Kapitel 6


Der süße Schlaf legte sich über mich wie ein Schleier und wollte mich zu erholsamen Schlaf verführen, doch das Läuten der Schulglocke riss mich aus dieser Zwischenwelt, der Welt die zwischen Traum und Wirklichkeit lag. Ich schreckte, aus meiner auf dem Stuhl zusammengesunkenen Position, hoch und musste feststellen, dass Paige bereits neben mir saß und ihren Blick starr nach vorne gerichtet hatte.

Nach dem gestrigen Tag würde mir etwas Aufmunterung seitens meiner Freunde gerade recht kommen. Ich hatte erkannt, dass es in der Situation in der ich mich gestern befunden hatte, nichts Gutes mit sich gebracht hätte, wenn ich eine Diskussion mit meiner Großmutter begonnen hätte. Weshalb ich mich nach langem Hin und her rollen in einen unruhigen Schlaf gezwungen hatte.

Meine Hände rieben mir über die Augen und ich gab ein leises Gähnen von mir. Leicht tippte ich Paige auf die Schulter, welche mich daraufhin nicht einmal eines Blickes würdigte. Sie war mir anscheinend böse, weil ich gestern einfach aus der Klasse gestürmt war.

„ Paige, komm schon. Sei mir bitte nicht nachtragend wegen gestern", sprach ich leise.

„ Ach, sieh mal einer an. Redest du etwa wieder mit mir?", fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.

Gerade als ich meine Stimme erheben wollte, betrat unsere Professorin den Raum.

„So meine Lieben, da ihr in den kommenden Tagen einige Buchbesprechungen habt, gebe ich euch nun die Gelegenheit euch in dieser Stunde nochmals mit eurem Partner über eure Präsentation Gedanken zu machen", teilte sie uns die heutige Stundenaufgabe mit.

„Also ich finde wir haben uns für unser Projekt ein tolles Buch ausgesucht, weil...", begann Paige doch ich unterbrach sie umgehend. „Willst du jetzt einfach so tun als wäre nichts vorgefallen? Es tut mir leid, nur die jetzige Situation ist etwas schwierig", meinte ich. Zwar wollte ich noch einiges zur Sprache bringen, doch in diesem Moment ging unsere Professorin vorbei. Sie sah mich mit einem strengen Blick an und zischte: „ Keine Privatgespräche, Miss Evans!"

Da kam mir ein Gedanke, wie ich mit meiner besten Freundin reden konnte ohne negativ aufzufallen. Ich würde meine Geschichte einfach wie eine Diskussion über unsere Literatur wirken lassen.

„Also ich denke das Mädchen steht gerade in einem ständigen Konflikt mit ihrem früheren Ich und möchte herausfinden wer sie eigentlich ist, bevor sie andere in eine Geschichte verwickelt, die für sie selbst schwer verständlich ist", sprach ich, meiner Freundin dabei tief in die Augen blickend, hoffend das sie verstand worauf ich hinaus wollte.

Man konnte förmlich sehen wie sich der Schalter in ihrem Kopf umlegte, als sie mich wissend lächelnd ansah.

„Meiner Meinung nach lässt die Protagonistin ihre beste Freundin einfach im Regen stehen. Die beiden kennen sich schon seit sie Kinder waren und ihre Freundin möchte sie nur unterstützen und an ihrem Leben teilhaben, aber immer wenn sie versucht zu helfen wird sie weggestoßen. Was hat sie denn falsch gemacht, dass ihr nun nicht mehr vertraut wird? Mir kommt es so vor als wäre die Freundin in der Handlung nicht wichtig, so als wäre sie nur ein Nebencharakter, der nur dann auftaucht wenn dem Autor gerade nichts Besseres einfällt ", meinte sie mit Ärger in der Stimme.

Gerade als ich etwas erwidern wollte, läutete die Schulglocke. 

Paige war anscheinend wirklich ganz schön sauer, denn sie erhob sich von ihrem Platz und verschwand, genau wie ich gestern.

Ich stopfte meine Bücher in meinen Rucksack und verließ das Klassenzimmer. Der Gang war wie üblich voller Menschen, die zu ihren Spinden gingen, mit anderen sprachen oder noch schnell etwas für die nächste Stunde holten.

Auch ich machte mich auf den Weg zu meinem Spind und legte meine Stirn gegen das kühle Metall. Meine Augen schlossen sich und ich versuchte den Lärm um mich herum auszublenden.

Warum war alles nur so kompliziert? Wie konnte es nur so weit kommen? Ich war dabei alles zu verlieren, was mir wichtig war. Mit meiner Familie lag ich nun schon in ständigem Streit und meine beste Freundin fühlte sich von mir vernachlässigt. Nun war mir klar wie Paige sich fühlte. Kein Wunder, dass sie mich meine eigene Medizin schmecken lassen wollte.

Meine Hand kramte in meiner Hosentasche, wo mein Spindschlüssel zu finden war. Nachdem ich mein Physikbuch geholt hatte, machte ich mich auf den Weg zum Physiksaal. Und der Anblick der sich mir dort bot, versetzte mir einen Stich ins Herz.

Paige Bennett, meine beste Freundin saß auf ihrem gewohnten Platz und hatte unsere Klassenkameraden um sich geschart. Für mich blieb dabei anscheinend kein Platz, deshalb nahm ich auf einem Stuhl in der letzten Reihe Platz.

Rechts und links von mir saß niemand. Hatten sich jetzt alle gegen mich verschworen?

Die Zeit war gekommen. Ich hatte Paige insgeheim schon immer bewundert, mich aber auch gefragt warum sie sich überhaupt mit mir abgab. Ich hätte wissen müssen, dass es früher oder später so kommen würde.

Ich schlug das Kapitel auf, welches wir gerade besprachen. Ich widerstand dem Drang zu Paige zu blicken, stattdessen heftete ich meinen Blick auf das aufgeschlagene Buch vor mir. Ich versuchte die Worte auf der Seite vor mir zu lesen, doch meine sich anbahnenden Tränen verschleierten mir den Blick. Die Buchstaben sahen durch meinen glasigen Augen aus wie verronnene schwarze Tinte.

Gerade als ich dachte ich könnte mich selbst vor einem emotionalen Ausbruch bewahren, fanden die ersten salzigen Tränen den Weg von meinen Augen über meine Nasenspitze bis auf das Papier. Doch für Kundgebungen meines Gefühlszustandes waren dies weder die richtige Zeit noch der richtige Ort. Zügig beseitigte ich jedwede Spuren meiner Tränen mit einem Taschentuch aus meiner Hosentasche und richtete meinen Blick starr nach vorne an die Tafel.

Das Gelächter von Paige und ihrer neuen Clique drang an mein Ohr, aber ich musste mich zusammennehmen da unsere Physikprofessorin in diesem Moment den Raum betrat.

Unsere Lehrkraft hatte gerade erst ihre Ausbildung abgeschlossen und uns vor einem Monat übernommen, da unsere vorherige Lehrkraft ein Kind bekommen hatte und nun Elternzeit nahm. Frau Professor Müller war eine großgewachsene schwarzhaarige Frau, die auf den ersten Blick vielleicht harmlos wirkte, sich aber darauf verstand jedem im Raum durch ihre bloße Anwesenheit einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen.

Ihre Absätze klackerten über den Boden und ließen durch ihren Klang alle Anwesenden im Raum verstummen. Sie durchquerte mit schnellen Schritten den Raum und ließ die Tests, welche wir letzte Stunde geschrieben hatten geräuschvoll auf den Lehrertisch fallen. Die weiße Kreide schwebte nahezu geräuschlos über die Tafel, als der Notenschlüssel seinen Weg auf die Tafel fand.

Sobald sie Ihre schlanke Figur wieder zu ihrem Tisch bewegte, wurden die Zahlen für uns sichtbar. Jedes Mal gab es diesen Moment, wenn man eine Arbeit zurückbekam. Man sah die Notenverteilung und betete nicht eine der schlechteren Noten zu haben, während jeder Schüler immer zu seinen Nachbarn spähte um auszumachen was die anderen bekommen hatten und sich auszurechnen, ob noch eine Chance auf eine halbwegs positive Note bestand.

Die Ergebnisse waren nur wenig überraschend, man wusste schon im Vorhinein wer wie abschneiden würde. Die einzige Eins hatte wie zu erwarten war Paige, die alles was sie tat mühelos zu beherrschen schien. Unter normalen Umständen würde ich sie beglückwüschen, dies schien mir in der jetzigen Situation aber nicht angebracht zu sein.

Physik war mir schon immer schwer gefallen, logisches Denken vor allem, damit kam ich einfach nicht zurecht. Ich mochte es Dinge auszuschmücken, meine Fantasie spielen zu lassen. Ich mochte die Tatsache, dass mehr als eine Antwort richtig sein konnte und nichts eindeutig beantwortbar war. Dementsprechend schlecht war auch mein Testergebnis, doch diese Tatsache ging heute ausnahmsweise relativ spurlos an mir vorüber, da dies nicht die größte Enttäuschung des heutigen Tages war. Paige wäre nun eigentlich an meiner Seite und würde mir gut zu reden und mir anbieten, zusammen zu lernen um bei der nächsten Prüfung ein besseres Ergebnis zu erzielen. Doch dieses Mal nicht...

Das Läuten der Klingen klang für mich nach dieser qualvollen Stunden, in der ich ständig dem Gelächter meiner wohl ab heute ehemaligen besten Freundin und ihrem Gefolge ausgesetzt war.

Ich war wirklich naiv zu denken, dass ich mich nach dieser Schulstunde einfach mit vorgetäuschten Bauchschmerzen auf den Weg nach Hause machen könnte, denn Rebecca, ein sehr beliebtes Mädchen aus meiner Klasse, machte mir einen Strich durch die Rechnung. Auf dem Weg zu meinem Schließfach fing sie mich samt Micaela, Amber, Miriam und Paige ab. Becca, wie sie alle nannten, warf ihre honigblonden gelockten Haare über ihre Schulter und sah mich herablassend an. „Oh wohin des Wegs Prinzessin? Etwa ein wenig traurig, weil du nichts auf die Reihe kriegst? Gehst du jetzt nach Hause zu Mummy und heulst dich aus? Oh, die ist ja abgehauen oder? Und dein Vater ist ja auch nicht mehr da, oder? Da siehst du wenigstens was Sache ist? Es ist am besten wenn du dich von allen fernhältst du bringst ja doch nur Ärger!", meinte das Mädchen mit den grauen Augen abschätzig.

Ein Totalausfall. Ein Kurzschluss. Ein geschockter Blick von Paige traf meinen. Ein Luftzug. Eine schmerzende Hand. Eine rote Wange. Ich hatte sie geschlagen. Ich hatte Rebecca geschlagen.



Hallo, liebe Leser!

I'm back! Lange nicht gesehen, oder? Es tut mir so unendlich leid, dass ich solange inaktiv war. Aber in einem Privatleben gab es einige Ungereimtheiten und dann noch ziemlichen Schulstress. Dies führte zu einem vorübergehenden Verlust meiner Motivation fürs Schreiben... Doch jetzt bin ich wieder da und freue mich darauf Lunas Geschichte mit euch gemeinsam weiter zu erleben! :) Seid mir bitte nicht böse für meine lange Abwesenheit, ja? Bitte, bitte.....*Hundeblick mach*

Besonders dankbar bin ich jenen Lesern deren freundliche und aufbauende Kommentare, welche ich mir in letzter Zeit des öfteren durchgelesen habe, mich immer wieder motiviert haben. Danke!

Ich habe mir sehr viele Gedanken über dieses Kapitel gemacht...Ich persönlich bin nicht sehr zufrieden damit und habe schon mit dem Gedanken gespielt es ganz wegzulassen, aber mir wurde klar das es ein wichtiges Bindeglied ist. Ein weiterer Grund, dass ich es hochgeladen habe ist, dass es mir weh getan hat daran zu denken euch noch länger warten zu lassen...

Und keine Sorge ich versuche mich zu bessern und in den Ferien etwas mehr zu Papier zu bringen ;)

Ich würde mich sehr über eure Votes, Comments und über euer Feedback freuen und danke euch für jenes, welches ich bereits erhalten durfte. :)

Tschüss und hoffentlich bis zum nächsten Mal bei "Die Träumerin"!







Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top