Chapter 8

Pov. Levi

Als ich das nächste Mal aufwachte, lag ich in meinem Bett.
Ich blinzelte kurz und mein Blick fiel erst auf den Stuhl der neuerdings neben dem Bett stand und dann auf die darauf schlafende Hanji. Ihr Pferdeschwanz hatte sich gelockert und einige Strähnen hingen lose aus dem Zopf. Endlich sah sie aus wie die Verrückte die sie war.

Es war circa 1:00 Uhr morgens, das hieß ich hatte ungefähr 5 Stunden geschlafen. Es überraschte mich etwas so lange geschlafen zu haben. Dummerweise war es erst sehr früh nachts und ich musste bis zum Tagesanbruch noch weitere 5 Stunden warten.

Leise setzte ich mich auf und beobachtete Hanji ein wenig beim Schlafen. Selbst im Schlaf kicherte sie verrückt vor sich hin und ich musste schmunzeln.
Unruhig rutschte sie auf dem Stuhl hin und her und mir fiel auf, dass sie viel mehr über dem Stuhl hing als darauf zu sitzen. Vorsichtig, darauf bedacht sie nicht aus Versehen zu wecken, schälte ich mich aus der Bettdecke, die sie um mich gewickelt haben musste und stand auf.

Bevor ich den Raum verließ, beschloss ich aber Hanji sicherheitshalber auf mein Bett zu befördern. Wer weiß.. vielleicht würde sie sonst noch vom Stuhl fallen während ich nicht da war und so herzlos war ich dann auch wieder nicht.
Ich hatte etwas Angst sie würde aufwachen als ich sie hochhob, jedoch war diese Sorge unbegründet. Sie schlief wie ein Stein.

Nachdem ich dieses Problem beseitigt hatte, schlich ich aus meinem Schlafzimmer und durch das Büro. Der Flur war dunkel und sobald ich meine Tür hinter mir schloss, umgab mich Schwärze.
Einerseits mochte ich dieses Gefühl des völligen Alleinseins, andererseits erinnerte es mich an meine Zeit in der Unterwelt und daran wollte ich mich nicht wirklich zurückerinnern.

Leise lief ich durch die Gänge und in Richtung Kantine. Immer wenn ich nicht schlafen konnte, machte ich mir einen Kamillentee. Eigentlich bevorzugte ich Schwarztee, aber der würde mir nicht helfen wieder einzuschlafen, sondern mich eher wach halten.
Energielos setzte ich mich an den kleinen Tisch der sich hinter der Theke befand und unmittelbar neben dem Herd stand.
Müde stütze ich meinen Kopf auf meine Hand und schloss meine Augen während das aufgesetzte Wasser langsam warm wurde.

Allerdings riss ich sie schlagartig wieder auf, als ich Schritte hörte.
Es überraschte mich, denn um diese Uhrzeit lief eigentlich kein normaler Mensch mehr durch die Flure und als sich der Türgriff endlich bewegte blickte ich erwartungsvoll auf.
Doch die Situation wurde auf der Stelle unangenehm, als Erens Kopf auftauchte.
„Natürlich muss es Eren sein." nuschelte ich in mich hinein.

„Oh...ähm..guten Abend Heichou." nervös lächelte er mich an.
„Es ist mitten in der Nacht, du Trottel." genervt seufzte ich.
Soviel zum Thema Alleinsein.
„Was ist jetzt? Holst du dir etwas oder willst du dort Wurzeln schlagen?" blaffte ich.
„Ich..um..wollte mir einen Kamillentee machen.  Aber wie ich sehe, haben Sie das auch vor, also muss ich wohl warten bis Ihr Wasser heiß ist und ich mir neues aufsetzen kann."
Während er das sagte ließ er sich auf dem Stuhl am anderen Ende des Tisches nieder.
„Wie kommst du darauf dir einen Kamillentee zu machen?" Er hatte keine Kenntnisse was Teesorten anging und außer mir trank auch niemand Tee, also woher wusste er welcher gut war um besser zu schlafen?
Dass er nicht gut geschlafen hatte, war offensichtlich, denn ich war nicht mehr der einzige mit Augenringen und zerzausten Haaren (wobei seine deutlich schlimmer aussahen).

„Sie.. eh..haben mir mal gesagt dass diese Teesorte gut ist, um ruhiger zu werden und besser schlafen zu können. Und..na ja das habe ich mir eben gemerkt."
Seine Wangen färbten sich leicht rot.
Kurz dachte ich nach.
„Das war doch diese erste Nacht, nachdem du zum Aufklärungstrupp gekommen bist. Als du Alpträume hattest und die ganze Zeit geheult hast." sagte ich stumpf.
„Heichou!" rief Eren empört und ich wusste, dass ihm dieser Vorfall ganz schön peinlich war.
„Du hast mich die ganze Zeit ‚Mutter' genannt." Bei dem Gedanken musste ich unweigerlich kichern. (Gibt es ein deutsches Wort für „Chuckle"? Kichern klingt scheiße)

Eren allerdings wurde schlagartig still und ich bereute bereits das gesagt zu haben.
„Eren, ich-„
„Ist schon in Ordnung." Seine Stimme klang in dem Moment nicht wie sie klingen sollte. Seine klare Stimme, die sonst nur so von Emotionen strotzte, klang wie die einer Maschine. Erschreckt stellte ich fest...dass sie wie meine eigene klang.
Dann herrschte Stille.

„Eren es tut mir leid. Ich wollte dich nicht wieder an deine Mutter erinnern." sprach ich in der Absicht ihn zu trösten.
Ich bewirkte nur leider das genaue Gegenteil. Denn sobald die Worte meinen Mund verlassen hatten, verließ eine Träne seine zusammengepressten Augen. Und es folgten weitere.
Ich hatte es nur schlimmer gemacht.

In dem Moment hasste ich es, dass ich immer kalt und abweisend war.
Ich hasste es, dass ich nicht mit Gefühlen umgehen konnte.
Und ich konnte sie schon gar nicht in Worte fassen. Denn mit Worten konnte genauso viel anfangen wie mit Gefühlen. Also musste ich etwas tun um ihn davon zu überzeugen, dass es mir leid tat und „alles wieder gut" werden würde, wie man das eben meiner Meinung nach machte, wenn jemand traurig war.
Also stand ich auf und lief um den Tisch; zu Eren.
Er versteckte sein Gesicht in seinen Händen, sodass er gar nicht mitbekam wie ich mich ihm näherte.

Und dann umarmte ich ihn einfach. Ein weiteres Mal.
Doch dieses Mal war es gewollt.

Er zuckte leicht zusammen, als ich ihn in meine Arme schloss.
Dann hob er zögernd seinen Kopf und endlich hatte ich seine volle Aufmerksamkeit.
„Eren. Ich wollte dir nicht wehtun." flüsterte ich ihm beruhigend ins Ohr.
Sein Anblick brach mir das Herz.

„E-es tut mir leid Heichou. Dass ich Ihnen immer Probleme mache." stotterte er gebrochen und senkte seinen Blick erneut.
Fünfzehn Jahre alt und schon >>Die letzte Hoffnung der Menschheit<<.
„Es ist in Ordnung, Eren. Du hast nichts falsch gemacht, hörst du?"
Langsam schien er sich zu beruhigen, denn die herzzerreißenden Schluchzer wurden durch ein leises Hicksen ersetzt.

Ich strich in kreisförmigen Bewegungen über seinen bebenden Rücken und hörte erst dann damit auf, als ich vom Zischen des mittlerweile heiß gewordenen Wassers gestört wurde.
Mit schnellen Schritten lief ich zum Herd und nahm die Kanne von der Platte während ich darauf achtete mich nicht zu verbrennen.
Ich entschied mich, Eren den Tee zu überlassen und füllte das Wasser mitsamt Teebeutel in seine Tasse.

Den Tee stellte ich mit einem „Bitteschön" vor ihm ab.
Er brauchte mir nicht zu antworten. Sein dankbarer Ausdruck genügte.
Nach einigen Schlücken setzte er die Tasse wieder ab und sah zu mir herüber.
„Jetzt habe ich Heichou schon wieder mit meinen Belanglosigkeiten belästigt."
Ein trauriges Lächeln zierte sein Gesicht.
„Ich bin für dich da, Balg." Auch wenn der Satz nicht sehr ernst rüberkam, meinte ich es so. „Immer." flüsterte ich noch, aber ich war mir nicht sicher ob er es noch gehört hatte.
Abwesend strich ich ihm über die verwuschelten Haaren.
Ich spürte wie er sich endlich entspannte und müde wurde.
Seine strahlenden Augen wurden mehr und mehr von seinen schweren Augenlidern verdeckt und er schlief ein.
Ich musterte ihn noch eine ganze Weile.

Er sah aus wie ein Engel.
Mein Engel.

Hi...ja ich melde mich auch mal wieder ^^*
Ich habe so viel gutes Feedback bekommen, dass ich wieder richtig motiviert war.
Vielen Dank <3

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