EIN FEHLER - Interlude
Allou, im Norden von Burall, 448 nach der Eroberung
Der Mann ging voran, und Tiborazo stieß ihm mit aller Kraft den Dolch in den Rücken. Keuchend erstarrte er, das Blut lief aus der Wunde über seine Dieneruniform und verfärbte den gelben Stoff dunkelrot. Blut spuckend ging er zu Boden.
Tiborazo zog mit einem schmatzenden Geräusch die Klinge aus dem Körper. Die Leiche würde er in die Straßen der Armenviertel bringen. Ein Toter mehr oder weniger interessiert dort niemanden. Und Comte du Verreaux wird erfreut sein, dass er den Spion in seinen Reihen losist.
Ein heiseres Lachen riss ihn aus seinen Gedanken, und er wandte sich zu dem sterbenden Spion um, der ihm mit verschleierten Augen anblickte. „Was ist so witzig?"
Der Spion lachte erneut, beinahe unhörbar. Blut spritzte auf seine Lippen. „Du bist derart tot, Mann. Du bist so tot wie ich."
Tiborazo bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. „Einen Scheiß bin ich."
„Wenn die Herren erfahren, dass du einen der Ihren abgemurkst hast, bist du verdammt tot." Er schnappte rasselnd nach Luft. Sein letztes Ausatmen klang beinahe zufrieden.
Misstrauisch trat Tiborazo auf die Leiche zu. Die Faust des Mannes klammerte sich um etwas, einen kleinen, schwarzen Gegenstand, und er wand ihn aus den erkaltenden Händen. Es war ein Ring aus schmucklosem Eisen, erstaunlich schwer für seine geringe Größe. Ein Symbol war innen eingraviert, ein Buchstabe. Tiborazo war ein miserabler Leser, doch diesen Buchstaben erkannte er. Zweimal ein R, eines davon gespiegelt, Rücken an Rücken.
Ihm schien es, als stieße jemand ihm sein eigenes Schwert ins Herz. „Verdammte Götter", murmelte er fassungslos. „Dieser elende Hurensohn." Ich habe den Falschen umgebracht. Zwei Spione im Haus des Du Vereaux, und ich töte nicht den seines Konkurrenten, sondern den der verfluchten Rhymers. Jeder weiß, was mit jenen passiert, die einen Spion der Rhymers töten.
Wütend blickte er auf die Leiche hinab, die ihn noch im Tod hämisch anzugrinsen schien. Den anderen Spion finden und töten, noch heute Nacht. Beide verschwinden lassen. Und dann so tief untertauchen, dass diese verfluchten Rhymers mich nicht finden.
Er wusste nicht, ob etwas derartiges überhaupt möglich war. Wahrscheinlich nicht.
~ ~ ~
Heute in Kürze und viel zu spät. Eigentlich wollte ich dieses Kapitel letzten Mittwoch veröffentlichen, weil es eben lächerlich kurz ist, aber nun. Vielleicht gibt es morgen noch eins. Wenn mir dananch ist.
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