chapter 8 - the harvest
Ich richte meinen Blick wieder nach vorne auf die Bühne, die vor dem Gerichtsgebäude aufgebaut ist. Darauf stehen drei Stühle und ein Podest auf dem zwei große Glaskugeln stehen, in denen tausende Zettel liegen. Eine Glaskugel für die Mädchen und eine für die Jungen. Meine Augen richten sich auf die der Mädchen. Mein Name ist erst einmal drin. Ich kann also nicht gezogen werden. Ich muss mir um mich keine Sorgen machen, auch wenn ich es trotzdem tue. Die einzige Person um die ich mich sorgen muss, ist Katniss. Ihr Name ist jetzt schon 20 Mal in der Kugel. Was ist wenn sie gezogen wird?
Ich möchte es mir gar nicht erst vorstellen...
Nach einigen Minuten ertönt ein Ton, der signalisiert, dass die Live-Aufnahme der Kamerateams begonnen haben und das wir nun in ganz Panem zu sehen sind. Sofort spannen sich meine Muskeln an.
Der Bürgermeister und Effie Trinket, die Betreuerin von Distrikt 12, frisch eingetroffen aus dem Kapitol, kommen auf die Bühne. Effie trägt ein pinkes, angsteinflößendes Kleid und eine blass rosa Perrücke, die sie mit Mühe versucht gerade zu rücken, da sie ein wenig verrutscht ist. Ich muss schmunzeln. Alle Leute aus dem Kapitol tragen so komische Sachen. Für mich sehen sie alle aus wie bunte Paradiesvögel.
Mit einem aufgesetzten Lächeln tippelt sie zu ihrem Stuhl und setzte sich. Der Bürgermeister ließ sich ebenfalls auf einen Stuhl nieder, doch der Platz neben ihm blieb frei. Mit sorgevollen Blicken schauten sie auf den leeren Platz. Um Punkt zwei, tritt der Bürgermeister vor und geht auf das Podest. Er beginnt mit seiner Rede. Jedes Jahr das selbe. Er erzählt aus der Geschichte von Panem, dem Land, das aus den Trümmern dessen entstand, was einst Nordamerika genannt wurde. Er zählt die Katastrophen auf, die Dürren, die Stürme, die Feuerbrünste, erzählt von dem anschwellendem Meer, das so viel Land geschluckt hat, und erinnert an den brutalen Krieg, um die wenige verbliebene Nahrung. Das Ergebnis war Panem mit einem strahlenden, von dreizehn Distrikten umgebenen Kapitol, das seinen Bürgern Frieden und Wohlstand brachte. Dann kamen die dunklen Tage, der Aufstand der Distrikte gegen das Kapitol. Zwölf wurden besigt, der dreizehnte ausgelöscht. Der Hochverratsvertrag brachte uns neue Gesetze, die den Frieden sichern sollten, und um uns alljährlich daran zu erinnern, dass die dunklen Tage sich nie wiederholen dürfen, brachte er uns die Hungerspiele. Dann verließt der Bürgermeister die Liste der letzten Gewinner aus Distrikt 12. Es sind genau zwei. Und nur einer von ihnen ist noch am leben. Haymitch Abernathy. Genau in diesem Moment kommt er herein gewankt und setzt sich auf den dritten Stuhl. Er scheint betrunken zu sein.
Die Rede des Bürgermeisters wurde mit einem kurzen Video beendet, das an die Wand des Justizgebäudes projeziert wird. Darin kommen Ausschnitte des Krieges und der vergangenen Hungerspiele vor. Auch Präsident Snow sagt darin einige Worte. Als das Video zuende ist, klatscht Effie begeistert in die Hände, doch ganz Distrikt 12 schweigt.
Effie räuspert sich kurz und nimmt dann den Platz vom Bürgermeister am Podest ein: ,,Willkommen, willkommen! Fröhliche Hungerspiele und möge das Glück stets mit euch sein." Sie erzählt davon, was für eine Ehre es für sie sei hier zu sein. Und schon geht es mit der Losung los: ,,Ladies first!" Verzweifelt versuchte ich das zittern meiner Lippen zu unterdrücken. Effie geht hinüber zu der Glaskugel mit den Mädchennamen und greift hinein. Nur ein Zettel. Nur ein einziger Zettel, wo mein Name drauf steht. Sie zieht mit Bedacht einen Zettel heraus und geht zurück zum Podest. Sorgfältig faltet sie den Zettel auseinander. Ich schließe die Augen und halte den Atem an. Bitte lass es nicht mein Name sein. Nicht mein Name. Effie streicht den Zettel glatt und verließt den Namen mit klarer Stimme:
,,Primrose Everdeen!"
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