Epilog
"Alles Gute, Lily!", wünscht mir Dad, während er mich umarmt. Es scheint, als würde er mich nie wieder loslassen wollen. "Ist ja gut, Dad.", lache ich. Mein Geburtstag ist nun wirklich nicht solch ein besonderes Ereignis. Aber vielleicht erinnert es ihn ja daran, dass ich mit jedem Jahr älter, erwachsener und erfahrener werde? Vielleicht möchte er wieder die kleine Lily zurück? Die, die nicht ihren eigenen Kopf durchzusetzen vermag. Ich muss schmunzeln.
In diesem Moment wird die Tür zum Wohnzimmer aufgestoßen und James kommt mit einer riesigen Torte herein. "Albus wird sich ein bisschen verspäten. Er sagt, im Ministerium habe man noch viel zu tun und gerade in seiner Probezeit möchte er einen guten Eindruck hinterlassen.", erklärt James, wobei ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen kann, weil die dreistöckige Torte ihn komplett verdeckt.
"Das ist das Geschenk von deinem Dad und mir.", sagt meine Mum, die mir von hinten ihre Hand auf die Schulter gelegt hat. Ich drehe mich um und erkenne auch in ihrem Gesicht den Ausdruck von Sehnsucht. Liegt es daran, dass ich heute 17 werde? Glauben sie, ich würde bald ausziehen und mir mein eigenes Leben aufbauen wollen? Das ist ein wahrlich falscher Eindruck, den sie da von mir haben. Wie soll ich denn von hier wegwollen, wenn ich hier doch alles habe, was ich brauche: meine Eltern, meine Brüder, die schon allein deshalb nicht ausziehen, weil sie sich nichts zum Essen zaubern können, und mein Zuhause.
Ich mache das Geschenk von Mom und Dad auf, was, nebenbei bemerkt, nicht sehr groß ist und auch nicht sehr viel wiegt. Zum Vorschein kommt ein Stück Papier. Es sieht sehr formell aus, vielleicht ist es ein Brief. "In der Muggelwelt darfst du nun deinen Führerschein machen. Wir wollen dir die Prüfung und die Fahrstunden zahlen und falls du den Führerschein am Ende wirklich bekommen solltest, ohne dem Prüfer einen Verwechslungszauber aufzuhalsen, dann denken wir darüber nach, dir auch dein Auto zu bezahlen.", erklärt Mum auf meinen fragenden Blick hin.
Dad neben ihr nickt: "Wir möchten, dass du trotzdem noch mit der Muggelwelt vertraut bist und außerdem finden wir, dass ein Auto ein besseres Transportmittel ist, als beispielsweise Flohpulver.". Ich lächele und falle meinen Eltern um den Hals. Es bedeutet mir sehr viel, dass sie mir meine Zukunft etwas erleichtern wollen.
"Mein Geschenk bekommst du später.", ruft James durch den Raum. "Aber jetzt essen wir erstmal.". Er reibt sich die Hände, bevor er die Torte anschneidet. "Oh nein.", flucht Mom hinter mir. "Lily sollte doch den Kuchen anschneiden!". James sieht einen Moment schuldbewusst drein, zuckt im nächsten Moment aber die Achseln. "Nächstes Jahr.", meint er grinsend.
Irgendwann im Laufe des Abends verabschiede ich mich kurz. Ich habe in diesem Moment Lust, in mein Zimmer zu gehen und von meinem Fensterbrett aus auf die Straßen dieses Vororts von London zu sehen, so wie ich es früher immer getan habe. Meine Eltern, James und Albus, der mittlerweile auch eingetroffen ist, nicken nur.
Ich bin in den letzten sechs Jahren gewachsen, weshalb ich meine Beine nun anziehen muss, um noch auf dem Fensterbrett sitzen zu können. Es ist eine milde Nacht im März und kaum Wolken ziehen auf dem Himmel vorüber. Ich durfte für dieses Wochenende von Hogwarts nach Hause kommen, weil meine Eltern darauf bestanden haben, meinen 17. Geburtstag mit mir gemeinsam zu feiern.
Es ist mein letztes Jahr auf Hogwarts und ich habe schon im Winter damit angefangen, für meine UTZ Prüfungen zu lernen, an denen ich, dank meiner zahlreichen ZAGs, überall teilnehmen darf. Mein Berufswunsch ist es, Heilerin im St.-Mungo-Hospital zu werden. So richtig auf diesen Beruf gekommen, bin ich glaube ich, als Tante Hermine fast vergiftet wurde. Ohne die Heiler im Krankenhaus, hätte ich jetzt höchstwahrscheinlich keine Tante mehr und um auch anderen Menschen dieses Glück zu schenken, habe ich mich für diesen Berufszweig entschieden.
Ich werde gute Noten in Pflege magischer Geschöpfe, in Arthimantik und in Alte Runen brauchen, um mir diesen Wunsch zu erfüllen. Aber auch in Zaubertränke und in Kräuterkunde darf ich mir nichts Schlechteres als ein 'Erwartungen übertroffen' leisten. Professor Ackland besteht in Arthimantik auf ein 'O'. Vor dieser Prüfung habe ich die meiste Angst.
Es klopft leise an der Tür und ich wirbele erschrocken herum. Im Türrahmen steht Scorpius, der mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht ansieht. "Ich konnte Professor Hensley davon überzeugen, mich auch freistellen zu lassen, damit ich mit dir feiern kann.", erklärt er und setzt sich neben mich auf das Fensterbrett. Gemeinsam lassen wir unsere Füße aus dem Fenster baumeln.
"Schöne Aussicht.", stellt er fest und ich kann nicht umhin, zu lächeln. Meiner Meinung nach hat er sich in den letzten paar Jahren kein Stück verändert. Er ist noch genauso, wie früher. "Du hast schonmal hier gesessen.", sage ich und erinnere mich an die Sommerferien nach meinem ersten Schuljahr in Hogwarts. Damals kam Scorp mitten in den Ferien zu mir nach Hause, um sich zu entschuldigen.
Ich weiß noch genau, wie wütend ich auf ihn war, weil er mich scheinbar hintergangen hat und nur mit mir befreundet war, um mehr von meiner Familie zu erfahren. Er konnte mich aber davon überzeugen, dass es alles die Idee seines Vaters war. Schon als er drei Jahre alt war, musste er damit anfangen, zu lernen, wie man ein Animagus wird, um sich in den richtigen Momenten verwandeln zu können. Kurz vor seinem achten Geburtstag ist es ihm dann auch gelungen. Daraufhin entwickelte sein Dad diesen Plan.
Schon bevor Scorpius nach Hogwarts kam, hat er uns in Hundegestalt belauscht. Ich habe ihn in einer Nacht bei meinem Lieblingsort getroffen. Zu diesem Zeitpunkt war Scorp noch überzeugt vom Plan seines Vaters, doch spätestens nachdem er merkte, dass er anfing, mich zu mögen, war er nicht mehr so begeistert.
Ich weiß noch, dass Scorpius in besagtem Sommer nach meinem ersten Schuljahr eine Woche Überzeugungskraft aufbringen musste, damit ich ihm letztendlich doch glaubte.
Und jetzt - sitzen wir hier und schauen auf die große Welt hinaus. "Jetzt bist du endlich volljährig.", unterbricht Scorpius meine Gedanken. Ich weiß genau, worauf er hinauswill. "Ich fühle mich aber noch nicht so.". "Ach komm, jetzt können wir endlich zusammenziehen!", meint er euphorisch, aber ich sehe ihn nur an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank: "Du spinnst doch!".
Scorpius muss grinsen: "Das hat dein Dad auch gesagt.". Ich muss lachen. Hat Scorpius wirklich Dad um Erlaubnis gebeten? Das erklärt zumindest das komische Verhalten heute Abend. "Tja, ich bin eben die Tochter Harry Potters.", erwidere ich, während ich mir die feuerroten Haare über die Schulter werfe. Scorpius stimmt in mein Lachen ein.
Während der sechs Jahre in Hogwarts sind wir ein Paar geworden. Wir haben für viel Gesprächsstoff in der Schule gesorgt. Die Leute sind vor allem wegen der eigentlichen Verfeindung der Häuser Gryffindors und Slytherins erstaunt gewesen. Aber trotz der vielen Gerüchte hält unsere Beziehung nun schon seit drei Jahren an.
"Alles Gute.", wünscht mir Scorpius und mir ist vorher gar nicht aufgefallen, dass er es noch nicht getan hat. "Ich habe auch noch ein Geschenk für dich.", erklärt er und holt mit seiner Hand ein Päckchen aus der Hosentasche, aber ich schiebe seine Hand nur weg. "Du musst mir nichts schenken.". Und das stimmt. Scorpius hat mir während der sieben Jahre, die wir uns nun schon kennen, alles geschenkt, was ich brauche: sein anfänglicher Hass, dann seine Freundschaft und heute seine Liebe.
"Was ist, wenn ich es dir aber schenken will?", fragt er nachdrücklich und ich weiß, dass er so dickköpfig ist, dass ich ihm diese Idee nun nicht mehr abschlagen kann. Ich seufze: "Nun zeig schon her.". Scorpius grinst und hält mir das kleine Päckchen unter die Nase. Ich schnappe es mir und packe es aus. Heraus fällt ein kleiner Schlüssel.
"Nach Hogwarts wirst du damit unsere gemeinsame Wohnung aufschließen.", erklärt Scorpius und beobachtet genau meine Reaktion. "Dad hat dem zugestimmt?", frage ich empört. Das hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut. "Ich konnte ihn überzeugen.", antwortet Scorp schulterzuckend. "Was ist, wenn ich nicht möchte?", frage ich provozierend.
Doch Scorpius hat mich schon durchschaut und schüttelt nur den Kopf. "Ich weiß, dass du nichts dagegen hast.". Und wie er doch Recht hat. Ich seufze. Dann lasse ich meinen Kopf auf seine Schulter sinken und schaue auf die Welt vor uns. Er tut es mir gleich.
Irgendwo dahinten sehe ich meine Zukunft, zusammen mit Scorpius. Ich kann weit entfernt die Hochzeitsglocken läuten hören und auch Kindergeschrei ist zu vernehmen. Wie ich mir dessen so sicher sein kann? Ich weiß es selbst nicht, aber in Scorpius habe ich meinen Mann fürs Leben gefunden. Ohne, dass ich mich groß auf die Suche machen musste.
Mit der gemeinsamen Wohnung hat er mir gezeigt, dass das auch auf Gegenseitigkeit beruht. Und wie wir hier so sitzen, überkommt mich das überwältigende Gefühl, dass das erst der Anfang ist. Der Anfang von etwas ganz Großem...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top