DI VARIA

Hastator, Hauptstadt von Nyradon, 437 nach der Eroberung

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Das Rapier verfing sich klirrend im Klingenfänger seines Parierdolches, und Solofar riss es Di Varia mit einer schnellen Bewegung aus der Hand. Klappernd landete es auf den Pflastersteinen.

Doch der Karakal gab nicht auf. Den Dolch fest umklammert versuchte er einen schnellen Ausfall. Solofar wirbelte aus seiner Reichweite, schlug den Dolch mit seinem eigenen beiseite und ließ sein Rapier vorschnellen. Stahl schlitzte durch das Hemd des Karakals. Solofar hielt in perfekter Positur inne, das Rapier erhoben. Die Spitze der Waffe wies auf die Kehle des Mannes.

Der Karakal hob langsam beide Hände. Schwer atmend blickte er seinem Gegner entgegen, faszinierten Unglauben auf den Lippen, und verneigte sich. Blut aus zwei Schnitten, über den Rippen und an der Schulter, befleckten sein Hemd.

Solofar erwiderte die Verbeugung und blickte zu dem Panther, der sich als Herold bezeichnete. Dieser Gegner hat gehalten, was er versprochen hat. Ohne Zweifel der beste Fechter, dem ich bisher in Hastator begegnet bin.

Der Panther schien ebenso überrascht wie Solofars Gegner. „Sieger dieses vermaledeiten Kampfes ist, und ich muss sagen, ich hätte es diesem pferdeköpfigen Bastard niemals zugetraut, Solofar Darke vom Arsch von Ilron!"

Die Fechter der Alchemisten brachen in stürmischen Jubel aus, Hussahrufe hallten über den kleinen Platz. Fröhlich schlugen sie einander auf die Schultern. „Hoch lebe Solofar Darke von Murrim!"

Einer von ihnen trat vor. „Gezzarro, ich habe dir gesagt: du kannst noch so gut sein, aber Darke schlägt niemand."

„Nie wieder habt ihr verfluchten Notenblätterfresser den besten Fechter!", rief ein anderer.

„So lange, bis Gezzarro wieder einen guten Tag hat", konterte einer der Musikstudenten. „Dann könnt ihr unsere Schwerter fressen, und die in unseren Hosen noch dazu." Die Musiker johlten.

„Bis Gezzarro sich eines Tages doch entscheidet, Alchemie zu studieren. Nach allem, was er durch hat, ist das nicht allzu unwahrscheinlich, und dann könnt ihr weiterhin erfolglos versuchen, mit euren kümmerlichen Schwertern die Huren am Violetten Kanal zu beeindrucken!", erwiderte der Alchemiestudent.

Solofar wischte seine Waffen mit einem Lappen ab und verband die einzelne Schnittwunde an seinem Unterarm, ohne das Muskelspiel der Studenten zu beachten. Ein Kampf nach dem anderen gegen diese Studenten, und heute der erste, der tatsächlich nennenswert ist. Interessant. Er trat zurück zu den Alchemisten, bedankte sich höflich für die Glückwünsche und schritt zügig in das Gewirr der Gassen. Die anderen folgten seinem Beispiel. Besser, wir zerstreuen uns, bevor die Stadtwache uns doch noch findet, so wie bei jenem Kampf gegen den Meisterfechter der Mediziner. Schade, dass ich ihn nicht angemessen besiegen konnte. Doch es schien nicht, als sei er besser als dieser Karakal.

Schritte hinter ihm wurden lauter, und er tastete unter seinem Umhang nach seinem Dolch. Aus dem Augenwinkel erkannte er er den Karakal.

„Warte, Mann!"

Solofar verlangsamte seinen Schritt, doch er blieb wachsam. Zu oft hat man versucht, mich auszurauben.

Der Karakal holte ihn ein. „Darke, richtig? Ich muss dir meine Bewunderung aussprechen", keuchte er, während er versuchte, mit Solofars langen Schritten mitzuhalten. „Ich habe in meinem Studium selten so gute Fechter gesehen wie dich. Und noch nie haben die Alchemisten einen guten Kämpfer dabei gehabt. Noch nie. Wo hast du das gelernt?", fragte er begeistert.

„Ich habe meine Schwertleite bei Daven Hyatt von Ryvebridge absolviert", antwortete Solofar verwundert.

„Ich bin zutiefst beeindruckt. Wirklich." Der Karakal sah mit glänzenden Augen zu ihm auf. „Dieses letzte Manöver! Und die Riposte mit dem..." Er versuchte die Bewegung mit der Hand nachzuahmen und scheiterte.

„Doch ich muss ebenfalls zugeben, dass du bei weitem der beste Fechter bist, dem ich hier begegnet bin", erwiderte Solofar mit einem Halblächeln. „Die wenigsten schaffen es, mir einen Schnitt zuzufügen."

Di Varia strahlte. „Danke."

„Wo hast du gelernt?"

„Geso d'Avolia hat es mir beigebracht. Einer der berühmtesten Fechter von Nyradon. Er war am Hof des Lehnsherrs meines Vaters und hat dem Sohn des Duca das Fechten beigebracht, und ich durfte durch des Ducas Gnaden ebenfalls teilnehmen."

„Bei D'Avolia? Ich hätte ihn aufgesucht, wenn er noch leben würde. Seine Bücher über das Fechten waren die einzigen, die ich gerne gelesen habe." Es ist eine Schande, dass D'Avolia tot ist. Er war der beste Fechter der Welt, heißt es.

Di Varia lachte. „Er war ein ekelhaft strenger Lehrer. Aber nun", er breitete die Arme aus und verneigte sich, wie zuvor nach dem Kampf, „es scheint gewirkt zu haben."

„Bringst du es mit bei?"

Der Panthera hielt inne. „Wie bitte?"

„Kannst du es mir beibringen? D'Avolia war einer der Gründe, warum ich nach Nyradon ging. Er ist nicht der einzige, doch es heißt, die Pantheras seien die besten Fechter der Welt." Er neigte den Kopf. „Nach den Rittern der Ipotame."

Di Varia schnappte empört nach Luft und lachte. „Ich habe immer geglaubt, dass mir kein Fechter mehr gefährlich werden kann, außer D'Avolias Geist vielleicht, aber ich habe mich geirrt." Er grinste gewinnend. „Wir machen einen Handel, Darke. Du bringst mir alles bei, was du weißt, und ich gebe alles Wissen des großen D'Avolia weiter, an das ich mich erinnern kann."

Solofar erwiderte das Lächeln. „Einverstanden, Di Varia."

Der Panthera streckte die Hand aus. „Gezzarro."

Er ergriff sie. „Solofar."

Gezzarro schritt glücklich voran. „Lass uns was trinken gehen. Deinen Triumph begießen, und meine traurige Niederlage in Wein ertränken."

„Ich trinke nicht viel, danke. Doch ich komme gern mit."

Gezzaro legte schwungvoll seine Hand auf Solofars Schulter. „Du bist Student in Hastator. Da gehört der Wein genauso dazu wie das Fechten und die Vorlesungen. Nach ein paar Bechern ist er gar nicht mehr so schlimm. Und wenn du ihn doch nicht willst, kann ich deinen auch noch trinken."

Solofar schnaubte amüsiert. „Kann es sein, dass es von den anderen vielleicht nicht allzu gut aufgenommen wird, wenn wir, die besten Fechter der Alchemisten und ein Musiker, gemeinsam umherziehen?"

„Könnte es." Gezzarro zuckte mit den Schultern. „Wenn sie Anstoß daran nehmen, können sie uns doch herausfordern."


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Ist es zu gay? Ich hoffe, nur Gezzarro ist es.

Entweder, ich schaffe es, diesen vermaledeiten Maskenball vor Weihnachten zu Ende zu schreiben, oder aber ihr habt Pech gehabt und Solofar Darke geht wieder auf Hold. Man wird es sehen.

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