XV. Marinebasis
Ich stolperte etwas unschön aus dem Portal und gleich mal über einen Körper am Boden, schenkte dem vorerst keine Beachtung, um mich sofort aufmerksam nach Bambams unverwechselbarer Wolke an Magie umzusehen.
Ich befand mich in einem unbekannten Gang, dessen steril weißen Wände links und rechts von mir mit Blut von drei unterschiedlichen Farben getränkt waren und die eindeutig nicht zum Schiff gehörten. Viel eher sah das hier nach einer Art von wichtigem Gebäude aus, das im Normalzustand sehr ordentlich, wenn auch kahl war.
Ein Blick auf den Boden klärte all meine Fragen.
Die weiß-blauen Uniformen mit der Möwe auf dem Rücken ließ keinen Platz für Zweifel übrig und ich gab nur einen belustigten Laut über die schiere Absurdität der Situation von mir, bevor ich mit langen Schritten einen Weg um die vielen Körper am Boden ertastete, meinem Gefühl folgte, wenn es darum ging Bambam zu finden.
Ein langer, ehemals weißer Gang ersetzte den nächsten und überall war ein widerwärtiges Chaos an auseinandergenommenen Soldaten zu finden, aber kein einziger Pirat.
Ich nahm auch Bambam kaum war, was eigenartig war, entweder es handelte sich um eine Falle, die Hexen blockierte, oder er war bereits verschwunden. Allerdings war er hier gewesen. Vor gar nicht all zu langer Zeit.
Zu tief in meinen Gedanken und zu sehr von dem buchstäblich ausgestorbenen Gang in Sicherheit gewiegelt, bemerkte ich die sich näherende Gefahr beinahe einen Moment zu spät und schaffte es im letzten Moment nur noch beiseite zu springen, als zwei giantische Wölfe um die Ecke schossen und geifernd und unaufhaltsam den Gang entlang sprengten.
Ich stolperte schockiert gegen die Wand, aus ihrem Weg und direkt in einen Placken Blut, glitt an der glitschigen Stelle ab und fiel erneut über einen unnachgiebigen Körper, musste mich abermals an der Wand abfangen und verzog dann das Gesicht, als das fremde Blut sofort an meiner Hand kleben blieb.
Mein Herz raste von den vielen kleinen Schocks auf ein Mal.
Angewidert versuchte ich die eklige Flüssigkeit abzuschütteln und sah mich dabei konfus um, hatte den Auftritt der beiden Wölfe etwas verpasst und traf sehr direkt den Blick des weißen Ungetüms, das im Gang verharrt war und mich fragend anstarrte.
Verwirrt starrte ich zurück, empfing außerdem keinerlei Art von Anzeichen, dass dieses Wesen mit mir sprechen wollte und wusste in erster Linie auch gar nicht, wie es hier hinein gekommen war, durch Türen passte es nämlich nicht.
Ich blinzelte zweimal, hörte auch auf meine Hand zu schütteln und der Wolf setzte sich artig auf die Hinterbeine, ließ die Zunge hechelnd aus seinem blutverschmierten Maul hängen und begann dann mit einem Mal zu schrumpfen, Knochen knackten und Haut zog sich unangenehm zusammen, als er zum Mensch wurde.
Kein besonders ästhetischer Wandel.
Vor mir saß Jackson, nackt und mit Blut im Gesicht und an einigen Stellen seines Körpers und grinste mich strahlend an, schien hoch erfreut mich zu sehen.
"Na wenn das mal keine Überraschung ist, hm? Du siehst übel aus... Also übel blumig. Ist bei deiner besseren Hälfte alles in Ordnung? Du hast einen Bart, weißt du?"
Bessere Hälfte, als ob.
Grummelnd zog ich mir den Stoff meines Rollkragenpullovers über die Nase. Ich konnte es mir gerade nicht leisten geoutet zu werden, auch wenn Jackson noch keine Schlüsse gezogen zu haben schien.
"Er hat vorher einen Topf heißes Wasser über sich geleert, aber er ist okay.", log ich also ohne mit der Wimper zu zucken und Jacksons Augen blitzten bei dem Wort 'er' auf, während sein Grinsen nur noch breiter wurde, als er sich interessiert näher beugte.
"Warum bist du dann nicht bei ihm, sondern hier?", fragte er mehr als ausgefuchst und ich zögerte kurz.
Entweder ich brachte eine lahme Ausrede, dass ich wegen meinem Schlüssel zurück gekommen war, oder ich machte ihnen weiß, dass ich nie fort gewesen war, würde mein ungewolltes Abenteuer hier dann allerdings fortsetzen müssen.
Seufzend holte ich Luft.
"Ich war nur hier, um meinen Schlüssel zurück zu holen. Ich brauche ihn zwar nicht, aber euch gehört er nicht.", schwindelte ich weiter und Jackson hob skeptisch eine Braue.
"Und hast du ihn gefunden?"
Ich schüttelte den Kopf, gab mich mitleidig.
"Nein... Vermutlich ist er hier irgendwo verloren gegangen, ich war gerade auf dem Weg nach draußen.", sagte ich glatt durch den von meinem Atem angewärmten Stoff meiner improvisierten Maske und betete, dass er mich einfach gehen ließ, sich nicht darum scherte, was ich tat.
Er quietschte allerdings mit einem Mal schrill und deutete anklagend mit einem Finger auf mich, fing sich gerade noch, um nicht aufzuspringen und sehr entblößt im kalten Gang zu stehen.
Verwirrt starrte ich ihn an.
"Du hast gelogen! Wow, ich wusste, dass Mark recht hat! Du kommst direkt aus der Richtung, wo Jaebeom-hyung ist, hast aber den Schlüssel nicht, also bist du wegen etwas anderem hier! Ich habe dich erwischt!"
Mich überlief es eisig kalt, weil ja, ich hatte mich zu Defsoul transportiert, wenn auch mit Bambam als Ziel. Es war der größte Fehler ihn als Ausrede zu verwenden.
Ich lachte nervös.
"War er dort? Ich habe ihn nicht gesehen...", murmelte ich lahm die Wahrheit, hatte tatsächlich nicht darauf geachtet, obwohl er quasi direkt neben mir gewesen sein musste. Vielleicht war er zu verletzt, um mich zu bemerken. Tot war er jedenfalls noch nicht. Die Blumen waren noch immer leicht gräulich, aber nicht schwarz.
Bevor Jackson antworten konnte, machte der andere Wolf seine Rückkehr, dieses Mal allerdings mit einem reglosen Körper im Schlepptau, den er behutsam mit dem Maul im Nacken hielt, über den blau-weißen Leichenteppich trug.
Jackson sprang nun doch auf und ich wandte eilig meine Augen ab, versuchte nicht zu starren, als er zu dem anderen Wolf hinüber rannte und besorgt zu reden anfing, Wolf und Mann gleichermaßen zuquasselte.
Ich traf nur kurz den mörderischen Blick des schwarzen Ungetüms, dann wandte ich mich um und wanderte davon, interessierte mich gerade wirklich nur dafür, wo Bambam abgeblieben war, und warum ich ihn selbst durch meine Magie nicht erreichen konnte.
Niemand hielt mich davon ab, als ich emsig den Gang hinab wanderte, Jacksons Stimme hinter mir endlich leiser wurde, auch wenn sie immer mal wieder in Protesten anschwoll.
Problematisch wurde es erst, als mich plötzlich eine Hand am Fuß packte, die Toten am Boden nicht alle so tot waren, wie ich sie gerne hätte und ich verlor schon wieder aus dem Konzept gebracht das Gleichgewicht, landete dumpf auf anderen, erkaltenden Körpern.
Dem Mann, der nach mir gegriffen hatte, fehlte ein Bein und auch sein schmerzverzerrtes Gesicht war von Blut verschmiert, als ich erschrocken nach ihm kickte, auf einen unerwartet starken Widerstand traf.
"Ihr verdammten... Mistkerle! Ich werde... euch alle... umbringen!"
Damit warf er sich auf mich und seine langen Zähne blitzten nur kurz auf, dann warf ich mich bereits instinktiv weg, hörte ihn mit einem abscheulichen Geräusch ein Stück Fleisch aus dem Körper, der eben noch hinter mir gewesen war, reissen.
Mein Blut gefor in meinen Adern.
Er hatte noch immer meinen Fuß, weswegen ich leicht panisch stärker nach ihm kickte, mich dabei suchend nach einer Waffe umsah, aber die Wände verschwammen zu einem Mix aus Rot und Weiß um mich, erschwerten mir eine klare Sicht.
Die Kreatur, die mich hielt, verlor im Eifer ihres tobsüchtigen Aufbäumens allerdings schnell ihren Griff an mir, weil ich zappelte und ich schaffte es taumelnd auf die Füße und einige Meter von ihm weg, atmete auf, als er es nicht mehr hoch schaffte und betete nur, dass er schnell starb.
Das war das Problem mit meiner Magie. Ich konnte nur mit Wasser physischen Schaden anrichten und das meidete ich ja bekanntlich.
Er röchelte, hustete Blut und durchlebte mit etwas Glück gerade seine letzten Züge, aber ich bemerkte es zu spät, wie er mit zittrigen Fingern nach der Pistole an seiner Seite gegriffen hatte.
"Ich nehme... dich mit mir... fahr zur Hölle."
Und er drückte ab, war sofort tot, aber die Kugel raste dennoch auf mich zu und ich verstand nicht, was ich tun musste.
Verdammt, auf mich war noch nie jemand mit einer Waffe los gegangen!
Ein hartes Gewicht prallte an meinen Rücken, riss mich aus der Schussbahn und erschrocken kniff ich die Augen zusammen, spürte einen scharfen Schmerz, wo die Kugel meine Wange streifte, meine Maske aufriss und prallte dann auch schon auf dem Boden auf, lag unbequem zwischen einer Masse an fremden Körperteilen.
"Hyung!", hörte ich es sofort von Jackson und Schritte wurden laut, dann zog mich jemand hektisch vom Boden hoch und ich taumelte in Jacksons Arm, warf einen Blick auf meinen Retter.
Blumen erblühten zwischen den unzähigen Schnitten und Verbrennungen auf seinem Gesicht und Jackson fiel die Kinnlade herunter, als er zwischen mir und ihm hin und her sah.
Ich traf Defsouls brennenden Blick mit nackter Angst in den Augen.
Verdammt.
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