Kapitel 17
In meinem Kopf hatte sich eine Idee eingenistet. Wunsch – Frieden – Wunsch – Frieden!
Ich musste eine Kombination aus beidem finden, aber auch noch eine dritte Komponente einbauen.
Belohnung!
Die Menschen, die die Früchte aßen, mussten sich Frieden wünschen, dieser Wunsch musste sie aber auch glücklich machen, Dopamin würde ausgeschüttet, das im limbischen System des menschlichen Gehirns für Freude, Motivation und Wohlbefinden sorgte.
Doch diesen Gedanken verwarf ich ganz schnell wieder, denn so wirkten Drogen. Das durfte ich auf keinen Fall in die Welt setzen. Mir wurde ganz bang über das, was ich da ausgedacht hatte.
Dieses Mal war ich kurz davor, alles hinzuschmeißen.
Wer war ich denn, dass ich mich so weit in die Freiheiten der Menschen einmischte?
Ein Jahr lang zog ich mich ganz von meinem Vorhaben zurück, unterließ die Expansionspläne, ließ nur noch begrenzt Früchte an Menschen verteilen, deren Aggressivität anderen unentwegt Leid zufügte.
Denn ganz verschließen konnte ich meine Augen auch nicht.
Vom Rest des Obstes presste ich Saft, den ich in Flaschen in meinem Keller lagerte und mit „Frieden" beschriftete.
Dann kehrten meine Gedanken wieder zu den Früchten zurück, die Wünsche erfüllten.
Einige Bäumchen davon hatte ich noch in meinem eigenen Garten.
Wünsche – Wünsche – Wünsche!
Alles in meinem Kopf drehte sich wieder einmal. Das war ja an sich nicht schlecht, aber es sollten immaterielle Wünsche sein.
Sie müssten dem Allgemeinwohl dienen.
Dann konnte ich ja noch einen kleinen anhängen, der für die Person selbst von Nutzen war. Das würde ich hinkriegen.
An diesem Punkt war ich angelangt, als die Windhose mich mitten aus meinen Forschungen holte.
Gott sei Dank war dieses Abenteuer schnell überstanden.
Und zu meinem persönlichen Glück dachte Marten danach gar nicht mehr daran, aus meinem bescheidenen Häuschen auszuziehen, so dass wir in unserem hohen Alter letztendlich doch noch ein Liebespaar geworden waren, und ich hatte einen Mitstreiter bei meinen Plänen gefunden.
Meine liebe Krähe Xasabra schien sich zu dieser Zeit auch verliebt zu haben, ein hübscher Krähenmann war immer in ihrer Nähe, lauschte ihrer gehobenen Sprache, schien schwer beeindruckt von ihrer Klugheit zu sein. Ich gönnte ihr das Glück von Herzen, vor allem, da ich wusste, dass Krähen ihr Leben lang zusammen blieben, wenn sie sich mal gefunden hatten.
Zudem wären ein paar süße Vogelbabys sicher eine willkommene Ablenkung von unseren Grübeleien.
Arosa reagierte anfangs sehr eifersüchtig auf den Krähenmann. Seit sie klein war, war Xasabra ihre beste Freundin. Aber nun provozierte sie verstärkt mit Gossensprache, was die kluge und verliebte Krähe sowohl durchschaute als auch kalt ließ.
Kurze Zeit später schlich dann allerdings ein wunderschöner, schneeweißer Kater um meine liebe Arosa. Ihre schwärmenden Blicke auf den Beau machten mir ein wenig Sorgen, denn Kater waren ja nicht gerade für ihre Treue bekannt. Da kam dann Martens Zauberkunst gerade recht. Der hübsche Vierbeiner bekam von ihm ein Spezialfutter serviert, wodurch er jedes Interesse an anderen Katzen verlor.
Die vier Tiere wurden ganz schnell ziemlich beste Freunde, waren auch oft bei der lieben Rosie zu Gast.
Aber zurück zu meiner und Martens Arbeit.
Er kannte eine Menge Wunsch-Zaubersprüche, wir saßen tagelang in der Hexenküche, die jetzt auch zu einer Zauberer-Küche geworden war.
Wir schafften es tatsächlich, eine Frucht zu kreieren, die den Menschen einen kleinen persönlichen Wunsch erfüllte, wenn sie einen großen für die Menschheit getan hatten.
Auch das sprach sich schnell rum. Manche Menschen sind ja durchaus intelligent, vor allem wenn es um ihren eigenen Vorteil geht.
Ihr fragt euch sicher, wie denn so etwas funktioniert?
Wie Marten und ich das steuern konnten?
Okay, alles kann ich natürlich nicht verraten – Betriebsgeheimnis sozusagen.
Aber eine besondere Art von Telepathie hat uns die Gedanken übertragen und wir haben dann entschieden, ob alle Bedingungen erfüllt sind.
Natürlich habe wir auch ordentlich Buch geführt, schließlich sind wir ja eine deutsche Hexe und ein deutscher Zauberer - da musste schon alles seine Ordnung haben.
Auch bei diesem Projekt hatten wir natürlich wieder großartige Unterstützung von seiten meiner Familie. Die machten das aber nicht ungern, denn dadurch konnten sie all die wunderbaren Länder Europas bereisen.
Wir führten ein Rotationssystem ein, dass alle mal ans Meer, in die Berge oder in die Mittelgebirge kamen.
Großstädte waren weniger beliebt, aber da gab es natürlich mehr Arbeit als an einem Strand im Süden.
Vielleicht sollte ich euch mal ein Beispiel geben, wie wir das so handhabten.
Also: Ein jungen Mann ging durch die Straßen seiner Stadt, sah einen Obdachlosen, der ihm leid tat, wünschte, er könnte helfen. Ein Streetworker kam, erklärte, er hätte einen Wohnplatz. Am Abend in seinem Bett wünschte sich der junge Mann, dass die Hübsche am Empfang der Firma, in der er arbeitete, endlich mal Notiz von ihm nahm.
Das konnten wir dann möglich machen.
Über solche „Zufälle" sprach man natürlich vermehrt im Freundeskreis, bald erkannten die ersten ein Muster, das sich rasch rumsprach – auch im Netz geteilt wurde.
Das System funktionierte wirklich ganz ordentlich. Voraussetzung war natürlich, dass der Wünschende vorher ein Frucht gegessen hatte, die Marten und ich gezüchtet hatten, und sie wirkte nur ein einziges Mal.
Dieser Zusammenhang offenbarte sich den Menschen eigentlich als letztes.
Doch dann passierte etwas, das wieder einmal die Bündelung aller Familienkräfte erforderte und uns erneut an unsere Grenzen brachte.
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