Chapter 1
Ab und zu denke ich an Ihn und kann meine Tränen dann nich zurück halten. Sie laufen mir dann ununterbrochen über die Wangen und lassen meine Augen erröten.
Du musst ihn loslassen!
Du hast mir nix zu sagen!
Konterte ich. Meine Innere Stimme war nervig. Immer diese beschissenen Ratschläge. Sie machte mir das Leben nur schwieriger. Sie verstand, wie alle anderen auch, nicht, dass es leichter gesagt ist, als getan. Es schmerzte. Mein Herz war in Scherben aufgelöst und wer versuchte es zusammen zu kleben, scheiterte. Dieser Unfall, der Anblick, die Beerdigung und ständischen Mitleids Sprüche hatten mich zu jemand anderes gemacht. Zu einem Stillen Mädchen, die weder lachte noch sprach.
Aber du kannst mir auch nicht verbieten zu sprechen!
Ich ignorierte sie und stöpselte mir einen Kopfhörer in mein rechtes Ohr. Ich schaltete die Musik ein und knallte sie auf das lauteste, was ging. Mein Kopf musste mal ausschalten und ich auch. Die Hausaufgaben konnten warten. Ich schnappte mir meine Jacke und lief raus in den kalten Schnee. Ich sog die kalte, frische Luft ein und ging los. Meine Hände vergrub ich in meinen Taschen und sah auf den Boden. Er war weiß und weich, wie Federn.
Du solltest zurück...
Warum?
Mama wartet!
Und?
Was, und?
Es ist mir doch egal, ob und wie lang sie auf mich wartet! Schließlich hat sie nicht mal auf die Diagnose von Papa gewartet!
...
Ach, jetzt fehlt dir die Sprache?!
Unmöglich, aber sie hatte recht. Ich stand von der Bank, auf der ich eine Zeit lang saß, auf und schloss den Rückweg ein.
»Wo warst du?« kam es direkt, als ich durch unsere Haustür spazierte.
Mich frei fühlen...
Meine Augen kullerten einmal im Kreis und ich schloss die Tür hinter mir. Sie stand mit einem Handtuch und einem Teller im Türrahmen der Küche. Ihr Blick war streng und mit Wut überseht. Sie hatte das Geschirr gespült, das tat sie immer um sich zu entspannen. Hinter ihr kam ihr Freund hervor und starrt mich bedrückt an. Meine Laune sank noch tiefer in den Abgrund und ich stieg die Treppenstufen hoch. Am Ende blieb ich stehen und hörte das schniefen meiner Mutter.
»Es wird alles gut! Du solltest es ihr erzählen.« das war die Stimme von Patrik, ihrem Freund. Ich wusste ohne nachzuschauen, dass sie weinend in seinen Armen lag. Ich habe keine Ahnung was sie dachten, wo ich gewesen war. Die letzten Stufen nahm ich zusammen und ging in mein Zimmer. Ich musste mich Ablenken und machte deswegen meine Hausaufgaben fertig.
Nach einer Weile klopfte es. »Kann ich mit dir reden?« Die Tür öffnete sich und eine Frau Mitte dreißig kam rein. Ihre Haare waren zu einem hohen, lockeren Zopf gebunden, was da braun durch die Lampe glitzern ließ.
Sie setzte sie auf die Kante meines Bettes und schaute bedrückt zu Boden, bevor sie mir fest entschlossen in die Augen schaute.
»Cindy...« startete sie einen Versuch, stoppte aber. »...ich...wir haben uns entschieden, dass wir umziehen. Nach Arizona.« Sie hatte wohl bemerkt, wie ich sie anstarrte und mir der Mund aufriss, weshalb sie sich vom Acker machte und durch die Tür verschwand.
Dann sag Papa wohl Auf Wiedersehen!
Mir schossen die Tränen in die Augen und ich zog meine Beine an meinen Körper und schling die Arme davor.
Kannst du nicht mal still sein!
Dann hast du aber niemanden mehr zum reden, denn, außer mit mir, redest du mit keinem.
Mein Kopf pochte und schmerzte. Die Erinnerung vom Unfall holte mich wieder ein.
Ich saß auf der Rückbank im Auto und er hatte die Musik laut gedreht. Wir lachten und sangen zusammen. Durch den Rückspiegel sah er mich an und im nächsten Moment drifteten wir zur Seite. Der Wagen, in dem wir saßen, überschlug sich mehrfach und ich hörte die Schreie meines Vaters und dann nur noch ein schrilles, dauerhaftes piepen. Im nächsten Wimpern schlag, waren Blut und Scherben zu sehen. Leute kamen auf uns zu gerannt und Papa war mit dem Kopf gegen das Lenkrad gelehnt. Dann Schloss ich sie für längere Zeit und die von meinem Vater blieben für immer zu.
Weitere Tränen kullerten mir die Wangen runter und vor Erschöpfung fiel ich in einen langen, Traum losen Schlaf.
Als ich wieder zu mir kam und mein Kopf schmerzte, ging ich in die Küche um mir Wasser zu holen. Ich zog mir Jacke und Schuhe über, bevor ich das Haus verließ und meinen Schlüssel einsteckte.
Die Straßen wahren leerer und die Straßenlaterne beschimmerten den Gehweg. Ich lief an den Bäumen, Bänken und der Weihnacht's Dekoration vorbei. Alles war geschmückt und in der Verne sah ich den großen, beleuchteten Tannenbaum stehen. Ich sah etwas Rotes auf der nächsten Bank und schaute, was dies war.
Rote Rosen in einer Tüte lagen auf den braunen Holzbrettern. Sie lagen dort so allein und nirgends waren Menschen zu sehen. Da ich zu Papa wollte, nahm ich sie mir oder währe das Diebstahl?
Nimm sie mit...
Auf deine Verantwortung!
Der Weg war nicht mehr weit und ich bog rechts zum Friedhof ab. Häckern, Blumen und Grabsteine bedeckten die verbuddelten Menschen. Ab und an kam ich auch an brennenden Kerzen vorbei. Sie schimmerten die Dunkelheit weg und beleuchteten die Gräber. Ich blieb stehen. Ein paar Steine weiter war der Eingravierte Stein meines Vaters zu sehen. Da ich oft herkam wusste ich genau wo dieser war. Sein Grab war mit kleinen Schneeflocken bedeckt und ein weißer Engel beschützte ihn von hier oben. Oder unten. Ich war mir sicher, er würde zu meinem Engel werden und mich vom Himmel aus beschützten und mich auf den Richtigen weg in die Zukunft begleiten. Aber ich hatte den Weg in die Vergangenheit gewählt. Los lassen war nicht einfach. Ganz und gar nicht! Und erst recht nich, von meinen Vater. Er war sowas, wie... ein Freund oder ein Beschützer. Das Band was uns zusammen hielt war unendlich lang und härter, als die Welt selbst.
Wir hatten uns mit einem Indianer Schwur versprochen, dass wir zusammen bleiben, aber er hatte ihn gebrochen. Unser Versprechen...
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