Erstes Gespräch
Alle hatten sich nochmal hingelegt und obwohl ich so gerne schlafen würde, konnte ich es nicht. Ich bemühte mich, aber es klappte einfach nicht.
Schließlich seufzte ich, schlug die Decke von meinen Körper und sah aus dem Fenster, welches links von meinem Bett war. Ich konnte auf einen kleinen Innenhof herunterschauen, aber dort war nichts los.
Ich griff nach meinem Handy auf den Nachttisch und beschloss Daniel und Tim doch zu schreiben, aber mit wem sollte ich zuerst reden?
Ich ging auf WhatsApp und klickte den Chat von Tim und mir an. Er war online, also schrieb ich ihm zurück, dass ich auch der Meinung war, dringend reden zu müssen.
Sobald ich auf senden geklickt hatte, bekam die Nachricht auch schon einen blauen Haken! Ich war zugegebenermaßen erstaunt darüber, da das bedeutete, dass er die ganze Zeit über im Chat von uns zwei war.
Innerhalb von Sekunden bekam ich auch eine Antwort zurück:
-Ich würde gerne, das alles so schnell wie möglich klären, Manu. Also würdest du bitte zu mir kommen?
Es war ihm wirklich wichtig, genau wie mir auch, aber ich wusste nicht, ob ich jetzt schon soweit war...
Ich musste alles erst verarbeiten. Den beschissenen Kater, wegen des Alkohols, die Tatsache, dass ich homosexuell bin und dann auch noch diese angespannte Stimmung zwischen Daniel, Tim und mir. Alles prallte auf mich zusammen!
Als wäre ich die Erde, in der Zeit des Urknalls und Asteroiden würden auf mir zerschellen.
Ich hatte das Gefühl, als würde ich krepieren, als wäre ich eine Bombe, die jeden Moment hochgehen könnte, wenn sie jemand nicht entschärfen würde!
Mir wurde alles zu viel. Ich wusste gar nicht, was ich tu, und plötzlich; da stehe ich alleine mit den Problemen der Liebe!
18 Jahre lang hatten sie mich verschont, doch genau in diesem Moment, wo ich sie am wenigsten gebrauchen konnte, kamen sie! Das war ungerecht!
Ich wollte sie nicht!
Als ich über alles nachdachte, was passieren würde, wenn ich ja sage und zu Tim gehe, wurde mir erst klar, wie viel ich riskieren würde - Wie viel ich gestern mit ein paar Gläsern Alkohol riskiert habe.
Ich beschloss 17 und 4 mit meinem Schicksal zu spielen. Rein metaphorisch gesehen, versteht sich natürlich. Also schrieb ich meinem Freund, dass ich kommen würde und schlich mich leise davon, in der Hoffnung, niemanden zu wecken.
Sichtwechsel zu Tim:
Ich schlug auf meinen Schreibtisch, während ich diesen verdammten Chatverlauf ansah. Ich hätte es ihm jederzeit schreiben oder sagen können.
Nichtmal auf WhatsApp hatte ich mich getraut, es ihm oder irgendwem anderes zu erzählen.
Ich scrollte immer weiter hoch.
2017... 2016... 2015...
Bei 2012 kam schon die Nachricht, dass dieser Chat mit Ende-zu-Ende Verschlüsserung geschützt sei. Und die erste Nachricht war von ihm:
-Lust mit mir Link zu zocken?
Ich musste kurz lächeln. Er hat das Spiel gerne Link anstelle von ,,The Legend of Zelda genannt".
Er tut es auch heute noch manchmal, und solche Macken liebte ich an ihm.
Gerade wollte ich mein Handy aus machen, um nicht weiter in eine melancholische Stimmung zu zerfallen, da bekam ich endlich eine Antwort von ihm.
Ich war erleichtert, als er 20 Minuten später zusammen mit meinem Cousin vor meiner Tür stand, doch ich umarmte ihn erstmal nicht. Ich wusste ja nicht, was er fühlte, was er von mir Feigling dachte.
Wir sahen uns nur still an. Wir beide wussten nicht, was wir sagen sollten, wie wir uns begrüßen sollen - Um's kurz zu sagen, wir wussten nicht, was wir tun sollten. Jedoch tat mein Cousin etwas; er ging rein und schaltete eine Box an, die er in der Hand hielt. ,,November Rain" von Guns N' Roses ertönte kurz danach.
Er stellte noch irgendwas an seinem Handy ein, ließ es liegen und bevor er die Tür zu machte, zwinkerte er zu mir und verschwand. Manu stand jetzt inmitten meines Wohnzimmers und sah nur auf den Boden. Einige Zeit standen wir so, bis ich mich auch dazu ringen konnte etwas zu tun.
,,Willst du ein Glas Wasser haben?",fragte ich ihn etwas unsicher. Wie sollte ich nur beginnen? Mit ,,Ich liebe dich, Manu." oder was? ,,W-was?",fragte mich der Grünäugige. Er sah endlich hoch und machte seinen Mund leicht auf. ,,Willst du Wasser haben?",fragte ich erneut und musste fast schmunzeln. War er wieder in seinen Gedanken versunken? Doch seine Frage nach was, galt einem anderen Satz: ,,Ich meine das danach...",murmelte er und kratze verlegen an seinem linken Arm. Ich verstand nun, was er meinte und biss mir auf die Lippen. Ich hatte den Satz nicht wirklich gesagt oder?
,,Das mit mir, meine ich.", ergänzte er und schaute mich fragend an. ,,Ich... Ähm..." ,stammelte ich aufgelöst. Ich hatte es also wirklich laut gesagt! Wie bescheuert kann man nur bitte sein?
Ich nahm meinen Mut zusammen und fing an: ,,Ja, du hast richtig gehört. Manu, ich... Ich liebe dich." Als es raus war, hatte ich das Gefühl, als würde ein schwerer Stein von meinem Herzen verschwinden. Der Muskel, welcher mich am Leben hielt, pumpte ganz schnell und ich hörte jeden einzigen Schlag laut.
Ich hatte mit jeder Reaktion von ihm gerechnet, doch nicht von dieser: Sein eben noch fragender und leicht verwirrter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein warmherziges Lächeln und ein leises Kichern kam aus seinen Mund raus. ,,Das hast du mir eben schon gesagt." Verlegen sah ich auf den Boden und wurde rot. ,,Manu? Was is- Also, wie fühls- Und du?", fragte ich ihn stammelnd. Er hatte mich so durcheinander gemacht! Und das nur innerhalb weniger Minuten. Dieser Junge bringt mich noch um den Verstand!
Sichtwechsel Manu:
,,Und du?"
Eine Frage, auf die ich keine klare Antwort hatte... Eigentlich schon, aber... War es wirklich echt, oder bildete ich mir die Gefühle nur ein?
,,Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher."
,,November Rain" hörte auf und ,,Love Changes" von Climie Fisher spielte.
Tim ging ohne was zu sagen in die Küche. ,Jetzt habe ich verspielt...' dachte ich und ließ mich auf seinem Sofa nieder.
Er kam mit zwei Gläsern Wasser wieder und reichte mir ein Glas. Ich bedankte mich und sah direkt in seine Augen. Sie waren echt umwerfend!
,,Tim, du bist mir wirklich wichtig! So viel mehr, als ein normaler Freund, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich so fühle wie du.",erklärte ich. Hatte ich ihn verletzt? War er jetzt sauer auf mich, weil ich ihm keine vernünftige Antwort gegeben hatte? Er seufzte, setzte sich ebenfalls hin und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich musste kurz zusammenzucken, weil ich nicht damit gerechnet hätte, aber gleichzeitig lächelte ich, denn es fühlte sich richtig an.
,,Ich würde mich selbst auch dann für dich freuen, wenn du eine andere Person lieben würdest und mit ihr glücklich zusammen leben könntest. Ich will nur, dass es dir gut geht und du glücklich bist. Selbst wenn du dich eher zu T hingezogen fühlst, würde ich mich damit abfinden können, weil ich dich fröhlich und zufrieden sehen will. Manu du bist mir auch viel mehr wichtig, als irgendein anderer Freund es mir ist! Nicht, dass ich Micha, Max und Taddl unwichtig finde, sondern ich dich so brauche wie meine Familie. Immer wenn du lachst, dann muss ich grinsen und würde dir gerne sagen, wie gerne ich deine Stimme höre. Ich liebe deine Macken! Ich denke fast nur an dich! Ich würde so gerne nur bei dir sein, mein Leben bei dir- Mit dir verbringen! Ich hab gesagt, dass wenn ich dich mit jemand anderen sehen würde und du glücklich bist, ich mich auch dann für dich freuen würde, was zwar stimmt, aber trotzdem hätte ich es lieber, wenn du bei mir sein würdest. Wenn du genauso denkst wie ich, dann weißt du, dass du mich genauso gerne hast wie ich dich, Manu."
Leicht überwältigt beschloss ich ihm von meiner Erinnerung mit dem Mädchen zu erzählen: ,,Erinnerst du dich noch an Marie? Als du das eine Mal mit ihr geredet hast, da war ich wirklich eifersüchtig gewesen." Er fiel in lautes Gelächter, woraufhin ich nur verwirrt reinschaute. Ich knuffte ihm in seine Schulter und kicherte. ,,Hey! Ich hab auch nicht über dich gelacht!" Er hatte sich wieder etwas beruhigt und legte seine Hand von meinem Bein. ,,Und soll ich dir was sagen? Ich hätte lieber mit dir geredet..." Ich musste schmunzeln und lachte ihn aus Spaß ebenfalls aus. ,,Jetzt bist du der Gemeine!", beschwerte er sich spielerisch. ,,Love Changes" wurde von ,,Lifesaver" von Sunrise Avenue abgelöst.
,,Hast du schon mit T geredet?", fragte mich mein Gegenüber nun. Ich schüttelte mit dem Kopf und konnte mir gut vorstellen, dass das Gespräch weitaus schwieriger wird und nicht so gelassen wie dieses. Am liebsten würde ich mich davor drücken, aber das wäre unfair ihm gegenüber und kindisch.
,,Wirst du mit ihm sprechen?",quetschte er mich weiter aus. Ich nickte schwermütig und seufzte. Mein Handy klingelte, also holte ich es aus meiner Jackentasche raus. Michael rief mich an. ,,Manu wo bist du?!", rief er, sobald ich den Anruf annahm. ,,Bei Tim... Warum fragst du?" Ein kleines schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. ,,Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Aber wenn du bei ihm bist, möchte ich euch nicht stören." Er klang erleichtert und müde zugleich. ,,Sagst du bitte nicht Taddl wo ich bin?", fragte ich ihn. Ich wollte vermeiden, dass er zu uns kommt.
,,Mach ich. Bleibst du bei ihm?" Ich sagte ihm, dass ich es noch nicht wüsse und verabschiedete mich dann von Micha.
,,Es war Michael." ,,Hast du ihm nicht gesagt, wo du bist?" Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich zurück. ,,Zurück zum Thema Eifersucht. Ich hab gehört, dass du und T euch um mich geschlagen habt. Stimmt das?" Ich grinste, denn zwei Mädchen würden sich nicht unbedingt um einen Jungen schlagen und die Vorstellung von dem Kampf fand ich amüsant.
Tim kratzte sich verlegen am Hinterkopf und sah auf den Boden. ,Es war ihm also peinlich. So so...'
,,Er hat nach mir geschlagen, aber richtig geprügelt hatten wir uns nicht. Hat dir Michael das erzählt?" Ich nickte und lachte kurz.
,,Wo wir gerade von Daniel reden... Wie soll ich es ihm beibringen?", fragte ich meinen Gegenüber. ,,Fang erstmal ganz langsam an." Ich merkte mir den Tipp und musste wieder daran denken, dass ich lieber hierbleiben würde, anstelle mit ihm zu reden.
,,Tim, wirst du mit ihm noch befreundet sein können? Wie soll nur es weiter gehen? Ich meine, Max und Michael haben ja nichts damit zu tun und wenn wir uns begegnen, was soll ich- Was sollst du... Ach wieso ist das so kompliziert?!" Ich zog meine Beine an meinen Körper ran, dehnte meinen Pulli über die Knie, zog mir meine Kapuze über und vergrub mein Gesicht in meine Arme. Ich wollte wieder anfangen zu weinen und war kurz vor der tiefsten Verzweiflung in meinem Leben. ,,Wieso ist die Liebe nur so schrecklich verwirrend und rücksichtslos?"
Nachdem Tim mir die Kapuze vom Kopf zog und mir liebevoll die Haare verstrubbelte, versuchte er mich aufzumuntern: ,,Die Liebe ist zwar rücksichtslos und verwirrend, aber letztendlich ist sie das Wunderbarste auf der Welt und nebenbei angemerkt: Dir ist gar nicht bewusst, wie viel Liebe einem an nur einen Tag widerfährt, Manu. Außerdem, du sagtest, du seist dir nicht sicher, ob du mich liebst, nicht wahr? Aber du bist immer gut gelaunt bei mir und gleichzeitig wirkst du so nervös und als wenn du sogar Angst hättest, dass du was falsch machst. Manu schau mir in die Augen und sag mir, ohne zu lügen, dass du mich nicht liebst!" Ich musste schlucken und war ziemlich nervös.
Mir wurde erst jetzt bewusst, wie bedeutend diese Worte sind.
,,Tim, ich... Ich-"
☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
Mieser Cliffhanger? 🤔
Was denkt ihr euch eigentlich, sobald ihr die Sterne sieht?
Denkt ihr euch so:
"Och ne! Was hat sie denn diesesmal?"
oder freut ihr euch?
MFG LMS!🤩
SPOILERWARNUNG!
P.S:Ich hab schon die Trennung
geschrieben...🤔😂 Lol...
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