Tom Riddles Tagebuch

Es ist Wochenende. Die erste Schulwoche hier habe ich geschafft, wobei es mir eher wie ein Jahr vorkam. Viele Hausaufgaben haben wir auch nicht aufbekommen, wahrscheinlich sind wir noch in der Schonfrist. Für das Wochenende habe ich mir vorgenommen, mal mit Dad zu reden und auch Hagrid zu besuchen. Den Rest meiner Freizeit kann ich ja mit Ruby verbringen.

Im Moment stehe ich vor einer großen Tür, die, wie ich von Dad weiß, zu seinem Büro führt. Rechts und links von der Tür stehen zwei Wasserspeier. Es sieht aus, als würden sie den Eingang bewachen. Ich zögere. Zwar weiß ich das Passwort, um die Tür zu öffnen, weil Dad es mir in einem Brief mitgeteilt hat. Aber ich weiß nicht, ob ich das Wort nun einfach so sagen soll. Ach was, ich mache mir bestimmt einfach zu viele Sorgen.

Wie wärs, wenn ich es einfach mal ausprobiere? "Schokofrösche", sage ich laut und deutlich. Und, ach, was für ein Wunder: Die Tür geht auf! Dahinter erkenne ich eine wunderschöne, beigefarbene Treppe, wahrscheinlich aus Sandstein. Ich trete einen Schritt vor und stelle mich auf die Treppe. Kaum, dass ich mit beiden Füßen auf dem festen Untergrund stehe, fängt die Treppe an, sich zu bewegen.

Vor Schreck setzt mein Herz kurz aus und klopft dann umso schneller weiter. Die Wendeltreppe führt mich nach oben. Irgendwann kommt sie dann zum Stehen und ich klopfe an der dunklen Eichentür, die nun vor mir aus dem Boden ragt. Ich warte - vergeblich. Als ich ein zweites Mal klopfe, tut sich wieder nichts. Auch nach dem dritten Mal öffnet mir keiner die Tür. Ich drücke die Türklinke hinunter und will gerade wieder gehen, als ich merke, dass gar nicht abgeschlossen ist.

Verwirrt mache ich die Tür ein Stück weit auf. Warum lässt Dad einfach so seine Tür offen? Das ist doch total unvorsichtig! Im Raum befindet sich niemand. Das erste, was mir beim Betrachten des runden Zimmers auffällt, sind die vielen Gemälde an den Wänden. Auf jedem dieser Gemälde ist eine Person abgebildet. Nachdem ich sie länger angesehen habe, wird mir klar, dass es alle ehemalige Schulleiter Hogwarts' sind.

Dann fällt mir ein, dass auch das Gemälde von Albus Dumbledore hier hängen müsste. Das erste Mal, als mir dieser Name begegnet ist, war, als ich ein Bild von Dumbledore in einem Schokofrosch hatte. Als ich Dad dann nach ihm ausgefragt habe, hat er mir erklärt, dass er der wohl mächtigste Zauberer der Welt war und meinem Vater sehr nahe stand. Außerdem half er, Voldemort zu vernichten.

Plötzlich fühle ich mich beobachtet. Nachdem ich kurz panisch geworden bin, fällt mir auf, dass viele der Schulleiter mich anschauen. Andere wiederum schlafen tief und fest. Für Bilder aus der Zaubererwelt ist es schließlich üblich, beweglich, gar lebendig zu sein.

Ich wende meinen Blick von den Gemälden ab und schaue nun auf die andere Seite der Wand, an der eine Sammlung wirklich komisch aussehender, silberner Instrumente hängen. In der Mitte des Raumes befindet sich ein großer Schreibtisch. Nicht weit neben dem Schreibtisch steht eine Glasvitrine. Als ich näher trete, sehe ich, wie darin ein Büchlein liegt. Es sieht so aus, als sei es mit einem spitzen Gegenstand durchbohrt worden.

Unter dem Buch befindet sich ein Kästchen, in dem mit goldenen Lettern geschrieben steht:

Dies ist das Tagebuch von Tom Vorlost Riddle, später bekannter unter dem Namen des Dunklen Lords oder dem, dessen Name nicht genannt werden darf. Sein Tagebuch wurde vom Jungen, der überlebte, besser bekannt als Harry Potter, mit dem Zahn eines Basilisken in der Kammer des Schreckens durchbohrt. Später fand man heraus, dass das Tagebuch eines der sieben, von Lord Voldemort erschaffenen, Horkruxen war.

Vor Staunen fällt mir die Kinnlade herunter. So viele Begriffe, die ich kaum zuordnen kann. Die einzigen, die ich vielleicht kenne, sind Lord Voldemort und der Name meines Vaters. Doch ich habe keine Zeit, mir noch weitere Gedanken zu machen, denn ein Geräusch hinter mir hindert mich daran.

Erschrocken drehe ich mich um. "Oh, hey Lily. Was machst du denn hier?", fragt mich mein Dad. Hat er mitbekommen, wie ich das Schild gelesen habe? Wenn ja, kann er wirklich gut schauspielern. "Ähm ich... ich wollte was fragen... aber.... ähm... das hat sich schon erledigt.", stottere ich. Dann drehe ich mich um und renne zur Tür. Als ich wieder vor der Tür stehe wird mir klar, dass mein Abgang gerade eben mehr als verdächtig gewesen ist. Super gemacht, Lily!

Kurzerhand werfe ich meinen Plan um. Anstatt noch ein paar Hausaufgaben zu machen, renne ich nach draußen, aufs Schlossgelände. Nach drei Minuten bin ich an meinem Ziel: Ich klopfe an die Tür von Hagrids Hütte. Von drinnen höre ich trampelnde Schritte, dann wird die Tür geöffnet. "Nanu, wer bist du denn?", fragt Hagrid. "Ich bin Lily. Harry Potter ist mein Vater. Ich glaube zu wissen, dass ihr zu seiner Kindheit gute Freunde wart.".

Hagrid nickt und ein träumerischer Ausdruck schleicht sich auf sein Gesicht. "Ja, das stimmt.". Ich trete einen Schritt ins Hütteninnere. "Darf ich reinkommen?", frage ich, warte aber keine Antwort ab. "Tee?", fragt Hagrid, als ich mich auf einen der riesigen Stühle setze. Ich nicke. "Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich.", meint Hagrid. Ich werde misstrauisch: "Woher wissen Sie, wer meine Mutter ist?".

"Ich weiß doch, wie sich deine Eltern in der Schule schon immer gegenseitig angehimmelt haben. Und die Ähnlichkeit ist kaum zu übersehen.". Hagrid lächelt. "Wie geht es Ginny?". Ich erzähle von zu Hause, von der Gegend, in der wir wohnen, von unseren komischen Muggel-Nachbarn. Aber irgendwann habe ich keine Geduld mehr und platze heraus: "Weißt du etwas über die Kammer des Schreckens?".

Kaum, dass ich meine Frage beendet habe, schläft Hagrids Gesicht ein. "Wieso fragst du?". "Ich wollte nur mehr darüber wissen", antworte ich. "Hör zu, Lily. Halte dich von der Kammer des Schreckens fern. Du solltest dich nicht zu sehr mit solch schwarzer Magie wie dieser beschäftigen. Versuche nicht, weiteres über sie in Erfahrung zu bringen, das tut dir nicht gut!", sagt Hagrid ernst. Dann bedeutet er mir, zu gehen.

Als ich vor der Tür stehe, habe ich einen Entschluss gefasst. Und ich würde nicht Lily Potter heißen, wenn ich meinen Plan nicht auch in die Tat umsetzen würde!

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Hey,
hier ist ein neues Kapitel. Danke für 133 Reads und 24 Votes. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele meine Geschichte lesen würden. Und das allein schon bei 12 Kapiteln 💎  Danke ✨🙊

Eure Vilureef

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