23 | Abschied

K A L I A

Lächelnd blickte ich in den wunderschönen Himmel, während Arian meine Hand hielt und mit mir durch die Bäume rannte. Nach einer Weile kamen wir wieder an der Lichtung an, von der wir gestern geflüchtet waren. Arian verlangsamte sein Tempo und ich tat es ihm gleich. Alya, welche einige Meter hinter uns gerannt war, blieb ebenfalls stehen und sah Arian fragend an. Dieser grinste. "Ich muss mich kurz orientieren.", erklärte er und Alya verdrehte ihre Augen.

"Orientierungssinn von Arian? Gleich null.", meinte sie trocken und ich versuchte mit aller Macht, mein Grinsen zu verkneifen. Arian bemerkte es und sah mich gespielt verletzt an. Ich lächelte leicht und formte mit meinen Lippen einen Kussmund und sofort erhellte sich sein Gesicht. Grinsend wandte ich mich von ihm ab und lief über die Lichtung und sah mich um.

"Hey Arian!" "Ja?" "Komm mal!", rief ich und er lief zu mir. "Warst du das?", fragte ich ihn mit zusammengekniffenen Augen und zeigte auf die Gebüsche, die alle zerschnitten worden waren, sodass man einen deutlichen Weg erkennen konnte. Arian folgte meinem Finger und wurde blass. "Ähm... vielleicht?" Meine Stirn runzelte sich. "Und warum tust du das diesen armen Pflanzen an?", fragte ich ein wenig lauter, sodass Alya vom anderem Ende der Lichtung hergerannt kam.

"Man Kalia, was schreist du so rum? Ich hab übrigens wilde Erdbeeren gefunden! Und Heidelbeer- Was ist denn hier passiert?", fragte sie, als sie die zerstörten Pflanzen sah. "Frag Arian.", knurrte ich und sah ihn an. "Ähm... Das war ich. Als ich auf der Suche nach dir war. Ich war ein wenig frustriert und ähm... Naja, die Pflanzen waren halt im Weg..."

Ich zog meine Augenbraue hoch. "Habe ich dich richtig verstanden? Die Pflanzen waren dir im Weg? Die Pflanzen? Ernsthaft?", fragte ich genervt und Alya kam neben mir und strich mit ihrem Körper an meinem Bein entlang. "Es tut mir leid. Ich bringe es wieder in Ordnung. Aber jetzt wissen wir wenigstens, von wo ich gekommen bin.", versuchte er mich zu beruhigen und lächelte unsicher. Alya schnaubte laut. "So ein Vollidiot.", murmelte sie leise. "Er hat noch viel zu lernen.", flüsterte ich ihr leise zu und Alya unterdrückte ihr Grinsen.

Arian kniete sich hin und legte seine Hände auf den Boden. Augenblicklich stellten sich die Pflanzen wieder auf und die abgeschnittenen Teile wuchsen nach. "Geht ja.", sagte ich, als die Gebüsche wieder vollständig verheilt waren. Arian erhob sich und sah sich dann um. "Also hier lang.", sagte er und ich hob eine Hand, sodass die Büsche uns einen Durchgang gewährten. Arian hob erstaunt seine Augenbraue und ich gluckste über seinen Gesichtsausdruck.

Wieder nahm er meine Hand in seine und wir liefen durch den kleinen Weg. Alya war direkt hinter uns. Nach etwa zwei Stunden, in denen wir gemütlich gerannt waren, wurde Arian plötzlich unruhig uns sah sich die ganze Zeit um. Ich sah ihn fragend an. "Warum bist du plötzlich so ungeduldig?", fragte ich ihn lachend und er grinste. "Weil wir bald da sind!", sagte er und zog fester an meiner Hand, sodass ich ihm gezwungenermassen aus dem Wald folgen musste und mich plötzlich auf einem Hang wiederfand.

Ungläubig blickte ich auf ein kleines, wunderschönes Dorf, welches sich im Tal befand. Die Häuser waren alle gleich klein und die Vorgärte waren allesamt ordentlich gepflegt. Die Sonne spiegelte sich in den Fenster der Häuser wider und blendete mich leicht. Arian deutete mit seinem Finger auf die Mitte des Dorfes und ich kniff meine Augen zusammen, um besser sehen zu können.

Als ich sah was es war, weiteten sich meine Augen und ein glückliches Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Ich drehte mich zu Arian um und sah ihn an. Er deutete meinen Gesichtsausdruck und nickte grinsend. Alya hechelte ebenfalls erfreut und ich drehte mich wieder zum Dorf und rannte los. Alya lief mir hinterher und Arian folgte uns, jedoch in einem gemächlicherem Tempo.

Mit wehenden Haaren rannte ich den Hang hinunter und hinein in das Dorf. Überall waren Menschen unterwegs, mit Taschen voller Gemüse, Brot und Kleider. Der Markt, der sich im Dorfzentrum befand, verströmte einen würzigen Geruch und ich atmete tief ein. Kleine Kinder rannten die Strassen auf und ab und spielten mit einem Fussball während Hunde auf einer Wiese miteinander herumtollten. Ein glückliches Lächeln zierte meine Lippen. Ich drehte mich nach Alya um, als ich bemerkte, dass sie nicht mehr hinter mir war.

Sie lag in einer Entfernung hinter einem Gebüsch und lugte durch die Blätter. Ich lief zu ihr hin und kniete mich neben ihr auf den Boden. Sanft legte ich eine Hand auf ihr Fell und streichelte sie zärtlich. Ich spürte, dass ihr Körper zitterte. Traurig versteckte Alya ihre Nase unter ihren Pfoten. Ich folgte ihrem Blick und sah, dass sie die spielenden Hunde beobachtete. Mein Herz verzog sich und erst jetzt fühlte ich ihren Schmerz. Sie war einsam. Sie hatte nur mich. Genau wie ich, bis vor kurzem.

Ich legte meinen Kopf auf ihr Fell und summte leise, während Alya traurig den Hunden zusah. Auf einmal hörten wir ein Knacksen hinter uns und drehten uns beide um. Arian trat leise aus dem Gebüsch, setzte sich neben Alya auf den Boden und blickte ebenfalls kommentarlos auf das Dorf und die Hunde. Still sassen wir neben Alya, bis diese sich wieder unter Kotrolle hatte und sich aufsetzte. "Kalia?", fragte sie leise. "Hm?", antwortete ich und sah sie liebevoll an.

"Ich muss euch für einige Zeit verlassen." Stille. Schockiert sah ich sie an, unfähig irgendetwas zu sagen. "Aber... Warum?", fragte ich sie verzweifelt und spürte, wie mir die Tränen hochkamen. Arian sah traurig von mir zu Alya, welche wieder nachdenklich zu den Hunden sah. "Es ist wegen mir, oder?", vermutete Arian und senkte traurig den Blick. "Es tut mir leid, dass ich eure Freundschaft zerstöre. Vielleicht wäre es besser, wenn ich euch verlasse.", schlug er leise vor, doch Alya unterbrach ihn.

"Kommt nicht in Frage! Ihr seid füreinander geschaffen! Ich verlasse euch nicht wegen dir Arian, sondern weil ich versuchen will, mir mein eigenes Leben aufzubauen. Hier kennen mich die Wölfe noch nicht und ich will endlich mal versuchen, Freunde zu finden. Ich sage nicht, dass du mir keine Freundin warst Kalia. Du bist und wirst für immer meine beste Freundin sein, aber ich muss endlich erwachsen werden.

Ich konnte dich bis jetzt nie verlassen, weil du ansonsten alleine gwesen wärst und wir gegenseitig aufeinander aufgepasst haben. Aber jetzt, da du Arian hast, kann ich dich für eine Zeit lang verlassen in dem Wissen, dass Arian auf dich aufpassen und dich beschützen wird. Und das du nicht alleine bist...", erklärte Alya, legte ihre Beine auf meinen Schultern ab und sah mir tief in die Augen.

Tränen liefen mir über die Wangen. "Aber was soll ich nur ohne dich tun?", flüsterte ich verzweifelt und schlang meine Arme um ihren Körper. "Das ist es ja Kalia. Du kannst alles tun, was du willst. Du hast Arian. Du hast ein neues Zuhause. Und ich werde auch nicht für immer weg sein. Aber ich muss einfach mal ein wenig Abstand von meinem alten Ich bekommen." Ich amete tief durch und löste mich von Alya, um ihr in die Augen zu blicken.

"Wir werden uns wiedersehen! Versprochen?" Alya nickte und schleckte mir über das ganze Gesicht, sodass ich lachen musste und mir angewidert den Sabber vom Gesicht wischte. "Musste das sein?", fragte ich lachend und sie nickte grinsend. Dann blickte sie wieder auf die Hunde und mein Lächeln verschwand. Ich umarmte sie ein letztes Mal so fest ich konnte und küsste sie auf ihren Kopf.

"Pass auf dich auf.", flüseterte ich und sie nickte. "Und du auf dich." Sie vergrub ihre Nase in meine Hand und richtete sich dann auf. "Pass auf sie auf.", befahl sie Arian, welcher ebenfalls Tränen in den Augen hatte und nickte. "Ich werde sie mit meinem Leben beschützen.", schwor er und Tränen liefen mir über die Wangen. Ich stand ebenfalls auf und Alya zwinkerte mir ein letztes Mal zu, bevor sie sich umdrehte und davonlief.

Meine Beine drohten unter meinem Gewicht nachzugeben und Arian schlang einen Arm um meine Taille, um mich zu stützten. "Alya?", rief ich, obwohl man sie kaum noch sehen konnte, doch sie drehte sich um. "Ich liebe dich!", rief ich und sie lächelte leicht. "Ich dich auch!", rief sie zurück und dann war sie verschwunden und meine Beine gaben nach.

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Okay, wer muss gerade auch die Tränen wegzwinkern?
Tut mir echt leid, dass ich so fies bin, aber ich hab für Alya momentan keinen anderen Weg gesehen, als das sie Kalia und Arian verlässt...

Passt auf euch auf und killt mich bitte nicht ^^'

Eure AlhenaSt<3

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