Chapter 9

Pov. Hanji

Mit einem Mal war ich wach. Mein Kopf schoss in die Höhe und ich öffnete meine Augen.

"Guten Morgen, Welt!" gähnte ich und streckte mich erst einmal. "Aber... Wo ist denn mein Levilein?" verwirrt sah ich mich um und schaute schnell unterm Bett nach. Man weiß ja nie...bei seiner Größe.

Nach einem kurzen Lachanfall stand ich auf und richtete meinen Pferdeschwanz. Eigentlich legte ich keinen großen Wert auf mein Aussehen, aber die langen, in alle Richtungen abstehenden Strähnen störten eben nicht nur Tussen, sondern auch eine geniale Wissenschaftlerin (wie mich) beim Arbeiten. Ein flüchtiger Blick auf die kleine Uhr an der Wand und ich musste feststellen, dass es erst 5:03 Uhr war. Das hieß dann dass ich leider aufpassen musste niemanden zu wecken.

Letztes Mal habe ich blöderweise ganz schön Ärger bekommen deswegen. Sowas wie: Schlaf sei wichtig für Soldaten. Dass ich nicht lache!

Also machte ich mich auf die Suche nach meinem kleinen Shorty und seinem zu großen Ego. Wahrscheinlich würde es eh nicht schwer werden ihn zu finden. Nachts, wenn er nicht schlafen konnte, ging er immer in die Kantine und machte sich Tee. Das wusste ich, weil ich den Tagesablauf von jedem einzelnen hier studiert hatte und ich war stolz darauf. So etwas musste man eben wissen, als Wissenschaftlerin. Wer weiß, vielleicht war ja einer von meinen Untergebenen heimlich ein Titanenwandler?

Nach der Sache mit Reiner und Bertholdt konnte man hier ja keinem mehr trauen! Abgesehen von Levi natürlich, auf den konnte man sich verlassen.

Traurig lächelte ich. Mein armer Shorty musste gerade ganz schön was durchmachen. Und wenn niemand etwas dagegen unternahm, dann würde es für ihn nur noch schlimmer werden. Ich würde ihm so gerne helfen, aber was könnte ich denn schon ausrichten? Erwin hatte im Moment sowieso schon wegen der vielen Toten Probleme mit der Regierung. Da kam ihm diese Zwangsheirat bestimmt gerade Recht. Trotzdem muss es für mein Levilein ein Schlag ins Gesicht gewesen sein, als er erfahren hat, dass sein treuer Freund das alles hinter seinem Rücken geplant hat.

Bevor ich die Tür zur Kantine öffnete strich ich noch einmal mein vom Schlaf zerknittertes Shirt glatt. Shorty sagte zwar nie etwas wenn ich es unordentlich ließ, aber ich war mir sicher, dass es ihn insgeheim störte. Die Tür war einen kleinen Spalt geöffnet und ich wunderte mich schon, warum mir (durch den Spalt hindurch) etwas Licht entgegenkam. Normalerweise würde er eine Kerze nie länger brennen lassen als benötigt.

Ich öffnete die Tür mit einem Ruck, doch für das was ich da sah, war ich nicht vorbereitet. Wobei ich mir ehrlich gesagt nicht sicher war, ob ich mich dafür überhaupt hätte vorbereiten können.

Auf dem Stuhl vor mir saß Levi. Und auf Levi saß (oder fast schon lag) Eren. Eren klammerte sich an Levi's Shirt als wäre er alles was ihm noch blieb in dieser Welt und Levi...ich hätte nicht gedacht, dass er so etwas jemals machen würde, aber Levi hielt Eren so fest in seinem Arm, als ob er ihn nie wieder loslassen wollte. Und bei Shorty konnte ich mir gut vorstellen, dass er das auch tun würde wenn er könnte.

Natürlich hielt er Eren nicht so fest, dass er gleich zerquetscht wurde, aber das wäre auch lustig gewesen.

Ich spürte wie sich in jeder Faser meines Körpers der Drang zu Schreien breitmachte. Und ich konnte nichts dagegen tun, als es schlussendlich passierte.

"...aaaaAAAAWW WIE SÜß!" schrie ich lauthals. Fast bereute ich es jetzt schon so einen Lärm gemacht zu haben, als Levis Augenbrauen schon im Halbschlaf genervt zuckten.

Als er seine Augen öffnete fiel sein Blick erst auf Eren. Er strich liebevoll die braunen Strähnchen aus Erens Gesicht und seine Gesichtszüge wurden weicher- und dann schaute er mich an. Ich habe seinen Todesblick schon öfter abbekommen, aber noch nie erschien er mir so bedrohlich wie in diesem Moment.

Hm, er muss ihn wirklich mögen.

"Verzieh dich, Hanj."

"..Soll ich dir nicht helfen, deinen Loverboy zurück in sein Bett zu bringen? Ich gehe mal nicht davon aus, dass du hier einschlafen wolltest. Mit Eren auf deinem Schoß. O. M. G. mit. Eren. auf. deinem. Schoß! Das muss man sich erst mal vorstellen!" Aufgeregt lief ich im Kreis. Sein Todesblick lag unangenehmerweise immer noch auf mir.

"Keine Sorge, Vierauge." zischte er "Ich kann ihn auch alleine tragen."

Mir war der leichte Rotschimmer auf seinen Wangen nicht entgangen. Wie könnte er auch? Bei Levis nahezu weißer Haut, konnte man jede noch so kleine Rötung sehen. Vor allem weil sie auch so unglaublich makellos war. Ich meine, man muss ihn sich mal mit knallroten Pickeln vorstellen.

Pffff!

"Alles klar. Ich verstehe schon, Shorty. Du willst ihn für dich alleine haben. Keine Sorge ich will ihn nicht. Warum bin ich da nicht schon früher draufgekommen? Ihr zwei seid das absolute Traumpaar! Ich muss noch eure Hochzeit planen! Und wie werden eure Kinder heißen? Oh mein Gott, stell dir mal einen kleinen Levi vor, der mich "Tante Hanji" nennt!"

"Jetzt sei doch endlich still, Hanji! Verdammt noch mal! Du weckst ihn noch auf!"


Vorsichtig stand er auf und versuchte Eren so sanft wie möglich zu drehen, damit er ihn besser tragen konnte.

...Natürlich im Brautstil...was auch sonst...

Ich glaube ich sterbe gleich.

Während Levi ihn also trug folgte ich ihm auf Schritt und Tritt. Eren murmelte die ganze Zeit Worte wie: Heichou, Captain und sogar Levi. Er sprach ihn also schon mit dem Vornamen an. Soso. Sehr interessant.

Kurz bevor wir Erens Zimmer erreichten, huschte ich an Levi vorbei und hielt ihm die Tür auf. Er nickte mir kurz zu und legte Eren behutsam in sein Bett; währenddessen wartete ich an der Tür auf ihn. Eren hatte sein eigenes, richtiges Zimmer bekommen, nachdem klar geworden war, dass er keine Bedrohung für die Menschheit war. Trotzdem wurde ihm zur Sicherheit ein Zimmer gegeben, dass sich unmittelbar in Levis Nähe befand. Trifft sich gut.

Gerade als Levi aufstehen wollte, griff Erens Hand nach ihm. Zuerst ins Leere, doch dann erwischte er einen von Shorty's Ärmeln.

"Geh nicht. Bitte. Bitte, bitte verlass mich nicht." nuschelte der Junge in seine Bettdecke und wälzte sich unruhig umher.

"Eren.." seufzte Levi und ich beschloss, dass es jetzt wohl besser Zeit war für mich zu gehen. Ich schloss die Tür und dachte einen kurzen Moment darüber nach den beiden ernsthaft etwas Privatsphäre zu geben. Allerdings wäre ich nicht Hanji wenn ich nicht lauschen würde. Und damit hatte ich mich auch schon überzeugt.

Mein Ohr fest an die Tür gepresst hörte ich Levis Stimme nur sehr gedämpft, aber ein paar Fetzen konnte ich verstehen.

Ich denke mal er sagte so etwas wie: "Ich werde dich nicht verlassen Eren, niemals." Süß.

Dann war es still. Verwirrt sah ich durch das Schlüsselloch, das glücklicherweise nicht von einem Schlüssel verstopft wurde.

Levi hatte sich gerade zu Eren heruntergebeugt und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Danach richtete er sich auf und wandte sich in Richtung Tür um zu gehen. Hektisch sprang ich auf und lehnte mich an der gegenüberliegenden Wand an. Hoffentlich merkte er nicht, dass ich ihm dabei zugesehen hatte. Ich wusste ja, wie sehr er es hasste, wenn andere ihn schwach sahen und ich war da leider keine Ausnahme.

Levi hatte die Tür mittlerweile wieder geschlossen und lief, mich ignorierend, in Richtung der Kantine um das Licht auszulöschen und die Tassen wegzuräumen. Ich folgte ihm und half ihm etwas, wobei ich wohl keine große Hilfe war. Wobei...größer als er ja schon. Lol.

Mittlerweile war es 5:30 Uhr. Das hieß, dass gleich alle aufstehen würden. Wir mussten uns also beeilen zu unseren Zimmern zu kommen, bevor hier die Hölle los war. Gerade als ich durch meine Tür schlüpfen wollte hielt Levi mich zurück.

"Wehe du erzählst irgendjemandem von heute Nacht. Weder von der Umarmung, noch von dem Anderen." fauchte er in mein Ohr.

"Welches Andere? Was meinst du?" Ich versuchte ihm so gut wie es ging klarzumachen, dass ich nicht wusste wovon er sprach.

Er wandte bereits sich ab, bereit zu gehen.

"Du weißt genau was ich meine. Ich weiß, dass du durchs Schlüsselloch gestarrt hast." Und mit einem enttäuschten Blick entließ er mich endlich.

Hm. Ich dachte ich wäre unauffällig genug gewesen.





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