XXII. Drei gingen hinein...
Jongup, Youngjae und ich waren die einzigen, die den Tod des großen Captains miterleben würden. Wir hatten beschlossen keine große Sache daraus zu machen und ihn einfach schnell zu töten, bevor er wieder erstarkte.
Dafür brachten wir ihn in seine Kajüte, gefesselt und gebunden, hilflos, solange Youngjae sich selbst mit einem Messer bedrohte.
Unser gemeinsames Abenteuer war kurz gewesen, sein Widerstand gegen mich letzten Endes zwecklos und er hatte sich sein eigenes Grab geschaufelt, indem er damals an meiner Tür aufgekreuzt war.
Dort, wo er nun zu meinen Füßen auf den Knien saß, schweigend zu mir hinauf starrte und die Augenbrauen in Unmut zusammengezogen hatte, war genau da, wo ich ihn haben wollte.
Das Meer sang mir ein süßes Triumphlied.
"Du tötest dich selbst, indem du mich tötest, Jinyoung. Es ist nie gut ausgegangen einen Seelenverwandten zu verlieren.", appellierte er gelassen an meine Vernunft, während ich zu meinem Gift griff, es spielerisch in seiner Phiole schwappen ließ.
Jongup und Youngjae standen an der Tür Wache und beobachteten mich mit einem Mix aus Ehrfurcht und Faszination, ein zufriedenstellender Zustand, den ich wesentlich mehr genoss, seit mich das Meer gelehrt hatte meine Macht zu meinem Vorteil zu nutzen.
Ich fragte, wie es wohl alternativ ausgegangen wäre. Ob ich Jaebeom verfallen wäre, nur um dann getötet zu werden, kaum hatte er seinen Schatz in den Händen.
"Das spielt nur für die, die aneinander hängen, eine Rolle. Ruhe in Frieden, ich werde Youngjae nichts tun."
Mit diesen Worten trat ich einen kleinen Schritt zu ihm und packte mir grob sein Haar, um seinen hübschen Kopf in den Nacken zu reissen, seinen widerwilligen Blick zu treffen.
"Du weißt, wer ich bin. Du weißt, dass ich mich in meinem nächsten Leben erinnern werde. Dass dich das treffen wird.", murmelte er mit demselben Feuer in den Augen, dass ich bereits von ihm kannte, nur war weiterhin kein Hass in seinem Blick.
Es verwirrte mich. Wie er mich nicht hassen konnte, trotz allem, was ich getan hatte.
Wer wusste, wären wir nicht seelenverwandt, hätte mir das Reisen mit einem Mann wie ihm womöglich sogar Spaß gemacht. Ich wäre frei gewesen.
Dennoch zögerte ich nicht.
Mit einem Blick auf Youngjae hin presste der Junge sich das Messer enger an den Hals, zog eine dünne, hellrote Linie und sofort fielen Jaebeoms Lippen auf, ich hätte wahrscheinlich auch noch weiter mit ihm gespielt, wenn Jongup nicht schon so ungeduldig mit dem Fuß tappen würde.
"Gute Nacht, Im Jaebeom. Wir sehen uns im nächsten Leben.", flüsterte ich dem wilden Mann leise zu und kippte dann das Gift in seinen Rachen, er verzog das Gesicht, als er in seiner Position schlucken musste.
Ich trat von ihm zurück, als sein Kopf schwerfällig auf seine Brust fiel, seine Hände sich zu Fäusten ballten.
Youngjae senkte den Dolch.
"Er gehört dir.", sagte ich mit einem Nicken zu Jongup hin und verließ auch diesen Raum gemeinsam mit den beiden Youngjaes, würde es nicht abwarten, bis auch dieser zum Schlachtfeld wurde.
Draußen dämmerte es bereits und ich spürte Bambams Müdigkeit bis hierher, er wünschte sich in sein Bett zurück.
Ich wandte mich Youngjae zu, der mit verschränkten Armen neben mir an der Reling lehnte, zufrieden grinste.
"Was habt ihr mit dem Rest der Crew vor? Behalten oder töten?", erkundigte ich mich seelenruhig bei ihm, beachtete es nicht weiter, wie über meine Gelenke Blumen sprossen, Youngjae sie fasziniert beobachtete.
"Jongsuk und Soohyun sind Jaebeom zwar zu guten Freunden geworden, aber für die richtige Gegenleistung kriegen wir sie gebändigt. Mark wird sich zurückziehen. Youngjae ebenfalls. Yugyeom ist dort, wo Bambam ist und der könnte uns gefährlich werden... Andererseits haben wir ja dich dabei und du hast ihn gezähmt, also werden wir wohl nur Yugyeom und Bambam mitnehmen.", überlegte er mir einem nachdenklichen Blick in den Sonnenaufgang hinter mir, ließ zu, dass das Licht über seine unschuldigen Züge glitt, seine wahre Verschlagenheit verbarg.
Ich nickte verständnisvoll und sah genau im richtigen Moment von der warmen Sonne zu meinem Handgelenk, um zu beobachten, wie die weißen und rosanen Blüten schlagartig schwarz wurden, im Wachstum erstarrten.
Ein kleines Lächeln geisterte über meine Lippen und ich senkte das Handgelenk wieder, sah zu Youngjae auf, der bewundernd auf die Kunst auf meinem Körper starrte, die von nun an für immer dort wäre, mich zeichnen würde.
"Es sieht aus wie eine Halskette.", lobte er leise und streckte eine Hand aus, um mein neues Halsband zu berühren, die Finger über samtige Blütenblätter gleiten zu lassen.
"Ich werde es mit Stolz tragen. Er hatte einen ehrenhaften Tod."
Youngjae nickte zustimmend und sah sich dann auf dem weiterhin widerwärtigem Deck um, wo das Blut bereits im Holz eingetrocknet war und auch die Segel nun in der Tat Rot statt Grün gefärbt hatte.
Ich musste wieder in der kühlen Luft des Morgens lächeln, fragte mich, ob Jaebeom das wohl noch gesehen hatte und stolz darauf war, obwohl es das Blut seiner eigenen Crew war.
"Daehyun erzählte mir einmal, dass die meisten Crewmitglieder nur hier sind, weil Jaebeom sie bezaubert hat... Es ist vielleicht besser so, so hatte er keine lächerlichen Schuldgefühle sie schützen zu müssen."
Youngjae gab bloß ein unbestimmtes Brummen von sich, betrachtete mit mir das erste Licht des neuen Tages, während der zweite Youngjae noch immer mit leeren Augen wie eine Puppe an Deck stand, keine Reaktion zeigte.
"Wir sollten das feiern. Und dann das Kopfgeld für ihn kassieren gehen. Ich sage sofort Yongguk Bescheid.", lachte er dann allerdings plötzlich neben mir auf und fragend sah ich zu ihm, um ein breites, kindliches Lächeln auf seinem Gesicht zu finden, das seine fuchsartigen Augen kunstvoll schwang.
"Mach das. Ist Jongup unter Kontrolle?"
So ein Gumiho war immerhin auch für mich kein Witz. Ich fragte mich, ob er sich wohl Jaebeom gegenüber als Kitsune ausgegeben hatte.
"Du kannst ja nachsehen gehen. Wenn du den Anblick verkraftest.", grinste Youngjae grausam, gab mir genug Antwort und verließ dann das Schiff, während ich mich zu seinem Namensgenosse wandte, der noch immer mit traurigen Flügeln an meiner Seite wartete und leise weinte, sein zitternder Körper zu sehr überwältigt von Emotionen, um richtig zu gehorchen.
Seufzend trat ich zu ihm.
"Du musst keine Angst haben. Ich versprach ihm dich zu verschonen und werde dich auch gehen lassen, sobald ich hier fertig bin. Was du ab dann tust, ob du ihm folgst, das ist deine Entscheidung. Antworte ehrlich."
Youngjaes leere Augen wanderten langsam zu mir hoch, starrten seelenlos in die meinen.
"Ich kann ihm nicht folgen.", brachte er erstickt heraus, wurde unterbrochen von den unkontrollierten Schluchzern, die seine Brust zum Beben brachten.
"Es wirst immer du sein. Er wird immer wieder dich haben, ihr werdet immer kämpfen und er für dich sterben."
Schweigend starrte ich ihn an, suchte einen Zweifel in seinem Gesicht, aber es stimmte, Jaebeom und ich waren es, die einander wiedersehen würden, nicht Youngjae.
"Vorerst wird sein Geist noch hier verweilen, womöglich nochmal das Gespräch mit mir suchen. Ich kann dich mit ihm reden lassen."
Damit wandte ich mich wieder von ihm ab, baute die gesenkten Blockaden zu seinem Kopf wieder auf, um weiter in Frieden in den Sonnenuntergang zu starren.
Ich hatte das richtige getan.
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