Neue Schule - Neue Herausforderung
Ich seufze und beobachte Mom, während sie das leere Blatt Papier vor ihr mit Noten und Buchstaben füllt.
Ein neuer Song.
Der vierte Versuch in dieser Woche.
Mom schaut auf und lächelt mir zu.
"Mom?"
"Ja, Schätzchen?"
"Heute ist ja mein neuer Schultag... und ehrlich gesagt, habe ich Angst davor."
"Das wird schon." Sie klingt als wäre sie bei mir, doch ich sehe ihre Augen über die Zeilen gleiten.
Ich nehme es ihr nicht übel.
"Na, wenn du das sagst..."
Ich lehne meinen Kopf gegen den Türrahmen.
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Ich steige aus.
Mom hat eine pinke Sonnenbrille auf und hat ihre braunen langen Haare vor ihr Gesicht fallen lassen, um nicht erkannt zu werden.
"Tschö, Schätzchen! Habe einen schönen Tag"
Ihr Lächeln ist warm und nicht die Spur unsicher.
Sie winkt mir zu. Ich winke zurück und erzwinge ein Lächeln.
Sie gibt Gas und ist bald auch schon nicht mehr zu sehen.
Ich seufze erneut.
Ich bin Victoria Gomez, 16 Jahre alt, und bevor ihr fragt; ja, die Gomez.
Selina ist meine Mutter. Meinen Vater habe ich nie kennen gelernt.
Und nein, es ist nicht toll, das Kind von einem Star zu sein.
Meine alten Freunde mochten mich nur wegen meiner Mutter.
Ätzend, oder?
Nie wird mal die Victoria wahrgenommen, da ist immer nur 'Gomez', 'Gomez', 'Gomez'..
Nervös fahre ich mir durch meine braunen langen Haare.
Ich sehe Mom ziemlich ähnlich.
Nur meine Augen.
Die sind ganz hellblau.
Ist irgendwie schon ein richtiger Kontrast.
Jemand tippt mich an.
Ich fahre erschrocken herum und lächele dann.
Ein Mädchen mit roten langen geflochtenen Haaren, hellgrünen Augen und ganz vielen Sommersprossen überall im Gesicht lächelt mich freundlich an.
"Hey, ich bin Sabrina. Du siehst aus als wüsstest du nicht recht wo lang.
Kann ich dir helfen?"
Ich mag es, dass sie sofort so hilfsbereit ist, obwohl wir uns noch nicht kennen.
Sie scheint auch meine Ähnlichkeit mit Mom überhaupt nicht zu bemerken.
Was für ein Glück.
"Ähm, das ist nett von dir, Sabrina. Und zufälligerweise weiß ich wirklich nicht, wo lang.
Ich bin außerdem Victoria.
Ich suche den Raum in dem die 10d jetzt Unterricht hat, kannst du mir weiterhelfen?"
Sie lacht und es bilden sich kleine Lachfältchen unter ihren Augen.
"Ich gehe in die 10d! Ich kann dir auf jeden Fall weiterhelfen! Komm mit!"
Sie ist wirklich freundlich.
Schnell folge ich ihr.
"Du bist dann also die neue Schülerin."
"Ja." Sie bemerkt wie nervös ich bin und sagt:
"Unsere Klasse ist echt nett. Klar, wir kennen uns alle schon eine ganze Weile, aber keiner würde dich ausstoßen!"
Ich bin mir da nicht so sicher, aber nickte nur schnell.
Ich folge ihr ins Schulgebäude herein, da wir vorher ja nur über den großen Schulhof geschlendert sind.
Die Gänge sind hoch, lang und an den Wänden sind Bilder aufgehängt.
Ich habe aber leider keine Zeit länger stehen zu bleiben und die Bilder genauer zu betrachten.
Das ganze Schulgebäude strömt eine Ruhe und eine Fröhlichkeit aus, die mir gefällt.
Ich folge Sabrina eine Treppe hoch, während ich nachdenke.
Ich folge ihr einfach und achte nicht auf den Weg.
Ich vertraue ihr.
Die nächste Treppe.
Und schließlich die dritte Treppe.
Ich schaue mich erst wieder um, als ich in einem Gang stehe.
Hier hängt kaum ein Bild mehr.
"Komm!" meint sie und ich folge ihr, bis wir vor einem Raum stehen, auf dem dick 303 steht.
Sabrina öffnet die Tür und ich folge ihr.
"Herr Meier, Entschuldigung für die Verspätung, aber ich musste der Neuen Schülerin zuerst helfen, den Weg hier hin zu finden."
Sabrina setzt sich auf einen Platz neben einem blondhaarigen Mädchen mit Sommersprossen.
"Aha, guten Tag, meine Liebe. Du musst die Neue sein."
Herr Maier mustert mich und ich spüre alle Blicke auf mir.
Ich schlucke.
"Ähm ja, Victoria Gomez-"
Und schon bricht die Hölle los.
Alle stürmen nach vorne und schreien irgendwelche unverständlichen Dinge.
Doch ich höre nur meinen Herzschlag und bekomme auf einmal keine Luft mehr. Es ist eng - so eng!
Ich sinke zu Boden.
Keiner bemerkt in dem Moment, wie er reinkommt.
Ich spüre wie ich sanft hochgezogen werde.
Dann höre ich wieder normal.
"Weg, weg! Alle weg! Lasst ihr mal Freiraum!"
Langsam weicht die große Menge von Schülern zurück.
Ich bekomme langsam wieder Luft und mein Herzschlag beruhigt sich - bis ich ihn sehe und mein Herz wieder anfängt schneller zu schlagen.
Er ist ungefähr einen Kopf größer als ich, hat blonde Haare und schokoladenbraune Augen. Er hat hohe Wabgenknochen und volle Lippen.
Herr Maier zieht die Augenbrauen hoch.
"Aha, und wer bist du?"
Der Junge sieht mich kurz an und lächelt; erst da wird mir bewusst, dass er immer noch meine Hand hält.
"Ich bin Kai. Kai Bieber!"
Wieder eskaliert die Klasse total und ich sinke fast wieder auf den Boden.
"Haltet eure blöden Klappen!" brüllt Kai und bringt die Klasse so zum schweigen.
Jetzt lässt er meine Hand los.
"Zu spät und Beleidigungen brüllen - ganz der Vater." meint Herr Maier.
"Na gut. Kai und Victoria setzt euch bitte zu zweit nach hinten. Wir fahren jetzt mit dem Unterricht fort."
"Hey!" murmelt er mir leise zu.
"Hi." meine ich im Flüsterton.
"Wie heißt du?"
"Victoria Gomez."
Er lächelt und bekommt niedliche Grübchen.
"Hey, Victoria."
Ich werde rot und schaue weg.
Okay, ja - er sieht gut aus. Aber davon wirst du dich jetzt echt nicht iritieren lassen.
Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie er in sich hinein grinst.
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