XXIII. ...und nur einer kam wieder heraus
Der Übergang verlief nahtlos. Yongguk wirkte etwas verwundert von dem plötzlichen Tod des Kapitäns, schien seinem Gumiho allerdings auch nicht wütend dafür sein zu können. Viel mehr ließ er sich einfach nur in seiner neuen Kajüte nieder und brütete eine Weile in Stille gehüllt vor sich hin, während wir draußen wieder die Hierachie in Ordnung brachten.
Mark war abgetaucht, ließ sich nach Jacksons Tod nicht mehr finden. Ebenso verhielt es sich mit Soohyun und Jongsuk. Yugyeom war am Boden zerstört, klammerte sich allerdings weiterhin an Bambam fest, der stur meine Anweisungen befolgte. Ich sah es auch in Youngjaes Blick wie verzweifelt er seine Schwingen ausbreiten und fliehen wollte, aber daraus wurde wohl nichts.
Stattdessen nahmen wir die drei also mit und zwangen sie zu bleiben, fuhren weiter zu unserem verborgenen Schatz, der nun nicht mehr weit weg war.
Wir veranstalteten am selben Abend noch ein großes Festmahl zu Yongguks Ehren, Himchan stellte sich uns freundlich als Koch bereit und Daehyun war außer sich vor Freude, hüpfte die ganze Zeit albern mit Junhong durch den Raum.
Ich war angespannt. Die Magie und das Meer waren unruhig und es half nicht, dass Yugyeom mir immer wieder mitleidige Blicke zuwarf, wenn er dachte ich würde nicht hinsehen. Es war noch nicht vorbei.
Ursprünglich hatte ich vermutet, dass sich mit Jaebeoms Tod auch mein ungutes Gefühl lösen würde, aber während ich seit dem wesentlich entspannter war, so wirkte es nun, als sei ich Ziel einer neuen Bedrohung geworden. Eine Bedrohung, die von einem der verbliebenen Crewmitglieder ausging.
Ich saß also etwas verkampft mit ihnen bei Tisch, neben mir den stillen Youngjae, während Yugyeom sich auf meiner anderen Seite leise mit Bambam unterhielt.
Yongguk saß mir gegenüber und sah immer mal wieder voller Rätsel in den Augen zu mir auf, musterte mich kurz, bevor sein Blick zu der schwarzen Kette an meinem Hals ging und er die Augen wieder abwandte. Natürlich wusste es inzwischen jeder, was es mit Jaebeom und mir auf sich gehabt hatte und es schien ihnen Angst zu machen, wie skrupellos ich meinen Seelenverwandten verraten hatte.
Besser so.
"Jinyoung-hyung.", sagte dann jemand und ich wandte mich zu Jongup um, dessen Haare heute ein tiefes Blau hatten, seine verstärkte Magie auswiesen. Auch sah ich frische Tätowierungen auf seiner Haut, die ebenfalls mit seinen Kräften zusammen hängen mussten.
Er grinste mich an, ein gruseliges und durchdringendes Grinsen, bei dem seine Augen vollkommen unberührt blieben.
Mir war kalt.
Fragend hob ich eine Braue in seine Richtung, sah aus den Augenwinkeln, wie Yongguk wieder zu mir auf sah.
"Trink mit uns.", bat Jongup mich nicht gerade vertrauenserweckend und ich zögerte, wusste zwar, dass das Meer mich beschützte, aber etwas stimmte hier dennoch nicht. Wie als sei jeder in ein Geheimnis eingeweiht, von dem ich nicht wusste. Wie als sei...
...
...wie als sei Jaebeom beispielsweise gar nicht tot.
Meine Augen weiteten sich kurz in Verstehen, dann zuckte mein Blick von dem grausam grinsenden Jongup zurück zu Yongguk, der mich ausdruckslos beobachtete, keinerlei Emotion verriet.
"Ich... Nachher vielleicht. Mir ist gerade etwas schwindelig, ich brauche frische Luft."
Damit schob ich brüsk meinen Stuhl zurück und verließ taumelnd den Raum, versuchte meine rasenden Gedanken in den Griff zu kriegen.
Hatte ich etwas übersehen? Alle Zeichen wiesen auf sein Ableben hin.
Die schwarzen Blumen.
Wie seine Dämonen verschwunden waren, sobald ihr Pakt vollendet war.
Youngjaes Schmerz.
Jongups Macht.
Er konnte unmöglich überlebt haben.
Und dennoch stürzte ich in die Kapitänskajüte und sah mich paranoid darin um, erwartete es, dass er plötzlich johlend unter seinem Schreibtisch hervor rollte oder schreiend aus dem Kleiderschrank sprang.
Aber nichts.
Keine Katzen, kein Jaebeom.
Hinter mir schloss sich die Tür mit einem Klicken und ich wirbelte zu Jongup herum, starrte ihn aus großen Augen an, während er nur besorgt an der Tür lehnte.
"Du bist bleich wie der Tod, stimmt etwas nicht?", fragte er leise und ich spürte meine Hände zittern, ballte sie unruhig zu Fäusten.
Etwas stimmte in der Tat nicht und ich schaffte es warum auch immer nicht das Meer zu Rate zu ziehen.
"Ich glaube ich habe ein Fieber... Muss zu lange im Wasser gewesen sein.", redete ich mich mit einem brüchigen Lächeln heraus, starrte gefroren in sein ewig leeres Gesicht.
"Manchmal leidet die andere Partei darunter, wenn ein Seelenteil stirbt. Es kann gut sein, dass es dir deswegen schlecht geht, aber das müsste bald besser werden.", murmelte er nachdenklich und trat dann einen Schritt mehr auf mich zu, um eine Hand an meine Stirn zu legen, etwas zu nahe zu stehen, um nicht verdächtig zu wirken.
Seine Hand war kühl, linderte das Pochen hinter meinen Schläfen etwas und aufatmend lehnte ich mich ihm entgegen, schloss für einen kurzen Moment die Augen.
"Es ist nicht besonders schlimm, weil ihr einander nicht geliebt habt... Aber du solltest dich dennoch für ein paar Tage ausruhen, ich werde Yongguk Bescheid sagen.", murmelte Jongup sanft, strahlte eine angenehme Körperwärme ab und ich seufzte bloß, fand Ruhe in diesem kurzen Moment.
Jongups Arm fand meine Hüften, bugsierte mich vorsichtig rückwärts zum Bett hin, das noch immer nach Jaebeom roch und mich willig empfing, als ich achtlos darauf nieder fiel, ein zufriedener Laut meinen Lippen entkam.
Jongup küsste ihn hinfort und ich ließ ihn machen, erwiderte träge die Bewegung seiner Lippen, während mein Körper sich endlich wieder entspannte, ich den Gedanken an Jaebeom aus dem Kopf verlor, um mich auf Jongup zu konzentrieren.
Die Matratze bog sich unter seinen Knien, als er vorsichtig wieder vom Bett krabbelte und die wunderbar duftende Decke über mich zog, leise das Licht löschte.
"Gute Nacht, Jinyoung.", flüsterte er leise von der Tür aus, während ich schon halb schlief und mein letzter Gedanke war es, ihn morgen daran zu erinnern, dass ich älter war als er, dann fiel ich in eine süße Dunkelheit.
In der Nacht entfaltete das Gift, das Himchan in unser Essen gemischt hatte dann endlich seine Wirkung und von Jongups Magie in einen warmen Kokoon gehüllt, erwachte ich nicht mehr.
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