31 | Unter offenem Himmel
A R I A N
"Arian!" Erschrocken zuckte ich zusammen und öffnete hektisch meine Augen. "Was? Wie? Wo?", fragte ich und setzte mich auf, um mich umzusehen. Ein leises Lachen ertönte von meiner rechten Seite. Verwirrt drehte ich mich um und sah Kalia, welche am Boden kniete und mich grinsend ansah.
"Wir müssen los.", meinte sie und stand auf. Ich seufzte tief und rieb mir die Augen. Langsam kroch ich aus dem Schlafsack und rollte ihn zusammen. Kalia nahm ihn mir ab und verstaute ihn in einem der Rucksäcke, die schon fertig gepackt auf dem Boden lagen.
Gähnend streckte ich mich und blickte mich dann in der leeren Höhle um. Kalia hatte schon alles aufgeräumt und das Feuer gelöscht, sodass wir sofort loskonnten. "Hast du noch die Karte?", fragte ich sie. Kalia nickte und zog sie aus ihrem Rucksack hervor. Ich nahm sie ihr ab und lief zum Eingang der Höhle, um die Karte besser sehen zu können.
Kalia folgte mir und reichte mir dann meinen Rucksack, welchen ich über eine Schulter hängte ohne meinen Blick von der Karte zu lösen. "Ich glaube wir müssen hier weiter.", sagte ich schliesslich zögerlich und deutete in die Ferne. Kalia grinste und warf selbst einen kurzen Blick auf die Karte.
"Deine Kartenlesenfähigkeiten haben sich schon extrem gebessert im Gegensatz zu gestern.", meinte sie grinsend und schnappte sich die Karte, um sie zusammenzufalten und wieder in den Rucksack zu tun. Dann marschierte sie los und ich folgte ihr. Die Morgensonne schien kühl auf uns herab und überall war Tau auf den Blättern und dem Grass.
Eine kühler Wind wehte und Kalias inzwischen schulterlange Haare wehten in alle Richtungen. Ich lief ein wenig schneller. Kalia bemerkte es und lief ein wenig langsamer, sodass ich zu ihr aufholen konnte. Vorsichtig nahm ich ihr Haar zusammen und Kalia reichte mir ein Haarband über ihre Schulter hinweg, sodass ich ihr Haar hochbinden konnte.
Dankbar lächelte Kalia mich an und nahm wieder meine Hand und schwang sie hin und her. Ich schüttelte grinsend denn Kopf und konzentrierte mich wieder auf die weite Strecke, die noch vor uns lag. Gegen Abend hin hatten wir ein gutes Stück geschafft und schliesslich liess ich mich erschöpft neben einem Bach auf den Boden sinken.
"Ich bin tot.", meinte ich sarkastisch und Kalia kicherte. "Stell dich nicht so an. Im Gegensatz zu gestern war es heute viel einfacher.", behauptete sie und ich drehte meinen Kopf um, um sie verwirrt anzusehen. Sie zuckte jedoch nur mit den Schultern. "Im flachen Land zu laufen bin ich gewohnt. Du bist eben an die Berge gewohnt."
Ich überlegte einen Moment nach und musste ihr dann innerlich Recht geben. Müde schloss ich meine Augen, während ich mit einem Ohr zuhörte, wie Kalia Holz suchen ging und unser Nachtlager vorbereitete. Ich wollte ihr noch helfen, doch da war ich schon eingeschlafen. Solange zumindest, bis Kalia eiskaltes Wasser über mich schüttete.
"Sag mal spinnst du? Was läuft falsch bei dir?", entrüstete ich mich und versuchte, mein klopfendes Herz zu beruhigen. Kalia derweil schüttelte sich vor Lachen. "Steh auf! Während du nutzlos herumgelegen und geschlafen hast habe ich uns was zu Essen besorgt." Langsam setzte ich mich auf und fuhr durch mein nasses Haar.
Kalia hatte ein paar wilde Beeren gefunden und hatte in einem naheliegenden Fluss einen Fisch gefangen. Dankbar nahm ich ein paar Beeren und schüttelte mich. Kalia grinste. "Hast du etwa die bitteren Beeren abbekommen?" Ich sah sie ausdruckslos an und nahm noch eine handvoll Beeren und warf sie in meinen Mund.
Während ich den Fisch zerschnitt und vorbereitete, studierte Kalia aufmerksam das Buch, in dem wir die Karte gefunden hatten. Sie sah dabei so konzentriert aus und verzog ihren Mund, dass ich grinsen musste. Kalia sah hoch. "Was ist?", fragte sie lächelnd, als sie mich grinsen sah.
"Du siehst einfach süss aus, wenn du dich so konzentrierst." Kalia verdrehte die Augen und blickte wieder nach unten, um weiterzulesen. Gedankenverloren löste ich die Schuppen vom Fisch und stach dann einen Stock hindurch, um ihn über das Feuer zu hängen. Dann wusch ich mir kurz die Hände und setzte mich dann neben Kalia, um ebenfalls ins Buch zu schauen.
"Irgendetwas Interessantes?", fragte ich und Kalia biss sich auf die Lippen, bevor sie das Buch energisch schloss und in ihre Tasche warf. "Ja. Ich habe das Buch wohl damals, als ich es gefunden habe, nicht sorgfältig genug gelesen. Oder ich sah und begriff all die versteckten Information zwischen den Zeilen einfach noch nicht."
Ich sah ihr an, dass sie sich deswegen schlecht fühlte. "Hey.", sagte ich sanft und zog sie zu mir. Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter und icg schlang meine Arme von hinten um sie. "Du bist heute viel stärker als du es damals warst. Du verstehst dich und deine Kräfte besser. Weisst besser wie sie funktionieren und wie du sie kontrollieren kannst. Deshalb achtest du dich jetzt auch mehr auf diese Informationen und nicht einfach auf alles, wie früher. Da war es klar, dass man irgendwann mal etwas übersieht."
Kalia brummte nur. Ich küsste sie auf ihr Haar. "Jetzt stress dich nicht so. Immerhin haben wir die Karte gefunden. Und wer weiss ob wir uns überhaupt getroffen hätten, wenn du das Buch schon früher begriffen hättest." Dieses Argument schien zu ziehen. Kalia nickte und kuschelte sich näher an mich.
"Eines verstehe ich aber nicht." Ich stupste sie leicht an, um ihr anzudeuten, dass sie fortfahren soll. "Wieso habe ich die Karte denn nicht schon früher gesehen? Dass ich Informationen in einem Text übersehe, verstehe ich ja. Aber eine Karte, die gleich über zwei Seiten verteilt gemalt wurde?" Sie drehte ihren Kopf, sodass sie mich fragend ansehen konnte.
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich bin mir sicher wir werden das und wahrscheinlich noch viel mehr herausfinden, sobald wir bei diesem Baum sind." Kalia nickte langsam und gähnte dann. Ich grinste. "Ist unsere Ich-bin-flaches-Land-gewohnt-Queen also doch müde?" Ich bekam keine Antwort mehr, denn Kalia war tatsächlich eingeschlafen.
Langsam richtete ich mich auf und drehte mich so, dass ich auf dem Schlafsack lag und nicht mehr auf dem trockenen Boden. Ein kurzer Blick auf das Feuer zeigte mir, dass der Fisch fertig war. Sachte bewegte ich mich unter Kalia hervor und legte sie sanft ab. Rasch nahm ich den Fisch vom Feuer und legte in sorgfältig in eine Box, sodass wir ihn am nächsten Tag essen konnten.
Dann legte ich mich wieder neben Kalia und zog sie an mich, sodass ich ihren kleinen, weichen Körper an meinem spürte. Liebevoll legte ich einen Arm um sie und vergrub meine Nase in ihrem Haar. Wie sehr ich sie doch liebte!
Nichts und niemand würde mir diese Frau je wieder wegnehmen. Auch wenn es mir meine Kräfte oder mein Leben kostete. Und mit diesem Gedanken folgte ich Kalia in das Reich der Träume.
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