11| Nicht Pfannenresistent - Dimmu
Verdammt, ich hasse ihn so sehr, dass ich es überhaupt nicht in Worte fassen kann. Anderthalb verfickte Stunden hab ich in dieser zugepafften Küche gestanden und gekocht. Ich hab mir wirklich Mühe gegeben und dieser Bastard hat die Frechheit, zu behaupten, das Essen sei ihm zu fad.
Er sitzt einfach vor mir am Tisch, hält eine selbst gedrehte Fluppe zwischen Zeige- und Mittelfinger und verzieht seine hässliche Visage. Ich wünsche mir, dass er einfach Feuer fängt, tot vom Stuhl fällt, oder explodiert. Es ist mir egal, er muss nur sterben und es stört mich rein gar nicht, auf welche Weise es passiert.
Seit wann darf man so mit einem umspringen, der heute ausnahmsweise mal frei hat? Andreas arbeitet nicht, von Beruf ist er nämlich Sohn. Ein Hurensohn, wie ich in Gedanken anhäng, wenn ich so 'n bisschen an ihn denk und mir fast schlecht wird. Er will Kinder, aber allein der Gedanke an ein Wesen, das zur Hälfte seine Gene in sich trägt, ist mir zuwider.
Das ist auch der Grund, weshalb ich ihm seit zwei Jahren vorlüge, unfruchtbar zu sein. Wie gut, dass ich ein Talent für's Lügen hab. Lügende Frauen kommen im Leben ja sowieso weiter, hat mein Vater immer gemeint, wenn er wieder mal komplett den Vogel abgeschossen hatte.
Wenn ich ehrlich bin, vermiss ich ihn gar nicht so richtig, er war schließlich kaum zu Hause. Ob ich vielleicht deshalb manchmal so einen glühenden Hass auf Pin Pin hab? In meinen Augen ist er ein Verlierer und seine Tochter wird in seine Fußstapfen treten. Dann und wann überleg ich tatsächlich, was wäre, hätte ich Andreas nicht geheiratet.
Wahrscheinlich wär ich dann glücklich. Oder tot. Kommt ja beides aufs selbe raus und ich bin irgendwie nicht in der Stimmung, um dem Arsch weiter schweigend zu lauschen. Sein Gerede macht mich echt aggressiv und ich will seinen verfickten Schädel mit 'ner Pfanne bearbeiten. Allerdings liegt das nur an der Line Speed, die ich vorhin noch mit der Pestkönigin gezogen hab. Da werd ich immer etwas übellaunig.
Um ehrlich zu sein bin ich fast immer schlecht gelaunt, manchmal nehm ich einfach das Speed zur Ausrede, aber natürlich nicht immer. Ab und zu is es auch Meth, damit versteh ich mich schließlich auch recht gut und das ist noch eine fette Untertreibung. Fast so verfickt fett wie Andreas.
»Hörst du mir überhaupt zu, oder soll ich besser mit der Wand reden? Ich hab gesagt, das Essen schmeckt scheiße«
Er schnippt vor meiner Fresse herum und ich überlege für einen kurzen Moment, ihm das Maul mit einem Teller zu zerdeppern, damit er endlich mal ruhig ist und ich nicht zur Mörderin werden muss. Es macht mich immer wieder aufs neue rasend, wenn er mit mir spricht, obwohl ich im Gedanken versunken bin und seinen Tod plane. Ja, verdammte Scheiße, ich will dass er stirbt, am Besten sofort. Auf der Stelle, von mir aus auch schmerzlos. Hauptsache, er is endlich tot.
»Ich bin high, erwarte nichts von mir. Ruf deine Mutter an, die kocht dir bestimmt was Besseres, wenn du mir gegenüber schon so undankbar bist«
Knurr ich und fang mir eine. Das macht er immer, wenn ich nicht wie ein scheiß dressierter Köter ohne Klöten tu, was er sagt. Er hat 'n kleines Ego und das weiß er wahrscheinlich selbst. Es ist so klein und verkümmert, dass es um ein Haar mit seinem mickrigen Schwanz mithalten kann und das soll was heißen. Man könnte denken, er hat sich mal die Hälfte abgehackt.
Die Empörung steht ihm gut, dann sieht er wenigstens einmal so behämmert aus, wie er's tatsächlich auch ist. Außerdem hält er die Fresse, ein positiver Nebeneffekt. Ich muss speedselig grinsen und er jagt mir die Gabel in die Hand. Tränen schießen mir in die Augen und ich fühle das kühle Blut, es rinnt zwischen meinen Fingern hindurch, doch ich griene bloß. Das stört ihn scheinbar, deshalb mach ich weiter.
»Was ist so witzig, Schlampe?«
Will er wissen und versucht, seine Angst mit Wut zu kaschieren. Lächerlich. Mehr fällt mir dazu nicht ein und für einen kurzen Augenblick bemitleide ich ihn fast, doch dann erinnere ich mich wieder daran, dass er ein Wichser is und schon die ein oder andere Zigarette auf meinem Arm ausgedrückt hat. Das waren Schmerzen, die mir nicht am Entstehungsort die Hölle im Arsch entfachten. Nein, diese Schmerzen haben in meinem Schädel eine Synapse getroffen. Jedes verfickte Mal und deshalb verdient Andreas, was ihm gleich passiert.
»Was so witzig ist, fragst du? Du wirst heute sterben, das bringt mich zum Lachen«
Brülle ich, springe auf und reiß mir die Gabel aus der Hand, ohne mit der Wimper zu zucken. Natürlich schmerzt es, aber wir Frauen sind doch allgemein 'n bisschen masochistisch eingestellt, pflegte meine liebe Mutter stets zu sagen. Ich glaub, sie stand irgendwie auf Schmerzen, nur den Krebs mochte sie nicht so gern. Verständlich eigentlich, keiner verreckt gern.
Andreas wahrscheinlich auch nicht, aber das interessiert mich einen Scheißdreck. Ich stell einen Fuß auf die Kante seines Stuhls und lass ihn nach hinten kippen, ehe er mich irgendwie aufhalten kann. Sein Hinterkopf trifft die Fensterbank und ich ergötz mich an dem knirschenden Geräusch, das beim Aufprall entsteht.
»Bist du verrückt geworden, du irre Fotze? Ich ruf die Bullen«
Behauptet er, während er sich langsam und unter offensichtlichen Schmerzen aufrichtet. Nur gut, dass ich ihm schon 'nen Schritt voraus bin, die Pfanne steht nämlich auf dem Herd und ich heb sie lachend auf, um sie immer und immer wieder auf sein abartig hässliches Gesicht niederzuschmettern. Zuerst schreit er.
Ich treff ihn wieder und spür den Widerstand, vielleicht ist es sein Schädel, vielleicht hab ich den schon zerbrochen, wer weiß. Irgendetwas gibt unter meiner Pfanne nach und ich spüre, dass mir 'ne Flüssigkeit auf die Hände spritzt. Er schreit. Er wird ein sechstes Mal am Frontallappen getroffen. Er stöhnt auf. Er schweigt.
Schade, ich hab sein Gesicht nicht sehen können, denn ich hatte die Augen geschlossen. Aber was ich jetzt vor den Latz geknallt bekomme, reicht mir eigentlich völlig. Andreas sieht nicht mehr wirklich menschlich aus. Sein Schädel is frontalgefickt und die gelblich wie grüne Suppe sickert zwischen den scharfen Knochensplittern hindurch. Sein Gesichtsausdruck is allerdings noch recht nah am Original.
Weinerlich, flehend und widerwärtig. Seltsam, dass ich so gar nichts fühl, nicht mal Erleichterung, aber wahrscheinlich is es auch besser so. Zitternd von der Aufregung lass die Pfanne sinken. Es klebt Blut an ihr. Um ehrlich zu sein ist es überall. Rotes, zähflüssiges Blut ist auf die Wand und die verdreckte Scheibe geklatscht. Das zermatschte Hirn daneben.
Und der ganze Raum is voller ungelebter, versteckter Gedanken, die nach Innereien müffeln. Sie schweben durch mich hindurch und setzen sich in meiner Nase fest. Das hat zur Folge, dass ich kotzen muss. Gern würde ich den Vorgang so schön und elegant vollbringen, wie's Øyriøn manchmal tut, aber ich kotz nicht oft, weil ich's irgendwie ekelhaft find.
Allerdings liegt vor mir 'ne Leiche, da darf man sich schlecht fühlen und sich ein kleines bisschen übergeben, vor allem dann, wenn man der Mörder ist. Andreas starrt mich ohne wirklich erkennbares Gesicht vorwurfsvoll an, als wolle er mich nervtötend lautmalerisch fragen:
»Warum hast du das getan?«
Ich will ehrlich sein, ich kenn die Antwort nicht, ich hatte einfach Lust drauf, deshalb hab ich's auch getan und ich werd mich dafür nicht rechtfertigen. Nicht mal vor Gericht. Oh, verfickte Scheiße, das Gesetz. Es ist verboten, Menschen zu töten. Egal, ob sie Arschlöcher waren, oder nicht.
Ich glaub, ich bekomm grad Panik oder so. Ich weiß es nicht, denn ich spür kaum noch was. Die Pfanne rutscht mir aus der Hand und landet im mit Blut und gelber Hirnmasse verseuchten Schritt von Andreas, aber das interessiert mich nicht, ich muss mich beruhigen und ich weiß auch ganz genau, wie.
Da steht eine kleine Schatulle auf dem Regal, die ich mir zu Hand nehm, da drin hab ich 'n Notgroschen an Speed und ich schütt es mir einfach pur auf die Hand. Es ist so fein, dass es nicht mehr als Mehl durchgeht, denn im Mehl sind immer noch mehr Klumpen enthalten. Danke, allerliebste Pestkönigin, ich verneige mich vor dir. Du bist die Herrscherin von scheiß Neukölln.
Ich zieh 'ne Line und hinterher einfach noch eine, weil ich's nötig hab, da liegt 'ne Leiche vor mir, ich könnte mir eine dritte Line genehmigen, aber dann krieg ich Nasenbluten, das hab ich schon getestet. Langsam wird's besser und ich muss wieder lachen.
Hallo, ich bin Dagmar Wiehland und habe soeben meinen Mann umgebracht. Ich schäme mich nicht einmal.
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