Das Ende der Prüfungen
Ich steige hinter Summer und Ruby durch das Porträtloch. Der Gemeinschaftsraum ist sehr voll: Es scheint so, als hätten sich alle Gryffindors zu diesem Zeitpunkt hier versammelt. Als ich meine beiden Brüder auf einem Sofa vor dem Kamin sehe, sage ich zu Ruby und Summer: "Geht ihr schon mal ohne mich vor.". Die Beiden nicken und ich sehe, wie sie die Treppe, die zu unserem Schlafsaal führt, erreichen.
"Hi", sage ich, als ich mich auf das Sofa neben James fallen lasse. "Hey, Schwesterherz.", begrüßt mich James und Albus sieht mich abwartend an. "Wie waren deine Prüfungen?", fragt er und ich bin nicht mal überrascht darüber, dass das seine erste Frage an mich ist. Es ist, als hätte ich geahnt, was er fragen würde.
Ich zucke mit den Schultern: "Ganz gut, würde ich sagen.". Albus nickt begeistert und fängt dann mit einem Schwall aus Worten über seine Prüfungen an: "Also ich fand Zauberkunst ganz einfach, aber auch die Aufgaben in Verwandlung waren machbar. Was ich persönlich allerdings schwierig fand, waren die praktischen Aufgaben in Verteidigung gegen die dunklen Künste. In allem anderen werde ich mindestens ein 'Erwartungen übertroffen' bekommen, in Verteidigung gegen die dunklen Künste vielleicht aber nur ein 'Annehmbar', was wiederum trotzdem noch bedeutet, dass ich nicht durchgefallen bin und -".
James unterbricht Albus mit einer einfachen Handbewegung. "Lass gut sein, Al. Du wirst schon nicht von der Schule fliegen.". Doch daraufhin sieht Albus ihn nur geschockt an, gerade so, als würde er diese Möglichkeit nicht einfach außer Betracht lassen wollen. Ich muss schmunzeln. "Und du James, was hast du für ein Gefühl?", frage ich meinen großen Bruder, von dem ich weiß, dass er dieses Jahr seine ZAGs geschrieben hat.
James sieht betrübt drein. "Für viel wird es nicht ausreichen. In Wahrsagen bin ich bestimmt durchgefallen, aber das ist mir reichlich egal. In Pflege magischer Geschöpfe habe ich allerdings auch kein sonderlich gutes Gefühl. Dafür fand ich die Prüfung in Arthimantik relativ einfach. Es wird bestimmt für ein E reichen. Wenn nicht sogar für ein O.". James grinst.
Ich sehe ihn mit offenem Mund an. James glaubt ernsthaft, dass er in Arthimantik ein Ohnegleichen bekommen wird? Die beste Note, die man überhaupt bekommen kann! Das kann ich mir bei Weitem nicht vorstellen! "Arthimantik gilt als schwierigstes Fach in Hogwarts!", erkläre ich ihm ungläubig. "Und du meinst, du wirst die Bestnote bekommen?".
Plötzlich ist James derjenige, der empört aus der Wäsche guckt: "Traust du mir das etwa nicht zu?". Doch dann meint er schulterzuckend: "Ich habe mich schon immer für dieses Fach interessiert.". In diesem Moment kommen ein paar Sechstklässler grölend in den Gemeinschaftsraum. Einer von ihnen trägt eine große Kiste in den Armen.
"Da kommt die Dekoration.", sagt James und steht vom Sofa auf. "Lass uns mithelfen, Al!". Auch Albus steht nickend auf, bleibt dann aber stehen und sieht mich fragend an: "Du weißt doch, dass heute ein kleines Fest für das Ende der Prüfungen gefeiert wird, oder?". Ich nicke. "Und genau deshalb werde ich jetzt hoch gehen und mich mit den Mädels zusammen fertig machen.".
"Ich weiß, dass du umwerfend aussehen wirst!", ruft James durch den Gemeinschaftsraum, weil er mich wahrscheinlich gehört hat. Ich werde rot, was vielleicht an der Tatsache liegt, dass ihn alle im Gemeinschaftsraum versammelten Gryffindors gehört haben und mich nun ansehen. "Vielleicht", antworte ich nur und laufe dann zu der Treppe, die zum Schlafsaal führt.
An der Tür zum Schlafsaal bleibe ich kurz stehen. Von drinnen hört man leises Gekicher und Murmeln: "Das steht dir gut!" oder "Die Flechtfrisur muss ich unbedingt an dir ausprobieren!". Ich drücke die Türklinke hinunter und sehe, dass sich Ruby, Summer, Evelyn und Abigail alle in unserem Schlafsaal versammelt haben. Evelyn hält ihren Zauberstab an die Haare von Summer, die sich automatisch hochstecken. Ruby versucht, das rote Kleid von Abigail zuzuschnüren.
"Da bist du ja!", ruft Ruby, als ich die Tür lautstark hinter mir schließe. Sofort stürmt sie auf mich zu und lässt Abigails Kleid außer Acht. Sie nimmt mich am Ärmel meines Umhangs und rümpft im selben Moment die Nase. "Du solltest dringend mal unter die Dusche gehen.", meint sie und drückt mich in das Badezimmer. Als sie die Tür hinter mir zuknallt, verschränke ich empört die Arme vor der Brust. Ich stinke, also? Na super.
Wenig später, nachdem ich mich ausgiebig geduscht habe, hat sich ein warmer Dampf im Badezimmer gebildet. Ein Handtuch um mich gewickelt, stecke ich meinen Kopf durch die Tür. "Was soll ich anziehen?", frage ich und sofort liegen vier Augenpaare auf mir. Auf Summers Gesicht erscheint ein breites Grinsen und ich habe sogleich ein mulmiges Gefühl im Magen.
"Hier.", sagt Summer und hält einen grünen Stofffetzen ins Badezimmer. Die Tür schließt sie hinter sich. Als ich den Stofffetzen eingehend mustere, stelle ich fest, dass es gar keiner ist. Es ist ein Kleid, aber der Näher davon ist meiner Meinung nach kein Profi. Ich ziehe das Kleid an und schaue an mir herunter.
Es ist ein Kleid mit nur einem Träger. Bis zur Taille ist es eng und dann fällt es wallend an meinem Körper herunter. Meine erste Meinung muss ich zurücknehmen: Das Kleid sieht fabelhaft aus und ich kenne niemanden, der es besser hätte nähen können.
Ich räuspere mich, als ich in unseren Schlafsaal trete. "Wie findet ihr es?". Nach einer kurzen Stille meldet sich Evelyn zu Wort: "Wow.". Auch Abigail nickt. Ruby staunt: "Es steht dir wunderbar. Darf ich dir deine Haare flechten?". Sofort macht sie sich an meinen Haaren zu schaffen, aber ich kann sie in der letzten Sekunde davon überzeugen, dass ich meine Haare doch am liebsten offen tragen möchte.
Als wir die Treppe zum Schlafsaal runtergehen muss ich schmunzeln. Evelyn hat gesagt, die Farbe des Kleides würde gut mit meinen Augen harmonieren, Ruby hat darauf bestanden, dass das Grün einen fantastischen Kontrast zu meinen feuerroten Haaren bildet. Diese kleine Meinungsverschiedenheit ist am Ende in einer lautstarken Auseinandersetzung geendet und hat uns einige Minuten Zeit gekostet.
Die Musik hallt laut durch den Gemeinschaftsraum. In einer Ecke ist eine kleine Tanzfläche aufgebaut worden, auf der Abigail alleine tanzt. Ich gehe mit Ruby und Summer zum Buffet, denn weil wir vorhin noch unten am See waren, sind wir nicht zum Abendessen gegangen. Ein Glück, dass es hier etwas zum Essen gibt.
"Woher ist das alles?", frage ich Toby, der neben dem Buffet steht, erstaunt. "Aus der Küche.", sagt er nur und grinst. Ich will ihn gerade fragen, wie man dort hinkommt, als ich eine Stimme an meinem Ohr flüstern höre: "Du siehst wirklich wunderschön aus. Ich hatte also Recht.". Ich drehe mich um und sehe James und Albus. Dankbar lächele ich und gehe dann zusammen mit Ruby hinüber auf die Tanzfläche zu Abigail.
So vergehen die Stunden. Entweder ich tanze zusammen mit Ruby und Summer oder ich sitze erschöpft in einem Sessel am Kamin und starre ins Feuer oder hole mir etwas zu Essen. Irgendwann wird mir die Luft im Gemeinschaftsraum zu stickig und ich beschließe, ein wenig im Schloss spazieren zu gehen und es einfach zu riskieren, gefunden und dafür bestraft zu werden, weil schon Sperrstunde ist.
Die Fette Dame schreit mir empört hinterher, weil ich sie zu einer so späten Stunde geweckt habe, aber ich ignoriere ihre Rufe gekonnt. An jedem Fenster, an dem ich vorbeikomme, mache ich kurz Halt und schaue auf die Schlossgründe hinaus. Im Schloss ist es so still wie nie und es ist ein aufregendes Gefühl, zu wissen, dass man als einziger im Schloss ist, der noch nicht in seinem Bett oder im Gemeinschaftsraum ist.
Es ist weit nach Mitternacht, aber trotzdem bin ich so hellwach, wie schon lange nicht mehr. Von Zeit zu Zeit fühle ich mich mehr beobachtet und als ich irgendwann bemerke, dass es die Gemälde sind, die mir hinterherstarren, fange ich ein Gespräch mit ihnen an.
Wie gerne hätte ich jetzt Scorpius an meiner Seite. Mit ihm wäre alles so viel aufregender und es würde mehr Spaß machen. Wieso kann er mir nicht einfach sagen, was mit ihm los ist? Wir könnten uns endlich mal aussprechen. Im selben Moment, als ich den Entschluss fasse, Scorpius bald darauf anzusprechen, höre ich ein Geräusch und bleibe abrupt stehen. Hat mich doch jemand bemerkt?
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Hi,
es ist vielleicht ein sehr plötzliches Ende, das dieses Kapitel hat, aber ich musste an dieser Stelle unterbrechen, weil ich die Spannung ein bisschen halten will 🤔😉
Wie gefällt euch meine Story? Über ein kleines Feedback würde ich mich sehr freuen, ein paar Worte reichen mir 💞
Lasst doch gerne Votes und Kommentare da, ich würde mich sehr freuen 🙈
Zum Schluss möchte ich mich noch bei euch bedanken, für alles, was ihr getan habt: für die Reads, Votes oder die wundervollen Kommentare ✨
Danke!
Eure Vilureef
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