35. Das Ungetüm
Hi meine Lieben,
Ich muss mich zuerst einmal bei euch entschuldigen. So eine lange Schreibpause hat es noch nie gegeben, aber die Q 11 ist echt total stressig D: und ich habe derzeit leider nurnoch sehr wenig Zeit zum schreiben.
Aber hier ist endlich ein neues Kapitel :) Ich bin mir nicht ganz sicher ob es Sinn ergibt, aber ich hoffe es gefällt euch :D
HEL Luna
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35. Kapitel. Das Ungetüm
Ein markerschütterndes bösartiges Knurren ertönte durch den Wald. Dunkler und gefährlicher als alles was ich bis dahin gehört hatte. Nur ein Monster, so war ich mir sicher, konnte solch ein Geräusch von sich geben.
Und nun schien es direkt hinter mir zu sein.
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Langsam drehte ich mich herum.
Ich konnte das schnaufen und den heißen Atem des Tieres direkt vor meiner Nase wahrnehmen. Das Monster schien eine Hitze auszustrahlen, die alles, was nicht mindestens 3 Meter weit von ihm entfernt war, zum Schmoren gebracht hätte.
Trotz dieser ungeheuren Wärme, die mich doch eigentlich hätte zum Schwitzen bringen müssen, zitterte ich, fror ich als wäre es der tiefste Winter und musste das Bedürfnis unterdrücken, laut mit den Zähnen zu klappern.
Mit einer Hand begann ich verzweifelt nach meinem Zauberstab zu suchen, erst in meinen Hosen- und Jackentaschen, in meinen Ärmeln, meiner Tasche, schließlich sogar in meinem Schuh und hinter meinem Ohr. Aber der Stab des Merlin blieb unauffindbar.
Die Ernüchterung welche mich überflutete, als mir langsam bewusst wurde das ich ihn in der Höhle zurück gelassen haben musste, schien meinen Körper für einen Moment nahezu zu betäuben.
Verkniffen biss ich mir auf die Lippen. Gut, es war kein Problem für mich ohne ihn zu zaubern, doch mir fehlte einfach die Sicherheit, wenn er nicht bei mir war . In einem Kampf, hatte er außerdem noch nie an meiner Seite gefehlt. Und egal wie mächtig ich auch zu sein schien, die größeren Zauber gelangen mir ohne ihn einfach noch nicht so perfekt.
Magie ohne ihn war wild, schwer zu kontrollieren und manchmal einfach zu viel für meinen Körper.
Ich wusste einfach nicht was ich ohne ihn tun sollte.
Langsam ging ich rückwärts. Schritt für Schritt, bis ich an die harte Rinde eines breiten Baumes stieß. Wieder war da dieser heiße Atem in meinem Gesicht. Das Ding war mir anscheinend Meter für Meter gefolgt und hatte mir gleichzeitig meine einzige Fluchtmöglichkeit versperrt.
Um das Bedürfnis zu unterdrücken panisch auf zu keuchen, biss ich mir so fest es ging auf die Lippe, doch auch das nützte nichts.
Ich versuchte kein Geräusch von mir zu geben, leise wie eine Maus zu sein. Immer in der Hoffnung es würde sich dann einfach wieder verziehen.
Doch keine Chance. Das Ding blieb an Ort und Stelle.
Ich begann hektisch zu atmen, als mir plötzlich bewusst wurde, dass ich jetzt keine Wahl mehr hatte. Ich musste hier weg, ich musste mich verteidigen, ich musste kämpfen und vor allem musste ich jetzt irgendwas tun.
Entschlossen und mit einem angestrengten Keuchen drückte ich meine beiden Hände nach vorne, mit aller Kraft in das ruppige Fell des Ungetüms hinein. Für einen Moment konnte ich starke Muskeln, verfilztes Fell und die heiße Körperwärme des Tieres unter meinen Fingern wahrnehmen. Dann wurde es mit einem animalischen Brüllen einige Meter von mir geschleudert und kam mit einem lauten keifenden Schnauben auf dem Boden auf.
So schnell ich nur konnte drehte ich mich auf der Stelle um und rannte noch viel tiefer in den Wald hinein, als ich mich bis jetzt gewagt hatte.
Meine Füße trommelten in regelmäßigen Abständen auf den Boden, ließen die Zweige brechen und zermalmten die Blätter unter meinen Schuhen. Der Wind peitschte mir ins Gesicht, die Äste hinterließen schmerzhafte Striemen auf meinem Körper und der Regen schien sich auf meiner Haut in Eiswasser zu verwandeln.
Doch schon nach einigen Minuten ertönte das röchelnde Schnauben des Ungeheuers unmittelbar hinter mir.
Es verfolgte mich also noch immer.
Wie sollte ich den gegen etwas kämpfen, was ich gar nicht sehen konnte?
Während ich immer weiter rannte, strömte meine Magie wie ein Sturm um mich herum, um jedes Hindernis in meiner Umgebung zu erkennen und mich rechtzeitig zu warnen wenn Gefahr drohte. Wir beide, waren mittlerweile ein Eingespieltes Team und es bereitete mir mittlerweile keine Mühe mehr diesen Kraftakt auszuführen. Ich vertraute meiner leitenden Macht, welche mich doch vor allem in diesem Wald schützen sollte. Noch nie hatte sie mich enttäuscht.
Doch heute war etwas anders. Der Regen trübte meine Sinne und verwirrte meine Magie, was den Weg unberechenbar und gefährlich werden ließ.
Ich hatte Angst und durch die letzten Monate hatte meine Kondition stark nachgelassen, eine Tatsache die ich jetzt deutlich zu spüren begann.
Irgendwann ging es einfach nicht mehr und mit zittrigen Knien blieb ich schließlich stehen.
Das röchelnde und schnaufende Wesen hinter mir, schien ich abgehängt zu haben, aber wer wusste schon wann es mich wieder einholen würde.
Lange würde es wohl nicht mehr dauern.
Einige Momente brauchte ich um wieder Luft zu bekommen, dann drehte ich mich verwirrt auf der Stelle. Nun hatte ich endgültig die Orientierung verloren und wusste nun auch nicht mehr, aus welcher Richtung ich gekommen war oder von welcher Seite das Mistvieh mich nun jeden Moment angreifen könnte. Aber aufgeben würde ich sicherlich nicht. Verkniffen biss ich mir auf die Lippe, Ich musste doch nichts anderes tun als lauschen. Doch der Regen verursachte ein solch stetiges Tröpfeln das mir selbst das unmöglich erschien.
Den Aufprall spürte ich noch bevor ich auch nur das kleinste Geräusch hatte wahrnehmen können. Ich spürte noch wie sich die zwei Hörner des Ungetüms in meine Seiten bohrten, bevor ich völlig unkoordiniert durch die Luft flog. Hart landete ich auf dem harten kalten Boden und war mir fast sicher das einige meiner Knochen das nicht besonders gut überstanden hatten. Alle Luft wurde aus meinen Lungen gepresst und mir entfuhr nur ein erbärmliches Japsen als ich verzweifelt versuchte wieder Sauerstoff in meine Lungen zu pumpen.
Das Blut pochte laut in meinen Ohren und mein Kopf schien jeden Moment zu zerbersten.
„Nicht aufgeben Emily!", leise keuchend, krallte ich meine Finger in die Erde und versuchte meine letzten Kraftreserven zu sammeln, um meinem Gegner erneut entgegen treten zu können.
Ich konnte das Misttier praktisch vor meinem inneren Auge auf dem Boden scharren hören und langsam versuchte ich mich mit den Armen aufzustemmen.
Ich hatte keine Ahnung wie das Ding vor mir aussah, aber ich hatte die Vermutung das es eine Menge spitzer Zähne und zwei gewaltige Nüstern haben musste, wenn es schon solche Geräusche verursachen konnte.
Als ich mich langsam auf die Beine stellte, war ich mir für einen Moment nicht sicher ob sie mich wirklich tragen würden. Doch sie taten es. Etwas zittrig stand ich auf den Füßen und versuchte mit meinen Händen mein Gleichgewicht zurück zu erlangen und nicht allzu sehr zu schwanken. Ich war mir sicher, hätte ich etwas sehen können, hätte sich die Erde um mich herum gedreht.
Ich konnte deutlich spüren das etwas Warmes an meinen Knien, meinen Armen und meinem Rücken herunter lief und mir war sofort klar, dass ich blutete. Mein Aufprall war wohl doch stärker gewesen als ich gedacht hatte.
„Wo bist du nur!", leise vor mich hin flüstern ließ ich meine Magie aus mir herausströmen. Wie Milliarden Fühler streckte sie sich über den Waldboden aus, betastete jeden Stein und schließlich das Ungetüm.
Es schien etwas rechts von mir zu stehen und war in etwa so groß wie ich, allerdings mindestens dreimal so breit und wahrscheinlich auch dreimal so stark.
Innerlich wappnete ich mich auf einen Angriff, doch das Tierwesen vor mir...es tat nichts. Nicht ein Muskel rührte sich, nicht ein Fell Haar zuckte, es schien wie erstarrt. War es meine Chance oder war es nur die Ruhe vor dem Sturm? Was würde passieren wenn ich es angreifen würde? Sollte ich es wagen?
Eine Sekunde zögerte ich noch, doch dann hatte meine Impulsive Seite meine Vorsicht und mein Gewissen überstimmt und ich hob beide Arme. Mit aller Kraft die aufbringen konnte schickte ich einen gewaltigen Luft Stoß in seine Richtung, meiner Selbst sicher, dass es ihn mindestens 20 Meter fortschleudern würde. Doch falsch gedacht, anscheinend hatte das Mist Ding auch noch einen Abwehrmechanismus oder etwas in der Art.
Der Luftstrom sauste auf das Ungeheuer zu, doch statt es in den Himmel zu schleudern spürte ich, wie es einfach um es herum floss. Nicht nur das, dieses Mistvieh schien meine Magie geradezu absorbieren. Meine Magie verpuffte im Nichts.
Erschrocken hielt ich einen Moment inne, nur um in der nächsten Sekunde einen erneuten Versuch zu starten. Diesmal schickte ich einen gezielten Betäubungszauber, welcher im Normalfall sicher einen Elefanten umgehauen hätte, in seine Richtung. Doch nicht dieses Vieh. Schon wie zuvor und auch bei meinen folgenden zwei Versuchen verschwand meine Magie einfach im Nichts.
Ich fühlte mich irgendwie richtig Wehrlos. Vorhin, da war ich mir sicher, hatte meine Magie noch gewirkt. Warum nur jetzt nicht mehr?
Unsicher wippte ich von einem Bein aufs andere.
Ich konnte spüren wie meine Handflächen zu schwitzen begannen, mein Herz raste und mich langsam aber sicher der Mut verließ.
Ich konnte meinen Angreifer nicht sehen, wusste nur ungefähr wo er stand, ich hatte keine Ideen, nicht wirklich viel Muskelkraft, war erschöpft und nun schien meine Magie auch nicht mehr zu wirken. In diesem Moment fühlte ich mich so Machtlos wie niemals zuvor. Ich sollte wohl damit abschließen und einfach akzeptieren, dass ich die Kontrolle über die Situation verloren hatte. Wie es komme, würde ich es akzeptieren müssen. Durch die Resignation welche sich in mir ausbreitete hatte ich das dringende Bedürfnis meine Augen zu schließen und einfach zu verschwinden. Da ich diese jedoch seit einer Ewigkeit nun schon nicht mehr geöffnet hatte, blieb mir wohl auch dieses letzte Bedürfnis verwehrt.
Ich hörte die scharenden Hufe des Tieres und das Keuchen seines Atems.
Für den Kampf bereit, schien es schon in Angriffsposition zu gehen.
Ein Angriff der meinen Tot bedeuten könnte.
Wie im Einverständnis mit der Welt ließ ich meine Arme unnütz an den Seiten meines Körpers herabbaumeln, stand still und tat absolut nichts, um mich selbst zu retten. Meine Magie hatte sich zurückgezogen und plätscherte in ruhigen Wellen durch meinen Körper. Nicht länger auf einen Angriff vorbereitet, atmete ich noch ein letztes Mal tief ein und aus.
Was immer geschehen würde, würde geschehen und ich würde es akzeptieren.
Ich war grad einfach zu müde um mich noch zu wehren.
Wie ein Mantra schwebte dieser Satz durch meinen Kopf und ohne das ich es verhindern konnte, breitete sich ein leichtes Lächeln in meinem Gesicht aus.
Es gab nur noch mich und den Frieden um mich herum.
Noch einmal ertönte das Scharren des Monsters bevor einzig und alleine nur noch das Hufgetrappel hörbar war, begleitet von einem lauten, gefährlich klingenden Schnauben. Stetig trommelten die Pranken meines Feindes auf dem Boden, Meter für Meter immer näher kommend ,schleppte es seinen gewaltigen Körper mitsamt Hörnern in meine Richtung.
Weit konnte es nicht mehr entfernt sein, da passierte es.
Innerhalb von einem Sekundenbruchteil wurde es mir klar.
Als meine Magie zuvor auf das Tier gewirkt hatte, berührten meine Hände das Fell dieses Tieres. Ich musste es nur anfassen, dann konnte ich mir wehren!
Ich hatte wieder eine Chance!
Vor Überraschung riss ich aus Gewohnheit meine Augen auf und.... ich konnte wieder sehen.
Alles bildete sich so klar, wie schon vor meiner Blindheit vor mir ab und in Sekundenschnelle sog ich meine Umgebung in mich auf. Hochgewachsene, dicht aneinander gereihte Bäume, endloses Gestrüpp und das gelegentliche aufblitzen eines Stückes des wolkenbehangenen Himmels.
Doch kein gefährliches Ungetüm, wie ich es erwartet hatte, mit borstigem Fell, gigantischen Hufen, grauenerregenden Zähnen und bösartigem Blick wartete auf mich.
Ich sah absolut nichts, da war nichts, nur den Wald direkt vor mir. Kein Ungeheuer. Keinen Feind.
Trotzdem hörte das stetige Trommeln nicht auf und in diesem Moment, konnte ich das Wesen immer noch in meiner Nähe spüren. Nicht durch meine Magie, nein, eher unterbewusst.
Ohne groß darüber nachzudenken, entschloss ich mich, diesmal freiwillig, meine Augen erneut zu schließen und dem Sehen für einen Moment zu entsagen.
Die Funktionsfähigkeit meiner Augen schien mir die Sicherheit zu geben, die ich brauchte und auf einmal war die Kontrolle meiner Magie leichter, fließender und angenehmer als je zuvor.
Ich konnte das Monstrum spüren, auch wenn ich es nicht sehen konnte, es war da und kam immer und immer näher.
Ohne zu zögern brachte ich mich in Position. Einen festen Stand, meine Augen geschlossen, konzentriert wie nie und mit erhobenen Armen, wartete ich auf das Näherkommen des Tiers.
Nur noch wenige Schritte trennten uns...
Mein Herz schien von Sekunde zu Sekunde schneller und schneller zu schlagen. Meine Magie pulsierte von Moment zu Moment impulsiver. Und dann hatte das Ding mich erreicht...
Mit aller Kraft stieß ich meine Hände in das borstige Fell des Tieres und ließ meine Magie entströmen.
Wie tausend Speerspitzen jagte sie in das Tier und warf es einige Meter rückwärts auf den Boden. Ein Keuchen entfuhr mir, das hatte mehr Kraft gekostet als ich vermutet hätte und doch hatte es nicht gereicht.
Ehe ich reagieren konnte war das Monstrum wieder auf den Beinen und kam in einer Atemberaubenden Geschwindigkeit auf mich zu.
Meine Reaktion, war gleich null.
Zum Widerholten Male an diesem Tag krachten die Hörner des Ungetüms in meinen Körper, zerquetschten mein Fleisch, zerrissen meine Haut und schienen meine Rippen zum Brechen zu bringen.
Mir stockte der Atem, der scharfe Schmerz welcher sich plötzlich an jeder Stelle meines Körpers bemerkbar machte, war unbeschreiblich. Ich spürte nicht einmal mehr wie ich durch die Luft flog und hart auf dem Waldboden aufkam.
Die Waldkronen über mir drehten sich in einer Atemberaubenden Geschwindigkeit und mein Kopf brummte als würde Merlin darin eine Party feiern. Für einen Moment konnte ich nichts anderes tun, als stumm liegen zu bleiben und tief durch zu atmen. Ich konnte beim Besten Willen keinen Muskel mehr rühren. Eigentlich konnte ich nichts anderes tun, als darauf zu warten das das Tier ein weiteres Mal angreifen und mich vollends erledigen würde. Doch der erneute Angriff kam nicht...
Das Schnauben des Tieres jedoch war immer noch deutlich hörbar. Sein Scharren, die Hitze seines Körpers und seine Anwesenheit waren auch jetzt noch wahrnehmbar.
Langsam, sehr sehr langsam, nahm ich meine letzten Kräfte zusammen und versuchte mich mit den Händen aufzustützen. Jede kleinste Bewegung bereitete mir schreckliche Schmerzen und auch wenn ich wusste das meine Magie nicht lange brauchen würde, um meine Schmerzen zu lindern und meinen Körper zu regenerieren, konnte ich mich kaum zu überwinden mich aufzurichten.
Das Blut pulsierte laut in meinen Ohren als ich meinen Oberkörper anhob und mehrmals blinzelte, um den Schwindel in meinem Kopf zu vertreiben.
Natürlich konnte ich auch jetzt das magische Wesen nicht sehen, dafür sah ich aber etwas anderes. Einige Meter von mir entfernt saß ein kleines weißes etwas im Laub und starte mich aus großes dunklen Augen besorgt an.
Leise keuchte ich auf: „Mimi!"
Als ich meine kleine weiße Freundin sah schoss sofort neues Leben in mich und langsam schaffte ich es mich in eine sitzende Position zu erheben. Mehr Bewegung war in diesem Moment einfach nicht drin. Der weiße Fell Ball war in Sekunden schnelle bei mir und sprang mit solcher Vorsicht auf meinen Schoss, dass ich mich einfach nicht zurückhalten konnte und sie fest an mich drückte.
„Bei Gott, mach das nie nie wieder."
Schnurrend gab meine kleine Beschützerin ihr Einverständnis, bevor sie sich vorsichtig wieder von mir löste. Erst jetzt bemerkte ich das sie etwas zwischen ihren Zähnen trug. Neugierig blickte sie an, dann stieß ich einen Aufschrei aus, der mir im selben Moment einen stechenden Schmerz in meiner Lunge bescherte und mich zum Zusammenzucken brachte.
Der Zauberstab, Der Zauberstab Merlins, der Zauberstab seiner Erbin, mein Zauberstab, klemmt unversehrt zwischen Mimis spitzen Reiszähnen und funkelte in all seiner Pracht vor sich hin. Fast schon Glückselig strecke ich meine Hand danach aus und schnappte mir meinen Stab.
„Hallo alter Freund!", ein Siegessicheres Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus, als ich ihn hob und auf das Nichts vor mir richtete, in welchem sich das Ungetüm verbarg.
„Manifestare!"
Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern doch der Spruch erfüllte sofort seine Wirkung als ein silbrig glänzender Strahl aus meinem Stab in das Nichts vor mir schoss. Zuerst schien nichts zu geschehen, doch dann begann die Luft vor mir zu flackern, zu schimmern und sich schließlich vor mir aufzuteilen. Glitzernde Fäden aus Silber flossen wie Wasser aus dem Nichts zum Boden und eröffneten mir endlich einen Blick auf meinen Gegner.
Es war grauenvoller, als ich es mir in meinen schlimmsten Albträumen hätte ausmalen können und fast bereute ich meinen Zauber. Auf den ersten Blick hätte es wohl einem 3 Metergroßen garstigen Wildschwein mit borstigem Fell ähneln können, wäre da nicht sein Hinterteil und sein Gesicht gewesen. Anstatt zweier Hinterläufe besaß das Ding eine Art schwarzen Schlangenschwanz der mit einigen Stacheln versehen zu sein schien. Sein Gesicht war nicht mehr als eine Fratze. Große glühende rote Augen starrten mir bösartig entgegen, es hatte eine Schweinschnauze aus welcher dicker grauer Rauch aufstieg und zwei gewaltige Stoßzähne mit denen es sicher einen Bären hätte aufspießen können.
Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich musste die Zähne zusammenbeißen um den Reflex zu unterdrücken den Blick abzuwenden.
Nun waren wir gleichauf.
Mit großer Anstrengung schaffte ich es mich langsam aufzurichten. Mit der einen Hand tastete ich mich immer weiter an einem Stamm entlang, während meine andere den Zauberstab fest umklammert hielt. Mimi schlich nervös um meine Beine herum um mich zu beruhigen, während ich wie ein Mantra immer wieder „es wird uns nichts tun, es wird uns nichts tun...", vor mich hin flüsterte.
Unsere Blicke trafen sich und ich begriff dass dieses Monstrum, dieses Wesen vor mir, genauso stark und widerstandsfähig war wie ich selbst. Ich hatte ihm seine größte Waffe, seine Unsichtbarkeit, genommen und trotzdem stand es noch genauso selbstbewusst und gefährlich vor mir, wie zuvor. Ich konnte nichts gegen es ausrichten.
Fest presste ich meine Lippen aufeinander.
Und dann griff es an.
Wie schon die Male zuvor donnerte es in seiner ganzen Masse auf mich zu, doch diesmal konnte ich es sehen. Sein Schlangenschwanz peitschte hinter ihm her und riss Zweige und Äste von den Bäumen, seine Hufen hinterließen tiefe Abdrücke in dem Boden unter ihm und seine Nase stieß kleine Flämmchen aus.
Aus einem inneren Instinkt heraus riss ich den Zauberstab herum, bildete einen glühenden Kreis in der Luft und stieß hindurch.
Ein Feuer wie ich es noch nie zuvor erschaffen hatte bildete sich aus dem Nichts in der Luft und schoss auf das Monstrum zu. Atemlos sah ich zu wie mein magisches Feuer das Tier erreichte. Für einen Moment dachte ich gesiegt zu haben, doch nein. Das Wildschwein oder was es auch war machte eine schnelle Drehung und mein Feuerball traf auf seinen Schlangenschwanz. Wie als wäre das nichts gewesen, saugte die Haut des Tieres meine Magie einfach auf.
Nur Sekunden später schien der Schlangenteil des Monsters zu glühen.
Meine Magie war nun zu seiner Waffe geworden.
Überrascht wich ich zurück, während das Ungetüm immer und immer näher kam.
Probehalber ließ ich mit einem kleinen Aquamenti ein wenig Wasser in seine Richtung schwappen. Doch nichts. Ich hatte es auch nicht erwartet.
Meine Position schien dermaßen schnell zwischen Angreifer und Opfer zu wechseln das mir schon fast schwindelig zu werden drohte und in diesem Moment wäre ich definitiv lieber der Angreifer gewesen.
Stattdessen wich ich Schritt für Schritt zurück bis ich, wie schon so oft, einen Baumstamm in meinem Rücken spüren konnte.
Man die waren wirklich überall.
Bevor ich reagieren konnte, drehte das Wesen vor mir eine galante Pirouette und peitschte mir seinen glühenden Schlangenteil ans Bein. Vor Schmerz stöhnte ich auf und krümmte mich für einen Moment zusammen. Das Feuer hatte mein Jeans an der Stelle in Sekundenschnelle weggebrannt und eine große Brandwunde an meinem Bein hinterlassen.
„Mistvieh!"
Blitzschnell streckte ich meinen Arme aus und drückte dem Ding meine Hände mitsamt Zauberstab in die Seite.
All meine Wut, mein Schmerz und meine Angst verließen mich und strömten in das Wesen vor mir.
Ich konnte Spüren wie es unter meinen Fingern zu zucken begann.
Wie mein Leid, sein Leid wurde und es langsam vor mir zurückzuweichen begann.
Ich fühlte mich leicht wie eine Feder und endlich hatte ich genügend Kraft es mit einem letzten Zauber zurückzuwerfen.
Es stolperte noch einige Meter, bevor es sich knurrend abwandte und in den Wald davonlief. Ich hatte gewonnen. Ich hatte überlebt.
Erleichterung durchströmte mich und am liebsten hätte ich laut aufgeschluchzt. Ich konnte spüren, dass es nun vorbei war. Der schwere Druck auf meiner Brust, der mir gezeigt hatte das ich hier nicht verschwinden konnte, lag nun nicht länger auf mir. Ich konnte wieder frei Atmen.
Hatte Merlin mich nun endlich wieder entlassen?
Noch immer fragte ich mich warum er mir das angetan hatte. War es eine Lektion gewesen? Und wenn, welche Intention konnte sie nur gehabt haben. Hat er mich in Gefahr gebracht damit ich meine Magie verbessere oder damit ich wie ein kleines Kind irgendwelche Regeln lernte. Oder war ich überhaupt ernsthaft in Gefahr gewesen?
Ich konnte mir nicht sicher sein.
Egal wie beunruhigt ich vor einigen Minuten auch noch gewesen sein musste, egal wie viel Angst ich gehabt hatte. Nun gab es wichtigeres zu tun. Ich musste hier weg, Ich musste herausfinden wie lange ich weg gewesen war, was alles während meiner Abwesenheit passiert war und vor allem musste ich sehen wie es Fred und Harry ging. Nun den zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben.
„Komm her kleines!", sachte streckte ich meinen Arm etwas entgegen Boden, sodass Mimi daran herauf auf meine Schulter springen konnte.
Ich atmete noch ein letztes Mal tief durch, hob meinen Zauberstab und machte eine schnelle Bewegung. Dann dissapparierte ich....
Diesmal konnte ich spüren wie der Zauber seine Arbeit tat.
Farben wirbelten wirr um mich herum und auch wenn mir davon übel wurde behielt ich meine Augen offen, zu lange hatte ich sie geschlossen gehalten.
Als sich der Raum um mich herum wieder manifestierte, hatte ich mein Ursprüngliches Ziel erreicht.
Ich stand in mitten von Tonks hell beleuchtetem Wohnzimmer. Kurz registrierte ich noch die Schränke voller Bücher an den Seiten, ihr gemütliches Sofa und das Blut welches ich auf ihren bunten Flickenteppich verlor.
Ich konnte meine beste Freundin aufschreien und irgendetwas zerbrechen hören als sie das Zimmer betrat, dann sank ich langsam in mich zusammen.
Tiefe schwärze umgab mich.
Der letzte Zauber hatte mich zu viel Kraft gekostet
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