Ende der Auszeit

Kapitel 41

Jason

"KONSTANTIN!" schallte Lauras Stimme durch die kleine Hütte und direkt in den kleinen Anbau hinein, der Konstantin als Büro und Besprechungszimmer diente. Nach dem Telefonat mit Shiny gestern, hatte Jason mit seinen Alpha reden. Er wollte wissen, was seine Luna dort im Gemeindezentrum zu erwarten hatte.

Für seinen Wolf war es noch immer sehr unangenehm, sie nicht bei sich zu behalten und der Drang, jedes Sicherheitsrisiko auszuschließen, galt auch für die Sicherheit seines Alphas. Am liebsten wäre Jason ebenfalls mit in die Stadt gegangen, aber das Rudel Protokoll sah etwas anderes vor. Wenn der Alpha das Gelände verließ, war es Jasons Pflicht als Beta hier zu bleiben und für die Sicherheit aller anderen Wölfen zu sorgen. Es war schon katastrophal, dass Konstantin Shiny mitnehmen musste, die trotz Jasons Stellung definitiv die Führung des Rudels übernehmen würde, wenn ihm etwas passierte. Egal, wie unwahrscheinlich das alles war. Es war eine reine Sicherheitsmaßnahme, nichts deutete darauf hin, dass Konstantin oder Shiny Gefahr drohen könnte.

Doch all diese Überlegungen endeten, als Laura aus voller Stimme durch ihr Zuhause nach ihrem Gefährten rief. Was angesichts Konstantins empfindlichen Gehörs absolut unnötig schien. Dennoch erhob sich Konstantin augenblicklich von seinem Schreibtischstuhl und war bereits an der Tür, als Laura die Tür zum Büro aufdrückte.

"Laura? Was..."

"MEHR ALS EINES? WANN HATTEST DU VOR MIR DAS MITZUTEILEN?" fragte Laura vollkommen aufgebracht und Jason konnte regelrecht sehen wie Konstantin innerlich zusammen zuckte und sein Wolf schuldbewusst den Schwanz einzog. Alpha, hin oder her. Laura war Konstantins Gefährtin und Luna. Sie zu erzürnen, war definitiv nie der Wille des Alphas gewesen.

"Ich wollte dich nicht aufregen. Du hast dich gerade erst eingewöhnt und bist so schnell schwanger geworden. Zudem wissen wir es nicht mit Sicherheit", versuchte Konstantin sie wieder friedlich zu stimmen und rieb Laura mit beiden Händen beruhigend über die Oberarme. Etwas, das die kleine Blondine allerdings nur dazu brachte selbst zu knurren wie eine Wölfin. Sie hatte sich definitiv in dem Rudel eingelebt.

Es war immer wieder erstaunlich wie gut sich die Menschen in Gestaltwandler Rudel eingliederten und dabei sogar wölfischen Verhaltensweisen annahmen.

Jason erkannte an diesem Verhalten sein Stichwort. Er würde dem Alphapaar die Privatsphäre geben, das unter sich zu klären.

"Ich warte bei Shiny draußen" sagte er, erhob sich bedächtig vom Stuhl und war gerade versucht sich an seinen Alpha und dessen Gefährtin vorbeizubringen als Laura ihn mit ihren eisblauen Augen regelrecht aufgespießt.

"Du hättest es mir auch nicht gesagt, du Schuft! Ich musste es von Shiny erfahren!" Oh weh, er hatte definitiv nicht vor, da mit hineingezogen zu werden und zwang sich zu einem möglichst unschuldigen Lächeln, bevor er den Kopf einzog und schnell an sie vorbeischlüpfte.

Ein Außenstehender hätte die Szene wohl amüsant gefunden, wie zwei riesige Wölfe von einer zarten, fast Elfengleichen Frau wie Laura kuschten, als wäre sie ein Grizzlybär, aber Lauras Charakter war definitiv der eines Hais und sie hatte sich noch nie von irgendwem einschüchtern lassen.

"Bitte Laura, beruhig dich erstmal. Setz dich hin und leg die Füße hoch. Wir klären alles in Ruhe, in Ordnung?" versuchte Konstantin kompromissbereit auf seine schwangere Gefährtin einzureden und Jason nutzt die Gelegenheit, um sich aus der Hütte zu flüchten. Laura konnte ziemlich furchteinflößend sein, wenn sie es wollte und jetzt wo sie schwanger war, würde ihr Temperament auch noch zunehmen.

Als die kühle Tagesluft seine Lungen fühlte, atmete Jason tief ein, um die Erleichterung sacken zu lassen, diesem Konflikt entkommen zu sein. Doch kaum war er draußen, begegnete er Shinys schadenfrohes Grinsen, das seinen Wolf dazu brachte, sie sich über die Schulter werfen zu wollen, um ihr in einer abgelegenen Gegend im Wald den Hintern zu versohlen.

Sie mochte sich für ihr Alter sehr reif benehmen, aber ab und an kam dieser Teenager in ihr hervor, der es liebte Chaos anzurichten. Allerdings nie in böser Absicht. Sie wusste, dass Laura und Konstantin kurz diskutieren und sich dann schnell wieder versöhnen würden.

"Du hast es ihr gesagt!", meinte er schlicht und sie grinste noch breiter, während Daniel auf ihrem Schoß saß und mit beiden Händen versuchte das Glas zu halten aus dem er mit großen Schlucken trank. Shiny zuckte mit den Schultern.

"Natürlich. Ich weiß nicht, was ihr Männer euch immer dabei denkt uns Frauen Dinge zu verheimlichen, die wir definitiv wissen sollten", entgegnete sie selbstbewusst und Jason seufzte ein wenig,

"Wir wollen..."

"Uns beschützen. Ja, ja, blah, blah", unterbrach sie ihn und ließ den Dreijährigen von ihrem Schoß rutschen, als dieser sich aus ihrem Griff wandte und begann sich wieder in einen Wolf zu verwandeln.

Dabei glitt ihm das Glas aus der Hand und Jason griff danach. Doch Shiny war schneller. Sie fischte es so beiläufig aus der Luft, dass sein Wolf nicht anders konnte, als beeindruckt zu sein. Ihre Reaktionsfähigkeit übertraf die eines normalen Wolfes bei weitem. Es waren die Fähigkeiten eines Alphas. Wenn jemand keinen Schutz von Jason brauchte, dann war es wohl Shiny.

"Ich werde es mir merken", sagte er und Shiny nickte lediglich und sah, wie er selber, dabei zu, wie Daniel in Wolfsgestalt wieder toben ging.

"Du bleibst hier?" fragte sie und Jason nickte.

"Der Alpha geht, als Beta ist es meine Aufgabe beim Rudel zu bleiben", das wusste sie natürlich, aber sie war dennoch der Überzeugung gewesen, dass er sie in die Stadt begleiten wollte.

"Wie hat Konstantin es aufgenommen?"

"Lauras kleinen Ausbruch oder dass ich weiterhin sein Beta bleibe?" fragte er grinsend und Shiny erhob sich von ihrem Platz.

„Letzteres", erwiderte sie grinsend und lehnte sich an ihn. Jason versenkte seine Nase in ihrem Haar und hauchte ihr einen Kuss auf den Scheitel, während der Lärm der Kinder seinen Wolf zufrieden stimmte.

Eine Schar Welpen, das war alles, was er sich noch für seine persönliche Zukunft erhoffte, doch er ahnte, dass Shiny dafür wohl noch nicht bereit war. Sie war erst achtzehn und als dominante Wölfin würde er auf Nachwuchs noch gut und gerne fünf Jahre warten müssen. Mindestens.

"Er war froh, dass wir uns geeinigt haben, aber ich glaube nicht, dass er sich da eingemischt hätte. Solange der Posten ausgefüllt ist und wir unseren Job machen, würde er es uns überlassen", meinte er und spürte wie Shiny an seiner Brust nickte. Dann aber stieß sie sich plötzlich von ihm ab.

"Mat!" rief sie von der Veranda herunter und erst jetzt bemerkte Jason, dass der kleine Welpe wieder einmal Carly angeknurrt hatte. Diesmal wohl, weil er eifersüchtig war, dass sie sich mit seinem Bruder beschäftigte, der in Wolfsgestalt, um die achtjährige herum wuselte und spielen wollte. Jason hatte das bei seiner Ankunft hier schon einmal erlebt und mit seinem feinen Gehör auch wahrgenommen, dass Shiny ihn erst vor kurzen erneut ermahnt hatte.

Mat aber wollte sich nicht beruhigen und hörte nicht auf Shiny. Er knurrte weiter, doch noch bevor sich Shiny oder Jason bewegen konnten, drehte sich Carly zu Mat um und stieß ihn mit beiden Händen gegen die Brust.

"Knur mich nicht an!" forderte das Menschenmädchen lautstark und schien alles andere als verschreckt von dem Verhalten ihres Freundes zu sein. Mat gehorchte, schien aber dennoch beleidigt und trottete davon.

"Mat? Noch einmal und ich geb dich bei deiner Mutter ab, wo du den Rest des Tages in deinem Zimmer verbringst!" mahnte Jason hart, mit aller Befehlsgewalt, die ihm als beta ausmachte und der Junge senkte sofort schuldbewusst den Kopf. Carly sah ihn böse nach, als Mat sich weiter weg unter einen Baum setzte, um dort zu schmollen. Carly blickte traurig zu ihm, beschäftigte sich dann aber weiter mit Daniel.

"Die Eifersucht macht mir Sorgen", murmelte Shiny und Jason nickte zustimmend.

"Ja. Hoffen wir, dass es nur etwas Kindliches ist und nicht dafür spricht, dass er zusätzlich zu seiner Dominanz auch noch so besitzergreifend ist, dass er sogar mit dem Rudel aneinander gerät", meinte er und Shiny nickte. Diese Kombination könnte ihn später zu einem Einzelgänger machen und die wurde gerne zu Problemwölfen.

Doch es war zu früh, das zu sagen. Vielleicht beschränkte sich seine Eifersucht auf Carly und die hatte gerade bewiesen, dass sehr wohl mit Mat klarkam.

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