Der Raum der Wünsche

Der Winter weicht dem Frühling. Die Tage werden länger und die Schneeflocken auf den Bäumen verwandeln sich in grüne Blätter und blühende Blumen. Viele Schüler gehen erfreut zum großen See, um den Riesenkraken mit Brötchenkrümel zu füttern, was im Winter wegen der Eisschicht auf dem See nicht möglich gewesen ist.

Ich gehe viel öfter mit Ruby raus, um zu lernen, anstatt mir mit Scorpius Schneeballschlachten zu liefern. Es wird wärmer und in den Pausen liegen die Schüler faul in der Sonne, anstatt sich in leeren Klassenräumen vor der Kälte zu verstecken. Der Himmel in der großen Halle ist viel öfter blau, als grau.

An einem Morgen mitten im März wache ich mit großer Vorfreude auf das anstehende Wochenende auf und weiß noch nicht, dass auch sonst alles an diesem Samstag besonders ist. Doch dann fällt mein Blick auf den großen Stapel voller bunter Päckchen und das Grinsen, welches sich von da an auf meinem Gesicht abzeichnet, ist nicht mehr wegzubekommen.

"Geschenke!", rufe ich erfreut und ziehe mir meinen Morgenmantel über. "Oh, alles Gute zum Geburtstag.", höre ich die verschlafene Stimme von Ruby hinter mir. Auch Evelyn und Abigail gratulieren mir, nur Summer bekommen wir nicht wach. Ich kann es ihr nicht verübeln, denn ich weiß, dass gestern wieder diese eine Nacht im Monat gewesen ist, in der sie zum Werwolf wird.

Ich mache mich sofort daran, die Geschenke auszupacken. Das erste ist ein großes, schweres Paket. Als ich auf den Absender sehe, muss ich grinsen: Das Geschenk ist von meiner Mom! Schnell reiße ich das Papier ab und zum Vorschein kommt ein Bilderrahmen mit einem Foto, auf dem James, Albus, Mom, Dad und ich abgebildet sind. Das Bild ist genau drei Jahre alt, denn es wurde zu meinem neunten Geburtstag aufgenommen.

Das nächste Geschenk ist von meinem Dad. Er schenkt mir ein Buch über Quidditch. Der Titel Quidditch im Wandel der Zeiten verrät, dass Dad es immer noch nicht aufgegeben hat, mich einmal im Leben auf einem Besen zu sehen. Ich weiß zwar, dass ich mich nie für Quidditch interessieren werde, aber trotzdem freue ich mich über sein Geschenk.

"Das hier ist von mir!", sagt Ruby, als ich gerade dabei bin, ein weiteres Geschenk auszupacken. Ich wende mich zuerst Rubys Geschenk zu und umarme sie, als ich eine lange, goldene Kette hervor ziehe. "Danke, Ruby.", bedanke ich mich bei ihr.

Auch sonst bekomme ich wirklich tolle Geschenke. Von James bekomme ich eine Tüte Bertie Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen mit einem Herz, auf dem Für Lily, mein Schwesterherz steht. Von Albus bekomme ich ein Buch über magische Geschöpfe und von Summer ist ein Lederarmband mit Zahn dabei.

Alles Gute zum Geburtstag, Lily!
Von mir bekommst du ein Armband mit einem Wackelzahn von mir, den ich in einer Nacht verloren habe, als ich gerade verwandelt war. Ich bin wirklich froh, eine Freundin wie dich zu haben. Du bist nett, hilfreich und zuvorkommend. Du hast zwar manchmal eine große Klappe, aber dafür kannst du Geheimnisse noch besser für dich behalten. Ich weiß, dass meines bei dir sicher ist.
Einen schönen Geburtstag wünsche ich dir!

Deine Summer

Ich muss lächeln, als ich den Brief lese, den sie mir mit zum Geschenk dazugelegt hat. Ich arbeite mich noch durch ein paar Geschenke und freue mich, dass ich so viel, wie schon lang nicht mehr bekommen habe. Doch eigentlich kommt es mir nicht auf die Menge an, sondern auf die Kreativität der Geschenke. Und da haben sich alle wirklich große Mühe gegeben.

Ich bin traurig, als ich merke, dass kein Geschenk von Scorpius dabei ist. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass wir uns unsere Geburtstage genannt haben und immerhin ist er mein bester Freund. Ich bin enttäuscht, dass er sich das Datum anscheinend nicht gemerkt hat.

"Was ist los Lily? Schau nicht so grimmig, heute ist dein Geburtstag!", flüstert mir Ruby zu, als wir auf dem Weg in die Große Halle sind, um dort zu frühstücken. Ich lächele sie an: "Du hast Recht, es gibt nichts, worüber ich mir Gedanken machen sollte!". Für diesen einen Tag kann ich meine Sorgen ja mal ganz weit wegschieben. Dahin, wo ich sie nicht mehr zu greifen bekomme.

Als das Eichenportal in Sicht kommt, zieht Ruby mich kurz beiseite, weg von Summer und Evelyn, die uns begleitet haben. "Wartest du kurz hier auf mich? Ich habe oben im Schlafsaal etwas vergessen.", erklärt sie und sieht mich mit einem fragenden Gesichtsausdruck an. Ich nicke: "Geh, ruhig. Ich warte hier auf dich.". Um meine Worte zu unterstreichen, mache ich scheuchende Handbewegungen.

Ruby grinst und macht sich dann wieder zurück auf den Weg, den wir eben erst gekommen sind. Noch während ich auf Rubys Rücken schaue, wird mir plötzlich der Mund zugehalten und ich werde hinter den nächstbesten Wandvorhang gezogen. Ich schaue um mich und bemerke, dass mein Entführer eine schwarze Maske trägt.

Was für ein Feigling, er will nicht mal sein Gesicht zeigen! Ich fange an, um mich zu treten und mich aus dem eisernen Griff zu befreien. Als ich es geschafft habe, ziehe ich meinem Entführer empört die Maske vom Gesicht: "Wie kannst du es wagen...", beginne ich meinen Satz, aber mit einem Mal verstumme ich. "Scorpius, was bei Merlins Barte sollte das?".

Scorpius grinst mich amüsiert an. "Alles Gute zum Geburtstag.", wünscht er mir, ohne auf meine Frage zu antworten. Und damit verliere ich die Fassung: "Ähm...danke.". Scorpius wühlt in der Tasche seines Umhangs und zieht etwas hervor. "Dein Geschenk.", meint er, als er mir das Päckchen hinhält. Ich nehme es und packe es schnell aus.

"Ein Stein?", frage ich völlig irritiert, als ich den Stein genauer betrachte. Er ist so groß, wie ein normaler Stein und hat auch die gleiche Farbe. Es gibt nichts, was ihn von gewöhnlichen Steinen unterscheiden würde. "Nicht nur ein Stein.", sagt Scorpius jedoch und nimmt ihn mir aus der Hand.

Er wirft ihn einmal in die Luft und fängt ihn wieder auf. Plötzlich spüre ich etwas Kaltes auf meiner Wange und bemerke dann, dass ganz viele Schneeflocken um uns herumtanzen. "Oh, du weißt, dass ich Schnee liebe!", rufe ich begeistert und umarme Scorpius stürmisch, sodass er aufpassen muss, nicht umzukippen.

"Ich dachte, weil es jetzt immer wärmer wird und es erst in einem Jahr wieder schneit, gebe ich ihn dir.", erklärt Scorpius. Das nenne ich mal ein kreatives Geschenk. "Und jetzt komm, ich habe noch etwas für dich vorbereitet.", meint er plötzlich und zieht mich an der Hand mit sich. "Ich habe Hunger!", protestiere ich, aber Scorpius nimmt darauf keine Rücksicht: "Du wirst ja auch bald etwas bekommen.".

Scorpius und ich laufen viele Treppen hinauf und viele Korridore entlang, bis er endlich vor einer kahlen Wand stehen bleibt und mir bedeutet, es ihm gleichzutun. Scorpius beginnt, vor der Wand hin und her zu laufen und ich will gerade fragen, warum er das macht, als sich eine Tür in der Wand bildet und ich kein Wort mehr rausbringe.

"Na komm!", meint Scorpius und drückt im selben Moment die Türklinke hinunter. Als ich in den dunklen Raum schaue, frage ich ängstlich: "Scorp, bist du dir sicher, dass...", doch ich werde unterbrochen. "Überraschung", schallt es vielstimmig aus dem dunklen Raum und gleichzeitig geht das Licht an.

Scorpius und ich treten in den Raum und ich werde sofort von allen umarmt. Summer, Evelyn und Ruby sind hier und ich frage mich, wie Evelyn und Summer es so schnell hierher geschafft haben. Ruby bedenke ich mit einem bösen Blick, weil sie von alldem wusste und mir nichts erzählt hat. Außerdem sind fast alle Gryffindors aus meinem Jahrgang hier und ich erkenne die Freunde von Scorpius, darunter auch Jack.

Meine Brüder entdecke ich am aufgebauten Buffet. Schnell gehe ich zu ihnen hinüber, denn ich habe immer noch Hunger. "Alles Gute zum Geburtstag!", sagen James und Albus gleichzeitig, als sie mich entdecken. Ich sehe sie lächelnd an und nehme mir dann ein Croissant. "Was für ein Raum ist das hier?", frage ich Albus, als ich das erste Stück hinuntergeschluckt habe.

"Das ist der Raum der Wünsche!", erzählt Albus. Auf meinen fragenden Blick meint er: "Nur derjenige kann ihn finden, der ihn auch wirklich braucht. Der Raum verwandelt sich in das, was man sich am ehesten wünscht und passt sich ganz den Bedürfnissen seines Finders an.". Ich nicke. Davon habe ich noch nie gehört und es wurde auch in keinem der Bücher erwähnt, die ich über Hogwarts gelesen habe.

Wir feiern noch den ganzen Vormittag und am Nachmittag spiele ich mit meinen Brüdern, Ruby, Summer und Scorpius Zauberschach. Der Tag vergeht wie im Fluge und ich muss mir am Abend, als ich im Bett liege, eingestehen, dass das der beste Geburtstag seit langem gewesen ist!

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Hi,
morgen beginnt bei mir wieder die Schule (bei euch auch?) und ich wollte deshalb noch ein Kapitel schreiben 🙈
Ich weiß nicht, ob ich in der Schulzeit so oft updaten werde, weil man ja doch immer ziemlich viel lernen muss 💞
Das hier ist das 40. Kapitel und ich habe mir vorgenommen, um die 50 Kapitel zu schreiben. Dann wird dieses Buch enden ✨
Ich hätte am Anfang wirklich nicht gedacht, dass ich so viel schreiben werde und dass ich so viele tolle Leser haben werde 💎
Einen schönen Sonntag noch.

Eure Vilureef

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