Die Begrüßung
Die Motte hatte Lana schließlich in einen großen opulent ausgestatteten Raum mir sechs Betten geführt. Fünf Mädchen waren bereits damit beschäftigt sich einzurichten und nur ein Bett neben der Tür schien noch frei zu sein.
Als Lana den Berg an Bekleidung müde auf ihr Bett warf, tauchte neben ihr ein Schopf mit pinken Haaren auf. "Ja hallo. Was ein Zufall." tönte Merle.
Lana zwinkerte nur zweimal, heute konnte sie nichts mehr überraschen. Merle ließ sich nicht entmutigen und lehnte sich neben sie an eine weiße Kommode.
Das Bett schien etwas erhöht zu sein, sie brauchte tatsächlich einen kleinen Schemel um hochzuklettern. Erleichtert stellte sie fest, dass die Matratze nicht zu hart war. Während sie etwas wippte, verfärbte sich plötzlich die Tagesdecke von wollweiß zu einem blassen türkis, wie Lana es bevorzugte. Die Vorhänge, an ihrem Betthimmel befestigt waren, Taten es gleich. Die kleine Motte ließ sich auf einem der Bettpfosten nieder.
"Die Stoffe reagieren wohl auf uns." Merle deutete von unten auf das Nachbarbett, dass in verschiedenen Schattierungen von Pink erstrahlt. "Das ist meins." fügte sie stolz hinzu.
Lana sah sich weiter um. Neben Merles leuchtendem Bett stand direkt unter dem Fenster eines in pastellgelb. Auf der anderen Seite reiten sich reinweiß, meerblau und schwarz nebeneinander. Merle kletterte zu ihr hinauf und soufflierte "Das Gelbe gehört Amelie Loraine." Sie deutete auf eine zierliche Blondine. "Das Weiße Nurwen." Ein schwarzhaariges Mädchen räumte dort gerade Kleider in einen Schrank. "Das Blaue ist Natashas und das Schwarze Morganas." Lana musterte zuerst ein mollige brünettes Mädchen und dann einen großen hageren Rotschopf, der missmutig die Kissen im schwarzen Bett aufschlug.
Als es wieder läutete zog Merle Lana hinter sich her und führte sie in einen großen Festsaal, in dem bereits viele Jugendliche an geschmückten Tischen saßen. Linus stand am Eingang, mit einem grauen dreiteilen Anzug bekleidet, und zwinkerte ihr zu. "Ihr sitzt dahinten, am weißen Tisch." Sie folgten seiner Beschreibung und erreichten einen Tisch über dem eine einzelne Schwanenfeder schwebte. Sie setzten sich an den Tisch, der für acht Personen hergerichtet war. Die dunkelhaarigen Nurwen saß gegenüber von Merle und nickte ihnen zu. Ansonsten hatten noch drei Jungen und zwei weitere Mädchen platzgenommen, die Lana noch nie gesehen hatte. Neugierig schauten sich die Jugendlichen um.
Im Saal wurde es langsam ruhig. Alle Augen ruhten auf den Personen, die an dem dreieckigen Tisch auf dem schwebenden Podest saßen.
Der Tisch fing an, sich langsam zu drehen, so dass jeder der Drei für alle im Raum einmal zu sehen war. Über ihnen erschien ein goldener Kandelaber. In seinem Glas spiegelte sich der Schein seiner unzähligen Kerzen und tauchte die Szene in ein festliches Licht.
Zuerst fiel Lanas Blick auf einen asiatischen Mann unbestimmbaren Alters, der steif auf seinem Stuhl saß. Er trug einen langen weißen Mantel und verzog keine Miene, während er die Menge unter sich musterte.
Neben ihm lächelte eine zierliche ältere Dame mit grauen Locken freundlich auf sie herunter. Das beige Kleid das sie trug hatte viele lange Bänder, als ob es aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts stammte.
Nachdem sich der Tisch einmal um seine Achse gedreht hatte, erhob sich die letzte Person, ein schlanker Mann mit lockigen braunen Haaren. Er hatte ein ausdrucksstarkes Gesicht mit hohen Wangenknochen und einer kräftigen Nase. Während er sich umschaute korrigierte er den Sitz seines offensichtlich maßgeschneiderten grauen Anzuges. Langsam, als ob er alle Zeit der Welt habe und nicht die Augen der wartenden Jugendlichen erwartungsvoll auf ihm lagen zog er die Jacke aus. Dann fuhr er mit langen Finger über den Stoff, warf sich die Jacke über die Schulter und schwebte plötzlich, in einem silbernen Umhang gehüllt, etwa zwei Meter über dem Tisch.
Im Saal war es so still, dass man eine fallende Stecknadel bemerkt hätte, daher drehte sich Lana auch vorsichtig um, als jemand hinter ihr abfällig schnaubte. An der Wand lehnte ein hagerer Mann mit langen weißblonden Haaren. Lana schätzte ihn auf Mitte dreißig, etwa in dem Alter des schwebenden Mannes. Das Schwarz seines Anzuges unterstrich seine hellen Haare und die blasse Haut und als Lana ihn entdeckte verdrehte er gerade spöttisch die Augen.
Der frenetische Applaus, der plötzlich durch den Raum branndete, ließ sie zusammen zucken. Der Blick des Hellhaarigen fiel auf sie und er zwinkerte ihr zu. Lana fühlte sich ertappt. Dann setzte er sich in Bewegung und verschwand zwischen den anderen Tischen.
Merle rempelte sie von der Seite an. "Hey, wohin starrst du so?"
Der schwebende Mann rettete sie vor einer Antwort in dem er elegant auf das Plateau sank und die Jubelnden mit beiden Händen zur Ruhe aufforderte.
"Willkommen im Nebelheim!" Seine tiefe Stimme schalte klar durch den ganzen Saal. "Mein Name ist Magister Peer Lokson." Mit einem Lächeln deutete er auf die Beiden, die immer noch hinter ihm am Tisch saßen. "Im Namen des derzeitigen Triumvirats begrüßen Sie selbstverständlich auch Magister La Blanche und Meister Nashima." Zunächst winkte die ältere Dame herzlich in die Menge, dann nickte auch asiatische Mann.
Der schlanke Mann räusperte sich und ergriff wieder das Wort. "Ihr Weg hat Sie zu uns geführt, weil Sie anders sind. Sie sind ausgestoßen. Vielleicht alleine. Es gibt keinen Ort der Sie aufnehmen würde. Einige von Ihnen mussten Ihre Zufluchtsorte verlassen, sei es unverschuldet oder verdient."
Sein Blick wanderte über die jungen Gesichter. "Jetzt ist der Moment, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie sind nun Teil von Nebelheim. Hier wird nicht geurteilt und schon gar nicht gerichtet. Wir bilden Sie aus. Falls Sie unser Angebot nicht wahrnehmen möchten steht es Ihnen nach Ihrer Grundausbildung frei, uns zu verlassen. Doch diese Zeit, in der Regel zwei Jahre, benötigen wir, um Ihre Fähigkeiten zu stabilisieren. Auch wenn Sie nie ein Zauberer oder eine Hexe sein möchten und unter Muggeln leben wollen müssen Sie einiges lernen um keine Gafahr für sich und andere darzustellen." Er grinste frech und zuckte mit den Schultern. "Zumindest keine Unkontrollierbare."
Magister Lokson lehnte sich mit dem Rücken an den Tisch und stützte entspannt eine Hand auf. "Jeder von Ihnen kann sich nach der Grundausbildung spezialisieren und seinen Talenten folgen. Meine Damen und Herren, morgen werden Sie in Ihre Gruppen eingeteilt. Aufregende Wochen liegen vor Ihnen. Doch nun, genießen Sie Ihren ersten Abend. Lasst uns feiern!"
Mit diesen Worten ließ er sich auf seinen Stuhl gleiten. Zeitgleich sprangen die großen Türen auf und große duftende Platten mit allerlei Köstlichkeiten schwebten herein. Lanas Magen knurrte vernehmlich und aus versteckten Lautsprechern ertönte flippige Musik.
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