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Kapitel 18
Moonshine
Shiny versuchte ehrlich so schnell wie möglich aus der Praxis herauszukommen, leider war sich der Arzt und seine Helferin nicht einig, wie sie diesen Schein zur Bestätigung ihrer Jungfräulichkeit ausstellen sollten. Sie hatten sich gemeinsam schockiert über die Suspension einer jungen Frau gezeigt, nur weil sie sexuell aktiv sein sollte und waren bestrebt zu helfen, aber leider gab es keinen fertigen Bogen dafür, den man einfach hatte ausfüllen können. So etwas war dem Arzt noch nie untergekommen. Und so hatte das alles länger gedauert als gedacht.
„So, das sollte genügen, um die Behörden zufrieden zustellen", meinte die Arzthelferin lächelnd und reichte Shiny das Papier mit einem Stempel, einer Unterschrift und hoffentlich allen anderen was möglich war.
„Wir haben eine Kopie in unseren eigenen Akten, falls die Form nicht ausreicht, damit kannst du jetzt erst mal gehen. Aber bitte ruf deinen Vater noch an, der hat sich nämlich gemeldet und nach deinen Wohlbefinden erkundigt", hing die Frau freundlicherweise noch heran und das war der Moment, in dem Shiny ahnte, dass Jason noch länger würde warten müssen.
Ihr Vater?
Soweit Shiny wusste, war ihr Vater nach der Spaltung des Rudels dem Wahnsinn verfallen, nachdem er erst seine Kinder und dann kurz darauf seine Mutter verloren hatte, die die Trennung zu ihren Welpen schlicht nicht überlebt hatte. Sie hatte ihren Vater also seit über zehn Jahren nicht gesehen und würde lügen, wenn sie behauptete, sie könne, sich an ihn überhaupt noch richtig an ihn erinnern. Sie sollte es eigentlich, war dafür alt genug gewesen, aber irgendwie war da einfach nichts. Der Schock der Trennung hatte ihren Gestaltwandlerverstand nicht gutgetan.
„Mein Vater?", fragte sie deswegen direkt und die Frau blinzelte kurz verwirrt.
„Ähm ja. Es hat ein Mann angerufen, der meinte er sei Ihr Vater und er wollte wissen, wie lange es noch dauerte, weil er sich Sorgen macht. Väter sind manchmal so, wenn es um ihre Töchter geht, das sollte Sie nicht beunruhigen." Aber es beunruhigte Shiny enorm, denn egal wer das da am Telefon gewesen war, ihr Vater war es mit Sicherheit nicht.
Was zum Teufel wurde hier gespielt? Von ihrem rasenden Herzen aber ließ sie sich erst einmal nicht beunruhigen, diese Menschen konnten nichts dafür, dass sie scheinbar an der Nase herumgeführt wurden und Shiny wollte die Frau vor sich wirklich nicht beunruhigen. Nicht nachdem sie und der Arzt so bemüht gewesen waren, ihr zu helfen.
„Haben sie sich zufällig die Nummer notiert? Ich konnte ihm nicht Bescheid sagen, weil ich mein Handy vergessen habe und seine Nummer nicht aus dem Kopf weiß." sagte sie und lächelte ganz so als wäre alles in bester Ordnung
„Oh, natürlich. Ich glaube auf der Straße ist noch ein altes Münztelefon, da können Sie anrufen. Ich such Ihnen die Nummer aus der Anruferliste heraus. Einen Moment", meinte sie, lehnte sich zu ihrem digital Telefon herunter und schrieb eine Nummer auf einen Zettel.
„Vielen Dank. Klang er sehr besorgt? Nur damit weiß, was mich gleich erwartet?", fragte Shiny vorsichtig weiter, um so viel wie möglich von diesem Anrufer herauszubekommen.
„Ähm nein, eigentlich nicht. Er wusste nur nicht, bei welchen Arzt Sie gerade sind und hat deswegen lediglich gefragt. Mehr konnten wir ihm nicht sagen, da Sie achtzehn sind und wir unterliegen damit der ärztlichen Schweigepflicht", fügte sie freundlich an und Shiny nickte verstehend und verabschiedete sich freundlich.
So ein verdammter Mist. Wer war dieser Anrufer gewesen? Einer von Abigails Miniions, die sie damit beauftragt hat, alles abzutelefonieren um herauszufinden, ob Shiny ihre Drohung wahr machte? Ahnte sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte? Und wenn ja, spielte es eine Rolle? Sie würde verlieren, so einfach war das. Ob sie das jetzt oder später erfuhr war eigentlich egal, aber dennoch war Shinys Wölfin beunruhigt.
Als Moonshine aus der Tür zur Arztpraxis trat und dabei zusah, wie Jason sich mit niemanden geringeren als Carlos Mils unterhielt, überschlugen sich ihre Gedanken zu all dem, was ihr heute passiert war.
Oh, dieser Scheißkerl! Sie ahnte was hier eigentlich vor sich ging.
Das hier war keine schlichte Racheaktion von einer verschmähten Zicke, die dabei rein zufällig ihre eigene Position der Notverwaltung riskierte. Abigails kleine Schikane gegenüber Shiny und dem Rudel im allgemeinen, konnte nämlich auch nach hinten losgehen. Abigail wäre wahnsinnig ihre Stellung mit so etwas zu riskieren, es sei den sie hatte keine andere Wahl. Weil sie selbst gezwungen wurde. Es wäre auch zu einfach gewesen, wenn es sich hier um private Rache gehandelt hätte, dieses Spielchen mit dem Flyer war zu aufwendig dafür. Was hatte Lauras Vater also vor?
„Oh, der Teufel persönlich. Ist diese ganze Scheiße auf ihren Mist gewachsen? William hatte gute Kontakte zu Abigail und ich würde meine Haarfarbe darauf verwetten, dass sie diese Kontakte übernommen haben. Ist es so?", entgegnete sie dem Kerl direkt, den sie für das alles verantwortlich machte.
Carlos Mils sah sie an, das Lächeln auf seinen Lippen schmolz dahin und kurz blitzte Wut über ihren Vorwurf in ihm auf, was er aber schnell wieder herunterschluckte und dann einen herablassenden Ton von sich gab.
„Entschuldigen Sie, junge Dame. Aber ich bin nicht hier, um mir Respektlosigkeiten bieten zu lassen. Was fällt Ihnen also ein?" fragte er und reagierte damit genau so, wie jeder ältere Mann auf sie reagieren würde. Ganz so, als wäre sie nur irgendeine beliebige junge Frau mit bunten Haaren und einer zu großen Klappe. Aber das Schauspiel konnte er sich sonst wo hinstrecken. Carlos wusste genau, wer sie war und was sie hier zu suchen hatte, er wollte sich nur nicht in die Karten blicken lassen. Also schnaufte Shiny nur abfällig.
„Ich weiß nicht genau, was Sie vorhaben, aber das alles wird Ihnen nichts bringen. Weder ich, noch Laura, noch irgendwer sonst, der auch nur ein bisschen bei klarem Verstand ist, wird Ihnen die Rolle als Opfer einer Intrige abkaufen. Ich weiß nicht, was es Ihnen bringt das Rudel in Verruf zu bringen, aber es wird nicht klappen. Ich lasse mich nicht einschüchtern!", verkündete Moonshine stolz und Carlos Mils erdolchte sie fast mit seinen kalten, blauen Augen, die, obwohl sie exakt die gleichen wahren, die auch seine Tochter Laura hatte, dennoch nicht unterschiedlicher hätten sein konnten. Lauras waren immer warm und herzlich, trotz der eisigen Farbe, aber Carlos...seine waren einfach nur hasserfüllt und kalt.
„Ich weiß nicht, was Sie wollen und ich bin auch nicht ihretwegen hier, junge Dame. Ich habe nur einen Bekannten begrüßt", erwiderte Carlos und wandte sich an Jason, der sich ein leises Knurren nicht verkneifen konnte. Das war alles, was Carlos noch als Bestätigung brauchte, um einzusehen, dass er so nicht weiterkam.
Er drückte einen breiten Umschlag zurück an seine Brust, lächelte Jason zu und verabschiedete sich in aller Freundlichkeit. Doch bevor er das tun konnte, zog Shiny ihr Handy aus ihrem Rucksack, wählte schnell die Nummer auf dem Zettel, die die Arzthelferin ihr gegeben hatte und war nicht überrascht, als es in Carlos Tasche laut anfing zu klingeln.
Er blieb stehen und holte sein Mobiltelefon aus der Tasche und sah dann von seinem Display zu Shiny, dann wieder zu seinem Telefon.
„Sie sind nicht halb so clever wie Sie glauben, Mr Mils. Nur erheblich skrupelloser als wir angenommen haben." rief Shiny ihm hinterher, beendete den Anruf und ließ ihn dann mit wütenden Schritten davon spazieren, wobei ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht erschien, das ihr dann doch etwas von dem Siegesgefühl nahm.
Beta: noch nicht
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