Auf der Veranda - Teil 2
Kapitel 40
Shiny
Laura kicherte bei dem Anblick.
"Ach, sie sind so süß miteinander. Ob Carly vielleicht auch Mats Luna ist?" seufzte Laura ein wenig verträumt und Shiny verstand, dass diese Vermutung nahe lag, musste Laura aber sie enttäuschen.
"Das ist extrem selten und dass wir schon zwei Luna-Gefährtschaften im Rudel haben ist wohl dem geschuldet, dass das Rudel sonst wahrscheinlich wieder zerrissen worden wäre, weil ich und Jason uns wegen der Rolle als Beta wohl an die Gurgel gegangen wären. Eine Luna Verbindung ist für die Natur nicht mehr notwendig." erklärte sie und Laura sah bedauernd aus.
"Schade, sie würden sicher ein tolles Paar sein, wenn sie älter sind."
"Das eine schließt ja das andere nicht aus. Sofern er es schafft sie in seiner Pubertät nicht ganz zu vergraulen.", erwiderte Shiny und erklärte von selbst weiter, bevor Laura fragen konnte, "Wenn der Wolf spürt, dass sie tatsächlich eine geeignete feste Gefährtin sein könnte, dann wird er in seiner Jugend und frühen Erwachsenenalter absichtlich einen Riesen Bogen um sie machen, um seine Freiheit nicht zu gefährden. Das ist wichtig für einen Wolf. Du weißt schon: Erwachsen werden, Spaß haben und so weiter. Normalerweise ist das kein Problem, weil die Wölfin dasselbe tun würde, aber Carly ist kein Wolf, sondern ein Mensch", meinte Shiny und Luna schien zu verstehen.
"Sie könnte sein plötzliches Desinteresse falsch verstehen" Shiny nickte zustimmend, aber es gab noch eine größere Gefahr, als ein simples Missverständnis.
"Vor allem aber könnte Carly irgendwann das Warten leid sein. Männliche Wölfe warten mindestens bis zur Mitte ihrer zwanziger bevor sie sich dazu entschließen sesshaft zu werden. Menschen dagegen, haben zu der Zeit meisten bereits eine Familie", erklärte Shiny weiter und Laura strich sich instinktiv wieder über ihren Bauch.
Das kleine Leben, das in ihr gerade heranwuchs, würde ihr Leben ganz schön umkrempeln.
Gestaltwandler Gene wurden immer dominant vererbt, womit es quasi fast zu neunundneunzig Prozent feststand, dass es ein kleiner Wolf werden würde, ein sehr dominanter kleiner Wolf, denn er würde direkt von einem Alpha abstammen. Laura würde damit alle Hände voll zu tun haben, denn dominante Wölfe waren mit Abstand am schwersten zu erziehen. Doch nicht so schwer wie ein Wolf mit Alpha-Aura selbst, für die Geburt eines Nachfolgers für Konstantin wäre es noch viel zu früh. In der Regel übersprang es eine Generation, bis der nächste geboren wurde. Sofern das Rudel gesund war.
Als Mensch würde Laura es schwer haben, dieses Kind im Griff zu behalten, aber wenn Shiny es jemanden zutraute einen kleinen Welpen Ordnung beizubringen, dann Laura. Sie war eine liebevolle, aber strenge Erzieherin. Gerade die jüngsten spurten bei ihr manchmal besser, als bei ihren Eltern. Sie würde das schon hinbekommen, selbst wenn es mehr als eines wurde.
"Du weißt, dass bei uns die Chance auf Mehrlingsgeburten, vor allem in einem so kleinen Rudel wie unserem, eher Regel aus Ausnahme ist, oder?" fragte Shiny und Laura ließ vorschreck fast den Rest ihres Cupcakes fallen und starrte Shiny mit großen Augen an.
"Nein. Was? Aber wir haben doch momentan gar keine Zwillinge im Rudel. Ist das nicht vererblich, wie bei den Menschen?" fragte Laura entsetzt und Shiny schüttelte leicht bedauernd den Kopf. Sie hatte doch gewusst, dass Konstantin ihr das verschwiegen hatte! Oder schlicht vergessen. Als Alpha hatte Konstantin immer alle Hände voll zu tun. Ansonsten wäre Laura niemals so ruhig, wie sie es jetzt gerade war. Wenn Konstantins Großvater da war und ihr einmal mehr so unverblümt mitteilte, dass er noch eine ganze Handvoll Urenkelkinder erwartete, wurde sie immer nervös.
"Nein. Es kommt auf die Nahrungsversorgung und den Platz an. Große Rudel haben in der Regel auch weniger Mehrlingsgeburten. Aber wenn genug Ressourcen da sind und das Rudel sehr klein ist, wie bei uns.... Ja, ich denke, uns steht eine regelrechte Welle von kleinen Welpen hervor. Das Rudel muss wachsen, momentan haben wir kaum genug Wölfe um uns selbst zu verteidigen, die effektivste Methode der Natur wird es sein, mehrere auf einmal..."
"WAS?", stieß sie entsetzt aus, als sie begann eins und eins zusammenzuzählen. Laura erhob sich aufgeregt und deutete auf ihren Unterbauch.
"Du meinst das hier könnten zwei sein?", fragte sie und alles in Shiny schrie danach einfach zu nicken und die Klappe zu halten, denn eine aufgeregte Alpha Gefährtin flößte ihren Wolf einen heiden Respekt ein und auch die Kinder verstummten auf der Wiese vor dem Haus und starrten ihre Aufpasserin mit großen Augen an. Aber Shiny war verpflichtet, Laura die Wahrheit zu sagen.
"Na ja, meistens sind es nur zwei, aber wir sind wirklich klein und du bist die Luna des Alphas. Wir brauchen dringend vor allem dominanten Nachwuchs...also"
"KÖNNTEN ES NOCH MEHR SEIN?" fragte sie und Shiny schluckte und nickte dann endlich. Sie hätte das doch vielleicht lieber Konstantin überlassen sollen, doch Laura war ihre Freundin und sie hatte ein Recht zu erfahren, auf was sie sich da eingelassen hatte.
Laura holte tief Luft und obwohl sie wirklich eine eher kleine und zierliche Frau war, wusste Moonshine, dass Laura gleich zu Konstantin hereinstürmen und ihn die Leviten zu lesen würde. Wahrscheinlich noch bevor Laura es selbst wusste.
"Pah! Dieser Mistkerl! Das hat er mit keinem Wort erwähnt als ich ihn geheiratet habe! Wie konnte er...ich meine, ich liebe Kinder, aber drei auf einmal? Das HÄTTE ER MIR SAGEN MÜSSEN BEVOR ER ES IN MEINEN BAUCH GEPFLANZT!" regte sie sich weiter auf und dann stampfte sie regelrecht in das Häuschen zurück, dass sie und Konstantin bewohnten.
"KONSTANTIN!" rief sie ihren Gefährten herbei und Shiny verzog schmerzhaft das Gesicht. Oh weh, ihr Alpha hatte jetzt definitiv was zu erklären. Doch auch Shiny sollte nicht so einfach davonkommen, denn Carly und Mat, der sich schon wieder zurück verwandelt hatte und sich gerade die etwas zu lange Jeans zumachte, kamen die Stufen zu ihr herauf, um sich etwas von der Limo zu nehmen, die für die Kinder bereitstand.
"Wie macht man eigentlich, mehrere Babys auf einmal?", fragte Carly, die mit ihren Kinderohren scheinbar viel zu viel gehört hatte. Mat, versuchte etwas ungeschickt die Hosenbeine aufkrempeln, damit er richtig laufen konnte, bevor er spöttisch lachte.
"Dummerchen, das kann man, wenn man erwachsen ist und sich lieb hat!", meinte er neunmal klug, aber wie immer hielt Carly dagegen.
"Stimmt nicht. Meine Mama und mein Papa hatten sich auch nicht wirklich lieb und ich bin dennoch da", sagte sie und bei diesem Argument schien auch Met nachdenklich zu werden und sah dann fragend zu Shiny von der er sich eine Antwort erwartete.
Oh scheiße.
Oh nein, oh nein, oh nein!
Sie würde diesen vorpubertierenden Kindern ganz sicher nicht aufklären! Das war absolut nicht ihre Aufgabe!
"Tja, deine Mama hatte dich so, so lieb, Carly, genug für deinen Vater mit. Da klappt das auch so", erfand Shiny schnell und obwohl die Kinder etwas nachdenklich die Stirn runzelten, schienen sie mit dieser Erklärung dann letztendlich einverstanden zu sein. Sie nickten beiden.
Puh.
Shiny schloss für einen Moment erleichtert die Augen. Sie war echt froh, dass dies nicht ihre tägliche Aufgabe war, die Kinder zu hüten. Die Welpen waren wirklich neugierig.
Carly ging wieder die Treppe herunter als sie ihr Glas geleert hatte und Mat stürzte ihr regelrecht hinterher und zwickte sie dann in den Arm, um sie zu ärgern.
"Hey!" entfuhr es dem Menschenkind und sie schubste ihn, wobei Mat sich in den zu langen Hosenbeinen verfing, den er schludrig zusammengerollt hatte und tatsächlich auf dem Hosenboden landete.
"Nicht kneifen oder schubsen!" ermahnte Shiny streng und beide Kinder sahen zu ihr auf und sahen sofort schuldbewusst drein.
"Entschuldigung!", kam es wie aus einem Munde, aber Shiny glaubten den beiden kein Wort. Es tat ihnen kein bisschen leid und sie würden es auch ohne das geringste Schuldgefühl wieder tun. Sie waren eben Welpen.
Bevor sich aber Mat wieder auf die Füße schwingen konnte, lachte Carly ihn aus und rannte weg.
"Matsch-Po! Matsch-Po!" sang sie als sie einen gewissen Vorsprung erhalten hatte und Mat reagierte so wie jeder Wolf reagierte, wenn das Objekt seiner Neugierde vor ihm flüchtete, er erhob sich empört von ihren Worten und jagte ihr nach.
"Der Vorsprung ist unfair!" beschwerte er sich und rannte ihr aber in menschlicher Gestalt hinterher, um selbst fair zu bleiben. Die beiden waren süß, obwohl Mats jüngerer Bruder in Wolfsgestalt gerade ebenfalls die Treppe hoch getapst kam und sich kommentarlos auf Shinys Schoß zusammen rollte. Daniel war erst vor einer Woche drei geworden und verbrachte fast den gesamten Tag damit als Wolf herum zu tapsen, ganz einfach, weil die Wolfsgestalt in diesem Alter ihn mehr Bewegungsfreiheit erlaubte als ein Kleinkind, dennoch würde er sich langsam daran gewöhnen müssen.
"Wenn du auf meinen Schoß willst, nur als Mensch, Daniel!" meinte Shiny streng und der Welpe legte die Ohren an bevor er sich mühevoll und noch sehr langsam dann verwandelte. Der Prozess ist mit schmerzen aber auch mit einer Sinnes Umstellung verbunden, die Kinder in der regel nicht mochten. Doch sie mussten es sich abgewöhnen nur, als Wolf zu leben, so wie man Menschenkindern beibringen musste auf den Schnuller zu verzichten.
Shiny lächelte den Jungen lobend an, während der sich an sie lehnte und das Sicherheitsgefühl der Alpha-Aura genoss. Shiny griff nach einer Decke und umwickelte den kleinen nackten Jungen damit, damit er ohne das Fell nicht auskühlte während sie neugierig die Ohren spitze. Sie hoffte zu hören, wie Laura den Alpha die Leviten las. Der Tag war lustig und würde hoffentlich so bleiben, auch wenn sie es bezweifelte. Sie musste heute noch vor der Gemeindevertretung sprechen und sich rechtfertigen müssen, dass sie den Mann liebte, den sie eben liebte.
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