich, und sie hat Narben am ganzen Körper, aber zu mir war sie noch nie so, wie sie es jetzt war. Gehässig und spöttisch, immer, aber niemals so... böse. Sie hatte nie Angst vor mir. Und ich will nicht, dass sie Angst vor mir hat. Eher will ich derjenige sein, der sie vor jenen beschützt, die ihr Angst einjagen.
Whisper blieb verschwunden, selbst als die Sonne unterging und die Söldner am Strand ihren neuesten Sieg feierten. Ein kleines Scharmützel vor ein paar Wochen gegen die Halbversehrten, mehr ein Kampf der Freundschaft halber als alles andere. Ich wette, sie feiern ebenso ihren Sieg, selbst wenn sie geschlagen abgezogen sind. In Gedanken versunken ließ er seinen Blick über die Feiernden schweifen, über Cristowe, der versuchte, mit einer Armbrust auf eine Zielscheibe zu schießen, selbst wenn er schwankte wie ein Schiff bei Sturm, über den Trupp, der um ihn herum stand und grölend über seine scheiternden Versuche lachte, über Ashes, der versuchte, Tiva etwas zu erklären, während sie ihn mit glasigen Augen anstarrte, und über Amir, der ein taumelndes Glas nach dem anderen gegen den immer noch fest stehenden Pechkopf trank. Für Augenblicke dachte Tiborazo, er sähe Whisper in der Menge, doch sie war es nie.
„Wo hast du denn dein Mädel gelassen?", fragte Salty Fawkes neben ihm plötzlich. In der Hand hielt er eine Flasche, sicherlich nicht die erste, so wie er klang.
„Ist abgehauen", antwortete Tiborazo einsilbig.
Salty Fawkes lächelte spröde. „Ich hab gehört, was da passiert ist. Zwischen euch." Er trank einen Schluck und blickte auf das stille, schwarze Meer hinaus. „War abzusehen, so, wie du ihr nachgierst."
„Ich giere nicht nach ihr", behauptete der Sirea, doch er wusste sofort, dass es gelogen war.
Fawkes wusste es ebenfalls, sein raues Lachen schüttelte seinen muskulösen Körper. „Rede keinen Scheiß, Nastura. Du hängst ihr an den Lippen, seit ich dich aus dieser Taverne geholt habe. Seit du sie zum ersten Mal gesehen hast." Er musterte ihn von oben bis unten. „Und seit sie Titten hat und du weißt, was man Schönes mit Huren anstellen kann, ist sie kaum sicher vor dir."
„Ich dachte nur..."
„Falsch gedacht." Er kratzte sich den stoppeligen Bart, Salzkristalle rieselten im Licht der Fackeln zu Boden.
„Ich dachte nur, sie will mich auch."
Er blickte ihm in die Augen. „Wie ich sagte, falsch gedacht, Nastura."
Mürrisch verschränkte Tiborazo die Arme. „Weißt du es denn besser?"
„Die Mistress mag wissen, was im Hirn der Frauen vorgeht, und gerade bei dieser Frau ist es unmöglich zu sagen. Fest steht nur, dass sie eine Menge unheiliger Scheiße erlebt hat, als sie noch klein war. Bevor sie zu uns kam." Salty Fawkes trat einem Mann, der zu nahe an sie herantorkelte, mit Wucht in den Rücken, sodass er vorwärts stolperte. „Verschwinde, du Hurensohn!" Der Mann wandte sich empört um, erblickte, wen er vor sich hatte, und schwankte von dannen, eine mürrische Entschuldigung murmelnd.
„Was war denn mit ihr?", fragte Tiborazo bemüht beiläufig, selbst, wenn ihm der Hunger nach einer Erklärung auf den Fingern brannte.
Salty Fawkes zog die Augenbrauen zusammen. „Sie hat es dir nie erzählt?"
„Nein. Sollte sie?"
Er blickte ihn skeptisch an. „Nein, nein. Es wundert mich nur. Du bist vielleicht derjenige, der ihr neben Pechkopf am nächsten steht, und du weißt es auch nicht."
„Weiß Pechkopf es denn?", wollte Tiborazo wissen und spürte den Stich der Eifersucht in sich.
„Nein. Woher auch. Sie hütet ihre Geheimnisse besser als eine alte Jungfer ihre Fotze." Er unterbrach sich. „In diesem Zusammenhang ein hässlicher Vergleich. Ich weiß es auch nur, weil ich dabei war, als sie bei uns anheuerte und Greyhound ihre Geschichte hören wollte." Er unterbrach sich und starrte missmutig auf seine Flasche. „Verdammt, ich sollte es dir nicht erzählen. Aber nun, du gibt so oder so keine Ruhe, selbst, wenn ich es dir befehle, und ich schon wieder wegen deiner Befehlsverweigerung zur Peitsche greifen muss." Er blickte Tiborazo an, als wäre er der Ursprung allen Übels auf der Welt, dann wandte er sich erneut seiner Flasche zu. „Whisper kommt da her, wo wir fast alle herkommen. Aus dem Schoß einer Hure. In Farrar."
Farrar. Schlimmer als Fatescourt. Die Stadt der Huren und Lustsklaven. Tiborazo sah Fawkes an und wusste, dass er seine Gedanken erraten konnte.
„Aye, Farrar. Und die kleine Whisper mittendrin, in diesem ekelhaften Chaos. Sie ist die Tochter eines Panthera und einer Gryff... wir haben anfangs gesagt, dass Greyhound ihr Vater ist, aber selbst er hat genug Ehre, dass er nicht zu den Huren nach Farrar geht. Zumindest nicht in die Bordelle, in denen ihre Mutter arbeitete. Ihre Mutter war wohl so eine von der Sorte, die sich gerne auflehnt, und du weißt, wie man auf Zephyr Trotz behandelt."
Unbehaglich bewegte Tiborazo die Flügel und spürte die Narben der Peitsche auf dem Rücken.
„Wenn man dort jemanden hat, den man beschützen will, wie eine Mutter ihre kleine Tochter, dann wissen die Luden und Sklaventreiber, dass sie sich nicht mit einer Gryff herumschlagen, sondern nur der kleinen Ratte wehtun müssen. Und das haben sie getan."
„Was haben sie getan?", fragte Tiborazo hohl, der Zorn auf die namenlosen Quäler von Zephyr pulsierte wie Feuer durch seine Adern.
„Sie haben ihr den Flügel abgeschnitten. Damit sie nicht abhauen konnte. Besonders grausam, da ihre Mutter ihr wohl immer wünschte, sie würde eines Tages einfach weg fliegen können." Salty Fawkes spuckte aus. „Und als ihre Mutter starb, am Fieber oder einem wütenden Freier oder woran auch immer, und das Mädchen immer älter wurde, da haben sie sie als Ersatz genommen. Sie blutig vögeln lassen, sie geschlagen, ausgepeitscht, bis sie sich lange nicht traute, sich zu widersetzen."
Tiborazo merkte, dass er seine Hände zu Fäusten geballt hatte, so fest, dass die Krusten auf seinen Handflächen wieder aufrissen, und bemühte sich, sie wieder zu lockern. Es gelang ihm nicht. Sie ist ein paar Jahre jünger als ich, und kam im gleichen Jahr zur Kompanie wie ich. Nur ein paar Monate vorher. Sie kann höchstens ein Dutzend Jahre alt gewesen sein... „Und dann? Wie kam sie hierher?", wollte er wissen. Deswegen ging sie nie zu den Goldenen Schatten. Weil sie auch als Kurtisanen arbeiten, für ihre Auftraggeber, und das hätte ihr nichts als Leid gebracht.
„Es kam ein Freier, der unvorsichtig war. Er schlief ein, und ließ sein Messer unbewacht. Whisper erkannte ihre Chance, tötete ihn und floh. Bis sie von mir, Greyhound und ein paar anderen aufgegriffen wurde, und sie heuerte bei uns an. Wir nahmen sie in Schutz." Fawkes lachte verächtlich. „Sogar bei uns alten Soldaten ist noch ein Funken Ehre und Mitgefühl übrig. Seitdem ist sie bei uns. Eine gute Soldatin. Spielt besser Geige als Étienne damals, die Göttin möge ihn in den Fluten wiegen." Er blickte Tiborazo fest an. „Und in all der Zeit hat sie nie jemanden näher an sich heran gelassen, als sie es wollte. Oh, es gab einmal einen Nebelparder, der sie auch für sich haben wollte, so wie du. Nur, dass er noch weniger Anstand hatte. Erinnerst du dich an Vanluca?"
Tiborazo nickte langsam. „Vor allem, wie alles mit seinem Blut verschmiert war."
„Das war sie. Er hat sie wohl tatsächlich des Nachts in ihrem Bett überfallen, und das hat ihr nicht gefallen. Verdammt, was war das für ein dämlicher Narr. Konnte sich nicht einmal an einfachste Anweisungen halten. Ich habe mich fast geschämt, dass wir ihn überhaupt aufgenommen hatten."
Tiborazo schwieg beklommen.
„Dann weißt du also, warum man mit Whisper keine Scherze in dieser Hinsicht treibt. Aber wenn sie dich fragt – du weiß von nichts. Ich habe es dir nicht erzählt."
Er grinste schwach. „Zu Befehl, Salty Fawkes."
Der Hauptmann verdrehte die Augen. „Ich wusste, dass sich dieser verfluchte Name gehalten hat. Ich wusste es. Ich habe allen verboten, ihn an neue Rekruten weiter zu sagen, aber nein, er hält sich eisern. Mein Name ist so einfach, und nicht einmal den könnt ihr euch merken. Ich heiße Fawsgry van Ver, verdammt!"
Tiborazo hob beschwichtigend die Hände. „Aye, Hauptmann."
Salty Fawkes bedachte ihn mit einem drohenden Seitenblick, doch er schwieg und leerte seine Flasche. Nachlässig warf er sie in den Sand.
„Weißt du, ob...", begann Tiborazo zögernd.
„Was?"
„Ob es einen Weg gibt, wie ich Whisper dennoch gewinnen kann."
Salty Fawkes lächelte verschlagen. „Du liebst sie, kann das sein?"
Tiborazo spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss, und schwieg.
„Ha! Du liebst sie. Keine Angst, dein Geheimnis ist bei mir sicher. Sie weiß es so oder so schon. Schau nicht so überrascht, das war mehr als offensichtlich. Wenn du sie wirklich gewinnen willst..." Er seufzte. „Tu nichts, um sie zu beeindrucken. Komm ihr nicht zu nahe. Gib ihr das Gefühl, sie sei sicher, und das hat sie wohl nur, wenn sie denkt, du willst sie nicht in dein Bett bekommen."
„Das ist leichter gesagt als getan."
„Wenn dir der Schwanz durchgeht, geh zu einer Hure. Nicht zu einer in Farrar, sondern einer guten. Vielleicht einer Goldenen." Fawkes zwinkerte ihm zu. „Aber dränge dich Whisper nicht auf."
Genau das werde ich wohl tun. Und mir wünschen, sie wäre es, bis sie es tatsächlich ist. Denn ich will, dass sie mich liebt, so wie ich sie liebe. Aber ich darf sie nicht zwingen. Niemals. Zu nichts.
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Nun, da habt ihr sie. Whispers Geschichte. Ihr Flügel. Manchmal tut sie selbst mir leid.
Im November wird es hier sehr, sehr still werden. Ich werde den NaNoWriMo zum NaNoREMo machen, dem national novel revise month, um Brotherhood zu überarbeiten. Innerhalb eines Monats. Ob ich das Ganze auch hier veröffentlichen werde oder ob ich die neuen Kapitel einfach verlinken werde, sei einmal dahin gestellt.
Ebenso werde ich euch mein tatsächlich in einem Monat geschriebenes Werk BANSHEE vorzustellen, ein Kurzroman über meinen Pathfinder-Chara Sindrak Herrera. Zwar sind es nicht ganz 50.000 Wörter, und es entstand im August und September, aber nun. Ich habe es in einem Monat geschrieben und bin verdammt stolz drauf.
Ende des Monats wird es hier weiter gehen. Mit einem Kapitel, auf das ich mich seit dem Sommer freue.
Doch nun! Lest das erste Kapitel von BANSHEE! Einfach weiterblättern. Da wird es sein.
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