» Kapitel 8 «
- Anna -
Es verging eine Woche, in der mich Ava immer wieder dazu motivieren wollte, mit ihr nach Kleidern für den Ball zu schauen. Ich hatte nach wie vor keine Lust auf meinen Geburtstag, und somit auch keine auf den Ball. Dieses Jahr hatte ich zwar Peter als Begleitung, allerdings änderte das nichts an meiner Einstellung. "Komm schon Anna! Der Ball ist schon morgen und du hast immer noch kein Kleid! Selbst Peter hat was zum Anziehen!" Ava stand plötzlich in meinem Zimmer und zog mich an der Hand zum Aufzug. "Avaaaaa.." stöhnte ich genervt auf und schnappte mir noch mein Portemonnaie. "Es war schön dich gekannt zu haben, Dad." sagte ich noch zu meinem Vater, als ich mein Handy aus dem Wohnzimmer holte. Er lachte mich nur aus, da er mittlerweile wusste, wie Shopping Tage mit Ava waren. Allein meine Erzählungen reichten dafür aus, dass muss man nicht mal selbst erleben.
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Wir liefen mittlerweile schon seit vier Stunden rum, waren schon in tausenden Läden und hatten trotzdem nichts für mich gefunden. Ava hatte ihr Kleid natürlich schon vor einigen Wochen gekauft. Sie liebte solche Veranstaltungen und wollte immer Perfekt aussehen. Das tat sie auch. Sie war schon von Natur aus, ein wunderschönes Mädchen. "Ava, meine Füße tun schon weh.." nörgelte ich rum und ließ mich im mittlerweile siebten Laden auf einen Sessel fallen. "Hör auf rum zu weinen und zieh' die hier mal an." sagte sie, völlig in ihrem Element und drückte mir vier Kleider auf einmal in die Hand. Ich stöhnte wieder einmal genervt und völlig kaputt auf und trottete in eine der Umkleiden. Ich trat mit dem ersten Kleid, einem langen, Pastellfarbenem Kleid raus. "Schätzchen, geh da bitte wieder rein und zieh das aus. Das ist scheußlich." sagte sie und verzog ihr Gesicht angewidert. Ich tat was sie mir sagte und zog mich um. Es war hellblau, mittellang und war mit einwenig Tüll ausgestellt. "Nope" war Ava's Kommentar und sofort drehte ich mich wieder um. Das vorletzte war wieder lang, weiß und sah aus wie ein zu billiges Hochzeitskleid. "Wie kannst du sowas nur raussuchen?" fragte ich meine beste Freundin und an ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie dies zu tiefst bereute. Das letzte Kleid war Knielang, hatte einen Cremefarbenen Rock und ein weißes Oberteil. Es war echt schön. Ich trat aus der Umkleide und sah wie Ava's Gesichtsausdruck von gelangweilt zu begeistert wechselte. "Das nehmen wir!" rief sie erfreut aus und fing sich somit erneut verstörte Blicke ein. "Peter wird es lieben!" sagte sie und kam zu mir. "Dreh' dich mal." befahl sie mir und begutachtete das Kleid erneut. "Es ist perfekt für dich." sagte sie und nun fing auch ich an, leicht zu strahlen.
- Tag des Sommerballs -
Durch das Lied 'Happy Birthday', welches Jarvis abspielte, wurde ich geweckt. "Jarvis, mach die Musik aus." sagte ich frustriert und setzte mich auf. "Auf einen tollen Geburtstag." murmelte ich, stand auf und fing an mich fertig zu machen. Der Ball fand erst heute Abend statt und Peter würde mich um 16 Uhr abholen. Ich fuhr runter ins Wohnzimmer und wurde von meinem Dad begrüßt. Der Raum war, wie jedes Jahr, geschmückt und echt schön hergerichtet. "Happy Birthday, kleine" sagte mein Vater und zog mich in eine Umarmung. "Dad.." grummelte ich und hielt plötzlich eine Geschenk Schachtel in der Hand. "Ich habe dir gesagt, dass ich keine Geschenke möchte.." murmelte ich leise und fing an die Schleife zu lösen. Ich öffnete vorsichtig das Geschenkpapier und zum Vorschein kam ein Bilderrahmen. Sofort fing ich an zu lächeln und blickte auf ein Bild, auf dem mein Dad und ich zusehen waren. Das Bild wurde bei meiner Einschulung gemacht. Ich, klein und zerbrechlich, hielt eine selbstgemachte Schultüte in den Händen. Sie war sehr schwer, daran konnte ich mich noch erinnern. Sie war gefüllt mit vielen Süßigkeiten und anderen Kleinigkeiten. Mein Dad hockte, stolz lächelnd neben mir und sah wirklich glücklich aus. Meine Einschulung war wieder eine Veranstaltung, auf der ich schief angeschaut wurde, da meine Mutter auch dort nicht dabei war. Es war mir damals egal gewesen, mein Vater gab, und gibt, mir so viel Liebe, dass sie locker für zwei Elternteile ausreichte. "Danke" flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme und fiel ihm erneut um den Hals. Solche Kleinigkeiten machten mich meist glücklicher als große, unnötige Dinge und ließen mich emotional werden. "Dad, dass ist wunderschön.." sagte ich, nun wieder in einem normalen Tonfall und löste mich erneut von ihm. Er lächelte mich an und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. "Lass uns jetzt frühstücken. Immerhin ist es schon Zehn Uhr und du musst dich dann noch fertig machen. Jarvis hat gesagt, Ava hat sich für 14 Uhr angekündigt." sagte mein Dad und setzte sich mit mir an den gedeckten Tisch. Es kam selten vor, dass wir zusammen aßen, umso mehr genoss ich es, wenn wir es mal taten. Die Stimmung war nie bedrückt, sondern entspannt und lustig. Dad erzählte schlechte Witze, die wirklich so schlecht waren, dass man allein deswegen lachen musste. Viele sahen meinen Vater als herzlosen Menschen, der damals Waffen herstellte und heute selbst in einer kämpfte. So wurde und wird er viel zu oft dargestellt. Ich kannte ihn wohl am besten und konnte mit Sicherheit behaupten, dass er nicht so war. Er hat ein Herz. Er hat Fehler gemacht, vielleicht ein paar zu viele, aber wer tat das nicht? Jeder macht Fehler, viele sehen lange nicht ein, dass das, was sie tun, falsch ist. Wie mein Vater es getan hat. Ihm wurde erst spät klar, dass er mit seiner Arbeit schlechtes tat. Er hat es nie besser gewusst. Heute aber, hilft er den Menschen. Klar, es gibt Opfer, aber wann gibt es sie nicht? Niemand ist daran schuld, auch nicht mein Vater, obwohl es ihm oft unterstellt wird, nur, weil er ein Fußabtreter für sie ist. 'Er hat zu viel schlechtes getan, um jetzt gutes zu tun.' sind Worte, die oft zu hören waren. Es tat mir weh, so etwas zu hören, da ich, besser als jeder andere wusste, dass dies nicht stimmt. Und auch wenn er es nie sagte, nie zeigte oder nie auch nur andeutete, wusste ich dass es ihn mitnahm, so etwas zu hören. Er wollte gutes tun, wird dafür aber verachtet. Im Laufe der Zeit nahmen diese Vorwürfe zwar drastisch ab, er wurde gefeiert, als Held, als guten Menschen und trotzdem gibt es eine Negativität. Und diese reichte, um einen Menschen, wenn auch nur ein wenig, brechen zu lassen..
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Das Frühstück war nun ein paar Stunden her und ich wartete in meinem Zimmer auf Ava, die sagte, dass sie mich schminken würde. Ich war kein Mensch, der viel schminke benutzte, ein wenig Concealer, ein wenig Foundation und Wimperntusche. Mehr nicht. An manchen Tagen benutzte ich auch Lippenstift, das trat aber nur selten auf. Ava meinte, an meinem Geburtstag sollte ich 'besonders hübsch' sein, wie sie es formulierte. Insbesondere das heute der Sommerball war, der schönste Ball im Jahr, wie alle schwärmten. Und viel zu oft fiel er auf meinen Geburtstag. Wie auch heute. Durch das altbekannte 'Pling' des Fahrstuhls wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und sah wie Ava mit ihrem großen Schminkkoffer zu meinem Tisch stolzierte. "Komm her, wir haben nicht viel Zeit." drängte sie mich und hielt mir mein Kleid hin. "Wir haben noch ganze zwei Stunden!" meinte ich und zog mich um. "Sag ich doch" meinte sie und drückte mich, fertig umgezogen, auf meinen Schreibtisch Stuhl. "Still halten, dass kann jetzt etwas dauern." sagte sie nur und klappte den silbernen Koffer auf. Zum Vorschein kamen unzählige Etagen, die mit den verschiedensten Produkten und Marken gefüllt waren. "Dann mal los." meinte sie glücklich und fing an mein Gesicht zu bemalen..
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[ 1278 words ]
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Dieses Kapitel war voll viel Arbeit, aber dafür bin ich echt zufrieden damit.
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[ 13.5.2018 ]
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