Langweile in der Schule
Kapitel 1
Moonshine
Heute
Es taute nur langsam und trotz des bevorstehenden Osterfestes der Menschen, das den Beginn den Frühling ankündigte, kamen in Shiny definitiv keine Frühlingsgefühle auf. Weder jetzt noch irgendwann. Mit einem herzhaften Gähnen kämpfte sie sich vom Stuhl hoch und begegnete sofort den missbilligenden Blick ihres Lehrers, der sich wohl nur nicht gewagt hatte sie zu tadeln, weil sie war, wer sie nun einmal war. Moonshine Rain, eine Gastaltwandlerin und eine von gerade einmal vier weiteren Neuzugängen an der Black-Water Highschool die sich furchtbar langweilten. Nicht weil sie es tatsächlich uninteressant fanden, was im Unterricht behandelt wurde, sondern weil sie das alles schon gehabt hatten. Die Kinder des Rudels waren den Lehrplänen von den Menschen meilenweit voraus. Sie hatten vorher quasi privat Unterricht erhalten und ihr ehemaliger Lehrer Damien, war ein begnadeter Erklärer gewesen, der jedes Fehlverhalten sofort bestraft hätte. Sein Wolf war nicht sehr dominant, aber in seiner Position als Lehrer hatte ihm nie irgendwer widersprochen. Nie. Disziplin war wichtig in einem Rudel. Wäre Shiny in seinem Unterricht eingeschlafen, hätte er sie an den Ohren hochgezogen und hundert Runden um das Schulgebäude rennen lassen, bevor er sie an Jason verpetzt hätte, der sie nach dem Unterricht über den härteten Parkkur gejagt hätte, den sie hatten. Und zwar, solange bis selbst ihr als Wölfin die Lungen gebrannt hätte und sie es noch zwei Tage lang in ihren Muskeln gespürt hätte.
Hier aber? Tja? In einer normalen menschlichen Highschool bekam man von den Lehrern als Wolf nur einen bösen Blick zugeworfen. Was gut war, denn so konnte sie den Schlaf nachholen, die es ihr gekostet hatte, schmachtend die ganze Nacht vor dem Fenster zu sitzen, wie eine kitschige Romanheldin und auf einen Mann zu warten, der nicht kommen würde. Doch das würde sie niemals zugeben. NIEMALS! Ihr reichte es noch heute damit aufgezogen zu werden, wie sie ein verfluchtes Häschen damals aus der Wolfsbar gerannt war, als sie als frisch erwachsen gewordene entdeckte, das Jason sie sah und ... riechen konnte, wer sie war. Von ihrer Feigheit die Monate zuvor gar zu schweigen.
Der Unterricht endete und die Schüler verließen geradezu fluchtartig das Klassenzimmer, während Moonshine einfach sitzen blieb und die Stille genoss. Vielleicht könnte sie die Pause ja noch für ein Nickerchen nutzen. Nur kurz die Augen schließen und...
„Happy Birthday, oh du mein Mondschein." kicherte Luis und hielt ihr einen Cupcake vor die Nase, den sie ganz sicher nicht essen würde, denn das Wachs der einzelnen Kerze darauf hatte sich längst mit dem Kuchenstück vermengt. Wann war er hier hereingekommen? Wie lange stand er jetzt schon vor ihrem Pult und wie lange schleppte, ihr Rudelgefährte die schon brennend durch das Schulhaus?
„Zwei dinge, Louis: erstens: offenes Feuer ist hier verboten und zweitens: Das ist nicht dein Kurs, als zisch ab!" fauchte sie ihrem Rudermitglied zu, der sie breit und wölfisch angrinste. Ein Wunder dass er das konnte, so demoliert wie er immer noch aussah. Sie hatte ihm gestern beim Training ein blaues Auge verpasst und fast sein Jochbein gebrochen. Aber er grinste noch. Er grinste immer. Sein Wolf war ein verdammter Clown!
„Becca und Peeter haben kaum getraut dich anzusprechen heute Morgen und du hast dich geweigert bei Jason mitzufahren, da dachte ich, dass ich dir eine Freude machen sollte." schmollte er und schob eine demolierte Unterlippe nach vorne und wieder stöhnte Shiny nur, nahm ihm dann den Cupcake ab und blies die Kerze aus.
„Danke. Sehr nett von dir, aber den ess' ich nicht, da ist wachs drauf!"
„Ach da kann man doch..."
„Hey! Junior! Der Pausenraum für die unteren Jahrgänge woanders!" blaffte plötzlich jemand von hinten und als Shiny diese unerwünschte Stimme erkannte, fragte sie sich wirklich wie viel Pech sie heute noch haben konnte. Sie hatte doch Geburtstag, sollte sie da nicht Glück haben oder so?
„Das hier ist gar kein Pausenraum, du Superhirn, das ist ein Kurszimmer!" gab Louis nur scharf zurück und Shiny kicherte bei den Anblick, wie Chat Histings rot im Gesicht wurde.
Der große und kräftige, Klischee Football-Star der Back-Water Highschool war genauso wie die meisten Teenie filme seine Klischee-Rolle beschrieben. Er war Sportler, dadurch beliebt und überheblich und vor allem: Er war es gewohnt das Leute, die aussahen wie Louis vor ihm kuschten. Doch Louis sah nur auf den ersten Blick wie ein schlaksigerer, unbeholfener Nerd aus. Er war ein Wolf und ein dominanter noch dazu. Er würde sich in einer Million Jahren nicht von einem Menschen einschüchtern lassen, dazu gab es auch kein Grund. Louis mag leichter sein, als Chat aber er war dennoch stärker, er war eben ein Wolf.
„Wie war das?", fragte Chat und Shiny brachte die Reaktion dann doch noch zum Lachen
„Macht mal halblang, Jungs. Chat, das ist Louis aus meinem Rudel, ist mit dem Halbjahr auf die Highschool gewechselt, weil er die letzten sechs Monate der Mittelstufe überspringen durfte. Also sei nicht ganz so arschig!"
„Der ist ein Werwolf?", fragte Chat verblüfft und Louis Nasenflügel bebten wütend. Die Bezeichnung Werwolf war eine rassistische Anrede, die aus einer Zeit stammte, als man auf Gestaltwandler noch jagt, gemacht hatte und ihnen absprach auch nur im Ansatz so etwas wie menschlich zu sein.
„Ja, ich bin ein Werwolf und du bist der angezogener Affe, den ich beim nächsten Vollmond holen komme!" gab Louis zurück und Shiny stieß ein warnendes Knurren aus, was sofort dazu führte, das Luis den Kopf senkte und ihr den Hals präsentierte. Sie machte nicht oft von ihrem Status als geborener Beta Gebrauch, aber sie konnte nicht zulassen, dass Chat wegen dieser Drohung einen großen Wirbel machte, egal wie sehr er es verdient hatte. Doch von alldem merkte Chat nichts, ließ seine Schultern kreisen und strahlte dann Shiny mit dieses Zahnpastalächeln an, mit dem er sie schon seit Monaten belagerte.
„Wie auch immer. Ich hab gehört, du hast heute Geburtstag, Moonshine. Wie wäre es, wenn ich dich zum Essen einlade?" fragte Chat und wie immer lächelte Shiny nur süß und schüttelte den Kopf.
„Nein Chat, tut mir leid."
„Wieso? Ist es dir peinlich mit einem Menschen auszugehen?", fragte er nun ziemlich angesäuert. War es für den Kerl etwa so abwegig, das ein Mädchen nicht mit ihm ausgehen wollte, dass er sie deshalb für eine rassistische Schlampe halten musste, wenn es doch mal eine tat?
„Nein Chat. Ich habe nichts gegen Menschen, aber ich bin vergeben. Tut mir leid." sagte sie ihm und dann sah er kurz zu Louis und dieser knurrte ebenfalls leise.
„Nicht mit mir, Affenbirne!"stellte er klar, das musste er klarstellen, denn sein Wolf wollte keine Gerüchte riskieren, die den tatsächlichen Beta des Rudels gegen ihn aufbringen würden. Unabhängig davon ob Jason tatsächlich wegen solcher Gerüchte eifersüchtig werden würde oder nicht. Shiny bezweifelte das nämlich stark. Jason war nie eifersüchtig. Seine Desinteresse an Shiny war fast schon beleidigend.
„Ich dachte, ihr Wölfe habt es erst später mit Beziehungen und so?", fragte er verwirrt und normalerweise stimmte das auch. Die Wölfe waren weder so verklemmt wie die Menschen, noch spielten sie große Gefühle vor, wenn sie jung waren. Das kam erst später und wenn ein Wolf dann Ernst machte, meinte er es auch wirklich so, nicht wie die sprunghaften Menschen. Man paarte sich fürs leben und manche Partnerschaft wurde vom Schicksal geleitet. Wie ihre mit Jason. Sie war seine Luna, doch umso mehr Zeit verging, umso sicherer war sich Shiny, dass das Schicksal dieses Mal wohl einen Fehler gemacht hatte. Denn er liebte sie nicht, wollte sie nicht einmal. Das hatte er nie und daran würde auch das Schicksal wohl nichts ändern können.
„Okay. Wie wäre es dann nur mit ein bisschen Spaß?" fragte Chat, in der Annahme, dass eine Beziehung ja nicht unbedingt bedeutete, treu sein zu müssen. Diesmal knurrte Shiny so laut, dass sogar sein menschliches Gehör es wahrnahm und sie konnte von hier aus sehen wie sich eine Gänsehaut auf den Unterarm des Footballspielers ausbreitete.
Eine natürliche Reaktion einer jeden beute, gegenüber einem Jäger.
„Wenn wir in Beziehungen sind, sind wir treu, und zwar bis in den Tod und das alleine anzudeuten ist eine offene Herausforderung, Chat. Willst du mich herausfordern?" fragte Moonshine mit einer strenge in der Stimme, die sie sich von Konstantin abgeschaut hatte. Damit brachte man jeden Wolf dazu sich auf den Rücken zu schmeißen und den empfindlichen Bauch zu präsentieren. Und er funktionierte ebenfalls bei Menschen ganz gut.
Chat hob schnell die Hände, als Zeichen seiner Kapitulation und schüttelte den Kopf.
„Gott nein. Sorry, Chill bitte. Ich bin ja schon weg, wollte dir nur alles Gute wünschen."
„Dankeschön", sagte sie und deutete mit einer Kopfbewegung an, dass er entlassen war. So herrschaftlich, wie es eine Königin oder eben eine wütende Beta machen würde. Er verkrümelte sich auch artig und Moonshine war sicher, dass er nach ein paar Schritten nicht mal wusste, warum er sich o hat einfach wegschicken lassen. Menschen folgten ihren Instinkten, aber eher unbewusst.
Luis stieß einen Pfiff durch die Zähne aus und sah sie anerkennend an.
„Heilige Mondgöttin, das hast du echt drauf. Was ist jetzt mit den Cupcake?" fragte er und Shiny grinste ihn an.
„Wenn du den Wachs ab puhlst, nehme ich ein Stück", sagte sie und Louis nickte bevor er begann das Wach aus dem Teig zu bröseln und dann mit einem Bissen, die Hälfte des Gebäcks verschlang. Wölfe waren ziemlich gute Esser und teilten Mahlzeiten nur sehr ungern, selbst mit Rudelmitgliedern, besonders wenn genug für alle da war, sie teilten, nur wenn die Nahrung knapp wurde. Was auf die meiste irrational erschien, aber es war ein Zeichen dafür, das das Rudel in der Not zusammenrückte und sich Zank und Zwist für gute Zeiten aufsparte etwas angeboten zu bekommen war somit eine Geste des Respekts und der Anerkennung der übergeordneten Stellung, die nur der Alpha und sein beta innehatten. Shiny bekam allerdings immer öfter etwas ab, ob der Rest einen Trinkbecher war, oder etwas von dem Rest auf einen Teller, den man extra für sie übrig ließ.
Beta: noch nicht
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