83| Deliriumsgelaber №24 - Pin Pin
Hey ho.
Let's go.
Ich sterbe.
Und keinen stört's.
Ich sitz auf 'nem Stuhl bei der Pestkönigin und reg mich mit ihr darüber auf, wie verdammt unfair die Welt was für 'n Arsch mein Chef is. Wir bilden unsere eigene Gemeinschaft und schließen all diese anderen, traurigen Gestalten aus, die uns die ganze Zeit über nur beobachten, weil sie nicht wissen, wovon wir reden. Captain Iro is auch hier, ihm sind schon so viele Zähne ausgefallen, dass er mehr in ganz scheiß Neukölln verteilt hat und ich zieh aus Respekt meinen Hut vor ihm, weil ich doch insgeheim genau weiß, dass ich eines Tages ebenso aussehen werd. Und das macht mir Angst.
Hey ho.
Let's go.
Ich bin halbtot.
Und keiner heult.
Die Welt um mich herum is so verdammt fröhlich, als würden sie sich alle dran erfreuen, dass mein Körper allzu bald den Geist aufgibt und ich will mich zu unheimlich gern mit ihnen freuen, weil ich nicht immer und immer wieder damit anfangen möchte, zu heulen über etwas, dass sich nicht vermeiden lässt. Ich muss an meinen lieben Bruder denken und daran, dass ich ihn schnell mal wieder anrufen sollt. Er war so lange alles für mich und allein seine Anwesenheit half mir. Man könnte sagen, er war mein großer Held. Und der Krebs is wohl oder übel leider sein Kryptonit. Wer hat eigentlich entschieden, dass es wichtig is, für jede neumodische Grippe 'n scheiß Impfstoff parat zu haben, während Leute an Krebs sterben? Es is so perfide und traurig zugleich. Und dennoch gibt's einfach keine Lösungsansätze. Verdammt, ich würd mich auch freiwillig melden. Testet die Medikamente einfach an mir und wenn was daneben geht, is es bloß 'n Junkie, der sein Leben verliert.
Hey ho.
Let's go.
Ich stürze so tief.
Und niemand will mir helfen.
Was is nur aus mir geworden? Meine Armbeuge würd jetzt wahrscheinlich heftig jucken, wär mein scheiß Arm nich taub und nutzlos und ich kratz dennoch, weil ich's halt gewohnt bin. Unter meinen Fingernägeln klebt Blut, ich hab mir wohl die Einstiche aufgerissen. In dieser Hinsicht is es dann scheinbar ganz gut, dass ich ja ohnehin nich spüren kann, denn der Eiter rinnt mir schon über die Haut und die Pestkönigin reicht mir 'n Tuch. Doch ich lass es tropfen, denn mir is in diesem Moment einfach alles vollkommen egal und die ganze Menschheit soll sehen, dass hier 'n Loser sitzt und sich wünscht, wer anders zu sein. Wer denkt, 'n verdammter Junkie is süchtig nach den Drogen an und für sich, der liegt nich so ganz richtig. Ein Junkie will die Realität nich haben und fixt sich deshalb eine zurecht, die ihm passt, doch diese is brüchig.
Hey ho.
Let's go.
Ich will mich entschuldigen.
Und keiner verzeiht mir.
An manchen Tagen fühl ich mich so schrecklich allein gelassen und hab das Gefühl, jemanden zu brauchen, der mich in den Arm nimmt, doch dann kommt mir wieder in den Sinn, dass ich mich selbst immer wieder von allen anderen Leuten abschotte, die mir irgendwie wichtig sind. Aus Angst, jemanden zu verletzen. So hab ich Jennifer enttäuscht und bin nicht für Natalie da. Ich bin einfach erbärmlich und das wird immer so bleiben.
Stimmt ihr Pin Pin zu? Ist er auf ewig oder wird er es aus der Sucht schaffen? Ich bin gespannt auf eure Einschätzungen.
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