𝔨𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩 𝔰𝔢𝔠𝔥𝔰
KAPITEL SECHS
"I'm uncontrollable, emotional, chaotically proportional
I'm visceral, reloadable
I'm crazy, I'm crazy, I'm crazy, I'm crazy"
twisted - missio
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Der Jubel der Menge wurde immer lauter, als das Gryffindor-Quidditchteam einen weiteren Punkt erzielte und damit ihren Vorsprung von achtzig Punkten sicherte. Varya beobachtete mit neugierigen Augen, wie sich die Spieler in der Luft drehten und auf einen weiteren Torring zusteuerten. Sie wandte ihr Gesicht Elladora zu, die leicht entmutigt war. Es schien, als hätte Slytherin die erste Niederlage ohne ihre Starjägerin, Ivy Trouche, erlitten.
Der Wind schlug dem Mädchen grimmig ins Gesicht und ließ ihre Haare um sie herum wehen. Varya zog an ihrem Schal, um damit ihren entblößten Hals zu bedecken. Der Herbstwind hatte sich eingestellt und die Blätter fielen sanft auf den Boden, während sich der Tod über die Fauna legte, eine atemlose Erinnerung daran, dass die gesamte Schöpfung zu Staub wurde. Sie zog ihre Tasche näher heran und öffnete sie dann leicht, um ihr Verwandlungsbuch herauszunehmen. Elladora warf ihr einen Blick aus den Augenwinkeln zu, ein unmissverständliches Urteil huschte über ihr Gesicht, während ihre kirschroten Locken ihr zartes Gesicht bedeckten.
„Oh, Merlin, bitte sag mir nicht, dass du deinen Aufsatz hier schreiben willst", sagte sie und ihre Lippen verzogen sich vor Abscheu. Varya blickte auf ihr Buch und zögerte mit ihrer Antwort. Sie war des Spiels überdrüssig geworden und verstand es trotz der ausführlichen Erklärung ihrer Freundin nicht ganz. Varya war noch nie jemand gewesen, der sich für Sport begeistern konnte.
„Dann werde ich wohl in die Bibliothek gehen", sagte sie schwach und schenkte ihrer Zimmergenossin ein Lächeln, bevor sie ihre Schulsachen nahm. Sie machte sich auf den Weg zu den Tribünen und verließ das Quidditchfeld. Gemächlich ging sie auf das Schloss zu und bewunderte, wie es sich mit seinen hohen Türmen in den Himmel reckte. Sie schürzte die Lippen und fragte sich, ob sie jemals wirklich die ganze Schule erkunden könnte, da die Räume nie zu enden schienen.
Die Einsamkeit war ihr willkommen, als sie merkte, dass sie seit der letzten Woche zum ersten Mal wirklich allein war, weit weg von dem Trubel, der die meisten Zauberer verfolgte. Ihre Augen tränten von dem starken Wind und sie versuchte, sich mit ihrem Zauberstab zu schützen, aber es gelang ihr nicht. Es war eine niederschmetternde Vorstellung, eine mächtige Hexe, die durch Unannehmlichkeiten auf ein Nichts reduziert wurde, und Varya spürte, wie ihr Zorn unter ihrer Haut pulsierte, wie Tentakel der Dunkelheit, die an ihrer Epidermis zerrten und um die Freisetzung unheiliger Magie bettelten. Sie unterdrückte ihre Stimmen.
Ihre Frustration kribbelte in ihrem Geist und sie spürte, wie sich ihre Hände über dem nutzlosen Stück Holz verhärteten. Varya verstand nicht, wie es ihr solche Schwierigkeiten bereiten konnte, eine Fessel für die Fähigkeiten eines jeden Zauberers, ein Zeichen der Freiheit in der Praxis eingetauscht gegen die süßen Lügen eines Ministeriums, das die dunklen Künste zum Sakrileg erklärte. Welch idiotische Vorstellung — nichts als honigsüße Anmut lag in dem Ruf teuflischer Rituale, nichts als Ruhm und Macht, und wie leicht kauert eine Nation vor den Gaben, mit denen der Teufel sie gesegnet hat.
Als sie an ihren Zaubertränkeunterricht zurückdachte, hatte Tom Riddle ihr Hilfe angeboten, obwohl sie genau wusste, dass dies nur eine subtile Methode war, um Informationen von ihr zu erhalten. Seltsamerweise war er seitdem spurlos verschwunden und nun bezweifelte sie, dass er sich mit ihr treffen würde, wie er es versprochen hatte.
Sie betrat das Schloss, schloss aus Gewohnheit die Tür hinter sich, nahm ihren Schal ab und ging durch die langen Gänge von Hogwarts. Der Slytherin-Gemeinschaftsraum lag tief in den Kerkern, also nahm sie die Treppe, die dorthin führte, und beschloss, den Aufenthaltsraum zum Lernen zu benutzen. Es gab Zeiten, in denen das knisternde Geräusch des Feuers das einzige Schlaflied war, das ein trockenes Gemüt besänftigte, die Sorgen verringerte und den inneren Frieden freilegte.
Als sie vor dem Eingang stand, murmelte sie das Passwort, dann öffnete sich der Durchgang vor ihr. Das schummrige Feuer warf Schatten auf die Steinwände, erzeugte Illusionen und spielte mit ihren Gedanken.
„Kein Fan von Quidditch, was?", fragte eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich leicht um und warf nur einen kurzen Blick auf Tom, der sich zu einem der Stühle vor dem Kamin begab. Er hielt ein Buch in der Hand und Varya versuchte, den Titel zu erkennen.
Geheimnisse der dunkelsten Kunst.
Er hielt es in seinen langen Fingern, als wäre es ein Buch der Verehrung, etwas vollkommen Heiliges, obwohl jedes Wort, das mit fleckiger Tinte gezeichnet war, die endlose Wörter färbte, nichts anderes war als die Hingabe an eine geringe Gottheit, einen Gott des Bösen. Varyas Augen folgten seinen Bewegungen, als er das Buch unter seine lange Robe schob, um es vor neugierigen Blicken zu verbergen, und selbst dann fragte sie sich, ob Tom gewollt hatte, dass sie ihn darin lesen sah.
„Ich schätze nicht", sagte sie mit ungewöhnlich leiser Stimme. „Ich würde sagen, du auch nicht, aber ich fürchte, dann könnte ich in Ohnmacht fallen."
Ihr spöttischer Tonfall kam bei Tom nicht gut an, da in seinen Augen eine neu entdeckte Bosheit lag. Nun hatte sie ihn endlich allein erwischt und sie fürchtete, dass sein wahres Wesen über seine betrügerische Höflichkeit hinauswachsen würde, wenn sie ihn zu sehr provozierte.
„Eine Schande, dass Trouche nicht spielen konnte", spottete er, wobei sein Ton keinerlei Reue erkennen ließ. „Ich nehme an, sie wird die Schuld für die kolossale Niederlage der Mannschaft auf sich nehmen."
Varya musterte ihn und verstand die vielen Schichten der Täuschung, die sein Plan beinhaltete. Sie nahm an, dass er nicht böse war, nein, aber sie zweifelte nicht daran, dass es das Mindeste war, was der Junge hätte tun können. Sie fragte sich, was ihr Schicksal sein würde, wenn er jemals ihre Wahrheit herausfinden würde.
Dumbledore hatte sich heimlich mit ihr getroffen, um ihr zu helfen, ihren Geist gegen jeden möglichen Angriff zu stärken, aber sie schwankte immer noch in ihren schwächsten Momenten. Im Augenblick konnte sie ihre Gedanken noch festhalten, aber sie fürchtete, Tom würde ihre verletzlichsten Momente leicht finden und sie vor ihm zusammenbrechen lassen wie einen dünnen Stock. Er wirkte auf sie wie ein seltsamer Mensch, der es genießen würde, wenn jemand unter ihm bettelte, während er ihre Psyche zerstörte.
„Ich dachte, alle wären beim Spiel", gab sie zu und wünschte sich plötzlich, sie wäre in die Bibliothek gegangen.
„Ich ziehe es vor, zurückzubleiben; im Gemeinschaftsraum ist es normalerweise nicht so friedlich", antwortete er, während er die hell lodernden Flammen des Feuers betrachtete.
„Wo warst du in den letzten Tagen?", erkundigte sie sich plötzlich, die Neugierde hatte sie gepackt. Sie hatte ihn überhaupt nicht mehr gesehen, nicht einmal in der Großen Halle. Es war, als wäre er ein Phantasma, eine wandelnde Fata Morgana, die die Schüler in die Irre führte, damit sie gegenüber seinem abscheulichen Verhalten blind waren. Tom Riddle hatte Jahre damit verbracht, sich aus Lehm zu formen, Lügen aufzutischen und sich als Abbild eines Gottes auszugeben, den er nicht anbetete, da er sich für den einzigen rechtmäßigen Herrscher der Welt hielt.
„Hast du mich vermisst, Petrov?", fragte er mit einer spöttischen Süße in der Stimme, die ihr die Haut brennend heiß werden ließ. Sie schnaubte, aber er fuhr fort. „Ich war beschäftigt."
In seiner Stimme lag eine gewisse Heimlichtuerei, die ihr zu verstehen gab, dass Tom nichts Gutes im Schilde führte. Er schien zu kommen und zu gehen, wie es ihm gefiel, und für jemanden, der so angesehen war wie er, nahm niemand seine Abwesenheit großartig wahr. Er war so verstohlen wie eine Schlange und führte seine heimlichen Geschäften vor den Augen der anderen aus.
„Du hast mir versprochen, mir mit meinem Zauberstab zu helfen", sagte sie schließlich, da sie nicht wusste, wie sie das Thema sonst ansprechen sollte. So sehr sie es auch hasste, in seiner Nähe zu sein, wusste sie doch, dass dies eine Gelegenheit war, ihn genauer zu observieren.
„Ich mache keine Versprechungen, aber ja, ich erinnere mich, gesagt zu haben, dass ich dir helfen würde", schloss Tom und stand von seinem Stuhl auf. „Folg mir."
Varya stand auf und folgte dem Slytherin-Vertrauensschüler, als er in schnellem Tempo aus dem Slytherin-Saal ging. Von hinten beobachtete sie seine langsamen Bewegungen. Er schien fast zu schweben, seine Schritte waren anmutig, als er auf eine der Türen zuging. Seine Hände waren auf dem Rücken verschränkt, seine Haltung so perfekt wie immer.
Das Mädchen beeilte sich und schloss schließlich zu Tom auf. Er sah sie aus den Augenwinkeln an, analysierte ihre Nervosität, sagte aber nichts, als sie sich auf den Weg zum Rand des Verbotenen Waldes machte.
„Da können wir doch nicht rein", sagte Varya, die von anderen Mitschülern gehört hatte, dass der Wald für Schüler tabu war, es sei denn, sie waren beim Nachsitzen. Sie fand es seltsam, dass man sie zur Strafe dorthin schickte, obwohl sie sich der Gefahr bewusst waren.
Ihre Beine konnten sie nicht tiefer in den Wald hineintragen, da ihr Geist von Erinnerungen an die tiefen, dunklen Wälder, die ihre Schule umgaben, überfallen wurde. Mehrfach hatte sie monströse Kreaturen hinter den Bäumen hervorlugen sehen, deren Blicke von groteskem Hunger erfüllt waren. Varya bezweifelte, dass es in Hogwarts solche Monster gab, aber sie wollte nicht bezweifeln, dass die Gefahr noch immer bestand.
Tom sah ihre Angst, konnte sie fast an ihr riechen, als sie stehen blieb, um die Baumreihe anzustarren. Er sah, wie sich ihre Hände verkrampften und sein Adamsapfel hüpfte, als er heftig schluckte. Ihr Atem ging zittrig, als ob sie das Bild vor ihr wegblinzeln wollte. Faszinierend, dachte er und nahm ihre momentane Zerbrechlichkeit zur Kenntnis.
„Nimm deinen Zauberstab raus", befahl er mit strenger Stimme. Seine Autorität verlangte Ehrfurcht und Varya befolgte seine Anweisungen zügig. Ihr Zauberstab fühlte sich fremd in ihren Händen an. „Sprich einen Zauber auf einen Baum und versuche, es so zu tun, wie du es normalerweise mit deiner Hand tun würdest."
Varya tat wie ihr geheißen und murmelte „Reductio", während sie den langen Stab auf einen der Bäume richtete. Zu ihrem Ärger kam nur eine Rauchwolke heraus. Sie stöhnte auf, beinahe frustriert. Obwohl sie in der Hexerei begabt war, hatte Varya ein ziemliches Temperament und ließ sich leicht aus der Ruhe bringen, wenn ihr etwas nicht auf Anhieb gelang.
Tom hingeben war der Meister des Übens, da er nach seiner Ankunft in Hogwarts unzählige Stunden damit verbracht hatte, seine Zaubersprüche zu perfektionieren, um mit den anderen Gleichaltrigen, die in magischen Haushalten aufgewachsen waren, gleichzuziehen. Er war ein selbst geschaffener Zauberer, ein Katalysator des Unmuts, der in seinen Übungen wurzelte, bis jeder Hieb seines Zauberstabs schroff und aggressiv wurde und er Freude daran fand, die Menschen um ihn herum niederzuschlagen.
„Nein, du wirst es zu nichts bringen, wenn du nicht an deine Magie glaubst", sagte er, während er sie umkreiste. „Mach es noch einmal."
Ihr zweites Versagen war noch peinlicher, als sie ihn hinter sich seufzen hörte.
„Noch einmal." Die Autorität in seiner Stimme war aufdringlich, als ob Tom sich für eine wichtige Person hielt, die die Magie besser verstand als alle andere.
„Noch einmal."
„Noch einmal!", erhob er seine Stimme, enttäuscht darüber, dass sich das Mädchen nicht ganz fokussieren wollte. Hatte er sich daran geirrt, ihren Intellekt anzuerkennen? Nein, er wusste, dass sie sich nur zurückhielt. Er ging auf sie zu, ergriff ihr Handgelenk und zerrte sie zu sich heran, damit sie seinem Blick begegnete.
„Petrov, hör auf, herumzualbern, niemand von uns hat Zeit, sich dumm zu stellen. Konzentrier dich, fühl den Zauberstab als Erweiterung deiner Kraft und nicht als etwas, das dich zurückhält", sagte er und schob sie vorwärts zum Baum.
Varya runzelte die Stirn, nicht erfreut darüber, dass er sie herumschubste, aber sie nahm an, dass er Recht hatte. Sie war nicht bei klarem Verstand, unfähig sich unter seinem wachsamen Blick zu konzentrieren. Tief durchatmend richtete sie ihren Zauberstab erneut auf den Baum, wobei sie den Zauber in ihrem Kopf mit so viel Überzeugung wie möglich aussprach. Das rote Licht traf die Rinde des Baumes und ließ sie in alle Richtungen fliegen. Beide schützten sich mit einem Schutzschild, Varya mit einem zufriedenen Lächeln und Tom mit einem anerkennenden Nicken. Er sah sie an und beobachtete, wie ihr Kinn angesichts ihrer Leistung in die Höhe schoss und ihre Augen leuchteten, weil sie eine weitere Fähigkeit gezeigt hatte. Er brummte anerkennend und freute sich, dass die talentierte Hexe wieder auf dem richtigen Weg war.
„Nun, warum erzählst du mir nicht von deiner Schule?" Er machte sich nicht die Mühe, sie mit weiteren Nettigkeiten zu erfreuen, da es ihm seine niedrige Energie nicht erlaubte, ihr gegenüber höflich zu sein. Varya drehte sich um, ihre rabenschwarzen Haarsträhnen umspielten ihre harten Gesichtszüge und in ihren onyxfarbenen Augen blühte Misstrauen. Natürlich hatte er seine Gründe, ihr zu helfen, aber das war doch zu erwarten gewesen, oder? Er war ein manipulativer Mensch, der ihre Schwäche ausnutzte um eine gemeinsame Basis zu schaffen, und versuchte, ihre Schutzbarrieren zu senken, indem er sich als gütiger Retter präsentierte.
„Was willst du wissen?", fragte sie und entschied sich, seine Einmischung zuzulassen. Sie setzte sich in der Nähe eines Baumes nieder und zupfte an ihrer Robe. Tom setzte sich nicht neben sie, sondern blieb aufrecht stehen und lehnte seine Schulter an einen anderen Baum. Seine Hände glitten in seine Taschen und Varya bestaunte seine selbstverständliche Sachlichkeit.
„Hast du wirklich etwas über die Dunklen Künste gelernt?", fragte er sie und fuhr dann auf ihr bejahendes Nicken hin fort. „Woran erinnerst du dich?"
„Ich erinnere mich hauptsächlich an ihre Geschichte", gab sie zu und ließ ihren Blick über den Horizont schweifen. „Sie lehrten uns ihre Ursprünge und die vielen Artefakte, die daraus entstanden sind. Auch einige Zaubersprüche, vor allem Verwünschungen und Verhexungen, aber auch—"
Ihre Stimme verstummte, als etwas in ihrem Gehirn pochte, fast so, als ob eine Erinnerung auszubrechen drohte. Tom hob eine Augenbraue, als wolle er ihr sagen, sie solle fortfahren, aber das Mädchen starrte nur in die Ferne, verloren in ihrem eigenen Land des Fantismus. Es war eine weit verbreitete Vorstellung, dass die Seelen von Scholomance böse waren, Nachkommen der Unglückseligen, und dass ihre Gedanken oft von einer verrückten Träumerei geplagt wurden. Die Grausamkeiten, die sie in den Jahren ihrer Ausbildung erlebt hatten, reichten aus, um einen labil zu machen, die dunkle Magie spürbar, während sie wie gebrochene Wesen in Wolken des Schreckens schwankten, den schwachen Geschmack von verstaubtem Sakrileg auf den Lippen.
Sie räusperte sich und riss sich zusammen. „Das ist nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen solltest, Tom. Die dunklen Künste sind in vielen Ländern, wie zum Beispiel in Japan, aus gutem Grund verboten. Sie brechen deinen Geist nähren sich von deiner Schwäche."
Sie stand auf, nahm ihre Tasche vom Boden und legte sich den Riemen auf die Schulter, dann klopfte sie ihre Robe ab. Ein Moment der Zurückhaltung genügte der schwankenden Seele des verlorenen Jungen, um sich an ein Versprechen von verblüffender Macht zu klammern.
„Zumindest wenn man schwach ist", sagte Tom und sein Grinsen hatte einen teuflischen Charme. Varya sah ihn an, sah ihn wirklich an. Der Junge vor ihr strotzte vor verblendetem Selbstvertrauen, wie es jemand tat, der keine Ahnung von den wahren Schrecken der Dunklen Künste hatte.
„Du bist nicht unbesiegbar, Tom", sagte sie zu ihm und ließ ihn erstarren. Er sah sie an, den Kiefer zusammengebissen, und sie sah ihn an, mit unnachgiebigem Blick.
Ihre Blicke kämpften in der Stille, unausgesprochene Worte flossen zwischen ihnen beiden hin und her. Wieder einmal prallten zwei Seiten aufeinander und wie Wasser und Öl stießen sie sich gegenseitig ab. Jeder hielt den anderen für kindisch, für eine unkultivierte Saat, die noch nicht mit dem Zorn des Wetters konfrontiert worden war. Ohne ein weiteres Wort gingen beide in verschiedene Richtungen.
* * *
Varya ging am Krankenflügel vorbei und blieb dann stehen, als sie ein bekanntes Gesicht sah, das sich gerade auf den Weg nach draußen machte. Ivy Trouche sah aus, als hätte sie tagelang nicht geschlafen; lilafarbene Flecken auf durchsichtiger Haut waren die einzige Nuance, die die Hexe färbte, als sie in den Korridor stapfte, geschwächt von dem Gift, das Tom zweifellos in ihren Kessel geschüttet hatte. Als sie Petrovs Blick begegnete, verdrängte unbeschreiblicher Zorn jede Erschöpfung.
„Ich kann nicht glauben, dass er sich an dem Trank zu schaffen gemacht hat, Varya", begann Ivy. „Er glaubt wirklich, dass er nicht zur Verantwortung gezogen werden kann, dass die Regeln für ihn nicht gelten."
Sie begannen zusammen nebeneinander herzugehen, wobei Varya ihre Freundin leicht stützte, als sie die Steinstufen zu ihrem Schlafsaal hinuntergingen. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte, also murmelte sie etwas zur Bestätigung. Ja, Tom Riddle hatte ein unbestreitbar gewaltiges Ego, das ihn dazu brachte, sich für einen Übermenschen zu handeln.
„Ich weiß nicht, wie ich es ihm heimzahlen werde, aber ich werde es", sagte ihre Zimmergenossin, als sie den Gemeinschaftsraum betraten. Sie sah sich um, dann wandte sie sich an Varya und packte sie an den Schultern. „Du musst mir helfen."
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Ivy. Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, einen Bären im Winterschlaf zu ärgern", sagte sie wahrheitsgemäß, da sie sich nicht Riddles Zorn zuziehen wollte. Es würde ihren Plänen zuwiderlaufen, sich mit ihm anzulegen.
„Ich spreche nicht davon, ihn zu verletzen, Varya, wir wissen beide, dass er zu vorsichtig ist, um seine Wachsamkeit zu vernachlässigen. Trotzdem können wir ihn entlarven, der Welt sein wahres Wesen zeigen. Ich weiß, dass du das genauso siehst wie ich."
„Warum bist du so versessen auf Rache?", fragte Varya. Ihre Zeit in Hogwarts hatte sie gelehrt, dass die meisten Schüler Tom Riddle bewunderten.
„Weil", schnaufte Trouche genervt, „Er unausstehlich ist, wirklich. Er läuft herum und gibt unserem Haus Befehle, als wäre er ein Anführer. Er hat alle um den Finger gewickelt und ich fürchte, er versucht, an Alphard heranzukommen."
Natürlich, Ivy beschützte ihren Freund vor Toms bösem Griff.
„Und was jetzt, bringen wir seine Maske zum Zerbrechen? Entlocken ihm eine Reaktion?", fragte Varya mit gedämpfter Stimme. Ivy überlegte und setzte sich auf die Couch. „Eine Aufgabe für einen Verrückten."
„Ich werde darüber nachdenken", antwortete die reinblütige Slytherin, ihre Augen voller Entschlossenheit. „Aber Varya..."
„Ja?"
„Lass unter keinen Umständen Elladora etwas wissen", sagte sie mit giftiger Stimme, als sie den Namen des anderen Mädchens ausspuckte. Varya sah sie fragend an. Sie wusste, dass sich ihre Zimmergenossinnen nicht sonderlich mochten, aber es schien, als hätte sie ihre Feindschaft unterschätzt.
„Warum?", fragte sie, ohne Ivys Warnung zu verstehen. Elladora war bisher sehr warmherzig zu ihr gewesen und hatte sie mehr als alle anderen im Schloss herumgeführt.
„Es gibt vieles, was du noch nicht über diese Schule verstehst. Alle unsere Familien haben eine Geschichte, die Hunderte von Jahren zurückreicht und aus diesem Grund werden Glauben und Loyalität von Generation zu Generation weitergegeben. Nicht jeder, mit dem du eine Mahlzeit teilst, ist dein Freund, und nicht jeder, der ein Schwert gegen dich erhebt, ist dein Feind", sagte sie und ging auf die Treppe zu, die zu den Mädchenschlafsälen führte. „Wie dem auch sei, denk über meinen Vorschlag nach, ich denke, er würde uns beiden nur nützen."
Damit betrat Ivy ihr gemeinsames Zimmer und ließ Varya zurück, um über ihre Worte nachzudenken.
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