die letzten Alten

Kapitel 12

Jason

Er roch Shiny schon lange bevor sie die Tür öffnete und mit diesem, dünnen Pullover den Raum betrat, der kaum verbarg, wie die Spitzen ihre festen Brüste sich in der Kälte um sie herum versteift hatten und ihn schier darum anbettelten, sie zu kosten.

Seine rationale Seite wusste sehr wohl, das keiner der anwesenden Wölfe auch nur am Rande ein sexuelles Interesse an Moonshine hatte, oder sich für etwaige Nacktheit auch nur interessierte aber dennoch machte es ihn rasend sie hier so zu sehen. Leicht verschwitzt vom laufen, bekleidet mit dünnem Stoff, der unter seinen Finger nachgeben würde, als wäre er aus Spinnweben gemacht. Er würde dafür nicht mal Krallen brauchen. Er musste einfach nur dieses Shirt packen daran ziehen und es von ihr herunterreißen, bis sie nackt vor ihm stand, wie es sich für seine Luna gehörte. Verfluchter Mist! Es war vor einigen Stunden schon schwer gewesen sie gehen zu lassen aber jetzt? Sie roch wie die Verführung selbst, sah ihn ihrerseits hungrig an und durch seinen Adern floss noch immer das Adrenalin der Jagd.

„Peeter. Du folgst bitte meinen Vater und versuchst eine Fährte wiederzufinden, die Jason verloren hat. Er wird dir die Stelle zeigen", begann Konstantin neben ihm und zwang Jason dazu sich wieder auf das hier und jetzt zu konzentrieren und auf das, was vor wenigen Minuten draußen gesehen war, nachdem er die Fährte verloren hatte.

Da Konstantin am andere Ende des Rudelgeländes, die alten Wölfe verabschiedet hatte, war Jason zu den Wolf gegangen, der vor Peeters Geburt den Posten als Aufspürers ausgefüllt hatte, auch wenn er nie mit einer so feinen Nase geboren worden war: Dean. Konstantins Vater. Doch auch er hatte ihn nicht weiter helfen können, war aber nun zumindest in der Lage Peeter die Stelle zu zeigen, wo Jason die Fährte verloren hatte, während er hier gebraucht wurde, denn Konstantin war mit weiteren Problemen zurückgekehrt.

Sein Alpha hatte nach der Verabschiedung einen Kontrollgang zu den anderen älteren Wölfen gemacht, die sich vom Rudel abgekapselt hatten und feststellen müssen, das auch diese längst hätten gehen müssen. Und wenn sie es nicht freiwillig taten, musste die Führungsebene darüber entscheiden, was nun mit ihnen geschah. Eine traurige Pflicht.

Die Führungsebene bestand neben den Alpha selbst, seinem Beta auch aus anderen besonders dominante Wölfe wie Moonshine, sowie einigen sehr alten Wölfen, die sich den Respekt des Rudels verdient hatten. Das beinhaltete Casper Blackwater, der als einziger Wolf der älteren Generation immer hinter der Jugend gestanden hatte und Damien, der Jahrelang als Erzieher und Lehrer mit den Kindern gearbeitet hatte und nebenbei für den Großteil es Vermögens des Rudels verantwortlich war. Er war der klügste Kopf hier und seine Stimme nicht zu hören wäre ein fataler Fehler, den Konstantin nie tun würde. Zudem warteten sie neben Damien, immer noch auf Anuk Bear, der in den Jahren vor der Rückkehr immer bei Konflikten zwischen Wölfen und den Ureinwohnern vermittelt hatte. Man könnte sogar sagen, dass er der Anführer des Stammes gewesen war, bei sie damals Unterschlupf gefunden hatten, aber das war nie ein offizieller Posten gewesen. Als sich die Menschen dem Rudel offiziell angeschlossen hatten und sich damit unter der Führung eines Wolfes begeben, war Anuks Rat wichtig geworden, damit auch die Menschen und ihre Bedürfnisse, die manchmal nicht ganz nachvollziehbar für die Wölfe waren, gehört wurden.

Zudem bezeichnete Anuk sich selbst eher als Traditionswächter. Die alten Feierlichkeiten zur Sommer- und Wintersonnenwende, wo die Geister der Ahnen gewürdigt worden, fanden unter seiner Leitung stand. Die Menschen hatten sich zwar dem Rudel angeschlossen und sich mit ihnen in Richtung moderne bewegt, aber ihr Glauben, ihre Traditionen und ihre Kultur hatten sie mitgenommen. Und das hatten auch die Wölfe zu schätzen gelernt. Vor allem, weil es dieser Glauben gewesen war, der die Ureinwohner erst dazu gebracht hatte dem Rudel zu helfen. Für die Inuit und andere indianische Stämmen galt die Fähigkeit sich zu Verwandeln als ein Geschenk der Vorfahren und Geistwesen, für ein Gerechtes, gutes Leben. Zwar nahm gerade die junge Generation diesen Glauben nicht mehr allzu ernst, aber auf die Feierlichkeiten wollte dennoch keiner von ihnen verzichten und das schien Anuk auch zu genügen. Er drängte niemanden, was aber froh, wenn alte Werte weitergegeben wurden, wenn auch leicht verändert.

Doch weder Anuk noch Damien waren hier und würden wohl etwas brauchen bis sie sich eingefunden hatten. Gerade Damien lebte weit weg vom Gemeinschaftsgebäude, weil er platz für seine Forschungen brauchte. Konstantin nickte Shiny zu, die sich ganz selbstverständlich direkt neben Jason stellte und sein Wolf war zufrieden damit, dass seine Luna genau wusste, an wessen Seite sie gehörte. Doch der Drang sie zu berühren, unterdrückte er dennoch. Wenn er sie jetzt anfasste, würde er sie wohl nicht wieder loslassen.

„Wo ist Laura?", fragte sie in Konstantins Richtung und dieser antwortete nur knapp.

„Sie traut sich zu diesem Thema keine Entscheidung zu, sie ist mit unseren Gebräuchen noch nicht ganz vertraut." Das stimmte wohl. Laura, Konstantins Luna, war erst seit kurzer Zeit teil des Rudels und versuchte immer noch die Dynamik zu verstehen, doch als Luna des Alphas hatte sie dennoch ein Mitspracherecht.

„Da gibt es auch kaum was zu entscheiden, sogar für mich riechen sie wie Eindringlinge. Wenn sie nicht freiwillig gehen, werden sie vor die Tür gesetzt", beschloss der alte Casper so hart und unnachgiebig, wie er in seinem Urteil immer schon war. Für ihn war die Welt immer sehr einfach, manchmal zu einfach aber in diesem Fall stimmte Jason ihm definitiv zu. Also nickte er nur wortlos, während Shiny zu zögern schien, genau wie Konstantin.

„Wir warten, bis alle da sind. Ich bin kein Diktator, das hier wird so beschlossen, wie es sich gehört", meinte Konstantin fürs Erste versöhnlich. Doch zwei der älteren Wölfe, dessen Schicksal hier auf dem Spiel stand, sahen das wohl eher als Schwäche an, als als Zeichen von Führungsgeschick.

„Maximilian hätte nicht erst langwierig darüber diskutieren lassen", gab eine der alten Frauen von sich und sah dann von Konstantin zu Shiny.

„Und ein Kind mitreden zu lassen, hätte er auch nie", meinte sie abfällig und Jason spürte wie sich seine Muskeln anspannten und sein Wolf drohte sich loszureißen um die Frau, die seine Luna respektlos behandelte, zu zerfleischen. Doch Moonshine hatte es nicht nötig beschützt zu werden. Mit grazilen Schritten durchquerte sie den Raum und stellte sich so dicht vor die kleine, alte Frau, dass kaum ein Blatt zwischen ihnen gepasst hätte. Moonshine war eine große, schlanke Wölfin und so konnte sie auf die Alte herabstarren und damit ihre Dominanz unter Beweis stellen. Dass das überhaupt nötig war, bewies wie weit sich die Alten bereits vom Rudel abgespalten hatten und gleichzeitig wie verbohrt sie waren, sonst hätte ihr Instinkt ihnen geraten die Klappe zu halten. Jason sah wie die Kehle der alten Wölfin arbeitete und ihre Augen sich ängstlich weiteten als Shiny in ihre Richtung ausatmete, doch der Trotz in ihren Augen blieb.

„Stimmt. Maximilian hätte euch die Kehle durchgebissen und eure Kadaver im Wald verrotten lassen. Ihm war nur eine Meinung wichtig, und zwar seine eigene. Er war zu feige um sich einer Diskussion zu stellen und hat mit Angst und Schrecken geherrscht. Du solltest froh sein, dass Konstantin nicht ist wie er, aber das hat keiner von euch je zu schätzen gewusst. Das ist auch der Grund, warum ihr jetzt hier steht und langsam aussterbt und mit euch hoffentlich der begrenzte Verstand und die Verbohrtheit, die euch begleitet."

Die Frau wollte etwas erwidern aber da entkam ein tiefes, warnendes Knurren aus Moonshines Kehle, das deutlich machte, das sie keine weiteren Respektlosigkeiten dulden würde, sonst würde Blut fließen.

Einen geborenen Alpha herauszufordern, selbst wenn sich dieser Zug nie verfestigt hatte, war reiner Wahnsinn. Konstantin wäre schon bei der ersten Respektlosigkeit dazu gezwungen gewesen ein Exempel zu statuieren. Die Frau hatte Glück, dass Moonshine so vernünftig war, aber Jason wusste, das keiner hier im Raum Shiny davon abhalten würde, zu tun was getan werden musste, wenn auch nur noch ein weiteres Wort über die Lippen dieser Frau kam.

Doch zu ihrem Glück, bewies sie etwas Verstand, senkte den Blick schnell und legte ihren Kopf unterwürfig zur Seite, bis Shiny wieder einen Schritt zurücktrat. Sie stellte sich wieder neben Jason und wieder zuckten seine Finger beim Wunsch sie zu berühren, dann kamen endlich auch Anuk und Damien um über die letzten Alten des Rudels zu richten und Jason sah wieder gezwungen seine Bedürfnisse zu unterdrücken.

Beta: noch nicht

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