Kapitel 2
Glimmer Whitestar
Meine Atmung stockte. Ich fühlte nichts. Gar nichts. Das konnte nicht sein!
In meinem Kopf war nichts als Nebel, in welchem meine Gedanken gefangen waren. Die Menge um mich herum raunte, doch ich konnte nichts verstehen. Zu groß war der Schock. Ich? Das konnte nicht sein! Ich konnte es nicht glauben! Wie denn auch? Wie! Es konnte einfach nicht sein! Es war unmöglich! Einfach nur unmöglich.
Ein Fehler. Nicht mehr als ein Fehler. Zwei Worte! Zwei kleine Worte, die ausreichten um mein Leben zu zerstören. Nein. Sie zerstörten nicht mein Leben. Sie nahmen es mir. Mein Leben.
Wieso?
Ich?
Wieso ich?
Warum musste es mein Name sein?
Es konnte einfach nicht sein. Ich musste mich vertan haben. Giulia musste sich vertan haben.
Ich!
Sechs Zettel mit meinem Namen lagen in diesem Topf. Sechs Zettel, für meine siebzehn Jahre.
Fünf.
Jetzt waren es fünf. Der sechste befand sich in Giulias Hand. Geöffnet. Vorgelesen.
Mein Name wurde vorgelesen.
Ich wurde gezogen.
Ich
"Kommst du bitte nach vorne, Glimmer!" Giulias helles Gequitsche riss mich aus meiner Schockstarre, es klingelte in meinen Ohren.
Ich hob das Kinn, streckte den Rücken durch. Konzentrierte mich. Ich richtete meinen Blick auf die Bühne, auf Giulia, welche das Los immer noch in der Hand hatte. Mein Los. Meinen Namen. Mein Leben.
Die hohen Sandalen erschienen mir wie ein Fehler, als ich den ersten Schritt in ihre Richtung machte. Ein Schritt. Zwei Schritte. Ich durfte nicht schwanken. Kopf hoch! Ich ermahnte mich, durfte mich nicht ablenken lasse.
Vor mir lag die Bühne, mein Ziel. Gerade und aufrecht schritt ich darauf zu, mitten durch die Menge die mir eine Gasse bildete. Sie tuschelten, meinen Namen.
Und da war Ley. Unendliche Trauer erfüllte ihr Gesicht, Wasser stand in ihren Augen. Tränen. Tränen, weil ich gezogen wurde.
Ley weinte, wegen mir.
Ich war schuld.
Schuld, schon bevor ich in der Arena war. Das konnte nicht war sein.
Ich sah Ley an, versuchte, ihr Mut zu machen. Mut, welchen ich selbst nicht besaß.
Wie konnte ich nur glauben, dass es mir möglich sei, ihr zu helfen?
Ich zwang mich zu einem Lächeln, nur für sie. Für Ley.
Schwach hoben sich ihre Mundwinkel, doch ihre Augen erreichte es nicht. Es war falsch, falsch wie alles hier. Falsch, wie diese ganzen Spiele.
"Glimmer!" Skys helle Stimme durchbrach die gleichförmige Stille, gelangte durch den Nebel an meine Ohren. Es klang gequält, brüchig. Doch ich konnte ihr nicht helfen.
Ich konnte nichts.
Wie wollte ich es dann schaffen? Schaffen, zu ihren zurück zu kommen?
Vor mir erkannte ich die Stufen, welche nach oben führten. Nach oben, zu Giulia. Zu meinem Los.
Vorsichtig setzte ich ein Bein auf die unterste Stufe, hoffend, dass man nicht erkannte, wie zittrig meine Beine waren. Ich spannte sie an und versuchte das Zittern zu verhindern. Ich musste stark sein!
Stark, wie eine potenzielle Siegerin.
Stark, wie ein Kariero.
Sark, wie ein Mädchen aus Distrikt eins.
Stark, wie alle anderen hier.
Stark, so wie auch ich sein sollte.
Doch das war ich nicht.
Als ich schließlich oben stand, die Frage:
"Gibt es Freiwillige?"
Ihre Worte hallten in meinem Kopf wieder. Ich schaute in die tobende Menge, zu welcher ich sonst immer gehört hatte. Hatte auch ich gejubelt? Ich wusste es nicht. Es war, als fehlte mir die Erinnerung einfach.
"Glimmer, Glimmer!" hörte ich den Ruf, welcher aus so vielen Kehlen gleichzeitig kam.
Wo waren die Freiwilligen? All die Angeberinnen von der Akademie, die immer damit geprahlt hatten, dass sie sich melden würden? Wo waren sie nun, nun, als ich gezogen wurde? Wo waren sie nun? Wo?
Doch keine Hand hob sich, keiner meldete sich um mich zu erlösen.
Kein einziger.
Musste ich gehen? Nein, bitte nicht! Nein!
Doch mir blieb keine Wahl. Ich hatte nie eine Wahl gehabt.
Mein Kinn hob ich noch ein paar Zentimeter höher und richtete mich zu meiner vollen Größe auf. Giulia war kleiner als ich, trotz ihrer Monsterheels. Und dennoch hatte sie die Macht, über mein Leben zu entscheiden.
Welche Ironie.
Ich setzte ein Lächeln auf, breiter als das für Ley. Breiter und fälscher. Strahlend falsch.
"Einen Ablaufs für unseren weiblichen Tribut: Glimmer!" Giulias Stimme könnte Gläser zum zerspringen bringen.
Zerstören. Wie mich.
"Glimmer, Glimmer!" jubelte der Chor an Stimmen. Obwohl ich es verzweifelt versuchte, konnte ich keine einzelnen Stimmen heraus hören.
Weder Elli, noch Cat, noch Victory, noch Blue, noch Sky.
Nicht einmal Ley, deren Stimme ich sonst aus tausenden heraushören könnte.
Niemanden.
Doch das Klatschen schwoll an, die Menge jubelte. Sie jubelte wegen mir. Weil ich hier stand.
Ich sah so etwas wie einen hoffnungsschimmer. Ich könnte gewinnen. Das war mein Ziel. Ich war ein kariero! ich war Glimmer, und ich würde es packen. Aufgeben? in einem anderen Leben vielleicht. Doch nicht jetzt. Ich war entschlossen zu siegen. In Gedanken hörte ich schon die Stimme des Spielmachers: unsere Siegerin der 74. Alljährlichen hungerspiele: Glimmer whitestar!
Die Zweifel blendete ich aus. Ich lies sie nicht zu. Angst? Nicht wirklich. Panik? jaaaaaaaa!
Doch ich lies mir nichts anmerken. Giulia stöckelte auf die trommel mit den jungennamen zu. Okay, wer wohl mit mir in die Arena musste?
Marvel Xensy
Den jungen der darauf reagierte kannte ich nicht. Allerhöchstens vom sehen. Vielleicht beim Training? woher sollte ich das Wissen. War doch nicht mein Job alle im Distrikt zu kennen.
Glimmer! Ermahnte auch mich. Marvel stolperte auf die Bühne. Kein typischer kariero, musste ich feststellen, nachdem ich ihn genauer gemustert hatte. Er war eher schmächtig und nicht besonders muskulös. Naja, hoffentlich waren die tribute aus 2 und 4 stärker! Freiwillige? Fragte Giulia, und auf Marvels Gesicht zeigte sich keine regung. Nur seine Augen leuchteten verräterisch. Ha! der hatte auch schiss.
Als sich niemand meldete, veränderte er seine Haltung. Wirkte er vorher schüchtern, so schien er mir jetzt sehr von sich selbst eingenommen! ich wusste nicht was mir lieber war....
Ich schenkte der Menge ein weiteres strahlendes lächeln, als wäre es mein größter Traum, Tribut zu werden.
Auch in die Kameras strahlte ich. Als wäre ich ein photomodel! Du brauchst Sponsoren, sagte eine Stimme in einem Kopf. Versuche ihre Herzen zu gewinnen. Na das konnte ja mal was werden.....
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