Kapitel 4

"Du kannst ja reden." Eigentlich ist das witzig gemeint, aber aus meinem Mund kommt nur ein heiseres Flüstern. Er tut mir den gefallen und lacht trotzdem und ich lächle zurück. Ich weiß nicht wie lange wir so dastanden, aber auf einmal bricht er den Blickkontakt ab und meint "Wir sollten langsam essen gehen. "Ja,dass sollten wir wohl",antworte ich. Den ganzen Weg zum Speisewagong vermeide ich es ihn anzusehen.

"Nimm noch eins hier von", sagt Daphne und reicht mir einen Korb mit blumenförmigen Brötchen darin. "Danke, aber ich kann nicht mehr", erwidere ich. Als Will und ich zusammen hier aufgekreuzt sind, wurden wir von 3 Augenpaaren gleichzeitig angestarrt. Eines davon gehörte Saphira, die anderen beiden unseren Mentoren, welche sich als Daphne und Hale vorstellten. Die beiden waren mir auf Anhieb sympathisch. Saphira erzählte uns zwar die ganze Zeit vom Kapitol, aber ich war viel zu beschäftigt damit, mich durch all die Speisen durchzuprobieren (Sie schmeckten mindestens so gut wie sie aussahen), als das Ich ihr hätte zuhören können.

Nach einiger Zeit steht Saphira abrupt auf und beendet das Essen mit den Worten : "Die Zusammenfassung der Ernten beginnt". Sofort legen alle (ich eingeschlossen) ihr Besteck beiseite und folgen ihr in einen großen Raum mit vielen Samtsofas und einem riesigen Fernsehgerät. Kaum habe ich mich neben Hale auf das Sofa fallen lassen geht es auch schon los : Wie immer sind die Tribute aus Distrikt 1 und 2 freiwillig und scheinen es gar nicht erwarten zu können in die Arena zu kommen. Typische Karrieros halt. In Distrikt 4 wird ein kleines Mädchen ausgelost, allerdings sofort durch ein neues Ersetzt. Der Junge ist ebenfalls freiwillig. Dieses Jahr wird der Karrierotrupp wohl aus 6 statt aus 4 Personen bestehen. 5, 6 und 7 rasen ohne bleibende Erinnerung vorbei. Aus 8 wird ein schwarzhaariges Mädchen das zwar harmlos aussieht, sich aber noch zur ernsten Gegnerin entwickeln könnte, ausgelost und Distrikt 9 stellt einen kräftigen, 18 jahre alten Jungen, der sehr gefährlich wirkt. 10 rauscht vorbei und dann kommen auch schon wir: Ich beobachte wie zuerst Will aufgerufen wird und mit ausdrucksloser Miene nach vorne geht.Durchlebe den Moment in dem mein Name gezogen wird. Höre wie meine Mutter aufschluchzt. Fühle erneut diesen Zorn der in mir brennt und betrachte schließlich zufrieden, dass die Kameras den Zorn in meinen Augen genau auffangen. Anschließend gibt Will mir die Hand und das Programm wechselt zu 12, aber dass kriege ich schon nicht mehr mit.

Ich stehe als erstes auf und gehe wortlos zurück in meinen Abteil. Eigentlich sollte ich stehen bleiben und den Luxus überall bewundern, aber ich habe gerade kein Auge für so etwas. Auf einmal finde ich mich unter der Dusche wieder, wo ich abwechselnd warmes und kaltes Wasser über meinen Körper strömen lasse. Ich drücke einfach auf irgendwelche Knöpfe und werde mit Shampoo, Spülung und noch irgendwas überschwemmt. Ich wasche es mir hinaus, trete aus der Dusche und suche gerade nach einem Handtuch, als unter meinen Füßen auf einmal ein Lüftungsschacht angeht und mich mit warmer Luft trocknet. In der Kommode neben meinem Bett gibt es bestimmt tausende an Nachthemden, aber ich ziehe einfach nur meine Unterwäsche an und Schlüpfe ins Bett. Nach nur 5 Minuten bin ich eingeschlafen.

Es ist ein schwüler Sommertag. Meine Schwester steht vor dem Spiegel. Sie sieht wunderschön aus : Das neue grüne Kleid schmiegt sich eng an ihren Körper und ihre Haare sind Hochgesteckt. Ich stelle mich neben sie. "Du siehst schön aus", sage ich. Sie lacht, doch es ist kein fröhliches Lachen. "Danke", flüstert sie und nimmt mich in den Arm." Ich will nicht, dass du in die Arena musst", sage ich und sie antwortet mir: "Keine Angst, das passiert schon nicht"." Mädels, wo bleibt ihr, wir kommen noch zu spät!", ruft meine Mutter von unten. "Wir kommen", ruft meine Schwester und eilt die Treppen hinunter. Ich renne ihr nach und gemeinsam mit meiner Mutter machen wir uns auf den Weg zum Platz. Meine Mutter und ich stellen uns zu den Zuschauern, meine Schwester stellt sich zu den anderen fünfzehnjähigen. Saphira betritt die Bühne und begrüßt uns zu den 30. Hungerspielen. Dann zeigt sie einen Film und geht anschließend zur Kugel mit den Jungennamen. Die zieht einen Zettel und liest: Thomas Chandler. Ein Junge geht nach vorne auf die Bühne und Saphira geht zu der Kugel mit den Mädchennamen. Ich bete innig das es nicht meine Schwester sein wird. Sie zieht einen Zettel, faltet ihn aus einander und liest den Namen. Es ist Layla Byrd. Jemand schreit und ich bemerke, das ich dieser Jemand bin.

Schweißgebadet wache ich auf. Nur ein Traum, rede ich mir ein, nur ein blöder Traum. Doch... genauso ist es passiert. Ich frage mich warum mein Unterbewusstsein gerade jetzt diese Erinnerung hervorkrammt, aber eigentlich liegt es auf der Hand: Ich befinde mich in der selben Situation wie Layla damals. An wieder einschlafen ist nicht mehr zu denken, also klettere aus dem Bett, trete ans Fenster und beobachte den Sonnenaufgang.

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