Zuhause oder nicht?
Es ist jetzt drei Monate her, dass ich von meiner Tour der Sieger wieder zurück bin und morgen ist meine erste Ernte als Mentorin. Ich weis nicht wie ich das überleben soll.
Schließlich wach ich jede Nacht schreiend aus einem Alptraum auf, nur um fest zustellen das er in einem bestimmten Teil sogar der Wahrheit entspricht.
Jetzt sitze ich am Strand und schaue aufs Meer hinaus. Ich bin allein und das ist auch besser so. Ich lausche auf das Rauschen des Meeres und den sich brechenden Wellen am Strand. Es beruhigte mich.
Ab morgen würde ich für einen Monat wieder im Kapitol sein und versuchen müssen die Tribute unter meiner Obhut zu unterstützen. Ich würde dafür sorge tragen, dass die Kinder gut trainiert und vor bereitet in die Spiele gingen. Musste mit ihnen eine Strategie erarbeiten um möglichst viele Sponsoren und die Gunst des Kapitols zu bekommen.
Als ich jetzt daran denke laufen mir die Tränen über das Gesicht und meine Brust zieht sich schmerzhaft zusammen.
'Es ist alles in Ordnung, Annie. Du bist zu Hause in Sicherheit. Dir kann nichts mehr passieren', beruhige ich mich selbst. Aber ich weine trotzdem weiter. Es wundert mich das ich überhaupt noch weinen kann.
Nachdem ich wieder etwas ruhiger bin, stehet ich auf und mach mich langsam auf den Weg zurück zu meinem Haus im Dorf der Sieger. Ich achte nicht auf den Weg oder auf die Umgebung, auch wenn ich seit meinen Spielen bemerkt habe das ich trotzdem immer auf der Hut bin und alles was nicht normal oder unerwartet ist als Gefahr einstufe und mich auch so verhalten.
So gehe ich die Straße hoch und fühle mich auf ein mal beobachtet. Ich schaue auf und sehe mich um. Zwei Schritte vor mir, im Torbogen vor dem Dorf der Sieger, steht Finnick und wartet wohl auf mich.
Mein Herz setzt einen einen Schlag aus, um dann doppelt so schnell zu werden. Ich hatte keine Ahnung warum aber seit ich wieder Zuhause war übte Finnick eine seltsame Anziehungskraft auf mich aus.
"Da bist du ja endlich. Ich warte schon eine gefühlte Ewigkeit hier", begrüßt er mich. "Ich war unten am Strand," erklärte ich ihm.
"Ach so. Na dann. Hör mal dein Vorbereitungsteam ist eingetroffen und macht alle verrückt weil du nicht da bist. Mags hat sich erbarmt und hat sie zum Tee eingeladen und sie beruhigt das du schon noch kommen wirst. Aber wenn ich du wäre, würde ich für die nächsten zwei Stunden auch noch verschwinden. Dann haben sie nicht so viel Zeit um dich mit ihren Geschichten zu langweilen," sagt Finnick mit einem Grinsen.
"Danke für die Wahrung. Aber wo soll ich denn bitte hin?" fragte ich ebenfalls grinsend.
"Tja liebe Annie, entweder wieder runter zum Strand aber da werden die dich sehr schnell finden oder du kommst mit zu mir und wir verstecken dich da," meinte Finnick mit einem noch breiteren grinsen.
Ich konnte nicht anderes als ihn anzustarren und rot zu werden.
"Was denn? Bin ich etwa nicht gut genug um dich einzuladen auch wenn es um ein Versteck geht?", fragte er immer noch grinsend.
"Ähm nein das ist wirklich sehr nett von dir. Wenn es dir keine umstände macht nehme ich die Einladung gerne an," antwortete ich schnell.
"Klasse. Jetzt aber schnell bevor dich noch jemand sieht nicht wahr?" fixte Finnick. Damit dreht er sich um und nahm mich bei der Hand. Das machte mich so nervös, dass ich über meine Füße stolperte und schickte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Finnick fing mich auf ohne das Grinsen ein zu stellen oder etwas zu sagen. Er sah mich an und stellte mich wieder auf die Füße, dabei wurde ich so rot, dass eine Tomate wahrscheinlich noch blas war. Nun schlichen wir weiter über den Weg auf sein Haus zu.
Als wir unser Ziel erreichen zieht Finnick einen kleinen Schlüssel an einem Lederband unter seinem T-Shirt hervor und lächelte mich verschmitzt an.
"Ich schließe immer ab. Auch wenn Mags das für Schwachsinn hält. Sie meint es würde eh niemand etwas Klauen aber ich geh lieber auf Nummer sicher. Findest du nicht auch?"
"Ähm ich schließe auch nie ab. Ich glaub nicht das es etwas nutzt. Aber wenn du dich dadurch sicherer fühlst, widerspreche ich dir bestimmt nicht. Ich würde das auch machen nur glaub ich nicht das es bei mir was nützen würde", antwortet ich ehrlich.
Finnick lächelt und nickt, dann öffnet er die Tür und meint mit einem grinsen: "Ladys first!"
Als ich das Haus betrat war ich überrascht.
Das Haus sah vom Grundbau genau so aus wie meins. Am Ende eines kurzen Flurs befand sich eine Treppe, aus polierten Stein, die in die obere Etage führte. Rechts und links in der Mitte der Wände waren Türen, welche wohl ins Wohnzimmer und in die Küche führten. Der Boden war mit Fliesen, welche unterschiedliche Symbole zeigten die typisch für Distrikt 4 sind, gefliest. Die Wände allerdings waren anders gestaltet als meine. Sie waren mit einem grün-blau-weiß Muster bemalt. Und als ich einen Schritt vor trat kam es mir so vor als ob sie sich bewegten.
"Oh wow!", hauchte ich fasziniert.
"Es freut mich das es dir gefällt. Ich habe sie nach dem Meer gestrichen. Ich wollte immer wissen das ich hier zu Hause bin, wenn ich wieder Heim kam," sagt Finnick leicht verlegen grinsend, wohl weil es sich so seltsam an hörte, aber ich verstand ihn nur zu gut.
"Ich habe mir nie Gedanken darum gemacht ob ich meine Wandfarbe mag oder nicht," stelle ich fest und beschließe morgen Cece zu fragen ob es möglich wäre meinen Flur einfach nur in grün-blau zu streichen, ein bisschen wie Finnick's Augen um ehrlich zu sein.
"Na dann wollen wir doch mal ein Versteck für dich Suchen, Annie," sagt Finnick nur mit einem Leuchten in den Augen.
Er nahm wieder meine Hand und führte mich zur Treppe. Oben angekommen standen wir in einen kleinen Raum mit drei Türen, jede an einer Wand.
"Ich denke wir gehen erst mal ins Büro. Das geht hinten raus zum Garten. Da sieht niemand so schnell nach," sagt Finnick und geht auf die Tür gegenüber zu und öffnet sie.
Der Raum hatte ein großes Fenster an der außen Wand. Die restlichen Wände waren in rot-orange gestrichen, was an einen Sonnenuntergang erinnerte. Vor dem Fenster stand ein Schreibtisch aus Holz mit vielen feinen Verzierungen. Das genaue Gegenstück stand in meinem Büro. Hinter dem Schreibtisch war ein hoher Lehnenstuhl aus schwarzen Leder geschoben worden. An der rechten Wand stand ein Sofa, welches einen dunkel roten Bezug hatte, und ein kleiner Tisch mit Glasplatte. Ansonsten war der Raum leer, aber er wirkte so lebendig wie der Besitzer selbst.
"Du hast es so schön hier!", rief ich aus und lies seine Hand los um mich einmal um mich selbst zu drehen um den Raum an zu schauen.
"Danke", war die leise Antwort von Finnick zu vernehmen. Überrascht drehte ich mich ihm zu und sah das er mit roten Gesicht auf den Boden schaute. Als er meinen Blick sah lachte er auf.
"Ich bin nicht aus Stein und du bist die erste der es wirklich gefällt. Cece kann es nicht ab und Mags sagt immer, dass ich das jeden Tag sehen kann, wenn ich raus sehe. Aber für mich ist das Zuhause und wird es immer sein. Ich wollte mich hier wohl fühlen. Nicht verfolgt oder gefangen. Kannst du das verstehn?" fragt er wieder ernst. Mehr als ein nicken bring ich nicht zustande, denn genau das ist es was ich mir wünsche und als ich das Haus betreten habe, habe ich mich auch wirklich Zuhause gefühlt. "Wollen wir uns setzten, Annie?" fragt Finnick nun. Ich antworte nicht aus Angst meine Stimme könnte weg bleiben und gehe auf das Sofa zu. Als ich mich setze sink ich einwenig ein, so schön weich ist es. "Es ist so wunder bar hier," flüstere ich versonnen. Finnick setzt sich zu mir und ich merke wie mein Plus schon wieder hoch geht. Er sieht mich an und fragt: "Ist mit dir alles in Ordnung? Du siehst so müde und geschaft aus!"
Ich zucke mit den Schultern und sage so gleichgültig wie nur irgend möglich: "Ich schlaf nicht gut. Und ich weis nicht wie ich die Spiele, als Mentorin, überleben soll." Finnick streckt eine Hand aus und streichelt mir mit fühlend über dem Rücken. Ich kann nicht anderes als ein Stück auf dem Sofa zu ihm hin zu rutschen. Es fühlt sich so gut, so tröstlich an von ihm berührt zu werden. "Hey es ist alles in Ordnung, alles ist gut," flüstert Finnick und wischt mir die Tränen, die mir unbemerkt über die Wangen liefen, weg. "Ich weis, ich weis," schnief ich, doch alle versuche zu trotz laufen mir immer noch Tränen runter. Finnick schaut mich an, nimmt mich vorsichtig in den Arm und sagt: "Was ist nur aus der starken Annie geworden, die da in die Arena gegangen ist?" "Sie ist mit ihrem ersten Mord gestorben, auch wenn ich es nicht mal wirklich Schuld war!", stoße ich hervor und vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter. Während Finnick mich fest hält und mir tröstende Worte ins Ohr flüstert, schlafe ich völlig fertig ein.
Als ich wach werde, weis ich erst nicht wo ich bin doch als mein Blick auf die Wand gegenüber fällt weis ich es sofort wieder. Ich bin Zuhause in Sicherheit.
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